[Direkt unter dem folgenden Vorbericht vor der Partie von RB Leipzig gegen den 1.FC Kaiserslautern (03.11.2014, 20.15 Uhr) befindet sich der Liveticker von der Pressekonferenz zwei Tage vor dem Spiel. Mit Alexander Zorniger, Ralf Rangnick und Terrence Boyd.]
Der zwölfte Spieltag steht bereits vor der Tür. Ein Drittel der Saison ist also schon rum. Und auch wenn in der Zweitligatabelle insgesamt alles dicht bei dicht liegt und Platz 2 und 12 gerade mal sieben Punkte trennen, eine Partie zwischen dem punktgleichen Dritten und Fünften geht zu diesem Zeitpunkt der Saison dann doch als Spitzenspiel durch.
Zumal man vor allem beim 1.FC Kaiserslautern davon ausgehen kann, dass sie im bisherigen Saisonverlauf eher Punkte haben liegenlassen, denn mehr auf dem Konto als ihnen aufgrund ihres sportlichen Auftretens zustehen würde. Das verdeutlicht sich auch darin, dass Kaiserslautern in neun von elf Spielen in Führung lag, dann aber auch nur fünf dieser Spiele gewann. Womit man eine der schlechtesten Quoten nach Führung der ganzen Liga hat und deutlich hinter dem Rest der Spitzengruppe abfällt (zum Vergleich: RB lag nur in sechs Spielen in Führung und gewann auch fünf dieser Spiele).
Viele dieser Spiele, die der FCK am Ende nicht gewinnen konnte, hätte man freilich nach menschlichem Ermessen gewinnen können, ein bis zwei vielleicht sogar gewinnen müssen. Ob man an die Niederlage in Fürth denkt, wo man den Gastgebern lange komplett überlegen war und sie durch individuelle Aussetzer wieder ins Spiel holt oder die Punktverluste in Sandhausen, Aalen (umstrittener Elfmeter kurz vor Schluss zum Ausgleich) und Heidenheim, jedes dieser Spiele kann auch für Kaiserslautern ausgehen.
Dazu kommt dann noch das 1:1 gegen Düsseldorf vor einer Woche, als man zwar nicht in Führung lag, aber trotzdem über die gesamte Spielzeit das überlegene und dominante Team war und man höchst unglücklich kurz vor Schluss quasi mit der ersten Düsseldorfer Offensivaktion in Rückstand gerät (und dann aber auch noch glücklich den Ausgleich erzielt). Insgesamt könnten locker vier, fünf Punkte mehr auf dem FCK-Konto stehen, wenn man ein Quentchen mehr Glück oder Abgezocktheit gehabt hätte.
Wobei die Tatsache, dass letzteres in manchen Situationen vielleicht fehlt, absolut nicht ungewöhnlich sein kann für eine Mannschaft, die auf vielen Positionen relativ jung besetzt ist und vor der Saison noch einmal deutlich umgekrempelt wurde. Vor allem auf der Seite der Erfahrung hat man unheimlich ausgemistet und mit Torrejon, Dick, Idrissou, Bunjaku, Simunek oder auch Azaouagh einige Spieler, teils auch aus finanziellen Gründen ziehen lassen. Dazu die Abgänge der relativ jungen Spieler Zoller und Fortounis und man hätte denken können, dass in Kaiserslautern eine Übergangssaison irgendwo im besseren Tabellenmittelfeld wartet.
Zumindest schienen die Abgänge von den Neuzugängen nicht völlig kompensierbar. Auch wenn man mit Hofmann, Heubach, Younes, Demirbay, Schulze, Fomitschow und Co auch einige Spieler holte, die den Kader in der Spitze und in der Breite wieder deutlich aufpeppten.
Wichtiger scheint aber, dass jene, die vielleicht letztes Jahr noch ein bisschen im Schatten standen oder jene, die schon seit der Jugend im Verein sind, nun Verantwortung übernehmen können und sich auch in der Mannschaftshierarchie nicht mehr hinter Pseudo-Anführern wie einem Idrissou verstecken müssen. Zumindest legt die aus Interviews herauszuhörende Betonung des besonderen Geistes in der Mannschaft nahe, dass man in diesem Jahr einen wesentlich besser zusammenpassenden Kader hat.
Auf dem Platz zeigt sich das auch darin, dass man ein unheimlich homogenes Team mit hoher Laufbereitschaft hat. Besonders auffällig zudem die spielerischen Qualitäten des Teams. Man tut sich sicherlich nicht schwer, wenn man Kaiserslautern als aktuell bestes Team der Liga bezeichnet, wenn es um Fragen der Spielkultur geht. Zumindest, wenn man das saubere Spiel mit dem Ball, Kombinationsfußball und das Herausspielen von Torgelegenheiten auch gegen tief stehende Gegner hier als Maßstab anlegt.
Mit 56,3% hat der FCK mit Abstand den höchsten Ballbesitz der ganzen Liga und generiert daraus auch die meisten Torschüsse aller Teams. Nur mit der Verwandlung der Chancen hapert es (noch) ein bisschen. Was auch daran liegen könnte, dass man als Ballbesitzteam meist Torschüsse hat, die nicht ganz so klare Chancen sind wie beispielsweise bei Konterteams, die dann schnell mal allein vor dem Tor stehen.
Trotzdem, die Art und Weise wie sich Kaiserslautern in jedem Spiel den Ball schnappt und versucht, Fußball zu spielen und dabei im 4-2-3-1 eine sehr ansehnliche Sohle aufs Grün legt, ist durchaus beeindruckend. Und insgesamt angesichts der Kadervoraussetzungen, die auch schlechteres erwarten ließen, auch erfolgreich. Was sich nicht nur in Punkten, sondern auch darin ausdrückt, dass man bisher in jedem der 11 Zweitligaspiele mindestens ein Tor erzielte. Die Erstrundenpartie im DFB-Pokal in Wiesbaden war das einzige Spiel, in dem Kaiserslautern (vor dem Elfmeterschießen zumindest) nicht traf.
Unter der Woche traf man im ligainternen Pokalduell auch wieder zweimal gegen Greuther Fürth und kam ohne größere Mühe weiter. Man konnte es sich sogar leisten, Teile der Mannschaft, die zuvor in der zweiten Liga an den Start ging, nicht einzusetzen. So durfte sich denn die Nummer 2 im Tor Marius Müller mal zeigen und Tim Heubach feierte sein Startelf-Debüt in der Innenverteidigung. Und so weiter. Auf jeden Fall zeigte man, dass man auch bis runter zur Nummer 19 oder 20 sehr ausgeglichen besetzt ist.
Was auch bedeutet, dass man Verletzungen leichter auffangen kann, als man dies zu Saisonbeginn ahnen konnte. Diese Qualität wird man auch brauchen, denn mit Alexander Ring und Kerem Demirbay (HSV-Leihgabe) verletzten sich letzte Woche zwei sehr wichtige zentrale Mittelfeldspieler und müssen deswegen ersetzt werden. Insbesondere beim 23jährigen finnischen Nationalspieler Alexander Ring, der mit seiner Torgefahr, seinem Input für das Spiel, aber auch mit seinen Wadenbeißerqualitäten überzeugen konnte, dürfte das kein ganz leichtes Unterfangen werden.
Gegen RB Leipzig werden wohl wieder jene Spieler auf dem Feld stehen, die bisher in der zweiten Liga auch die tragende Rolle spielten. Sodass im Tor wieder Tobias Sippel zu erwarten ist. Das 26jährige Eigengewächs des Vereins steht jetzt bereits seit 2007 mal mehr, mal minder als Stammkeeper im FCK-Kasten und geht als eines der zentralen Gesichter des Vereins durch.
Vor ihm in der Innenverteidigung geht es mit Eigengewächsen gleich weiter. Sowohl Dominique Heintz als auch Willi Orban sind 21 Jahre und kommen aus der FCK-Jugend. Dürfte auch relativ einmalig sein, dass der zentrale Defensivverbund im eigenen Verein ausgebildet wurde (und das nicht erst ab den A- oder B-Junioren). Heintz ist zudem der einzige Spieler im FCK-Kader, der bisher keine Spielminute verpasst hat. Zusammen bilden sie ein sicheres und angesichts des Alters auch erstaunlich abgeklärtes Innenverteidigerduo, in dem Orban auch noch als Verteiler langer Bälle eine Rolle spielt (und vermutlich gegen RB noch stärker spielen wird).
Auf der linken Außenverteidigerposition dürfte mit Chris Löwe ein alter Bekannter auf RB Leipzig warten. Der 25jährige war 2010/2011 dabei, als sein Chemnitzer FC weit, weit vor RB Leipzig in die dritte Liga aufstieg und dabei den Aufstieg ausgerechnet im direkten Duell klarmachte. Über Dortmund landete das große Talent, aus dem ein gestandener Zweitligaspieler wurde, in Kaiserslautern und spielt dort eine tragende Rolle. Mit einem Tor und drei Vorlagen zeigt er auch diese Saison in Kaiserslautern seine Offensivqualitäten. Die in einem System mit sehr hohen Außenverteidigern aber auch gefragt sind.
Auf der rechten Verteidigerseite besteht die Wahl zwischen dem kompakten Wirbelwind Jean Zimmer (20), der auch ein FCK-Eigengewächs ist und dem 25 jährigen, in Wolfsburg ausgebildeten Michael Schulze, der zuletzt in Cottbus gespielt hatte. Ersterer würde wohl etwas mehr Dynamik mitbringen, zweiterer hat Vorteile in der Physis. Dreimal ist Schulze mit der Wolfsburger U23 auch schon gegen RB Leipzig angetreten. Dreimal ging er nicht als Verlierer vom Platz und gewann zweimal.
Im defensiven Mittelfeld ist der 28jährige Markus Karl gesetzt, für den Kaiserslautern die fünfte Station im Profifußball ist und der Anfang 2013 mit der Hoffnung auf Erstligafußball von Union Berlin kam. Markus Karl ist vom Typ her mit Dominic Peitz vom KSC vergleichbar. Der körperlich große Staubsauer im defensiven Mittelfeld, der sich gern mal eine gelbe Karte abholt und im Spielaufbau immer mal wieder als Balldurchlaufstation fungiert.
Neben ihn rückt nach dem Ring-Ausfall mit hoher Wahrscheinlichkeit der norwegische Nationalspieler Ruben Jenssen (26), ein dynamischer, spielstarker Mittelfeldspieler, der auch offensiver spielen kann. Zuletzt hatte er sich auf der Außenbahn ins Team gespielt, nun dürfte der Wechsel in die Zentrale warten.
In der offensiven Dreierreihe wird das Aufstellungsspiel wohl drei aus vier heißen. Mit Kevin Stöger (21), Karim Matmour (29), Marcel Gaus (25) und der Gladbacher Leihgabe Amin Younes (21) bieten sich gleich vier Spieler an. Marcel Gaus spielt bisher eine sehr gute Saison und war zuletzt in der Liga im rechten Mittelfeld gesetzt. Gegen Fürth im Pokal spielte auf dieser Position wieder Karim Matmour, der am Anfang der Saison dort gesetzt war und mit vier Vorlagen bester Torvorbereiter im Team ist. Auf jeden Fall ein sehr guter Eins-gegen-Eins-Spieler.
Kevin Stöger ist eher der Mann für die linke, offensive Seite, kann es aber auch zentraler. Der bisherige, osterreichische U21-Nationalspieler spielt auch eine auffällige Saison und ist in Sachen Spielkultur ein wichtiger Baustein, dem vielleicht noch etwas die Effektivität fehlt.
Bliebe noch der deutsche U21-Nationalspieler Amin Younes, der seit seiner Leihe im Sommer (auch wegen Verletzung) noch kaum zum Zug kam in Kaiserslautern, aber gegen Fürth im Pokal in der Woche sein Potenzial auf der Zehn zumindest andeutete. Ein Tor und zwei Torvorbereitungen verbuchte Younes bisher in gerade mal 140 FCK-Pflichtspielminuten. Keine schlechte Quote (auch wenn es immer schwierig ist, die Torbeteiligungen von Einwechselspielern hochzurechnen).
Im Sturm muss sich Coach Kosta Runjaic zwischen Srdjan Lakic und Philipp Hofmann entscheiden. Lakic verließ 2011 den FCK als begehrter Stürmer. Den Wechsel nach Wolfsburg nahmen ihm die Fans trotzdem übel. Glücklich wurde Lakic weder in Wolfsburg, noch in Hoffenheim, noch in Frankfurt und so kehrte er im vergangenen Winter wieder nach Kaiserslautern zurück und scheint inzwischen auf dem Weg, wieder der Alte zu werden. Fünf Tore und zwei Vorlagen sind eine vernünftige Quote des unscheinbaren, aber ziemlich kompletten Stürmers.
Verglichen mit dem eher schmächtigen Lakic ist der deutsche U21-Nationalspieler Philipp Hofmann eine echte Kante. Und somit eher der Stürmertyp, der auf Flanken und Hereingaben angewiesen ist. Hofmann feierte ein hochgradig emotionales Debüt im FCK-Dress, als er am ersten Spieltag keine Minute nach seiner Einwechslung eine Ecke zum 3:2 über die Linie drückte und man so zu zehnt nach 0:2-Rückstand den TSV 1860 München besiegen konnte. Seitdem erlebt das Talent Höhen und Tiefen. Einige Spiele, in denen er 100%ige Chancen liegen ließ. Zuletzt gegen Fürth machte er mit seinen physischen Qualitäten im Strafraum allerdings die zwei FCK-Tore. Wird Hofmann vor dem Tor noch kaltschnäuziger, hat er eine große Karriere vor sich.
Man merkt dem Kader den Philosophiewechsel im Verein, also weg von den einzukaufenden fertigen Spielern hin zu jungen Spielern, möglichst noch aus der Region, die man selbst entwickelt und so besser in das Team einpasst, deutlich an. Da steckt einiges an Potenzial drin, das von Korsettstangen wie den Herren Sippel, Karl oder Lakic und Jenssen gehalten wird.
Im 4-2-3-1 versucht man im Spiel mit dem Ball sehr breit zu agieren und die Außenpositionen mitzunehmen. Von dort aus spielt man auch gern mit flachen Pässen an den Strafraum, die dann dort kontrolliert und weitergepasst werden, während die Außenspieler tief einlaufen und bedient werden können. Mit Lakic und Hofmann hat man allerdings auch zwei Stürmer, die man auch über Flanken bedienen kann, wenn es denn der Gegner zulässt. Neben diesem Spiel mit dem Ball gegen einen formierten Gegner kann Kaiserslautern aber auch im Umkehrspiel sehr präzise und schnell und mit Bällen in die Tiefe agieren.
Dem Umkehrspiel kommt entgegen, dass der FCK im Spiel gegen den Ball auch versucht, relativ aggressiv aufzutreten und den Gegner früh zu attackieren. Das ist nicht unbedingt und schon gar nicht durchgehend eine Pressingmaschine, aber man schafft es trotzdem immer wieder als Verbund in Pressingsituationen zu kommen und Bälle schon an der Mittelfeldlinie zu erjagen.
Insgesamt ist der 1.FC Kaiserslautern ein sehr interessantes, gut anzuschauendes Team, das noch am ehesten für Konter anfällig ist. Sprich, frühe Ballverluste bei weit aufgerückten Außenverteidigern ermöglichen auch immer mal ein paar Räume, in die man stoßen kann, auch wenn die Innenverteidiger zur Absicherung der Außen natürlich recht breit agieren und mit zum Beispiel Markus Karl dann ein Sechser dazwischenrückt. Da könnten für RB Leipzig durchaus Lücken entstehen.
Wer auf Seiten von RB Leipzig versuchen darf, die entsprechenden Lücken beim FCK zu finden oder die Lücken in der eigenen Defensive zu stopfen, ist zwar noch nicht völlig klar, aber ganz viele überraschende Optionen dürfte es nicht geben. Marvin Compper sollte für Lukas Klostermann wieder zurück ins Team rücken. Wenn die Verletzung final verheilt ist, würde Joshua Kimmich für Stefan Hierländer zurück ins Team kommen. Und möglich wäre auch, dass einer der beiden Außenverteidiger mal eine kleine Ruhepause bekommt und Sebastian Heidinger ins Team rückt.
Mögliche Aufstellungen:
- RB Leipzig: Coltorti – Teigl, Sebastian, Compper, Jung (Heidinger) – Demme, Khedira, Kimmich – Kaiser – Poulsen, Frahn
- 1.FC Kaiserslautern: Sippel – Schulze (Zimmer), Orban, Heintz, Löwe – Jenssen, Karl – Gaus (Matmour), Younes, Stöger – Lakic (Hofmann)
Zum Abschluss der englischen Heimspielwoche wartet mit dem 1.FC Kaiserslautern das wohl spielerisch stärkste der drei Teams und vermutlich auch der Liga auf RB Leipzig. Ein Aufgabe, die am Montagabend eine ordentliche Herausforderung und wohl auch eine Frage des Kopfes ist. Mit einem Sieg könnte RB Leipzig die perfekte Woche hinlegen, sich ganz oben in der Zweitligatabelle festsetzen und drei Punkte zwischen sich und ein Team aus Kaiserslautern legen, das sich mit den bisherigen Vorstellungen deutlich in den Kreis der Aufstiegsmitfavoriten gespielt hat.
Fazit: Drittes Flutlichtspiel zu Hause in 11 Tagen für RB Leipzig. Gegen einen spielstarken, aggressiven Gegner, der alles dafür tun wird, die letzte Woche gegen Düsseldorf verlorenen Punkte eben aus Leipzig mitzunehmen. Vermutlich wird man dabei nicht ganz so ballbesitzorientiert auflaufen wie sonst. Trotzdem kann man ein unterhaltsames Spiel mit viel spielerischer Qualität bei den Gästen und mit vielen Versuchen in die Tiefe bei den Gastgebern erwarten.
[Wer das Spiel von RB Leipzig gegen den 1.FC Kaiserslautern nicht vor Ort verfolgen kann und am 03.11.2014, ab 20.15 Uhr trotzdem dabei sein will, nutze die üblichen Kanäle, also Liveticker und Vereinsradio. Bilder gibt es live bei Sport1 und natürlich bei Sky.]
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Bisherige Duelle RB Leipzig vs. 1.FC Kaiserslautern
- keine
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Pressekonferenz zwei Tage vor dem Spiel von RB Leipzig gegen den 1.FC Kaiserslautern. Mit Alexander Zorniger, Ralf Rangnick und Terrence Boyd.
08.48
Ein freundliches Hallo an die frisch gedeckten Frühstückstische der Republik oder in die noch bewohnten Betten oder wohin auch immer. Ungwöhnliche PK-Zeit, aber dabei sein ist alles..
08.50
Mit dem Spiel gegen Kaiserslautern steht schon wieder ein echtes sportliches Highlight unter Flutlicht an. Die zu Ende gehende englische Woche fühlt sich aus Sicht des Fußballfans schon sehr schön an..
FCK-Coach Kosta Runjaic hat schon mal klargemacht, dass er in Leipzig gewinnen will. Was ja auch ein vernünftiges Ziel ist aus seiner Sicht. Mal sehen, wie viel der sportlichen Qualität sein Team, dann letztlich auch auf den Platz bekommt.
Mit einem Sieg könnte RB Leipzig die perfekte englische Woche hinlegen. Wäre eine ganz schön gute Ausbeute. Wobei das Spiel gegen Kaiserslautern die anspruchvollste Aufgabe sein dürfte.
18.000 Tickets gingen für das Montagsspiel bisher weg. Reichlich 600 Karten wurden in Kaiserslautern verkauft. Mal gucken, ob man noch Richtung 25.000 schnuppern kann.
Zuerst jetzt Terrence Boyd, dann das sportlich-dynamische Führungsduo Rangnick/ Zorniger.
Huch, doch erst das dynamische Duo..
Alexander Zorniger zum Pokal: “Ein Sieg des Willens. Um es klar zu machen, Aue war richtig gut. Auch im Vergleich zum letzten Spiel. Stipic macht da einen tollen Job. Hätten uns nicht beklagen dürfen, wenn wir verloren hätten. Aber im Fußball zählen Tore. Deswegen sind wir dann auch verdient als Sieger vom Platz gegangen. Aue wird in der Form noch einigen Probleme machen.”
Gegen Kaiserslautern werden Franke und Ernst fehlen. Wahrscheinlich auch Rebic. Hoheneder auch. Kriegt seinen Arm nicht selbstständig über 90 Grad. Wird aber schon besser. Kalmár dürfte auch fehlen. Bei Kimmich sieht es dagegen gut aus. Wird heute wohl normal mittrainieren.
“Wird furchtbar interessant gegen Kaiserslautern.” Viel Geschwindigkeit, aggressives Spiel gegen den Ball, sehr gutes Mittelfeld, offensive Außenverteidiger, Stürmer, die Flanken verwerten können, viel Selbstvertrauen. “Ist eine tolle Mannschaft entwickelt worden in Kaiserslautern.”
Rangnick zum Stand des Nachwuchs: “Tolle Entwicklung. Ab der U16 in den höchstmöglichen Ligen. U23 ist aufgestiegen. Geht fast nicht besser. Gestern war ich sehr von der U19 im Spiel gegen Dresden angetan. Selbst mit geschlossenen Augen kann man das Spiel gegen den Ball mitkriegen. Heute schaue ich mir die U17 im Spiel bei TeBe an. U23 sehe ich morgen das erste Mal diese Saison. Gestern das erste Mal unser neues Akademiegebäude gesehen. Sieht schon gut aus, Fenster sind schon drin. Entstehen gute Bedingungen, das sieht man schon im Rohbau. Entscheidend ist aber die Arbeit der sportlich handelnden Personen.”
Rangnick zu möglichem U23-Stadion: “Nach meinem Infostand soll der jetzige Platz 1 in ein kleines Amateurstadion für 3000 bis 4000 Zuschauer umgewandelt werden. Ob das für die Regionalliga reicht, kann ich nicht sagen.” Verweist an Ulrich Wolter, der sich da besser auskennt.
Marvin Compper ist noch bis heute krangeschrieben (Virus). Müsse man gucken, wie das bis Montag ausgeht. Zorniger: “Normalerweise kommt Marvin wieder zurück, ansonsten wissen wir, was wir an Lukas Klostermann haben.” Kündigt an, dass es nach dem Aue-Spiel ein paar Wechsel geben wird, weil das Spiel so laufintensiv war.
Zorniger: Palacios Martinez habe ihm gegen Aue gut gefallen. “Hat sich dagegengestellt und gewehrt und nicht nur auf seine körperlosen Qualitäten verlassen.” “Terrence hat uns mit seiner körperlichen Qualität gutgetan. Muss sich aber noch an das Spiel gegen den Ball gewöhnen. Werden sein Balljagdgen aber weiter ausbuddeln.” Auch Clemens Fandrich habe überzeugt. Aber wenn Joshua Kimmich zurückkommt, dann steht er auch im Team.
09.38
Zorniger: Möchte nicht sagen, welche Spieler auf ihn einen müden Eindruck machen und Kandidaten für einen Wechsel sind. “Haben jetzt zwei Tage aktiv regeneriert.” Spieler konnten sich in die Sauna setzten oder behandeln lassen. “Gehe nicht davon aus, dass es gegen Kaiserslautern ein Kraftproblem gibt. Zumal nicht bei einem Flutlichtspiel.” Sei auch gut, dass der Kader aktuell breit zur Verfügung stehe und man nicht nur gerade so 18 Spieler für den Kader zusammenkriegt.
Rangnick: “Sind im Pokal unter den letzten 16 und in der Liga Dritter. Wenn wir damit nicht zufrieden wären, würde mit unserer Erwartungshaltung was nicht stimmen.” Gehe aber eher darum, wie sich die Mannschaft entwickelt. In der Verlängerung gegen Aue habe man die Qualitäten sehr gut abgerufen. Auch der “Zusammenhalt in der Mannschaft” stimme, wenn man das Mitjubeln auf der Bank auch sehe. Man werde gucken, wie sich das entwickelt. “Wehren uns nicht dagegen, oben dabei zu bleiben.” Aber das könne man nicht per se erwarten.
Rangnick zur Entwicklung der Spieler: Entwicklung gehe besser, wenn die Mannschaft erfolgreich spielt. Die meisten Spieler (bis auf Boyd, Compper oder auch Rebic), die man geholt habe, seien eher unbekannt gewesen. Ideal sei, wenn sich Spieler zusammen entwickeln könnten. Wenn ein Spieler sich schneller entwickelt, könne es auch mal sein, dass er zu einem größeren Verein wechselt. Wenn ein Spieler sich langsamer entwickelt, müsse man sich überlegen, ob er woanders Spielzeiten bekommt.
Zorniger zur Entwicklung des Spielsystems: “Nichts neues, dass wir uns immer mal wieder Gedanken machen müssen. Schon abzusehen, dass wir nicht pro Halbzeit in fünf bis zehn Pressingsituationen kommen. Plan A muss immer auch ein Plan B beinhalten. Den haben wir aber auch, den muss man nur schneller umsetzen. Werden nicht auf Ballbesitz umstellen und nicht auf Gegenpressing verzichten. Spielen auf die eine Chance, die das Tor bringt.” (Plan B scheinen die langen Bälle und das Gewinnen der zweiten Bälle zu sein.) Zuschauer kämen zum Großteil, um der Mannschaft beim Gewinnen zu helfen. Tut der Mannschaft gut. Vielleicht habe das Publikum auch entscheidend zum 1:1 gegen Aue beigetragen.
Zorniger: “Man darf nicht immer alles nur an Zahlen festmachen.” (angesprochen auf die durchwachsene Auswärtsbilanz) “Glaube grundsätzlich nicht, dass es ein großes Problem ist, auswärts aufzutreten.” Vorbereitung erfolge unabhängig vom Spielort. Auftrag sei, die Mannschaft so vorzubereiten, dass sie gewinnen kann.
Rangnick zu möglichen Winterwechseln: “Macht nur dann Sinn, wenn man sie im Sommer auch holen würde und sie einen nachhaltig weiterbringen würden. Kader macht es nicht zwingend notwendig, neue Spieler zu holen.” Komme auf die Umstände an, aber man werde nicht explizit im Winter zuschlagen, nur um im Sommer aufzusteigen.
Zorniger zu den Stürmern, vor allem Morys und Boyd: Morys arbeite fürs Team und ist mit seiner Schnelligkeit wichtig, sei aber zuletzt nicht effektiv genug gewesen. Poulsen ist aktuell gesetzt. Frahn habe zuletzt seinen Einsatz gerechtfertigt. “Boyd noch nicht auf dem körperlichen Niveau, um auch in der 60. Minute noch frisch gegen den Ball zu arbeiten.” Bringe aber körperlich Qualitäten mit, die wichtig seien. “Bin mit der Sturmauswahl und der Variationsmöglichkeit zufrieden.”
BILD fragt, warum es zuletzt mit den Standards so gut klappte.. Zorniger: Werde nicht mehr als einzelne Übungsform trainiert, aber man bereite die Spieler vor dem Spiel vor, auf was sie sich bei Standards einzustellen haben und die Spieler dürfen dies dann kreativ “interpretieren”. Man habe gute Standardschützen. “Ist ganz normal in die Trainingsarbeit in das eingebettet, was uns Tore bringt.”
09.55
Terrence Boyd zu Aue: “Hat sich sehr gut angefühlt nach meiner Verletzung. Große Freude, dass wir es gegen Aue noch geschafft haben. Gutes Gefühl, dass ich noch getroffen habe. Kaiserslautern gehört zu den Topteams der Liga. Wenn wir das Maximum aus uns rausholen, können wir sie schlagen. Aber es kann auch andersherum laufen. Ist auch eine Kopfsache.”
Zur Reha-Zeit: “Bin ein Typ, der viel lacht, aber am Anfang nach der Verletzung war es schon bedrückend. Hatte ein super Team, das mir geholfen hat. Man muss halt nach vorne schauen. War gut, dass ich trotzdem an der Mannschaft dran war, das hält dich bei Laune. Sonst geht man kaputt.”
“Als Fußballer muss man auch ein bisschen Spaß haben, auch wenn die Verletzungsgefahr hoch war.” (Zum Wrestlingtorjubel gegen Bochum). Jubel werde man nicht jede Woche machen, das könne man den Physios nicht antun..
“In der Mannschaft verstehen sich alle gut miteinander.” Das sei nicht überall so.
Tempo in der zweiten deutschen Liga sei größer als in der ersten österreichischen Liga.
Könne nicht sagen, wann er körperlich auf 100% ist. “Geht darum, daran zu arbeiten, dass ich auch eine ernsthafte Option für die Startelf bin. Muss halt jeden Trainingstag voll reinhauen und dann kommt es schon.”
Zum 3:1 gegen Aue: “Super Flanke von Dominik Kaiser. Und danach sind mir einfach die Steine vom Herzen gefallen nach der langen Leidenszeit. Als Stürmer willst du natürlich Tore schießen.”
Lobhudelei noch auf den Trainer. Der rede viel mit allen Spielern. Und alle seien gleichgestellt und will als Einheit was bewegen. “Es gibt keine persönlichen Geschichten, alle arbeiten für das Team.” Manchmal fühle man sich wie in der Schule (positiv gemeint).
Zum Thema Nationalmannschaft: “Zusätzlicher Anreiz, weil ich gern für die USA spiele. Wichtig, dass ich hier Gas gebe, damit ich dort unter Klinsmann die Chance kriege. Wenn ich meinen Job und meine Tore mache, dann kriege ich bestimmt auch wieder Chancen.” Klinsmann melde sich ab und zu am Telefon oder per SMS. Lädt seinen Nationaltrainer via Pressekonferenz noch nach Leipzig ein.
Habe sich gut in Leipzig eingelebt. “Kann mich nicht beschweren.” Viel Grün und ruhig und man finde Orte zum Kaffee trinken.
Wahrnehmung von Fußball in den USA sei noch nicht so groß wie in Europa. “Ist aber im Kommen und die Liga wird besser und hat immer mehr Teams.” Für die Weiterentwicklung braucht es auch die Nationalmannschaft, dass sich Jugendliche statt für Football oder Basketball verstärkt für Fußball entscheiden.
Das war es dann von hier. Ein entspannter Alexander Zorniger, ein normal plaudernder Ralf Rangnick und ein extrem lockerer Terrence Boyd. Die ganz großen Erkenntnisse gab es heute nicht, wenn man mal davon absieht, dass man tatsächlich hofft, aus dem Platz 1 (dem vor dem Container) künftig ein Regionalligastadion für die U23 machen zu können. Was die Abkehr wäre von der Idee, sich noch irgendwo ein richtiges ‘Amateur’stadion zu leisten. Schauen wir mal, in Sachen Stadionbau ändern sich Pläne ja auch immer mal wieder..
Ansonsten hat man hier viel Respekt vor Kaiserslautern gezeigt. Sicherlich absolut zurecht. Auf das Spiel am Montag gegen eines der spielstärksten Teams der Liga darf man sich sicherlich freuen. In diesem Sinne ein schönes Wochenende allerseits und auf einen schönen Montag Abend. Bis dahin.