Auch wenn die Saison noch nicht in allen Ligen beendet ist, wird es langsam Zeit einmal einen kurzen Blick auf die Gewinner und Verlierer der Saison zu werfen, zumal die Entscheidungen auch in Regional- und Oberliga (zumindest was die Vereine in Ostdeutschland angeht) bereits gefallen sind.
Bundesliga: Zu den Bayern muss man sicher nichts mehr sagen. Erfolgreich und (gegen Ende der Saison) auch ungewöhnlich ansehnlich war ihr Auftreten in gleich 3 Wettbewerben, auch wenn die ganz große Krönung verdientermaßen nicht stattfand. Hier wird es spannend sein, wie die Bayern ihr hohes Niveau halten wollen. Neben Schalke oder besser Magath ist vor allem Borussia Dortmund die positive Überraschung der Saison. Mit einer eher durchschnittlichen Mannschaft haben sie lange um die Champions-League-Qualifikation gekämpft und wurden zumindest mit der Europa League belohnt. Dass Jürgen Klopp auch im zweiten Jahr mit dem BVB erfolgreich arbeitet, war so sicher nicht zu erwarten. Negative Überraschung schlechthin war natürlich die Hertha aus Berlin. Mit einem solchen Team abzusteigen, ist echte Kunst. Und den Negativ-Rekord von Tasmania Berlin zu knacken und 16 Heimspiele in Folge nicht zu gewinnen, macht einfach nur sprachlos. Letztlich war das Problem hausgemacht. Einem auf Lucien Favre zugeschneiderten Kader ausgerechnet das Anti-Prinzip Friedhelm Funkel vorzusetzen und sich zu wundern, dass dieser mit den Spielern auch nicht mehr erreicht, erscheint irrwitzig. Meine Meinung: mit Favre wäre Hertha zumindest nicht abgestiegen.
2.Bundesliga: St. Pauli, St. Pauli wird es im nächsten Jahr wieder durch das Oberhaus hallen. Der fast schon tote Verein hat sich damit wieder einmal ein sportliches Denkmal gesetzt. Ob sie den Spagat zwischen bodenständigem Kultclub und modernem, sprich kommerziellem Fußball weiterhin hinkriegen, wird sich zeigen müssen. Negativ aufgefallen sind in der zweiten Liga die Ostclubs. Ein desolates Hansa Rostock abgestiegen, ein nicht ganz so desolates Energie Cottbus mit Lautsprecher Pele Wollitz (der aufsteigen wollte) immerhin nicht abgestiegen und ein durchschnittliches Union Berlin, welches einer ordentlichen Hinrunde eine mäßige Rückrunde folgen ließ. Naja, wenigstens kriegen Union und Cottbus im nächsten Jahr wieder ihr Derby gegen Hertha, für höhere Aufgaben taugen wohl beide Teams und deren wirtschaftliche Voraussetzungen nicht.
3.Bundesliga: die positive Überraschung ist natürlich Erzgebirge Aue. Schmaler Etat, große sportliche Leistung. Hauptsache, man träumt nicht in einem Jahr wieder von der 1.Liga, das dürfte selbst bei der Riesenunterstützung aus der Region eine ganze Nummer zu groß sein. Negativ? Für mich nichts.
Regionalliga Nord: Auch hier ist der Aufsteiger die Überraschung, weil er mit schmalem Etat eine Riesensaison gespielt hat. Möglich wurde der überraschend sichere Aufstieg der Babelsberger vor allem durch jahrelanges, kontinuierliches Arbeiten am und mit dem Team. Da wurde sportlich tatsächliche einiges aufgebaut. Mal sehen, ob die brandenburgische Hauptstadt nun dauerhaft im Profifußball verbleibt. Negativ ist sicher der 1.FC Magdeburg zu nennen. Eine Katastrophensaison nachdem das letzte Jahr mit dem klar verpassten Aufstieg schon schlecht war. Und nachdem die Magdeburger Verantwortlichen vor einem Jahr nach Stinkstiefeln und Besserverdienern suchten (und bspw. in Rosin, Reimann und Braham ‘fanden’) und diese zum Verlassen des Vereins drängten, damit alles besser werde, mobbten in diesem Jahr die Fans fleißig mit und schaukelten sich zusammen mit der Mannschaft zu negativen Höchstleistungen, sprich wahnwitzige Niederlagen (Halberstadt!) der Mannschaft wurden gekontert durch wahnwitzige Aktionen (Pöbeleien, Boykott) der Fans. Was wohl dazu führen wird, dass man in der neuen Saison mit Ruud Kaiser zwar einen prominenten (wenn auch bisher in Deutschland recht erfolglosen) Trainer hat, aber wohl keine adäquate Mannschaft.
NOFV-Oberliga Süd: Die Oberliga Süd bot keine wirklichen Überraschungen. Viel zu klar waren die sportlichen Verhältnisse spätestens nach dem Sieg der RasenBallsportler bei Budissa Bautzen im tiefsten Winter. Kleine positive Überraschungen waren dann aber doch die deutliche Überlegenheit von RB Leipzig und die solide Saison, die der FC Sachsen in schwerer wirtschaftlicher Lage hinter sich gebracht hat. Negativ zu nennen ist sicher Lok Leipzig, die unter die ersten 5 wollten und nun drauf und dran sind unter den letzten 5 zu landen. Ob Achim Steffens mit seinen eher konservativen Methoden da vor allem mittelfristig helfen kann, bleibt doch arg fraglich. Auch in Halberstadt wird man den sportlichen Teil der Saison schnell vergessen wollen, während man im traditionsreichen Zwickau sicher noch die eine oder andere Träne über das wirtschaftliche Desaster des Vereins verdrücken wird.
Alles in allem keine herausragend spektakuläre Saison, wenn man mal von den Bayern absieht, aber eine Saison mit all den kleinen positiven und negativen Überraschungen, die den Fußball so liebenswert machen und so viel Raum für Meinungen und Diskussionen lassen.