Ralf Rangnick hat am Rande des inzwischen beendeten Trainingslagers von RB Leipzig in der Türkei ab und zu mit der Presse gesprochen. Manches war spannender, manches weniger. Interessant beispielsweise Rangnicks Aussage, dass er Pacult deswegen nicht wegen dessen Abgang persönlich angerufen habe, weil Mateschitz diese Aufgabe gern selbst übernehmen wollte. Eine Version, die ganz gut zu den damaligen Abläufen passen dürfte. Auch interessant Rangnicks Angebot, mittelfristig – bei eigenene Aufstiegen – mit dem aktuell extrem klammen Lokalrivalen Lok kooperieren zu wollen. Ein Angebot, das wohl viel Rhetorik umfasst, aber angesichts der Ablehnung aus Leipzigs Südosten bemerkenswert ist.
Zündstoff liegt dagegen in Aussagen, die die Zukunft des Trainingszentrums am Cottaweg betreffen:
Wir brauchen noch ein paar Plätze. Und ich bin kein Freund davon, so etwas über die Stadt zu verteilen. Unsere Heimat ist der Cottaweg. Aber wir müssen sehen, was umsetzbar ist, werden mit der Stadt reden. (via BILD)
Und:
Unsere Heimat ist der Cottaweg. Da sollten wir auch versuchen die optimalen Bedingungen zu schaffen. Vielleicht auch noch irgendwo ein kleines Amateurstadion hin zu bekommen, sodass auch unsere erste Mannschaft mal Testspiele, gegen Gegner, die auch Lust haben gegen uns zu spielen, nicht im Stadion austragen muss. (via Vereinsvideo [broken Link])
Sehen wir mal von dem witzigen, (selbst-?)ironischen Seitenhieb auf Testspielabsagen ab, bleibt die Aussage, dass Rangnick am Cottaweg perspektivisch noch Trainingsplätze bauen lassen möchte und gerne irgendwo noch ein Amateurstadion hätte.
Letzteres ist keine große Neuigkeit und ging ja schon vor ein paar Wochen durch die Presse. Auch die Möglichkeit nördlich der Red Bull Arena auf dem Gelände des notorisch klammen Leichtathletikzentrum Leipzig (LAZ Leipzig e.V.) ein entsprechendes Stadion zu bauen und gemeinsam mit den Leichtathleten zu nutzen, wurde dabei schon besprochen. Eine absolut sinnige Variante mit einigen Synergieeffekten.
Dass man aber am Cottaweg noch zusätzlichen Platzbedarf hat ist neu und nicht konfliktfrei. Denn das Gelände ist mit seinen vielen Nutzern (Kleinmesse, RB Leipzig, Motodrom und BSV Schönau) schon jetzt hoffnungslos überfordert. Und die Stadt Leipzig versucht mit einem im letzten Mai beschlossenen Bebauungsplansentwurf, der aktuell in seiner zweiten und hoffentlich finalen Überarbeitungsphase weilt, diese Wirrnis etwas zu entwirren bzw. für Klarheit und Planbarkeit zu sorgen. Kommt schon jetzt, quasi am Ende der Planungsphase einer der Beteiligten und sagt de facto, dass er das Ergebnis des Bebauungsplans ziemlich bald bearbeitet haben möchte, dann kann man sich gut vorstellen, dass die anderen Beteiligten da nicht unbedingt sonderlich amüsiert drüber sind.
Ich hatte in meiner Auseinandersetzung mit dem Bebauungsplan schon erwähnt, dass in einer idealen Welt die ganze Fläche einfach völlig unbebaut und Natur wäre. In einer ziemlich idealen Welt wiederum würde auf dem Gelände nur eine Nutzungsform vorzufinden sein. Aus meiner subjektiven Sicht natürlich Fußball. Was sofort Platz schaffen würde für zusätzliche Parkplätze, um die sich ja weiter gestritten wird, für weitere Trainingsplätze für RB und eventuell, wenn die Leichtathleten nicht wollen, sogar für ein kleines Amateurstadion. Die Frage wäre dann nur, wo die Kleinmesse hin soll.
Was eine nicht ganz so einfache Frage wäre, wie es zuerst ausschaut, denn zuvorderst würde damit ein Versprechen gebrochen, dass RB Leipzig beim städtischen Entschluss für RB am Cottaweg abgegeben hatte. Dass man nämlich auf gar keinen Fall die Absicht habe, die Kleinmesse zu vertreiben und mit der Fläche, die man damals zugesagt bekam, vollauf zufrieden sei.
Klar, seit damals hat sich das Personal bei RB Leipzig vollständig ausgetauscht und ein Rangnick hat offenbar andere Vorstellungen als sie ein Gudel damals hatte. Trotzdem dürfte sich angesichts der Rangnickschen Gedankenspiele, mal bei der Stadt wegen einer Flächenerweiterung anzuklopfen, bei den damaligen Kritikern der Entscheidung für ein Trainingszentrum am Cottaweg doch einiges an Bestätigung einstellen, befürchteten sie doch schon damals, dass es mit dem Bau nicht getan sei und anschließend sicherlich scheibchenweise weitere Entscheidungen zuungunsten von Natur oder anderen Nutzern der Flächen zu befürchten seien.
Für mich ist die Idee eines zentralen RB-Herzens in Form eines großen Trainings- und Verwaltungszentrums, auf dem im Idealfall noch ein kleines Amateurstadion steht, weiterhin und ganz, ganz subjektiv eine großartige. Deren nochmalige Erweiterung allerdings mit einigen anderen Nutzern und Ideen rund um den Cottaweg und nicht zuletzt mit dem aktuell in Beschlussphase befindlichen Bebauungsplan kollidiert. Also auch eine Idee mit viel Konfliktstoff. Aber das wird sich wohl auch nicht ändern, solange die Nutzungsinteressen von Natur über Rummel und Zirkus bis hin zu Fußball- und Motorsport rund um den Cottaweg dermaßen vielschichtig und konträr zueinander sind, wie sie es eben sind.