Schlagwort-Archive: Florian Scholz

Scholz raus!

Nach der Trennung von Domenico Tedesco wurde verschiedenerorts unter anderem wieder mal über die Ungeduld im Profifußball geredet. Erfolgreiche Trainer würden viel zu schnell Ergebniskrisen geopfert. Das sei ein Zeichen dafür, wie schlimm alles ist in der Fußballwelt. Und so weiter im kulturpessimistischen, aber ja auch nicht komplett falschen Argumentationsstil.

Fakt ist allerdings, dass die Dauer einer Amtszeit nichts darüber aussagt, ob die Trennung von einem Trainer die in der Sache richtige oder falsche Entscheidung war. Oder anders gesagt, nur weil man jemanden auf einem Stuhl festbindet, wird daraus nicht zwingend ein Christian Streich. Auch der SC Freiburg hat sich vor Streich schon mal nach sehr kurzer Zeit von einem Coach getrennt. Und Union ist nach Neuhaus ebenso durch eine wilde Trainerphase gegangen, bevor man in der buchstäblichen Fischer-Stabilität landete.

Nun lässt sich trefflich darüber streiten, ob RB Leipzig nach der Heim-Niederlage gegen Donezk mit Tedesco in einer ähnlichen Krisensituation war, in der sich Freiburg oder Union in jenen Phasen mit Trainer befanden, die nun tatsächlich keinerlei sportliche Erfolge aufweisen konnten. Da wird dann gern aufgezählt, dass Tedescos Team ja die beste Rückrunde aller Bundesligisten gespielt habe, das Halbfinale der Europa League erreichte und Pokalsieger wurde.

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The Unvollendet One

Mal ganz nüchtern runtergebrochen: vll auch ganz gut, dass Nagelsmann nicht mit einem Titel geht. Er hat sich für die Abkürzung Bayern entschieden, obwohl er in Leipzig noch nicht fertig war, dann soll er seine Titel halt auch in München holen und nicht hier Geschichte schreiben.

So hatte ich es direkt nach dem verlorenen Pokalfinale gegen Dortmund drüben bei Twitter geschrieben. Gar nicht mal im Frust oder weil mich die Anti-Nagelsmann-Gefühle übermannten, wie sie der eine oder die in der RB-Bubble in den letzten Wochen seit der Bekanntgabe des Wechsels nach München für mich manchmal etwas zu exzessiv auslebte. Sondern einfach weil es sich so anfühlte, als hätte  eine unvollendete Saison zu einem unvollendeten Trainer gefunden und wäre mit diesem eine gut passende Symbiose eingegangen.

Aus Nagelsmanns Sicht wäre so ein finaler Titel als runder Abschluss sicherlich hübsch gewesen, aber emotional hätte es sich falsch angefühlt, einen Trainer zu bejubeln, der die Abkürzung zu (im Normalfall) diversen (zumindest nationalen) Titeln nimmt, nachdem er vor zwei Jahren noch erklärt hatte, dass er nach Leipzig wechselt, weil er diesen Verein noch nachhaltig prägen kann und will. Nun, es wurde dann doch nur der kleine Stempel.

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Mediale Strippenzieher?

In der heutigen Zeit ist relativ egal, ob der in den Medien erzählte Bürgerkrieg wirklich stattgefunden hat oder nicht. Es gibt Videos, die ihn suggerieren. Es gibt angegriffene Menschen, die ihn empfunden haben. Und es gibt einen Weltkonzern, der seit 25 Jahren sein Geld mit Publicity macht und dem eine derart erzählte Geschichte nutzt. Also wird sie so erzählt. (schwatzgelb.de)

Das wird seit einer Woche an verschiedenen Stellen jenseits der großen Medienkanäle gern in verschiedenen Variationen erzählt. Die RB-Medienmacht, die aus einem Vorfall, der verurteilenswert, aber nicht einzigartig ist, eine Medienwelle gemacht hat, wegen der Borussia Dortmund und deren Fans und die Kritik der Fans an RB quasi zu Opfern wurden.

Muss man sich auch erstmal auf der Zunge zergehen lassen. Da werden Menschen zu Opfern, die darum nicht gefragt und dazu nur durch pure Anwesenheit beigetragen haben. Und dann zeigt man aus dem Verein, aus dem die Täter kommen auf den Verein, aus dem die Opfer kommen mit dem Zeigenfinger und sagt ‘Überdramatisierung!’. Als hätten die Angreifer im Nachhinein noch die Definitionsmacht darüber, wie beschissen sich die Angegriffenen fühlen und verkaufen dürfen oder eben nicht.

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