Geduldsspiel

[Direkt unter dem folgenden Vorbericht Partie von RB Leipzig gegen Erzgebirge Aue (22.08.2014, 18.30 Uhr) befindet sich der Liveticker von der Pressekonferenz zwei Tage vor dem Spiel. Mit Alexander Zorniger, Ralf Rangnick und Rani Khedira.]

Beim Gang durch die Ligen hat RB Leipzig viele der größeren Vereine des NOFV schon kennenlernen dürfen. Rostock, Chemnitz, Erfurt, Jena, Magdeburg, Halle oder auch Zwickau wären zu nennen. Fehlen auf der Liste eigentlich vor allem noch die alten Zweitligisten, mit denen man noch nicht das Vergnügen hatte. Aue ist (neben Union, Cottbus und Dresden) eines dieser Teams, das als Kontrahent noch fehlt.

Wobei diese Darstellung der Historie nicht ganz richtig ist, aber in diesen Tagen der Testspielabsagegeschichten rund um RB Leipzig gern genommen wird. Genaugenommen hatte nämlich RB Leipzig nicht nur mit der U23 von Erzgebirge Aue schon das Pflichtspielvergnügen, sondern auch die ersten Mannschaften beider Vereine kreuzten schon in einem Testspiel die Klingen. Im Februar 2010 war es, als ausgerechnet in Chemnitz gespielt wurde und das ganze auf mittelprächtiges öffentliches Interesse stieß (250 Zuschauer).

Das mit dem mittelprächtigen öffentlichen Interesse wird beim ersten Pflichtspielaufeinandertreffen zwischen RB Leipzig und Erzgebirge Aue sicherlich komplett anders. Deutlich über 30.000 Zuschauer, davon sicherlich mindestens 5.000, die der Gastmannschaft die Daumen drücken. Dazu die gesamte Bandbreite der medialen Begleitung. Und sicherlich das unvermeidliche D-Wort für ein Spiel, das sich das D-Wort eigentlich erst noch wird verdienen müssen.

Was aber auch letztlich egal ist. Fakt ist, dass ein sportlich nicht uninteressantes Duell zwischen einem finanziell gut ausgestatteten Club, der nach oben will und einem finanziell eher dürftig ausgestatteten Club, für den es schon seit längerem nur um den Erhalt der Spielklasse geht, wartet. Mit einigen offenen Fragen in Bezug auf den Verlauf der Partie.
Zumal angesichts der großen Anzahl an Gästefans, was RB Leipzig in der Vergangenheit nicht immer gut getan hat und man bei lautstarkem Gegenwind aus dem Gästeblock einige bittere Pleiten einstecken musste (Halle, Rostock bspw.). Nicht umsonst wies Alexander Zorniger kürzlich noch mal darauf hin, wie beeindruckt sein Team angesichts der Rostocker Wand in der Red Bull Arena im letzten November war.

Wenn man vom Umfeld absieht, dann wartet mit der Partie zwischen Leipzig und Aue sportlich ein Duell unterschiedlicher Teamideen. Auf der einen Seite mit Aue eines der ältesten Teams der zweiten Liga (was sicherlich auch eine Folge dessen ist, dass das Setzen auf talentierte, junge Spieler mehr Geld kostet) mit erfahrenen Spielern, die in der Lage sind, die Aufgabe Abstiegskampf zu meistern. Auf der anderen Seite eine Mannschaft gespickt mit viel Potenzial und Spielern, die mit ihrer Entwicklung noch nicht am Ende sind.
Auf der einen Seite bei Aue ein relativ starres 4-4-2, dessen Funktionieren in der Praxis eher von der Tagesform der einzelnen Spieler als vom System abhängt. Ein System auch, das relativ passiv gespielt wird und das vor allem auf die Sicherung des eigenen Strafraums setzt. Auf der anderen Seite bei RB Leipzig die aggressive Vorwärtsverteidigung mit einer sehr hohen Verteidigungskette und viel Geschwindigkeit.

Dass Aue mit seinem 4-4-2 mit Doppelsechs aktuell noch nicht völlig überzeugend auftritt, mag auch daran liegen, dass mit Sylvestr (Nürnberg) und auch Kocer (Genclerbirligi) zwei Spieler mit nicht unwichtigen Rollen im Offensivspiel den Verein verließen. Und entsprechend erst andere Spieler eingebaut werden müssen. Andererseits hat sich das Team im Kern kaum verändert und sollte über ein solides Maß an Eingespieltheit und Automatismen verfügen.

Aber genau diesbezüglich wirkt das Gefüge bei Erzgebirge Aue gerade ziemlich fragil. Sowohl in der Abstimmung innerhalb der Mannschaftsteile, als auch in der Abstimmung zwischen den Mannschaftsteilen gibt es durchaus Verbesserungsbedarf. Aktuell sind die Abstände zwischen Mittelfeld und Angriff arg groß, hängt viel an den Außenbahnspielern und deren Tagesform, ob Offensivspiel stattfindet. Gegen Bochum war bspw. Arvydas Novikovas großartig, sodass viel Gefahr für das gegnerische Tor entstand, in Jena am vergangenen Samstag ging Novikovas unter und nach vorn ging nicht viel.

Neben den Problemen in der Offensive gibt es aber auch defensiv Probleme, die vor allem die Abstimmung zwischen den Innenverteidigern und zwischen Innen- und Außenverteidigern resultiert. Gegen Bochum spielten aber auch gleich zwei neue Spieler in der Abwehrkette, sodass Abstimmungsprobleme wohl auch normal sind.
Grundsätzlich bleibt nämlich eine der Stärken der Auer, dass sie vor allem in der Verteidigung des Strafraums, also im tiefen Verteidigen und Verengen der Räume rund um den 16er ihre Stärken haben. Sprich mit einer Mischung aus Robustheit und Überzahl den Gegner den Nerv rauben wollen. In Nürnberg beim 0:1 am ersten Spieltag hat das teilweise ganz gut geklappt. Gegen Bochum gab es ein Freakspiel, das dem Kräfteverhältnis auf dem Rasen nach 3:3 hätte ausgehen sollen, aber 1:5 endete, weil sich Aue diverse individuelle Fehler leistete, die zu Gegentoren führten. Und in Jena im Pokal ließ die Defensive wiederum wenig zu, auch wenn man (wie schon gegen Bochum) ziemlich gut sah, dass die Defensive für Tempo, egal ob im schnellen Umkehrspiel oder in Eins-gegen-Eins-Situationen ziemlich anfällig ist.

Nach zwei Niederlagen zu Beginn der Saison ist die Partie in Leipzig für Aue noch nicht überlebenswichtig, aber doch schon ziemlich wichtig, um nicht von Anfang an in der Tabelle ganz hinten drin zu stehen. Zusammen mit der Unterstützung durch die eigenen Fans dürfte das zu einem ziemlich motivierten Defensivverhalten und entsprechend wenig Räumen für die RasenBallsportler führen. Und auch wenn das direkte Umkehrspiel der Auer nicht furchteinflößend ist, verfügen sie doch auch über Waffen, aus Ballgewinnen heraus, das gegnerische Tor in Gefahr zu bringen. Und sei es, indem sie sich Standards in der Nähe des RB-Strafraums organisieren und aus diesen heraus versuchen, Tore zu erzielen. Dass sie über gefährliche Standards verfügen, durfte man jedenfalls in Nürnberg schon beobachten.

Im Tor bei Erzgebirge Aue steht Martin Männel (26 Jahre), der in Cottbus ausgebildet wurde, nun aber schon seit 2008 im Erzgebirge weilt und seitdem 189 Ligaspiele dort absolvierte. Die Fans wählten ihn zuletzt zum Spieler der Saison 2013/2014. Was auch bedeutet, dass Männel zu den Publikumslieblingen gehört. In der aktuellen frühen Saisonphase zeigt er allerdings leichte Unsicherheiten. Sowohl gegen Bochum, wo er das 0:1 entscheidend mitverschuldet, als auch in Jena, wo es aber folgenlos blieb.

In der Innenverteidigung besteht die Wahl zwei aus vier. In den ersten beiden Saisonspielen bildeten Routinier Thomas Paulus (32 Jahre, seit 2007 in Aue), an dem RB vor zweieinhalb Jahren unter Pacult mal dran war, und der etwas steif wirkende Neuzugang aus Österreich Stipe Vucur (22) das Duo. Nach dem auch durch die Innenverteidiger verschuldeten Debakel gegen Bochum wechselte Coach Falko Götz komplett zu Kapitän René Klingbeil (schon 33, seit 2008 in Aue) und Ivan Gonzales (26), der zuvor in der B-Mannschaft von Real Madrid aktiv war. Zu vermuten ist, dass gegen RB eher letztere beide wieder zum Zug kommen.

Rechts außen verteidigt derweil Thorsten Schulz (29), der im Sommer von Absteiger Dresden kam und eher der robust-kantige Spielertyp ist, der defensiv einiges richtig macht, aber seine großen Stärken nicht unbedingt in der Offensive hat. Links hinten ergänzt Nils Miatke (24), wie Männel in Cottbus ausgebildet und vor zwei Jahren nach Aue gekommen, die Abwehrviererkette mit etwas feinerer Klinge als ein Schulz.

Im zentralen Mittelfeld scheint der reichlich erstligaerfahrene (Frankfurt, Bielefeld, Mönchengladbach) Routinier Michael Fink (32) aktuell gesetzt. Der erst 22jährige Dorian Diring ergänzte Fink im Pokalspiel in Jena als abkippender Sechser vor allem im Spielaufbau. In den zwei Spielen zuvor hatte noch der ehemalige Dortmunder Rico Benatelli (22) versucht, spielerische Struktur ins Mittelfeld zu bringen. Und für mindestens ein paar Minuten Spielzeit ist auch der erstligaerprobte (Bochum, Hertha, Köln) Oliver Schröder (34) ein Thema. Egal wer spielt, kommt es im zentral-defensiven Mittelfeld vor allem darauf an, mehr Spielzugriff zu bekommen als zuletzt, als insbesondere die Verbindung der beiden zentralen Spieler zum Angriff und zu den Außen nicht optimal war.

Dort auf den Außen dürfte durch das Spiel gegen Bochum der litauische Nationalspieler Arvydas Novikovas (23) gesetzt sein. Gegen den VfL zeigte er sich auf der rechten Seite dribbelstark und mit Zug zum Tor. Spielen kann er aber auch auf der linken Seite. Einer der Kandidaten für den zweiten Platz auf den Außen ist der ehemalige Wolfsburger Mike Könnecke (25), der seit 2011 in Aue spielt und zuvor in der Regionalliga mit Wolfsburg II schon zweimal je 1:0 gegen RB Leipzig gewinnen konnte. Wahrscheinlicher ist allerdings der Niederländer Romario Kortzorg (24), der im Sommer aus Bulgarien kam, wo er auf internationaler Bühne sogar Europa-League-Qualifikation spielte. Für die engen finanziellen Verhältnisse in Aue ein mehr als ordentlicher Transfer eines torgefährlichen und durchsetzungsstarken Außenbahnspielers. Alternativ wäre auch das Auflaufen des gelernten Linksverteidigers und Weltenbummlers Filip Luksik (29) möglich, der für die Offensive eine ordentliche Technik verfügt und defensiv zur Stabilität beitragen könnte. Auch Fabian Müller (27), ebenfalls ein Außenspieler mit zusätzlichen defensiven Stärken wäre denkbar.

Im Sturm könnte es eine Wachablösung geben. Der letzten Winter aus Sandhausen gekommene und seitdem gesetzte Frank Löning (32) scheint durch das Duo Anier/Okoronkwo verdrängt zu werden. Solomon Okoronkwo (27) ist dabei offenbar so etwas wie das Ziehkind von Trainer Falko Götz. Schon in der ganz frühen Phase der Karriere arbeiteten beide bei Hertha zusammen. Nun hat Götz den Nigerianer in der ungarischen Liga wieder ausgegraben. Mit gutem Starterfolg, denn der bullige Okoronkwo durfte schon zweimal über Tore im Aue-Dress jubeln. Sprich, er hat aktuell alle Auer Pflichtspieltore der Saison erzielt. Neben der Physis, die man auch erst mal ausschalten muss, darf man aber auch nicht vergessen, dass Okoronkwo über eine passable Technik und ein passables Passspiel verfügt. Sodass er zuletzt in den Endphasen der Partien auch mal auf die Außenbahn oder ins zentrale Mittelfeld rutschte. Was nicht optimal ist, aber zeigt, dass Okoronkwo mehr kann, als seinen Körper in den Wind des gegnerischen Strafraums zu stellen.

Neben Okoronkwo wird sehr wahrscheinlich mit dem Esten Henri Anier (23) ein zweiter Neuzugang auflaufen. Einer, der einiges an Fähigkeiten und Talent mitbringt. Insgesamt scheint er der etwas komplettere Stürmer als Okoronkwo zu sein, allerdings ohne dessen physische Präsenz zu haben. Auf dem Spielfeld wechseln beide jedenfalls permanent die Rollen, sodass einer meist zentral spielt und der andere sich fallen lässt oder auf die Flügel ausweicht. In Jena führte das dazu, dass Anier mit einer Hereingabe das Siegtor von Okoronkwo vorbereitete. Sicherlich kein schlechtes Sturmduo, das mit Löning noch ein prima Ergänzung in der Hinterhand weiß.

Auf Seiten von RB Leipzig wird es vor allem darauf ankommen, die beiden Außenbahnen aus dem Spiel zu nehmen und die beiden Stürmer dadurch vom Spielgeschehen abzukapseln. Das Auer 4-4-2 mit etwas geringerer zentraler Präsenz sollte der Mittelfeldüberladung bei RB Leipzig zudem entgegenkommen bzw. für Vorteile in der Mittelfelddominanz sorgen. Inwieweit dies auch dann gilt, wenn die heute von der LVZ ins Spiel gebrachten, möglichen Ausfälle der absoluten Mittelfeldstützen Demme und Kimmich Realität werden, muss man abwarten. Kandidaten, um sie zu ersetzen, gibt es reichlich. Aber Demme und Kimmich in ihrer aktuellen Verfassung auch qualitativ zu ersetzen, könnte schwer werden.

Mögliche Aufstellungen:

  • RB Leipzig: Bellot – Teigl, Hoheneder, Sebastian, Jung – Demme (Strauß, Fandrich), Khedira, Kimmich (Hierländer, Thomalla) – Kaiser – Poulsen, Frahn
  • Erzgebirge Aue: Männel – Schulz, Klingbeil, Gonzales (Paulus), Miatke – Novikovas, Fink, Diring (Schröder), Kortzorg – Anier, Okoronkwo

Als Falko Götz vor einem reichlichen Jahr im April den glücklosen Karsten Baumann ablöste, sahen viele das Ende der Zweitligaherrlichkeit gekommen. Doch Götz schaffte den Klassenerhalt und auch in der vergangenen Saison meisterte er die Herausforderung in einer wirtschaftlich eher schwierigen Region, Profifußball zu erhalten. Eine Herausforderung, die es erfordert, jedes Jahr auf neue, mit den paar Neuzugangsschüssen, die man hat, Treffer zu landen. Zumal wenn man mit Jakub Sylvestr den Torschützenkönig der zweiten Liga abgeben musste und sich dementsprechend zum Auffangen der Personalie breiter aufstellen muss. Was sicherlich nicht immer gut ausgehen muss, zumal immer neue Konkurrenz kommt, die infrastrukturell und finanziell besser gestellt ist.

Dass man in Aue aber auch an einem Abstieg in die dritte Liga nicht zerbricht, hat man nach den fetten Schädlich-Jahren, der den Verein zu einem festen Zweitligisten gemacht hatte, und dem folgenden Abstieg gemerkt. Zwei Jahre hat man gebraucht, um dann unter Rico Schmitt wieder den Schritt nach oben gehen zu können. Inzwischen geht man schon wieder in das fünfte Zweitligajahr in Folge, eine Errungenschaft, die gar nicht hoch genug zu schätzen ist. Zumal wenn man bedenkt, dass sich Dresden, Rostock, Chemnitz, Cottbus und Co aktuell in der dritten Liga tummeln.

Man wird abwarten müssen, inwieweit Falko Götz sein Team durch die aktuelle Saison bis hin zum Klassenerhalt führen kann. Die ersten drei Pflichtspiele haben schon gezeigt, dass man sich wird strecken müssen, um drei Mannschaften hinter sich zu lassen. Aber letztlich hat man auch alle Kaderpuzzleteile zusammen, um zu bestehen. Schon in Leipzig wird man zeigen wollen, dass das eigene Können auch Punkte wert ist. Zumal Götz vor der Saison davon ausging, dass auch RB Leipzig erst einmal in der Liga ankommen und sich an die neue Geschwindigkeit und Zweikampfhärte gewöhnen muss. Ein Prozess, der trotz des guten Auftakts noch nicht abgeschlossen ist.

Fazit: RB Leipzig ist angesichts des Saisonstarts sicherlich leichter Favorit. Trotzdem hat Erzgebirge Aue mit seiner tiefen Verteidigung gute Mittel, es jedem Team in dieser Liga schwer zu machen. Wenn sie denn nicht wie gegen Bochum wieder einen Tag erwischen, an dem sie sich mit individuellen Aussetzern selber schlagen. Denn wenn sie sich für das Umschaltspiel so anfällig zeigen wie gegen das Neururer-Team, werden sie auch in Leipzig keine Punkte holen. Wenn Aue die Stärken in der kompakt-physischen Verteidigung ausspielen kann, muss man allerdings sehr mit ihnen rechnen. Würde die Partie für RB Leipzig zu einem Geduldsspiel machen. Und im geduldigen Spiel mit dem Ball sind die Stärken von RB Leipzig nicht unbedingt zu verorten..

[Wer das Spiel von RB Leipzig gegen Erzgebirge Aue nicht vor Ort verfolgen kann und am 22.08.2014, ab 18.30 Uhr trotzdem dabei sein will, nutze die üblichen Kanäle, also Liveticker und Vereinsradio. Bilder gibt es live natürlich bei Sky.]

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Bisherige Duelle RB Leipzig vs. Erzgebirge Aue

  • 22.11.2009: RB Leipzig vs. Erzgebirge Aue II 3:2 (NOFV-Oberliga)
  • 14.02.2010: RB Leipzig vs. Erzgebirge Aue 3:2 (Testspiel, in Chemnitz)
  • 12.05.2010: Erzgebirge Aue II vs. RB Leipzig 0:1 (NOFV-Oberliga)

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Pressekonferenz zwei Tage vor dem Spiel von RB Leipzig gegen Erzgebirge Aue. Mit Ralf Rangnick, Alexander Zorniger und Rani Khedira.

10.47

Erstes Freitagsspiel in der zweiten Bundesliga für RB Leipzig. Das erklärt auch den ungewöhnlich frühen Zeitpunkt für die Pressekonferenz am heutigen Mittwoch. Ist ja vielleicht aber auch ganz schön, um schon mit seiner Vorfreude auf ein Spiel mit deutlich mehr als 30.000 Zuschauern (vielleicht sogar bis zu 40.000 Zuschauern) am eher ungünstigen Spieltermin am frühen Freitag Abend umzugehen.

10.47

Amerkung am Rande: Der Ticker aktualisiert sich übrigens von selbst, ein Neuladen der Seite ist nicht nötig,

10.51

Es ist nach einem Testspiel im Februar 2010 das zweite Aufeinandertreffen von RB Leipzig und Erzgebirge Aue. So richtig viel gewachsene Konkurrenz gibt es also noch nicht. Trotzdem ist die Partie natürlich an den Konfliktlinien Moderne vs. Tradition und Geld vs. keins aufgeladen und entsprechend interessant. Dass mindestens 5.000 Aue-Fans nach Leipzig kommen werden, zeigt jedenfalls, dass die Partie auch am frühen Freitagabend funktioniert.

10.58

Sportlich gesehen wartet ein interessantes Spiel, weil man nach dem durchschnittlichen Saisonauftakt der Auer nicht so recht weiß, wo der Club eigentlich gerade steht. Spielen sie ihre defensiven Qualitäten aus, wird es ein enorm schweres Spiel für RB Leipzig. Machen sie so viele defensive Fehler wie gegen Bochum, wird es ein gefundenes Fressen für die RB-Offensive.

11.08

Rani Khedira zum DFB-Pokal: “Kräftezehrendes Spiel. Typischer Pokalfight. Waren das gesamte Spiel dominant, wenn die Chancen auch ausgeglichen waren. Sind 120 Minuten marschiert. Spüren immer noch die Nachwehen. Schönes, spannendes Spiel für alle Beteiligten. Können uns auf ein zweites Pokalspiel freuen. Freitag gegen Aue wird ein Kampfspiel. Sie sind nicht so gut gestartet, aber im DFB-Pokal weitergekommen. Wir haben eine breite Brust und wollen Vollgas geben.”

“Aue sagt mir nichts großartiges, außer dass sie lange in der zweiten Liga spielen. Habe mich aber nie groß mit anderen Vereinen beschäftigt, sondern immer nur mit dem Verein, in dem ich gespielt habe. Sollten gucken, was wir machen wollen, nicht was der Gegner macht.”

“Tabellensituation hat nicht viel zu sagen. Aue kommt nach dem DFB-Pokal-Sieg auch mit Selbstvertrauen. Im Derby geht es auch vor allem um Tagesform und Willen.”

“In Stuttgart war unser Spiel auf Ballbesitz ausgelegt. Hier geht es um Balleroberung und dann darum, dass jeder Ball nach vorne gehen soll. Das war die wichtigste Umstellung. Statt Kontrolle über Ball und Spiel geht es um den Weg zum Tor. So beeindrucken wir die Leute und so ist es wohl auch viel besser.”

Mit dem Bruder nach der WM getroffen. “Muss aber auf mich schauen.” WM-Medaille in der Hand zu halten, war aber schönes Gefühl. Winnermentalität bei RB könne man mit der der Nationalmannschaft vergleichen.

Zum Vergleich mit dem Bruder: “Ist keine Nerverei, mit Sami verglichen zu werden. Erfüllt mich mit Stolz. Kann mir auch immer Rat holen. Ist normal, dass die Vergleiche kommen. Steht halt zu arg in der Öffentlichkeit. Bin glücklich, sein kleiner Bruder zu sein.” Über Samis Vertragssituation möchte Rani nicht wirklich sprechen, denkt aber, dass er bei Real bleibt.

“Hatte in der Vorbereitung sechs Wochen Zeit, mich auf die Saison vorzubreiten. Alles wurde mir gut gezeigt. Von daher war es nicht schwer, mich einzuleben und die Taktik zu adaptieren.”

11.21

Alexander Zorniger: “Einige sind angeschlagen.” Poulsen hat Rücken, soll aber heut oder morgen wieder mittrainieren. Demme mit Oberschenkelverhärtung. Da müsse man schauen. Kimmich mit starker Prellung. Ist am ernstesten angeschlagen. Rebic ist mit ins Training eingestiegen. Compper ist jetzt wieder eine Woche weiter. Ansonsten fehlen die Langzeitverletzten. Sonst ist alles gut.

“Aue ist wesentlich stärker als ihre Punktzahl.” Sehr erfahrene Achse. Gute Außenspieler. “In dieser Liga ist viel mehr tagesformabhängig als in der dritten Liga.” Mannschaft muss funktionieren, um die individuellen Qualitäten zu zeigen. “Gut gefülltes Stadion. Wollen die Fans gut gelaunt nach Hause schicken.”

Ralf Rangnick verkündet die schon von BILD bekanntgegebene Personalie einer rechten Hand für Rangnick in Leipzig. Frank Aehlig ist es. “Soll in erster Linie mein verlängerter Arm sein.” Erledigt vor Ort organisatorische Dinge für Rangnick. Fungiert für Zorniger auch als Ansprechpartner.

Ralf Rangnick: “Gab bisher keine Berührungspunkte mit Aehlig. Habe noch nicht mit ihm zusammengearbeitet. Andere hier im Verein haben aber schon mit ihm zusammengearbeitet. Viel positives gehört. Dann haben wir uns persönlich getroffen und der Eindruck war positiv. Passt ins Anforderungsprofil.” Die Besetzung der Position hat nichst mit Rangnicks früherer Auszeit nach Überlastung zu tun. Die Stelle sei seit längerem geplant und “vakant” gewesen.

Zorniger: “Sind ganz am Anfang der Runde und haben noch nicht alle Facetten der zweiten Liga gesehen. Kann die Favoritenrolle nicht annehmen, nur weil wir vier Punkte mehr als Aue haben. Aue hat langjährige Zweitligaerfahrung und kann mit der Situation umgehen. Zweitligagestählt. Deswegen brauchen wir nicht von Favoritenrollen sprechen. Empfinde nicht, dass wir per se Favorit sind.”

Zorniger: Zsolt Kalmar könnte als Ersatz im Mittelfeld in Frage kommen. Fandrich und Hierländer auch. Dass er Strauß und Thomalla nicht nennt, ist an der Stelle wohl eher Zufall. Kimmich muss richtig fit sein, um zu spielen. Im Spiel gegen den Ball sei er zuletzt nicht ganz perfekt gewesen. “Werden heute ein paar Sachen ausprobieren im Training und dann gucken wir, wie es aussieht.”

11.33

Rangnick zur Beziehung zu anderen Ost-Clubs: “Beschäftige mich in erster Linie mit meinen Vereinen. Aus meiner Sicht gar kein Verhältnis zu Aue. Wie zu den anderen Vereinen auch. Also kein gutes, aber auch kein schlechtes. Schlicht kein enges. Das geht den anderen Vereinen aber auch wie uns.”

Zorniger zu Khedira: “In der Vorbereitung manchmal zu pomadig.” Dass er sich inzwischen so schnell reingefunden hat, zeige wie gut er sei. Müsse am Passspiel arbeiten. Das Team sehe im Mittelfeld ähnlich homogen aus wie in der vergangenen Saison. Kopfballspiel sei dies Jahr ein wichtiges Thema. Khedira gebe mit seiner Größe da auch andere Möglichkeiten. Letztes Jahr habe man manchmal mit Poulsen spielen müssen, weil man ihn im Kopfballspiel brauchte. Generell muss man immer überlegen, ob man auf einer Position nicht noch einen großen Spieler aufstellt, um einen weiteren Kopfballspieler zu haben. Khedira mache den Verein im Mittelfeld flexibler. Sei auch ein sehr guter Charakter.

Rangnick auf nochmalige Nachfrage: Personalie von Aehlig habe nichts damit zu tun, dass hier ein Nachfolger für Rangnick aufgebaut werden soll. Es gehe einfach darum, dass die Zahl der Aufgaben größer wird und man deswegen einen größeren Personalstab braucht.

Zorniger: Ob die Belastung durchs intensive Laufspiel mal zu einem Problem werde, müsse man abwarten und dann entscheiden, wenn es so weit sein sollte. Rotation sei aktuell kein Thema. Durch Daten und Athletiktrainer Kai Kraft sei man in der Lage, in Training und Aufstellung steuernd einzugreifen. “Glaube aber, dass wir in der Lage sind, das Tempo über die ganze Runde durchzuhalten.”

11.36

Das war es schon von hier. Unspektakulär, aber auch nicht ganz uninteressant. Bleibt nur, darauf zu warten, wie die Verletztensituation bis Freitag aussehen wird. Letztlich ist es so, dass mögliche Ausfälle von Demme und Kimmich oder gar Poulsen enorm Qualität kosten würde. Aber dafür hat man natürlich auch (gerade im Mittelfeld) einen breiten Kader, der dann eben zeigen muss, dass er bereit ist, die entstehenden Lücken zu schließen. In diesem Sinne wünsche ich eine schöne zweite Wochenhälfte und viel Spaß mit dem Freitagsspiel.

Ein Gedanke zu „Geduldsspiel“

  1. Ich denke, mit Aue kommt ein Gegner, der ähnlich defensiv agiert wie Aalen. Deshalb würde ein Ausfall von Kimmich besonders schwer wiegen. Es wird darum gehen, im Offensivspiel Lösungen zu finden, um die Auer aufzuhebeln. Zu viele Pressing-Umschalt-Situationen werden sich nicht ergeben.

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