Schlagwort-Archive: WM 2010

games (endlich) over

Aus, aus, aus, Spanien ist Weltmeister. Naja, ganz so spannend war das diesjährige Turnier der besten Fußballnationalmannschaften dann doch nicht, dass man in große Euphorie verfallen müsste. Dass Spanien völlig verdient Weltmeister geworden ist, passt da irgendwie ins Bild. Nicht dass ich ihre spielerische Qualität anzweifeln wollen würde, aber mit dem formschwachen und zudem durch diverse Auswechslungen leicht demontierten Torres fehlte selbst den Spaniern das Puzzleteil, das aus ihrem ansehnlichen Gekicke ein torgefährliches Gekicke macht. David Villa, lange Zeit auf dem Weg zum besten Spieler des Turniers verblasste in dem Moment, als er die Rolle von Fernando Torres in der Sturmzentrale spielen sollte. Und trotzdem wäre alles andere als der Titel ungerecht gewesen, auch wenn es die Niederländer überraschend gut verstanden, lange Ballstafetten der Spanier zu unterbinden und sogar selbst einige große Chancen kreierten. Dass die Spanier im Angesicht der rustikalen Spielweise der Niederländer in alte Muster des Lamentierens und lange Bälle Schlagens verfielen, zeigte relativ eindrücklich, dass auch dieses Team nicht unschlagbar ist.

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(Gescheiterte) Finalisten

Ach liebe deutsche Fußballnationalmannschaft: Ein bisschen war es wie vor zwei Jahren beim EM-Finale. Nach dem Spiel waren Sie natürlich enttäuscht, aber auch wiederum nicht so richtig. Keine dicken Tränen, die aus den Gesichter rollerten, keine Spieler, die minutenlang völlig zerstört am Boden lagen. Was auch nachvollziehbar ist, denn Sie hatten gerade ein Spiel verloren, in dem man nie das Gefühl gewann, dass Sie eine Chance auf den Sieg hätten. Was wiederum komisch ist, bedenkt man, dass Ihre spanischen Kontrahenten ‘nur’ durch einen Standard das Spiel entschieden. Einen Standard, bei dem man nie und nimmer den Herrn Puyol derartig frei zum Kopfball kommen lassen darf. Denn, auch wenn Ihr Spiel sicherlich nicht sehr gut war, lief doch eigentlich vieles für Sie. Die Spanier spielen und spielen, ohne aus ihrem perfekt organisierten Spiel das entscheidende Tor zu kreieren (was auch an einem fehlenden Torres in Top-Form lag) und je länger das Spiel dauert, desto eher könnte ein schneller Konter die Spielanteile auf den Kopf stellen. Von daher hatten Sie sicher die große Chance, den großen Spaniern ein Bein zu stellen. Sie hätten vielleicht einfach mehr dran glauben müssen. (Gescheiterte) Finalisten weiterlesen

Großes Kino

Ach liebe deutsche Fußballnationalmannschaft: Dass Sie einen ansehnlichen und produktiven, offensiven Kombinationsfußball spielen können, wusste ich schon. Dass Sie diesen Fußball auch erfolgreich und in Perfektion gegen Argentinien spielen würden, konnte ich höchstens vermuten. Dass Sie das einzige Team bei der Weltmeisterschaft sein würden, das dieserart positiv überrascht, konnte nun aber wirklich niemand ahnen. Chapeau. Großes Kino weiterlesen

Zu Besuch bei flachen Hierarchien

Ballack ist der erfahrenste Spieler der Deutschen. In so einem Turnier reichen nicht nur Talente aus, du brauchst Erfahrung in der Mannschaft. Es ist schwer zu sagen, er hat eine gute Karriere hinter sich. Ich denke: Habt Respekt vor Ballack und seiner Karriere. Im Sport werden erbrachte Leistungen viel zu schnell wieder vergessen. Das stört mich in vielen Diskussionen. (Nemanja Vidic in der Sport BILD vom 23.06.2010 auf die Frage, ob Deutschland ohne Ballack besser wäre)

Nemanja Vidic hat zuerst einmal uneingeschränkt recht. Respekt ist tatsächlich ein wenig vorhandenes Gut, wenn die Öffentlichkeit auf Personen öffentlichen Interesses blickt. Und was gestern noch gut war, ist heute schon vergessen bzw. verdreht sich in sein Gegenteil. Zu Besuch bei flachen Hierarchien weiterlesen

Her mit der Technik

Die bisher eindrücklichste Szene einer nicht übermäßig berauschenden WM produzierte bezeichnenderweise kein Spieler, sondern der Weltschiedsrichter von 2008 Roberto Rosetti, als er im Achtelfinale den Argentiniern den Führungstreffer gab, obwohl er zuvor von seinem Linienrichter informiert wurde, dass das Tor irregulär war. Dumm nur, dass der das erst auf der Videowand sah und nicht bereits im Spiel selbst und so blieb Rosetti regeltechnisch gar keine andere Wahl als das Tor wider besseren Wissens zu geben.

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Entscheidende Tore

Ach, lieber Mesut Özil: (sehen Sie es als Nachtrag zum letzten Blog-Beitrag hier drunter) Klar war das toll, dass Sie gegen Ghana ihr Abschlusspech überwanden und den glücklichen Siegtreffer erzielten. Aber seien wird doch mal ehrlich: Mit diesem – zugegebenermaßen wunderschönen – Treffer haben Sie aus den bei einem Unentschieden wartenden USA und (im möglichen Viertelfinale) Uruguay oder Südkorea die Gegner England und wahrscheinlich Argentinien gemacht. Womit Sie auch einen sehr gut möglichen Halbfinal-Einzug in ein wahrscheinliches Achtelfinal-Aus verwandelt haben. Hätten Sie eigentlich nicht noch ein Spiel warten können mit dem Tore Schießen?

Das Turnier als Flachetappe

Ach, liebe Fußball-Weltmeisterschaft: Irgendwie fühlen Sie sich an, wie eine Live-Übertragung einer Tour de France-Flachetappe. Viel Geplänkel, ein paar Ausreißversuche und zum Schluss freut man sich darüber, dass jemand gewonnen hat bzw. eigentlich viel mehr darüber, dass es vorbei ist. Das Turnier als Flachetappe weiterlesen

Die Ruhe nach den Vuvuzelas

Noch nerviger als die Vuvuzelas selbst sind ja ehrlich gesagt die Diskussionen, die in diesen WM-Tagen darüber geführt werden (was ich sicher anders sehen würde, wenn ich im Stadion neben einem Vuvuzela-Tröter sitzen müsste). Ein bisschen hat man das Gefühl, dass sich jeder bemüßigt fühlt, eine Meinung dazu herausposaunen zu müssen. Dementsprechend ist das Vuvuzela-Tröten entweder das nervigste Geräusch, das je aus einem Fußballstadion gedrungen ist oder zu verteidigendes, südafrikanisches Kulturgut. Doch fernab dessen fiel vorgestern eins auf: Als Uruguay gegen die Südafrikaner das 2:0 erzielte, war eine Minute lang komplette Vuvuzela-Ruhe in Stadion und Fernsehapparat. Man hörte die Fans und Spieler Uruguays jubeln und sonst nichts. Schräg, wie schnell man vergessen kann, wie sich Fußballspiele ohne Vuvuzela anhören.

WM-‘Prognose’

Die WM geht los und damit stellt sich auch wieder die Fragen aller Fragen: Wer wird eigentlich Weltmeister? Ganz klar: England, die sind dieses mal dran. Oder vielleicht doch Holland? Könnte ich mich auch mit anfreunden. Oder Spanien? Ach nee, lieber nicht. Argentinien, Brasilien? Vielleicht. Deutschland? Ach naja. Italien, Frankreich? Vielleicht wieder mit der nächsten Spieler-Generation. Der gelebte Anti-Fußball aus Griechenland? Nur, wenn sie wieder mit Libero spielen oder eine unorthodoxe Sechser-Kette als Abwehrriegel aufbauen. Ok, dann andersherum, wer hat eigentlich gar keine Chance auf eine positive Überraschung? Honduras, Nord- und Südkorea, Neuseeland, Algerien und Südafrika. Naja, dann wissen wir ja jetzt mehr..

Und übrigens: Der NZZ-WM-Team-o-mat [broken Link] ist der Meinung, dass Frankreich am besten zu meinen fußballerischen Präferenzen passen würde. Ach herrje..