Zehn Spieltage sind es noch bis zum Saisonende. Was bedeutet, dass nur noch etwa ein Viertel der Saison übrig bleibt, um am Tabellenbild etwas entscheidendes zu verändern. Sodass die Spekulationen und Prognosen, wer wohl am Ende auf welchem Platz landen wird, immer mehr Raum einnehmen. Weil natürlich bei den verschiedenen beteiligten Vereinen auch der Traum vom Aufstieg wächst.
Wenn man die aktuelle Tabelle als Maßstab nimmt, dann sind wohl nur noch fünf Teams in der Verlosung für die ersten drei Plätze. Wobei Heidenheim praktisch schon nicht mehr aus den Top 3 herausfallen und realistischerweise auch nicht mehr von einem direkten Aufstiegsplatz rutschen kann. Bei RB Leipzig ist das Rutschen aus der Top 3 bei 12 Punkten Vorsprung auch eher unrealistisch, wenn auch immer noch theoretisch möglich. Das Heimspiel gegen den Vierten Osnabrück am Sonntag könnte hier schon die weitere Richtung weisen.
Darmstadt schielt sicherlich noch auf Platz 2 und RB Leipzig, muss allerdings auch noch ein wenig nach hinten schauen, wo Osnabrück und Rostock bei sieben Punkten Rückstand auf ihre Chance lauern. Hansa zudem mit der Chance, am Wochenende mit einem Sieg im direkten Duell gegen die Hessen den Rückstand auf den Relegationsplatz wieder auf vier Punkte zu verringern.
- Heidenheim: 62 Punkte, +30 Tore
- Leipzig: 55 Punkte, +18 Tore
- Darmstadt: 50 Punkte, +22 Tore
- Osnabrück: 43 Punkte, +9 Tore
- Rostock: 43 Punkte, -3 Tore
(Wer will kann auch noch die Stuttgarter Kickers mit 40 Punkten (+3 Tore) auf der Rechnung haben, die aktuell einen Riesenlauf haben und aus den letzten neun Spielen seit der Niederlage in Leipzig erstaunliche 21 Punkte holten. Allerdings kann man nicht unbedingt davon ausgehen, dass sie diesen Lauf bis zum Saisonende kontinuierlich durchhalten.)
Wenn man sich die Drittligabilanzen der letzten Jahre anschaut, dann ist erstaunlich oft der Stand 10 Spieltage vor dem Ende auch der Stand zum Saisonschluss. 13 von 15 Teams, die nach 28 Spielen die ersten drei Plätze belegten, taten dies auch nach 38 Spielen. Einerseits rutschte Preußen Münster letztes Jahr noch von zwei auf vier, war allerdings nach 28 Spielen mit den Mannschaften, die sie letztlich überholten (Bielelfeld, Osnabrück) auch nur punktgleich. Und 2010/2011 verlor Offenbach Platz 3 noch an Dynamo Dresden. Aber auch hier war der Vorsprung 10 Spiele vor dem Ende mit zwei Punkten ziemlich gering.
In fünf Spielzeiten rutschten auch nur zwei Teams noch von den direkten Aufstiegsplätzen. Einerseits war dies – wie schon erwähnt – Münster. Andererseits rutschte Paderborn 2008/2009 noch von zwei auf drei. Und verspielte dabei tatsächlich fünf Punkte Vorsprung, also jenen Vorsprung, den auch RB Leipzig auf Darmstadt hat. Düsseldorf profitierte damals und lag letztlich einen Punkt vor dem Konkurrenten. In fünf Spielzeiten nur ein Team, das als Zweiter noch einen Vorsprung auf Platz 3 verspielte (und letztlich über die Relegation doch noch aufstieg). Durchaus eine Bilanz, die hierzulande gerne als Mutmacher genommen werden dürfte.
Mit den 55 Punkten, die RB Leipzig aktuell auf dem Konto hat, wäre man in drei der letzten fünf Spielzeiten auch auf Platz 2 nach 28 Spielen gelandet. Und einmal mit nur zwei Punkten Rückstand auf den Tabellenführer auf Platz 5. Die aktuelle Punktausbeute ist also im Vergleich der letzten Jahre durchaus ordentlich. In den Jahren, in den 55 Punkte nach 28 Spielen zumindest zu Platz 2 (bzw knapp dahinter) gereicht hätten, benötigte man am Ende zwischen 64 und 76 Punkte, um direkt aufzusteigen. Realistisch sind wohl für die aktuelle Spielzeit circa 70 Punkte oder auch ein, zwei mehr. Sprich, mit sechs Siegen aus den verbleibenden 10 Spielen wäre RB Leipzig sehr gut dabei.
Auch in der zweiten Liga gibt es nun schon seit fünf Spielzeiten die Regelung mit zwei direkten Aufsteigern und einem Relegationsplatz. Auch hier schafften es 13 von 15 Teams, die 10 Spieltage vor dem Ende auf den ersten drei Plätzen standen, am Ende unter die Top 3. Lediglich Paderborn und Fürth verspielten 2011/2012 und 2008/2009 noch Platz 3 und rutschten ab. Paderborns Vorsprung auf den späteren Dritten Düsseldorf war nach 24 Spielen mit nur einem Punkt allerdings gering. Fürth dagegen reichten fünf Punkte auf Nürnberg nicht.
In den fünf Spielzeit rutschte zudem lediglich ein Team von 10, die nach 24 Spielen auf einem direkten Aufstiegsplatz standen, noch auf Platz 3. St. Pauli fing 2009/2010 Augsburg ab. Allerdings musste man dafür auch nur einen Rückstand von einem Punkt aufholen.
Betrachtet man zusätzlich noch die 13 Zweitligaspielzeiten seit Einführung der Dreipunktregel im Jahr 1995, in denen die ersten drei Mannschaften direkt aufstiegen, dann blieben 31 der 39 Top3-Mannschaften nach 24 Spielen auch nach 34 Spielen unter den Top3. Sogar 23 der 26 Mannschaften auf den ersten beiden Plätzen zehn Spiele vor Schluss stiegen am Ende auf. Lediglich Cottbus und Fürth verspielten 2003/2004 und 1998/1999 jeweils auf Platz zwei liegend sechs Punkte Vorsprung (Fürth damals mit unglaublichen drei Punkten aus den letzten 10 Spielen). Und Mainz reichten 2001/2002 zwei Punkte auf Bielefeld nicht.
Insgesamt blieben 19 der 26 Teams auf den ersten beiden Plätzen nach 24 Spielen auch am Ende auf den ersten beiden Plätzen. Wobei diese Statistik nicht ganz aussagekräftig ist, da ja auch Platz drei zum Aufstieg berechtigte. Der aufopferungsvolle Kampf um Platz 2 also nicht so wichtig war. Gilt genauso für den Fakt, dass zwei Tabellenführer in den letzten 10 Spielen noch auf Platz drei rutschten.
Nimmt man alles zusammen, dann gehörten 36 von 46 Teams, die in insgesamt 23 Zweit- und Drittligaspielzeiten 10 Spiele vor Schluss das Topduo bildeten, auch am Ende zum Duo an der Spitze. 57 der 69 Teams auf den Plätzen eins bis drei ließen sich nicht mehr auf Rang 4 oder schlechter verdrängen. Noch nie ist dabei ein Tabellenführer zu diesem Zeitpunkt am Ende der Saison nicht direkt aufgestiegen (schöne Grüße nach Heidenheim und nach Köln).
Aus Leipziger Sicht bleibt relevant, dass in insgesamt 10 Zweit- und Drittligaspielzeiten mit einem Relegationsplatz 3 erst drei Teams überhaupt in den letzten 10 Spielen noch Platz 2 verspielten. Und dabei nur ein Team einen Vorsprung wie RB Leipzig hatte. Nämlich fünf Punkte auf Platz 3 (Paderborn auf Düsseldorf 2008/2009).
Fazit: Insgesamt ist es durchaus erstaunlich, dass es im Vergleich der Tabellenbilder zwischen Saisonende und 10 Spieltage zuvor so wenige Differenzen gibt. Wer sich bis dahin oben festgesetzt hat, kann den Vorsprung zumeist auch mit ins Ziel nehmen. Statistisch gesehen, ist der Aufstieg von Heidenheim mehr als in trockenen Tüchern. Und für RB Leipzig stehen die Chancen ganz gut, am Ende direkt aufzusteigen. Der Relegationsplatz sollte jedenfalls schon (wieder statistisch gesehen) ziemlich sicher sein, auch wenn – wie gestern gezeigt – RB Leipzig das schwerste Restprogramm aller Spitzenteams der dritten Liga haben dürfte.
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Annex: Drittligatabellen der letzten fünf Spielzeiten am Ende der Saison und nach 28 Spielen (später absolvierte Nachholespiele wurden in die Bilanzen eingerechnet).
- 3.Liga 2012/2013 – Enstand
- Karlsruhe: 79 Punkte
- Bielefeld: 76 Punkte
- Osnabrück: 73 Punkte
- Münster: 72 Punkte
- 3.Liga 2012/2013 – nach 28 Spielen
- Karlsruhe: 57 Punkte
- Münster: 56 Punkte
- Bielefeld: 56 Punkte
- Osnabrück: 56 Punkte
- 3.Liga 2011/2012 – Enstand
- Sandhausen: 66 Punkte
- Aalen: 64 Punkte
- Regensburg: 61 Punkte
- 3.Liga 2011/2012 – nach 28 Spielen
- Aalen: 52 Punkte
- Sandhausen: 50 Punkte
- Regensburg: 46 Punkte
- 3.Liga 2010/2011 – Enstand
- Braunschweig: 85 Punkte
- Rostock: 78 Punkte
- Dresden: 65 Punkte
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- Offenbach: 57 Punkte
- 3.Liga 2010/2011 – nach 28 Spielen
- Braunschweig: 64 Punkte
- Rostock: 61 Punkte
- Offenbach: 48 Punkte
- ..
- Dresden: 46 Punkte
- 3.Liga 2009/2010 – Enstand
- Osnabrück: 69 Punkte
- Aue: 68 Punkte
- Ingolstadt: 64 Punkte
- 3.Liga 2009/2010 – nach 28 Spielen
- Osnabrück: 49 Punkte
- Aue: 48 Punkte
- Ingolstadt: 45 Punkte
- 3.Liga 2008/2009 – Enstand
- Union: 78 Punkte
- Düsseldorf: 69 Punkte
- Paderborn: 68 Punkte
- 3.Liga 2008/2009 – nach 28 Spielen
- Union: 62 Punkte
- Paderborn: 53 Punkte
- Düsseldorf: 48 Punkte
Danke, eine beruhigende Statistik.
Dennoch macht sich bei mir mehr und mehr dieses freudige und gleichzeitig unangenehme (ich nenne es mal) “Lottegefühl” breit und ich hoffe, zittere und wünsche mir wie letztes Jahr, dass es am Ende reicht. Von “Ruhe” bin ich noch weit entfernt. ;-)
Die Ruhe kommt, wenn die aktuelle Form auch in schwereren Spielen bestätigt wird.
Sowohl für Fans als auch für die Spieler.
Das Auftreten in Stuttgart zeigte, wie selbstbewusst die Spieler gerade sind. Neben völliger Konzentration auch viel Spaß und Blödeleien am Rande… So macht zusehen doch Spaß!
(und beruhigt ein Stück weit auch)