Langsam aber sicher schreitet die Woche auf zwei wichtige Termine zu. Noch zwei Tage sind es bis das Drittligaspiel beim MSV Duisburg angepfiffen wird (heute die Pressekonferenz vor dem Spiel). Nur noch ein Tag dauert es bis zur Schließung der Transferliste am morgigen Freitag um 18 Uhr. Sprich, bis morgen ist abschließend klar, wie der Rückrundenkader bei RB Leipzig aussehen wird. Denn ab morgen 18 Uhr wäre es auch – im Gegensatz zur Hinrunde – nicht mehr möglich, vertragslose Spieler anzustellen. Mal schauen, was noch so passiert.
Spekuliert wird in der BILD erst einmal über einen Abgang. Nämlich den von Thiago Rockenbach. Den will offenbar Viktoria Köln unter Vertrag nehmen. Geld hat man in Köln, allerdings auch nicht in den Massen, dass man Rockenbachs Drittligagehalt von geschätzt 16.000 Euro im Monat übernehmen will. Aktuell geht es wohl darum, dass Rockenbach seinen Vertrag mit RB Leipzig auflöst und entsprechend bei den Abfindungsverhandlungen einen Schritt auf RB Leipzig zugeht. Wird eng, aber ist – den Willen von Rockenbach vorausgesetzt – machbar. Für Rockenbach wäre der Wechsel sicher sinnvoll, da er in Köln im Gegensatz zu Leipzig Spielzeiten kriegen würde.
Die LVZ bringt derweil den 17jährigen Dänen Asger Sörensen ins Spiel. Der Defensivspieler soll vom FC Midtjylland kommen. Unklar sei nur noch, ob Sörensen gleich nach Leipzig wechselt oder erst einmal in Österreich beim FC Liefering ein halbes Jahr an die Spielgepflogenheiten im Hause Red Bull herangeführt wird, bevor er nach Leipzig kommt.
Als „absurd“ (Google Übersetzer) bezeichnet der Präsident von Legia Warschau kurz und knapp das Gerücht der LVZ, der slowakische Nationaltorwart Dušan Kuciak könnte vom polnischen Meister in die dritte deutsche Liga zu RB Leipzig wechseln (Przeglad Sportowy). Das ist in der Sache durchaus deutlich, lässt aber weiter offen, wen RB Leipzig als neuen Mann für das Torwarttrio holt.
Die offizielle Vereinswebsite mit einer nicht uninteressanten Auflistung der 12 Nachwuchsfußballer, die seit der Vereinsgründung 2009 dabei sind. Da taucht der zwischenzeitliche Profi Tom Nattermann genauso auf wie der U17-Nationalspieler Felix Beiersdorf.
Der Kolumnist Frank Willmann derweil im Tagesspiegel mit einem Text zu seinem Ausflug in die Red Bull Arena. In gewohnt subjektiver Manier. Bei einem wie Willmann darf man es schon als großen Sprung über den eigenen, nicht gerade RB-gewogenen Schatten verstehen, dass er überhaupt zu einem Heimspiel von RB Leipzig gegangen ist. Im Kopf behalten von dem Text sollte man zumindest die These von einer in der Zukunft möglichen Radikalisierung der RB-Fanszene aufgrund von Gewalterfahrungen in der Gegenwart. Wobei in diesem überzeichneten Bild vom „mordsmäßig verdroschen“en RB-Fan im Unterton auf unangenehme Art und Weise auch immer so etwas wie klammheimliche Freude oder zumindest kühler Voyeurismus drin steckt.
Wellen schlug auch Karl-Heinz Rummenigge mit Äußerungen in einem Sportbild-Interview (nur Print – aufgegriffen unter anderem von Spox), die der Aufregung eigentlich gar nicht wert sind. Denn im Kern hat er zwei (richtige) Sachen gesagt. Dass Red Bull Salzburg nie die Champions League gewinnen wird, weil man sich „Tradition oder eine Top-Liga auch mit viel Geld nicht kaufen kann“. Was man auch damit übersetzen kann, dass man Zeit (so kann man Rummenigges Tradition entmystifiziert mal interpretieren) und eine andere Liga als die österreichische nicht erwerben kann. Und so für Salzburg die Möglichkeiten zur Entwicklung eines Teams für die europäische Spitze fehlen. Was letztlich niemand bestreiten kann und weswegen man im Hause Mateschitz ja auch auf RB Leipzig setzt.
Dass Rummenigge ein Problem mit RB Leipzig unterstellt wird, ist angesichts seiner Aussagen etwas überinterpretiert, denn letztlich sagt er völlig richtig, dass nach den Ausnahmeregeln für Wolfsburg und Leverkusen eine „dritte Lex mit Leipzig und dem dahinter stehenden Konzern Red Bull der DFL gewisse Bauchschmerzen bereiten würde.“ Was völlig unstrittig ist, denn RB Leipzig ist in letzter Konsequenz die Umgehung der 50+1-Regel mit legalen Mitteln. Und wenn Vereine bestimmte Regeln – legal hin oder her – dem Sinn nach zu umgehen suchen, ist das für einen Verband natürlich nicht lustig.
Was dann eben bedeutet, dass RB Leipzig für die DFL ein Problem ist. Ein Problem, was sie mit ihren laxen und informellen Versuchen 50+1 vor dem Komplettkippen durch europäische Gerichte zu schützen (u.a. indem inzwischen per Kompromiss in allen Vereinen nach 20 Jahren maßgebliche Sponsoren mehr als 50% an den ausgegliederten Kapitalgesellschaften übernehmen dürfen), selbst erst geschaffen haben. Insofern, ja RB Leipzig ist für die DFL ein Problem, weil dadurch die 50+1-Regel öffentlich erlebbar endgültig zum Papiertiger wird, indem eine Firma eine Konstruktion findet, mit der sie durch die Regel formalregularisch nicht getroffen werden kann. Man kann den möglichen, leichten Unwillen der Verbandsverantwortlichen ein wenig nachvollziehen, aber dass Rummenigge deswegen ein Problem mit RB Leipzig hat, ist aus all dem schlicht nicht ablesbar.
Auch ein Clemens Tönnies, Schalkes Aufsichtsratschef sieht es in derselben Sportbild relativ nüchtern, indem er der Tradition „einen großen Vorsprung“ attestiert, ganz einfach weil ein Traditionsverein durch „die starke Basis“ und „die gewachsenen Strukturen“ gekennzeichnet sei und erst dadurch „Image, Beliebtheit und begeisternder Eventcharakter“ entstünden. Letztlich verweist auch Tönnies auf den wichtigen Faktor Zeit und dass sich Dinge entwickeln müssen..
Eingebettet ist das RB-Leipzig-Thema in der Sportbild in einem allgemeinen Aufmacher „Plastik gegen Tradition“, der darauf fußt, dass man in einer (nicht repräsentativen) Umfrage das Ergebnis bekam, dass die Sportbild-Leser der Meinung sind, in den nächsten zehn Jahren würden nach Dortmund auch Wolfsburg und RB Leipzig die wichtigsten Konkurrenten von Bayern München.
Was in Bezug auf RB natürlich absurd ist, schließlich sprechen wir hier von einem Drittligisten, der noch einige, auch größere Schritte machen muss, um auch nur halbwegs in der Dimension oberes Bundesligadrittel mitspielen zu können. Ein bisschen hat man in den letzten Wochen das Gefühl, die Sportbild arbeitet daran, RB Leipzig zu einem Verein der allerhöchsten Erwartungen aufzubauen, auf den man dann bei (in den Dimensionen wahrscheinlichem) Misserfolg umso besser draufhauen kann (Plastik, keine Seele, kein Erfolg..).
Egal wie, wer die Realität eines finsteren Heimspiels gegen Burghausen mit der Utopie der Bayernkonkurrenz emotional oder rational zusammenkriegt, dem gratuliere ich ganz herzlich. Mir fehlt für diesen Sprung im Hier und Jetzt deutlich jede Phantasie..
[BILD] Wollitz will Rockenbach: http://www.bild.de/regional/leipzig/rb-leipzig/viktoria-koeln-will-rockenbach-34452224.bild.html
[LVZ] Rangnick holt den Super-Dänen: http://www.rb-fans.de/forum/viewtopic.php?f=20&t=7195
[Przeglad Sportowy] Legia – absurdalna propozycja: [broken Link]
[RB Leipzig] Die “erste Zwölf”: http://www.dierotenbullen.com/neuigkeiten/Saison_2013_14/Die-erste-Zwoelf-der-Roten-Bullen.html
[rotebrauseblogger] Duell der Ligagrößten: http://rotebrauseblogger.de/2014/01/30/duell-der-ligagroessten/
[Sportbild] Plastik gegen Tradition/ “Tradition kann man nicht kaufen”: Nur Print
[Spox] “RB Leipzig wird ein Problem”: http://www.spox.com/de/sport/fussball/bundesliga/1401/News/karl-heinz-rummenigge-sieht-in-rb-leipzig-langfristig-ein-problem-fuer-dfl-bayer-leverkusen-tsg-hoffenheim.html
[Tagesspiegel] Report von der butterweichen Seite der Macht: http://www.tagesspiegel.de/sport/willmanns-kolumne-report-von-der-butterweichen-seite-der-macht/9403440.html