Das kennt man insgesamt auch schwieriger, wenn Favoriten im Pokal irgendwo bei einem unterklassigen Team antreten müssen (RB-Anhänger kennen das ja aus eigenem Augenschein von den Partien im DFB-Pokal gegen Wolfsburg und Augsburg). Wie schon in Kamenz im Achtelfinale stottert der Motor von RB Leipzig beim Sachsenpokal-Viertelfinale in Bischofswerda ein wenig, aber man löst die Aufgabe insgesamt recht souverän und gewinnt völlig verdient. Im Gegensatz zu Kamenz war der Auftritt aber alles in allem von etwas höherer Spielkultur geprägt. Aber das sollte auch nicht verwundern, sind doch seitdem schon wieder ein paar Wochen Zorniger-Training vergangen.
Der Coach entschied sich letztlich für den Pokalausflug nach Bischofswerda nicht ganz überraschend für die Radikalrotation. Bis auf Stefan Kutschke lief keiner zu Spielbeginn auf das Feld, der auch gegen Cottbus II im letzten Regionalliga-Match in der Startelf stand. Was für Umut Kocin bedeutete, dass er nach ewig scheinender Verletzungsleidenszeit und einigen Ausflügen mit der zweiten Mannschaft wieder einmal bei den Profis mitmischen durfte. Willkommen zurück Umut. Fühlt sich fast wie ein Neuzugang an. Wie er in Zornigers Spielkonzepte passt, wird man sehen müssen. In Bischofswerda reichte es für Kocin jedenfalls schon mal für 74 Minuten als Linksverteidiger.
Sein Pflichtspielpremiere in der ersten Mannschaft von RB Leipzig durfte ab der 46. Minute im Tausch für die letzte verbliebene Stammkraft Stefan Kutschke der 19jährige Tom Nattermann feiern. Nattermann hatte sich als Neuzugang aus der eigenen Jugend schon in der Sommerpause ans Team herangekämpft, musste aber nach schwerer Verletzung noch vor dem Saisonstart passen. Dass er nun wieder da ist, ist schön für ihn. Dass er vor der Rückrunde noch größere Einsatzzeiten bei den Profis erhalten wird, ist allerdings unwahrscheinlich. Aber die 45 Minuten waren sicherlich gut für die erste Rückkehr. Und dass er noch beim Stande von 0:0 eingewechselt wurde und Kutschke runter musste, zeigt auch, dass Alexander Zorniger tatsächlich all seinen Spielern vertraut.
Dass es bis zur 71. Minute dauerte, bis Sebastian Heidinger den Bann brach und das Spiel endgültig in die richtigen Bahnen lenkte, mag die Nerven unnötig lang strapaziert haben. Aber Fußball ist – ich nehm schon mal fünf Euro in die Hand – kein Wunschkonzert. Die erste Halbzeit von RB Leipzig war jedenfalls ok, nur dass man es versäumte, das 1:0 zu machen. In der zweiten Halbzeit kam der Gastgeber dann etwas besser in die Partie und auch zu kleineren Chancen, aber RB Leipzig einfach cleverer und mit zunehmender Spielzeit auch athletisch bevorteilt. Eben die Dinge, die man als Favorit in so einem Spiel, in dem die Anspannung vielleicht nicht bei allen übermäßig groß ist, besser machen sollte. Viel mehr gibt es dazu auch nicht zu sagen.
Im Sachsenpokal-Halbfinale dem vorletzten Schritt auf dem möglichen Weg in den DFB-Pokal warten nun der Regionalligist FSV Zwickau (gewannen souverän mit 4:1 bei Landesligist Gelb-Weiß Görlitz) oder Oberlausitz Neugersdorf (gewannen 2:0 gegen den Landesliga-Konkurrenten Döbelner SC) oder der Sieger aus der Partie Landesliga gegen 3. Liga, FC Eilenburg gegen Chemnitzer FC (Austragungstermin noch offen, wahrscheinlich im Februar 2013). Gespielt wird planmäßig am 23./24.03.2013. Nimmt man die bisherigen Sachsenpokal-Auswärtsspiele als Maßstab dann dürfte eine Reise nach Neugersdorf die wahrscheinlichste Variante sein. Zumindest geografisch logisch und gut versteckt ein Stück hinter Kamenz und Bischofswerda im äußersten Südosten der Republik. Sportlich gesehen wäre dies eventuell auch eine gute Option. Allerdings nur, wenn man dort auch tatsächlich ins Finale einzieht. Mein persönlicher Finaltraum heißt immer noch RB Leipzig gegen Chemnitzer FC. Quasi als Appetitanreger für eine mögliche Drittliga-Saison 2013/2014. Und als Highlight im kommenden April (Geplanter Termin: 17.April 2013).
Fazit: Es war der erwartete Pflichtsieg auf dem weiterhin noch langen Weg, sich über den Sachsenpokal-Sieg für den DFB-Pokal zu qualifizieren. Auch wenn es nicht unbedingt souverän klingt, wenn man den Führungstreffer erst nach 70 Minuten erzielt, muss man doch ein wenig den Hut ziehen, dass RB Leipzig inzwischen eine Souveränität auch in Spielen gegen Underdogs gewonnen hat, die man mit einem komplett getauschten Kader (auch wenn er sicherlich trotzdem ein sehr guter ist, haben die 11 so dann doch noch nie zusammen gespielt) vielleicht nicht unbedingt erwarten würde. Letztlich war die Partie in Bischofswerda nur ein kurzes Zwischenspiel vor der samstäglichen Fahrt nach Zwickau. Gut, dass man sich in diesem Pokalspiel vor etwas enttäuschender Kulisse (716 Zuschauer, beim Aufeinandertreffen vor einem Jahr waren es noch 1.100) nicht hat die Butter vom Brot nehmen lassen.
—————————————————————————–
Tore: 0:1 Heidinger (71.), 0:2 Sebastian (83./ FE), 0:3 Röttger (85.)
Aufstellung: Domaschke – Koronkiewicz, Sebastian, Hoffmann, Kocin (74. Judt) – Röttger, Ernst, Heidinger (86. Schinke) – Karikari – Kammlott, Kutschke (46. Nattermann)
Zuschauer: 716 (davon 100 Leipziger)
Links: RBL-Bericht [broken Link], RBL-Liveticker [broken Link], RB-Fans-Bericht, MDR-Bericht [broken Link], BFV-Bericht [broken Link]
Ich war mit meinem Sohn in BIW.
Nach langer Zeit mal wieder Sportplatzcharakter.
Hat was!
Unsere RB-Fanblock hat mir gefallen. Weiter so!
Ich bin kein Spielanalytiker und Taktikversteher, dies vorab.
Meiner Meinung nach, RB war konzentriert, kämpferisch, atlethisch, überlegen.
Trotz des späten 1:0, ich war mir sicher, dass erste Tor fällt für uns in den 90 Minuten.
Die Gastgeber waren sehr gute Verteidiger.
Mir hat es Spass gemacht. Und mein Sohn konnte den RB-Trommler mal von nahen sehen.