Transfer(gerüchte): Thomalla, Willers, Viteritti, Luge

Abgesehen von Fragen der Ticketpreis- und Stadionplatzneuordnung geht es auch sportlich weiter rund um RB Leipzig. Beziehungsweise wird der sportliche Teil der Saison vorbereitet. Mit Transfertätigkeiten. Mit Denis Thomalla ist der erste Neuzugang bereits fix. Mit Tobias Willers, Fabio Viteritti und André Luge stehen gleich drei Spieler auf dem Gerüchtezettel, gegen die RB in dieser Saison gespielt hat. Ob das jetzt eher für die Kreativität der Journalisten oder die Kreativität des RB-Scoutings spricht, darf jeder selbst entscheiden.

Denis Thomalla (20 Jahre, demnächst 21): Mit Thomalla wechselt ein eher namensloser Spieler von der TSG Hoffenheim II zu RB Leipzig. Wobei, die Ähnlichkeiten mit dem Namen zu einer hiesigen Tatort-Akteurin sind natürlich nicht zu übersehen. Aber fußballerisch steht der Name Thomalla (noch) nicht für viel und dürfte nur den Kennern der Regionalliga Südwest etwas sagen. Seit heute steht fest, dass er sich in der dritten Liga im Dress von RB Leipzig beweisen darf.

In der offiziellen Vereinsnews zu seiner Begrüßung wird er als Stürmer ausgewiesen, der aber auch im offensiven Mittelfeld auflaufen kann. transfermarkt.de sieht weist ihn in seinen Einsätzen wahlweise als Mittelstürmer, hängende Spitze, Linksaußen oder Rechtsaußen aus. Wobei man den transfermarkt-Statistiken meist auch nicht so recht trauen kann. Beobachter der Szenerie sehen das aber ähnlich.

Vertrauen kann man darauf, dass Alexander Zorniger (und eventuell auch Ralf Rangnick) eine ganz gute Idee von Thomalla haben. Ersterer schon alleine dadurch, dass er den damals 19jährigen als Trainer direkt dabei beobachten durfte, wie er im Hoffenheimer Trikot Zornigers Sonnenhof Großaspach zwei Treffer einschenkte und eines vorbereitete. Was schließlich einen 3:2-Sieg mit sich brachte.

Thomalla kam vor drei Jahren mit knapp 17 aus Karlsruhe nach Hoffenheim und kam gleich in der ersten Saison auf vier Ultrakurzeinsätze (insgesamt 23 Minuten), zwei davon unter – täterätä – Ralf Rangnick. In den vergangenen Jahren spielte Thomalla aber überwiegend im Regionalligateam (endgültig aussortiert wurde er von Stanislawski), wo er auf insgesamt 72 Spiele, 20 Tore und 10 Vorlagen kommt. In seiner ersten Saison in Hoffenheim war er zudem noch U19-Nationalspieler und schoss dort in neun Spielen 3 Tore.

Auffällig ist, dass Denis Thomalla sehr häufig wichtige Tore erzielt. Von den insgesamt 20 Treffern in seiner Hoffenheimer Zeit schoss er nur sechs ‘folgenlose’ Tore. 14 mal traf er zur Führung oder zum Ausgleich. Und auch seine Nationalmannschaftstreffer waren allesamt Tore zum 1:0.

Mit Denis Thomalla wechselt kein Spieler mit einer beängstigenden Torquote zu RB Leipzig, aber einer der konstant gleichmäßig Tore erzielt und vorbereitet. Als offenbar etwas flexibler einzusetzender Stürmer wäre er eine relativ perfekte Ergänzung für Daniel Frahn. Ob er mit seinen 1,86 im Kopfballspiel einen Kutschke ersetzen könnte, ist zumindest fraglich.

Thomalla passt in Sachen Jugend und Talent perfekt ins Anforderungsprofil von Zorniger und Rangnick. Ob er sofort die Lücke ausfüllen kann, die ein Stefan Kutschke hinterlassen hat, ist fraglich. Vom Typ her wird das sowieso schwer. Zumal er gerade in Sachen körperlicher Robustheit in der Vergangenheit eher seine Nachteile hatte. Und als Spieler muss er erst mal an Morys und Kammlott vorbei, wenn die denn auch nächste Saison noch zu den Konkurrenten gehören.

Nimmt man die Tatsache, dass Morys ja in der Winterpause schon als Vorausschau auf einen Kutschke-Abgang verpflichtet wurde, dann könnte man Thomalla als Ergänzung des Sturmkaders sehen. Wobei das Potenzial von Thomalla eher auf mehr denn auf weniger verweist. Für Tom Nattermann sind das jedenfalls schlechte Karten, denn genaugenommen hat der Verein jemanden unter Vertrag genommen, der in ziemlich vielen Kategorien seinem Profil entspricht. Könnte bedeuten (muss es aber auch nicht), dass man mit der Tornatter nicht mehr ernsthaft plant.

Fazit: Mit Denis Thomalla hat RB Leipzig ein Talent verpflichtet, das Alexander Zorniger und Ralf Rangnick ziemlich gut kennen. Von daher kann man wohl davon ausgehen, dass Thomalla sehr gut ins Spielkonzept passt. Ob er bei RB den nächsten Entwicklungsschritt schafft, muss man dabei aber erstmal abwarten.

Tobias Willers (LVZ vom 05.06.2013): Eines der Gerüchte, von dem man nicht weiß, was man davon halten soll. Weil es eher dem Motto gehorchte, dass Willers in den Relegationsspielen gegen RB Leipzig mit den Sportfreunden Lotte stark auftrumpfte und das auch Zorniger und Rangnick gesehen haben. Ob aus diesem Sehen auch ernsthaftes Interesse entsprungen ist, bleibt dabei aber im Dunkeln. Die Westfälischen Nachrichten wissen heute zumindest noch zu berichten, dass Willers aktuell zu den Wechselgerüchten um seine Person nichts sagen mag.

Fakt ist, dass Willers Vertrag ausläuft und sein Verein davon ausgeht, dass die Gespräche mit ihm schon recht weit fortgeschritten sind. Fakt ist auch, dass Willers ein zweikampf- und kopfballstarker Innenverteidiger ist, der auch im Spielaufbau lang und kurz unheimlich gut und präzise spielen kann. Eigentlich ein ziemlich perfektes Paket. Da er auch mit dem linken Fuß präzise spielen kann, wäre er wohl tendenziell eher Konkurrent für Fabian Franke, der gerade im Spiel mit dem Ball gelegentlich nicht ganz so präzise agiert.

Willers hat mit seinen 26 Jahren bereits 61 Drittligaspiele mit Wuppertal und Oberhausen auf dem Buckel. Besonders bemerkenswert, dass er in seiner Karriere schon 26 Tore erzielte, davon neun in der vergangenen Spielzeit im Trikot der Sportfreunde Lotte.

Willers ist als Gesamtpaket sicherlich ein prima Innenverteidiger. Ob er mit seinen 26 Jahren noch in das Suchraster der RB-Verantwortlichen fällt (sprich, ob die einen fertigen Innenverteidiger suchen), ist eher unklar. Dass er den Fans schwerlich vermittelbar sein könnte, weil Willers im Relegationsrückspiel ausufernd vor dem Gästeblock feierte, ist dagegen unwahrscheinlich.

Fazit: Willers ist sicher ein Guter und ein absolut drittligatauglicher Spieler. Dass RB ihn aber nach zwei starken Relegationsspielen mal eben verpflichtet, würde ich eher für unwahrscheinlich halte. Wenn er denn nicht eine besondere Leaderqualität, die sofort an Kutschke erinnert, hätte. Viel Emotion, viel Klasse. Falls er also Bock hat auf Leipzig, dann kann man sich auf einen guten Typen freuen, der eine Lücke befüllen könnte, die Stefan Kutschke fast unausfüllbar hinterlassen hat. Wäre natürlich super.

Fabio Viteritti (BILD vom 30.05.2013): Viteritti ist genaugenommen ein altes Gerücht, denn schon in der Winterpause bestätigten seine Berater, dass der Magdeburger von RB Leipzig und auch Schalke beobachtet werde. Was Sportdirektor Kallnik kürzlich kritisch ansprach, weil aus seiner Sicht, die möglichen Wechselflausen die Leistung des 20jährigen beeinflusst hätten. Konkrete Angebote hatte Kallnik zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht auf dem Tisch. Viterittis Berater sprachen jedoch davon, dass man sich nach den Relegationsspielen zusammensetzen werde.

Für den Magdeburger Coach Petersen ist Viteritti ein Götze-ähnliches Talent, das auf jeden Fall den Weg in die höheren Ligen machen wird. Bisher hat er den entscheidenden Schritt allerdings noch nicht gemacht. 27 mal wurde er in der abgelaufenen Spielzeit eingesetzt. Gerade drei Tore und drei Vorlagen sprangen für den offensiven Außenbahnspieler heraus.

Sein großer Vorteil könnte die Beidfüßigkeit sein, weswegen er wie Clemens Fandrich auf den offensiven Mittelfeldpositionen relativ flexibel eingesetzt werden könnte (wobei ja Ballack von Magath eingetrichtert gekriegt hat, dass Vielseitigkeit nicht unbedingt ein Vorteil ist..). Allerdings trifft er dort auch auf ordentliche Konkurrenz (Röttger, Fandrich, Rockenbach, mit Abstrichen Schulz), was ihm seinen Start ziemlich schwer machen könnte. Außer ihm fallen die Steine ab, die auch bei seinen Auftritten gegen RB auf ihm zu lasten schienen.

Fazit:  Fabio Viteritti ist jung, ein Talent und gehört als regionales Talent (also eines, was halbwegs in der Region spielt, geboren wurde Viteritti in Lörrach) sicherlich ins Suchraster von RB Leipzig. Ob man ihn nach der vergangenen Halbserie für eine sehr umkämpfte Position verpflichtet, auf der er sicher erst perspektivisch vermehrt Einsatzchancen hätte, muss man abwarten.

André Luge (BILD vom 18.05.2013): Wie Viteritti ist auch Luge ein Gerücht, das eigentlich noch aus der Winterpause stammt. Schon damals hieß es, dass RB Leipzig an dem 22jährigen Mann vom FSV Zwickau dran sei. Inzwischen ist das Gerücht so weit gediehen, dass offenbar alle Beteiligten davon wissen, dass es zwischen RB und Luge Kontakt gibt, dass aber bis zuletzt entweder kein offizielles Angebot vorlag oder man sich noch nicht einigen konnte.

Luge ist ein spielstarker und schneller Linksfuß, der für Zwickau in der abgelaufenen Spielzeit 11 Treffer erzielte und 4 vorbereitete. Und somit zum stärksten Linksaußen der Regionalliga Nordost avancierte. Im Hinspiel gegen RB Leipzig hatte er noch Pech und wurde nach 30 Minuten verletzt ausgewechselt. Im Rückspiel konnte sich jeder Beobachter von seiner Klasse überzeugen. Oder anders gesagt: Das Rückspiel in Leipzig war ein 90minütiges, hervorragendes Bewerbungsvideo für einen Platz in einer höherklassigen Mannschaft (auch Halle ist den Gerüchten nach interessiert). Jetzt ist nur die Frage, ob er damit Zorniger und Rangnick nachhaltig und endgültig von seiner Drittligatauglichkeit überzeugt hat.

In Zwickau war Luge jedenfalls unumstrittener Stammspieler und lief in der abgelaufenen Saison in 29 Spielen von Beginn an auf (einmal stand er nicht im Kader). Letztes Jahr in der Oberliga kam er auf 26 Spiele, wurde allerdings auch siebenmal eingewechselt (10 Tore). Genaugenommen platzte bei Luge in diesem Jahr der Knoten, den man schon lange erwartet hätte, dass er platzt.

Denn talentiert war Luge schon immer. Mit 16 ging der gebürtige Chemnitzer 2007 nach Bremen, sicherlich auch mit einer Idee von Karriere im Hinterkopf. Zwei Jahre spielte er dort in U17 und U19, ehe er zurück in Richtung Heimat kehrte und im Nachwuchs von Carl Zeiss Jena landete, deren Profis in jenen Tagen in der dritten Liga ihr Dasein fristeten. In zwei Jahren in Jena brachte er es auf jeweils um die 20 Spiele in U19 und U23. Als Heiko Weber in Jena Chefcoach war, verließ Luge schließlich 2011 den Verein und schloss sich dem FSV Zwickau an. Eine gute Entscheidung. Für ihn und für den FSV. Nur in Jena dürfte man etwas trauern, wenn Luge den Zwickauern letztlich wirklich noch eine niedrige sechsstellige Ablösesumme einbringen sollte.

Letztlich ist es wie mit vielen Talenten. Man weiß nicht wirklich, ob sie bei einem Vereinswechsel in eine höhere Liga auch den nächsten Schritt machen können. Für André Luge könnte es nicht unwesentlich gewesen sein, dass er in einem ruhigen Umfeld in Zwickau Zeit hatte, sich zu entwickeln und vielleicht auch mal spielen durfte, wenn es im Spiel vorher nicht ganz so gut war. In Leipzig hätte er in jedem Training den Druck des direkten Konkurrenten. Wobei hier auch sein Vorteil läge. Denn einen sehr guten linken Offensivfuß gibt es aktuell im RB-Kader nicht (außer Rockenbach in einem 4-4-2 mit zwei flachen Sechsern).

Fazit: Käme Luge, dürfte man sicherlich sehr gespannt sein, ob er seine zweifelsfrei vorhandenen großen Qualitäten auch bei RB auf den Platz bringen kann. Luge ist jung, spielstark, schnell und entwicklungsfähig. Ergo sicherlich ein guter Transfer, wenn es denn dazu kommt.

PS: Abschließend sei noch erwähnt, dass ein BILD-Redakteur aus Norddeutschland gestern via Twitter mutmaßte, dass Sebastian Heidinger ein Kandidat bei Holstein Kiel sein könnte. Klingt nicht komplett abwegig.

4 Gedanken zu „Transfer(gerüchte): Thomalla, Willers, Viteritti, Luge“

    1. Oh. Gott- wirklich? Das muss die Welt wissen. Nachdem die Kartenpreise korrigiert wurden, stelle ich meinen Protest ein. Eine anderen Grund sehe ich nicht.

  1. Na ja, die heute von Guido in der LVZ ins Spiel gebrachten Namen Ronny Garbuschewski und Chris Löwe wären auch nicht die Schlechtesten… Persönlich würde sich da bei einem von Beiden auch ein seit über zwei Jahren schlummernder Wunsch von Meinereiner erfüllen :-)

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