Es gibt sicherlich verschiedene Motive, sich Nachwuchs-Spiele im Fußball anzusehen. Für Eltern und andere Familienangehörige von Spielern liegt die Motivation auf der Hand. Vereinsanhänger könnten es als Pflicht ansehen, auch die jüngeren Jahrgänge in ihr Wohlwollen mit einzubeziehen. Eventuell ist es auch ein wenig der Wunsch, dass man den zukünftigen Superstar bereits sieht und entdeckt, bevor es die ganze Welt tut, sodass man später einmal sagen kann, dass man schon wusste, dass aus dem mal was wird, als er erst (zum Beispiel) 16 war. Fußball-Puristen gucken Nachwuchs-Spiele, weil sie so viel wie möglich sehen wollen. Möglich auch, dass man einfach nur einen entspannten (Nach)mittag am Rande eines bespielten Fußball-Grüns verbringen möchte.
Bis auf die familiäre Motivation war es wohl von allem ein bisschen, was mich da am Samstag mittag bei brütender Sonne an den Cottaweg trieb. Zusätzlich lag mein letztes Live-Fußball-Erlebnis mit dem Spiel gegen den HSV II bereits drei Wochen zurück und das nächste gegen den FCM folgt erst in zwei Wochen. Entzugserscheinungen sozusagen. Und immerhin spielt die U17 von RB Leipzig bereits erstklassig und trägt ihre Heimspiele auf der erst kürzlich eingeweihten, neuen Trainingsanlage am Cottaweg aus. Auf der innerhalb kurzer Zeit etwas gelegen haben soll, was als ‘Fluch vom Cottaweg’ Einzug in den Sprachgebrauch hielt, denn bis zum Samstag hatten die RB-Nachwuchsteams in ihren Pflichtspielen am Cottaweg noch kein Tor erzielt.
Janik Mäder, seines Zeichens – wenn man der ausgezeichneten RB Leipzig Wiki glauben darf – der jüngste Spieler im Kader der U17-Mannschaft, beendete diesen Kurzfluch mit einem großartigen Schuss aus 25 Metern in den rechten Winkel. Basis auch dafür, dass der erste Cottaweg-Pflichtspiel-Sieg heraussprang. In einem Spiel, das sich bis dato weitestgehend zwischen den Strafräumen abspielte und wohl nur duch einen solchen Samstags-Schuss aufgelöst werden konnte. Dass die U17-RasenBallsportler ihren ersten Bundesliga-Sieg im vierten Spiel recht klar einfuhren, lag letztlich daran, dass man seine Chancen mit mehr Konsequenz und Glück verwertete als über weite Strecken gleichwertige Gäste aus Dresden, die beispielsweise bei einem Lattentreffer beim Stande von 0:1 aus ihrer Sicht einfach Pech hatten.
Bis zum 2:0, einem durch Robin Glänzel verwerteten Abpraller war es ein enges Match, danach wurde es auch noch ein gutes, mit Chancen auf beiden Seiten. Bereits erwähnter Janik Mädler war es, der das 3:0 von Victor Lindau nach schönem Angriff über links mit dem berechtigten Ausruf “Das ist Klasse-Fußball Jungs” kommentierte. Jener Janik Mädler war es auch, der mit viel Spielübersicht im Mittelfeld zum auffälligen (auffälligsten?) Spieler wurde. Ob er damit bereits das oben aufgeführte Superstar-Entdecker-Motiv befriedigt hat, ist natürlich nicht ernsthaft zu beantworten, wenn man wie ich zum ersten Mal das Team gesehen hat.
Insgesamt war es ein schön verbrachter Samstag-Mittag. In entspannter Atmosphäre am Cottaweg, mit guter Versorgung für den Magen und hochklassigem Nachwuchssport. Kann man eigentlich nur jedem empfehlen, der sich für RB Leipzig und/ oder Nachwuchs-Fußball interessiert. Und wenn die partielle Baustelle Cottaweg auch noch irgendwann ein kleines Tribünchen kriegt, wird es ein prima Wochenend-Freizeit-Tipp. Mit einem auch dann hoffentlich noch in der Bundesliga agierendem U17-Team. Viel Glück beim Kampf um den Klassenerhalt und auf hoffentlich noch viele Spiele, die die Spieler mit ausgelassenen Jubelszenen wie nach dem Dresden-Auftritt beenden können.
Randbemerkung: Witzigerweise gehörte das Heimspiel RB Leipzig gegen Dynamo Dresden ganz DFB-offiziell [broken Link] zum 19.Spieltag (eigentlich der 6. der Rückrunde) der U17-Bundesliga Nord/ Nordost. Der von allen Teams an Stelle vier im Saisonablauf ausgetragen wurde. Was wiederum heißt, dass RB bereits in vier Wochen am 6.Spieltag zum ‘Rück’spiel, das eigentlich ‘Hin’spiel ist, nach Dresden muss. Wozu nummeriert man denn eigentlich Spieltage durch, wenn man sie doch anschließend wieder durcheinander würfelt? Es gibt bestimmt eine gute Erkläung dafür..
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Tore: 1:0 Mäder (22.), 2:0 Glänzel (52.), 3:0 Lindau (60.)
Aufstellung: Heine – Glänzel (63. Konik), Dziuba, Kohn, Lunderstädt (74. Schwarzer) – Mottscha (77. Gums), Menzel, Kronawitt, Zandi – Lindau, Mäder (66. Fricke)
[Anmerkung: So sieht die Homepage von RB Leipzig. Ich persönlich habe eher ein 4-1-4-1 als ein 4-4-2 gesehen. Naja.]
Zuschauer: 80-100 (handgeschätzt)
Links: RBL-Bericht [broken Link], RB-Wiki-Bericht