Drittes Testspiel der Vorbereitung für RB Leipzig. Diesmal im österreichischen Kematen. Quasi im letzten Teil des Trainingslagers mit entsprechend auch nicht ganz frischen Beinen. Mit je einer Mannschaft pro 45 Minuten. Gleichzeitig auch eine Art Vorbereitung und Test für den Emirates Cup am Wochenende, wo sich RB Leipzig in London mit Benfica Lissabon und dem FC Sevilla messen wird.
Mit Konyaspor traf man diesmal auf ein Kaliber, das von Benfica und Sevilla dann doch ein ganzes Stück entfernt ist. Dass der türkische Erstligist in nicht mal zwei Wochen in sein erstes Pflichtspiel startet, war dann über weite Strecken des Spiels doch nicht so richtig zu erkennen.
Nicht zu erkennen war für die Daheimgebliebenen sowieso vieles vom Spiel. Die aufgrund der baulichen Gegebenheiten tiefe Kameraperspektive lieferte dann doch einen arg beschränkten Bildausschnitt. Probleme mit dem Livestream taten ihr Übriges. Aber das nur als Meckerei am Rande.
Wegen der Ausfälle von Demme und Compper und den gerade von der Sechs nach hinten nicht gerade sehr umfassenden Alternativen (und jährlich grüßt das Murmeltier) musste Ralph Hasenhüttl etwas zaubern. Ilsanker spielte deswegen als Innenverteidiger, was für ihn nicht sonderlich ungewohnt ist. Und Dominik Kaiser und Elias Abouchabaka spielten im üblichen 4-2-2-2 zusammen auf der Doppelsechs, was durchaus ungewohnt ist.
Wobei Nachwuchsmann Abouchabaka dort die deutlich offensivere Rolle spielte und sich immer wieder und auch immer wieder auf vernünftige Weise in das Offensivspiel von RB einschaltete, aber auch gelegentlich zu überhastet abschloss. Die Ankurblerrolle aus einer etwas tieferen Position schien ihm aber schon etwas mehr zu liegen als die linke Zehn, auf der er zuletzt noch agiert hatte. Gar kein unspannendes Experiment, auch wenn die Räume zwischen Abouchabaka und Kaiser manchmal etwas arg groß waren, sprich die Abstimmung (natürlich) nicht optimal war.
Aber das war gegen Konyaspor auch nicht weiter schlimm. Denn die Türken erstarrten lange ehrfürchtig vor dem gut organisierten und immer wieder auch aggressiv pressenden Gegner, sodass sie 40 Minuten lang komplett ungefährlich blieben. RB Leipzig machte das gerade am Anfang sehr gut. Man ließ den Ball und den Gegner schnell laufen. Vor allem Forsberg hatte einige gute Abschlüsse. Wobei das frühe 1:0 per direkt verwandeltem Freistoß durchaus auch haltbar aussah.
Solange Sabitzer, der vor der Pause trotz Kaiser auf dem Platz auch die Kapitänsbinde trug, auf dem Feld war, hatte man das Geschehen aber komplett im Griff. Der Österreicher bewegte sich viel und versuchte auch immer wieder Oliver Burke in einer Werner-Rolle als Zielspieler in der Tiefe einzusetzen. Das klappte zwar nicht immer, aber dadurch sah auch Burke ganz gut aus und hatte ein paar vernünftige Laufwege und Aktionen.
Mitte der ersten Halbzeit wurde es dann aber ziemlich zerfahren. Vor allem um die Verletzung von Sabitzer herum, der ziemlich brutal von Ali Turan umgetreten wurde und anschließend vom Platz ging. Wobei das auch eher eine Vorsichtsmaßnahme zu sein schien als Folge einer strukturellen Verletzung des Beins. Federico Palacios kam dafür aufs Feld. Der war eigentlich als einziger Feldspieler für keine der beiden Formationen in erster oder zweiter Hälfte vorgesehen und spielte nun doch. Auf der Sabitzer-Position. Wobei man dann schon deutlich den Unterschied zwischen einem Sabitzer und einem Palacios auf der rechten Zehn sehen konnte.
Gegen Ende der ersten Halbzeit wurde das Spiel dann noch mal ein bisschen ansehnlicher. Auch Konyaspor hatte nun noch Offensivaktionen. Aber damit scheiterte man entweder an Gulacsi oder an fehlender Schussgenauigkeit.
In der zweiten Halbzeit wurde dann einmal komplett durchgewechselt. Dabei kam auch Yvon Mvogo erstmals im RB-Tor zum Einsatz. Vielleicht weil er es im Kampf um die Nummer 1 besonders gut machen wollte, hatte der Schweizer zwei, drei Wackler im Spiel. Vielleicht der klarste Fehler, dass er einmal zu spät kam beim Herauslaufen und das nur mit Glück nicht zum Ausgleich führte.
Wenn man die restlichen Vorbereitungsspiele auch als Möglichkeit des Kampfes um die Nummer 1 im RB-Tor sieht, dann ging die erste Runde deutlich an Peter Gulacsi. In seiner unspektakulären Art machte er das, was man machen musste und war ein sicherer Torwart. Mvogo zeigte, dass er der mutigere und aggressivere Torwarttyp ist, dass sein Spiel aber auch (zumindest gestern) nicht fehlerfrei funktioniert. Wird man in den nächsten Spielen mal gucken müssen, inwieweit das nur die Nervosität des ersten Spiels war.
Extrem auffällig präsentierte sich Naby Keita, der sich damit fast schon ein wenig über die vielen ‘Keita ist gefrustet, weil er nicht wechseln darf’-Artikel der letzten Tage lustig zu machen schien. Diese unverwechselbare Leichtigkeit, mit der er die Gegenspieler austanzt, ist einfach unglaublich. Auch wenn es nur ein Testspiel war, war er den restlichen Spielern auf dem Feld einfach mal eine Klasse voraus.
Interessant dabei auch das Zusammenspiel mit den neuen Offensivspielen Augustin und Bruma. Gerade Bruma zeigte sich in seinem ersten Spiel mit RB Leipzig sehr agil, aber auch noch nicht sehr effektiv. Augustin hatte bei manchen Offensivaktionen dagegen auch mal Pech bei der Ballmitnahme. Generell hat die Offensive noch mal deutlich an Möglichkeiten gewonnen. Und wenn Keita künftig von der Sechs aus auf Forsberg, Bruma, Augustin, Werner und Co zulaufen und diese anspielen darf, dann darf man schon gespannt sein, was da an spektakulären Taten herauskommt.
Timo Werner konnte leider gestern nicht allzu lange von Keita angespielt werden. Denn bei einer Offensivaktion verletzte sich der Stürmer am hinteren Oberschenkel. Irgendeine Muskelgeschichte, die hoffentlich nicht allzu lange dauert. Bis gestern Abend war noch unklar, ob bei der Aktion ohne Gegnereinwirkung ein Muskel in Mitleidenschaft gezogen wurde. Der Wechsel war erstmal nur eine Vorsichtsmaßnahme. Dass sich Werner bereits in seinem ersten Testspiel verletzt, wäre durchaus ein bisschen bitter. Vor allem weil seine Vorbereitung wegen dem Ausflug mit der Nationalmannschaft zum Confed Cup sowieso schon deutlich verkürzt war.
Für Werner kam erneut Federico Palacios in die Partie. Weswegen er am Ende mehr Minuten gespielt hatte als alle anderen Spieler. Das setzte aber erst eine kurze Rücksprache von Hasenhüttl mit dem Schiedsrichter voraus. Denn eigentlich war Palacios zur Pause nach seiner ersten Einwechslung in der ersten Hälfte ja schon ausgewechselt worden. Eine Wiedereinwechslung ist vom Regelwerk eigentlich nicht vorgesehen (zumindest wäre mir das unbekannt). Der Schiedsrichter hatte (sinnigerweise) aber nichts dagegen, dass man in diesem Test 11 gegen 11 weiterspielte und ließ Palacios aufs Feld. Zweimal in einem Spiel eingewechselt werden, das geht bestimmt auch als Achievement durch.
Ansonsten vielleicht noch auffällig an der zweiten Halbzeit die unauffällige rechte Seite mit Klostermann und Kühn. Bei Rechtsverteidiger Klostermann scheint nach seiner Verletzung doch noch einige Zurückhaltung dabei zu sein. Aber generell schienen die Außenverteidiger gestern abgesehen von Bernardo (der dafür ein paar unglückliche Passaktionen hatte) eher etwas zurückhaltender zu agieren.
Interessant noch die Rolle von Konrad Laimer, der in der zweiten Halbzeit neben Keita auf der Sechs spielte. Was naturgemäß bedeutet, dass man ein bisschen die Absicherung für Keita gibt. Das ist für den Balleroberer Laimer sicherlich grundsätzlich keine schlechte Rolle. Allerdings gehört zum tieferen Sechser eigentlich auch die Demme-Rolle des sicheren Ballverteilers. Und in dieser scheint Laimer noch nicht so sicher zu sein, wie das nötig wäre, um als Passmaschine (wie es eben Demme tut) das Spiel zu organisieren und stabil zu halten. Wird interessant, wie und ob man für Laimer eine gute und passende Rolle im zentralen Mittelfeld findet und welche das dann ist.
Insgesamt war es ein phasenweise ganz schön zerfahrener, aber meist auch ordentlicher Test gegen einen Gegner, der deutlich höheres Niveau mitbrachte als die bisherigen Testgegner, aber auch nicht so viel Niveau, dass man aus dem viel zu knapp ausgefallenen Sieg irgendwelche Schlussfolgerungen ziehen könnte.
Kleine Wermutstropfen die verletzungsbedingten Auswechslungen von Werner und Sabitzer. Gerade das grobe Foul in der ersten Halbzeit an Sabitzer war für ein Testspiel völlig unnötig.
Ansonsten hat man viele Dinge gesehen, die schon ganz gut funktioniert haben. Man hat auch das Bemühen von RB gesehen, den Ball durch Passspiel durch die gegnerische Verteidigung zu bewegen. Gerade den Innenverteidigern dürfte da noch stärker als in der Vorsaison die Aufgabe des Spielaufbaus zufallen. Dass es gewollt ist, dass da plötzlich ein Kaiser auf der Innenverteidigerposition landet, weil ein Konaté im Mittelfeld Pässe zaubert, ist allerdings eher unwahrscheinlich.
Unwahrscheinlich auch, dass man an dieses Testspiel mit dem einen Tor noch sehr lange zurückdenken wird. Es war ein ordentlicher Test, nicht mehr und nicht weniger. Der nächste kommt bereits am Samstag beim Emirates Cup und dann sind es gerade mal noch zwei Wochen bis zum ersten Pflichtspiel. Langsam winkt sie dann doch schon recht intensiv, die neue Saison. Bis dahin wartet aber bei der fußballerischen Integration der Neuzugänge auch noch einige Arbeit.
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Tore: 1:0 Forsberg (7.)
Aufstellung 1.Hälfte: Gulacsi – Schmitz, Ilsanker, Konaté, Halstenberg – Kaiser, Abouchabaka – Sabitzer (26. Palacios), Forsberg – Burke, Poulsen
Aufstellung 2.Hälfte: Mvogo – Klostermann, Orban, Upamecano, Bernardo – Laimer, Keita – Kühn, Bruma – Augustin, Werner (62. Palacios)
Zuschauer: 1.423 (in Kemanten in Österreich)
Links: RBL-Bericht
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Bisherige Testspiele 2017/2018
- 18.07.2017: ZFC Meuselwitz vs. RB Leipzig 0:6
- 14.07.2017: SV Dessau 05 vs. RB Leipzig 0:7
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Testspieltorschützen 2017/2018
Augustin – 3; Bernardo, Abouchabaka – je 2; Kühn, Kaiser, Compper, Sabitzer, Poulsen, Forsberg – je 1; Eigentore – 1
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Testspieleinsatzzeiten 2017/2018
- Palacios – 139 Minuten
- Klostermann – 135 Minuten
- Orban – 135 Minuten
- Upamecano – 135 Minuten
- Halstenberg – 135 Minuten
- Ilsanker – 135 Minuten
- Augustin – 135 Minuten
- Schmitz – 135 Minuten
- Konaté – 135 Minuten
- Bernardo – 135 Minuten
- Kaiser – 135 Minuten
- Abouchabaka – 135 Minuten
- Burke – 135 Minuten
- Sabitzer – 115 Minuten
- Coltorti – 90 Minuten
- Köhn – 90 Minuten
- Compper – 90 Minuten
- Laimer – 90 Minuten
- Keita – 90 Minuten
- Forsberg – 90 Minuten
- Poulsen – 90 Minuten
- Kühn – 90 Minuten
- Demme – 45 Minuten
- Majetschak – 45 Minuten
- Yilmaz – 45 Minuten
- Ludewig – 45 Minuten
- Dauter – 45 Minuten
- Gulacsi – 45 Minuten
- Mvogo – 45 Minuten
- Bruma – 45 Minuten
- Werner – 16 Minuten
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Bruma hat mir eigentlich gut gefallen, das Zusammenspiel mit Këita machte Lust auf mehr. Guten Antritt, Kaltschnäuzigkeit und Biss … Daumen hoch. Augustin wäre wahrscheinlich in den siebten Himmel gelobt worden, wenn seine 2 Ballmitnahmen in der Drehung gefunzt und er das Tor gemacht hätte.
Alles in allem kann Dorfmerkingen langsam kommen. :D
PS: Wird der Emirates Cup auch woanders als bei DAZN zu sehen sein?
Sonntag überträgt der MDR. Samstag ist Sport 1 dran, aber eventuell steigen die erst später in die Partie ein.