Dann also mal wieder zurück ins Alltagsfußballgeschäft. Und das heißt für RB Leipzig: Sachsenpokal-Viertelfinale und Bischofswerdaer FV. Eigentlich könnte man der Einfachheit halber an dieser Stelle einfach das kopieren, was es zum Sachsenpokal-Achtelfinale gegen Einheit Kamenz zu erzählen gab. Denn die Parallelen zwischen den beiden Spielen sind ziemlich augenscheinlich.
Bischofswerdaer FV und Einheit Kamenz sind beides Landesliga- also Sechstligateams. Im Vergleich mit den Kamenzern sind erstere sogar noch einen Tick schwächer einzuschätzen, denn statt eines Landesliga-Spitzenteams handelt es sich bei Bischofswerda um einen durchschnittlichen Sechstligisten, der aktuell Platz 10 von 16 Teams belegt. Ohne Chancen nach oben und mit leichtem Schielen nach unten.
Einmal traf der Bischofswerdaer FV in dieser Saison bereits auf RB Leipzig, allerdings im Rahmen eines Ligaspiels auf die U23. Ende September konnte man einen glücklichen 2:1-Sieg verbuchen. In den folgenden sechs Partien gelang allerdings nur gegen den Krisen-Club Borea Dresden ein knapper 1:0-Auswärtserfolg. Die ganz großen sportlichen Bilanzen sehen sicherlich anders aus.
Aus dem Sachsenpokal kennt der Bischofswerdaer FV die Profis von RB Leipzig bereits aus der letzten Saison. Am letztjährigen Buß- und Bettag siegte RB vor 1.100 Zuschauern relativ locker mit 2:0. Damals war dies allerdings eine Partie des Sachsenpokal-Achtelfinals. Torschütze zum 1:0 im Übrigen Carsten Kammlott. Und Alexander Laas durfte in seinem bis heute letzten Auftritt für die Profis Linksverteidiger spielen. Glaubt einem heute fast schon keiner mehr. Den Sieg 2011 sicherte schließlich Stefan Kutschke per Foulelfmeter, also in derselben Form wie dieses Jahr in Kamenz.
Lediglich fünf ihrer 14 Punkte sammelte der Bischofswerdaer FV in der heimischen „Holzwaren Simundt Kampfbahn“(!), schoss in sechs Spielen aber immerhin neun Tore. In Auswärtsspielen reichten sechs Treffer dagegen für neun Punkte, wobei sechs davon aus den ersten beiden Landesliga-Auswärtsspielen resultierten. Unter anderem in Kamenz. Aber die Aussagekraft des letzteren Ergebnisses dürfte für die aktuelle sportliche Situation in Bischofswerda ziemlich gering sein.
Wie schon im Spiel gegen Kamenz wird es – bei allem Respekt – weniger darum gehen, was und wer der Gegner ist, weswegen ich mir die Versuche, in die Tiefen des Kaders der Gastgeber rund um den Ex-Chemnitzer und Ex-Dresdner Torwartoldie Enrico Keller einzusteigen, an dieser Stelle spare. Vielmehr wird es darum gehen, mit welcher Konzentration die RasenBallsportler zu Werke gehen werden. Wer das Spiel gegen Energie Cottbus II gesehen hat, dürfte da guten Mutes sein, was die Konzentrationsfähigkeiten beim Favoriten angeht.
Bleibt noch die Frage, welche 11 Spieler Alexander Zorniger aufs Feld schicken wird. Man darf guten Gewissens von einer ähnlich umfassenden Rotation wie beim Spiel in Kamenz ausgehen. Gerade inmitten einer englischen Woche und kurz vor dem samstäglichen Knüller 2 gegen 1, FSV Zwickau gegen RB Leipzig, dürften jene zuerst auf der Bank sitzen, die am Samstag im Regionalliga-Spitzenduell die besten Chancen auf die Startelf haben. Gut möglich sogar, dass Tom Nattermann (in welchem Umfang auch immer) sein Pflichtspieldebüt in der ersten Mannschaft und Umut Kocin sein Comeback nach einem runden Dreivierteljahr feiern darf. Nicht mit in Bischofswerda weilen, wird laut LVZ Fall Kapitän Daniel Frahn, der eine Grippe auskuriert.
Wie gesagt, es wird letztlich eher darum gehen, ob die RasenBallsportler mit dem Gefühl eines Urlaubsausflugs in das Spiel gehen oder ob sie – bei verständlicherweise fehlender, ganz großer Fußballfesttagsfeude – es schaffen voll konzentriert die Elemente von Gegenpressing, Passsicherheit und offensiver Spielidee umzusetzen, die sie letztlich dem Gengner überlegen werden lassen würden. Ein zweiter Anzug (von einer B-Elf kann man angesichts der Qualität aller RB-Spieler gar nicht reden) birgt immer Gefahren, weil die Spieler sich eben aus Pflichtspielen nicht kennen. Andererseits sind es allesamt Spieler, die es sich zutrauen würden, für RB Leipzig Regionalliga-Pflichtspiele zu bestreiten. Und genau diese Qualität sollte man im Rahmen der Möglichkeiten auf den Rasen bringen.
Fazit: Ja, es ist die alte Geschichte mit David und Goliath, aber als aktueller Regionalliga-Spitzenreiter sollte man – egal in welcher Besetzung – mit dem konzentriert-sachlichen Selbstvertrauen nach Bischofswerda fahren, dass man nur selbst als Sieger in Frage kommt. Geht man mit der Konzentration des Cottbus-Spiels in die Partie, dürfte dem auch nichts entgegen stehen. Wichtig wäre es allemal, wartet auf den Sachsenpokal-Sieger doch der DFB-Pokal. Und wartet auf einen möglichen Sachsenpokal-Halbfinalisten RB Leipzig nicht zuletzt eventuell auch noch ein Kräftemessen mit dem Chemnitzer FC. Ein Duell mit dem alten Regionalliga-Rivalen wäre im weiteren Saisonverlauf sicherlich nicht zu verachten..
(Wer das Spiel von RB Leipzig beim Bischofswerdaer FV nicht vor Ort verfolgen kann und trotzdem dabei sein will, nutze am 21.11.2012, ab 13 Uhr die üblichen Kanäle, also Liveticker [broken Link] und das Fanradio)
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Die anderen Viertelfinalpartien auf einen Blick:
- Bischofswerdaer FC vs. RB Leipzig
- FC Eilenburg vs. Chemnitzer FC
- NFV Gelb-Weiß Görlitz vs. FSV Zwickau
- FC Oberlausitz Neugersdorf vs. Döbelner SC
Bis auf die Partie in Eilenburg, für die noch kein Termin feststeht, finden alle Spiele am Buß- und Bettag, 21.11., 13 Uhr statt.
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Bisherige Duelle:
- 16.11.2011: Bischofswerdaer FV vs. RB Leipzig 0:2 (Sachsenpokal-Achtelfinale 2011/2012)