Carsten Kammlott am Scheideweg

Da muss mehr kommen, das geht so nicht.

Mit dem Auftritt kann ich nicht zufrieden sein, zumal wir bei seiner Einwechslung zurück liegen. Das war zu wenig.

So wird Peter Pacult heute in LVZ und BILD zum Thema Carsten Kammlott zitiert. Ein Dauerbrenner-Thema bei RB Leipzig. Carsten Kammlott hatte einen gefeierten Auftritt kurz nachdem er nach Leipzig kam in einem Testspiel gegen Hertha BSC. Die mediale Story des zukünftigen Stars bei RB inklusive. Gleichzeitig das jugendliche und talentiert-zukunftsweisende Gesicht des Vereins. Danach spielte er allerdings eine durchwachsene Saison, in der man oft das Gefühl hatte, dass Kammlotts Spiel sehr stark davon abhängt, dass sein Selbstvertrauen intakt ist und ihm niemand auf den Füßen rumsteht.

Es ist ja nicht so, dass er nur Mist gespielt hätte. Außer meiner Sicht hatte er gerade auf der rechten Außenbahn als Flügelstürmer ein paar gute bis sehr gute Spiele, wenn mir persönlich auch immer ein wenig die Effektivität Richtung Tor fehlte. Nachdem dann die Schlussphase der letzten Saison mit dem Dauerbankplatz für Kammlott deprimierend war, wurde es in dieser Saison eher schlimmer als besser. Das, was ich bisher von ihm gesehen habe, wirkte wie verkrampft gewollt und nicht geklappt. Der bisherige Höhepunkt war das Auswärtsspiel bei den Hertha-Amateuren vor zwei Tagen, in dem er 40 Minuten spielen durfte. Ich kann mich nicht erinnern, dass er dabei eine wirklich gelungene Aktion zu verzeichnen gehabt hat. Erinnern kann ich mich hingegen an viele missglückte Kopf-durch-die-Wand-Dribblings, unsicheres Stellungsspiel und an ein schwaches Zweikampfverhalten, wegen dem Thiago Rockenbach gegen einen durchbrechenden Berliner nur in höchster Not und zu spät klären konnte und mit gelb-rot vom Platz musste.

Keine Ahnung, woran es bei Carsten Kammlott liegt, dass er bei RB Leipzig grad keinen Fuß auf den Boden kriegt. Ob es auch daran liegt, dass Pacult ihn bereits im Sommer öffentlich via BILD unter besondere Beobachtung stellte und damit zusätzlich unter Druck setzte, weiß ich nicht. Dass er nicht der Spielertyp ist, dem öffentliche Standpauken wie die oben zitierten, besonders gut tun, wage ich zumindest zu behaupten.

Derzeit jedenfalls ist die Sache Kammlott und RB Leipzig ein großes Missverständnis. Und Missverständnisse sind dazu da, dass man darüber nachdenkt, wie man damit umgeht. Vertrag hat Kammlott jedenfalls noch bis 2014, also noch fast drei Jahre! Drei Jahre sollte man das Talent in beiderseitigem Interesse nicht auf der Bank sitzen lassen. Will man wirklich, dass sich Kammlott entwickelt und schreibt man die damals an Rot-Weiß Erfurt gezahlte, hoch sechstellige Ablöse nicht bereits ab, dann wird man wohl nicht umhin kommen, ihm irgendwo Spielpraxis zukommen zu lassen. Eine karrierebefördernde Leihe ab der Wintertransferperiode würde deshalb Sinn machen. Die auch die heutige LVZ ins Spiel bringt. Keine Ahnung, ob man da nicht einfach nur 1 und 1 zusammenzählt, jedenfalls soll Kammlotts Ex-Club Rot-Weiß Erfurt bereits Interesse signalisiert haben. Auch Werder Bremen dem Vernehmen nach.

Wenn ich zweiteres eher für Unsinn halte, machte ersteres zumindest für Kammlott selbst Sinn. Wobei auch die Fragen bleiben, wie Erfurts Anhänger auf die Rückkehr des damals nicht gerade freundlich verabschiedeten Abtrünnigen reagieren würden, wer das Gehalt zahlen würde (schwer vorstellbar, dass Erfurt das alleine stemmen würde wollen) und wielange solch eine Leihe dauern könnte (6 Monate oder gleich bis 2013?).

Ist man realistisch, dann gibt es vier Optionen: entweder Kammlott beißt sich bis zur Winterpause durch, zeigt sein Potenzial und wird bei RB Leipzig glücklich oder man verleiht ihn im Winter und er kehrt nach Leihe gestählt zurück und wird bei RB Leipzig glücklich oder man verleiht ihn im Winter und er kehrt nach Leihe gestählt zurück und wird bei RB Leipzig trotzdem nicht glücklich oder er kehrt nach Leihe nicht zurück, weil man bei RB Leipzig auf seine Dienste keinen Wert mehr legt und ihn ziehen lässt.

Ich persönlich verliere zumindest den Glauben, dass Carsten Kammlott unter Pacult in Leipzig glücklich werden wird. Aber in dieser Beziehung könnte er angesichts der bisherigen Personalfluktuation bei RB zumindest hoffen, dass nach einer eventuellen Leihzeit die Situation für ihn eine andere und vielleicht jemand neues Trainer wäre. Carsten Kammlott steht in seiner Karriere gerade ein wenig am Scheideweg. Vielleicht tut er bei gleichbleibender Situation gut daran, im Winter mit dem Durchbeißen irgendwo weiter zu machen, wo nicht die gezahlte Ablösesumme und die allgemeine Erwartungshaltung an ein Talent mit prognostiziertem Bundesliga-Potenzial auf ihm lastet und er den Spaß am Spiel wiederfindet. Erfurt wäre da sicherlich eine sehr gut passende Option.

2 Gedanken zu „Carsten Kammlott am Scheideweg“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert