Nun ist sie vorbei, die bloglose Zeit. Ganz schlecht hat sie sich nicht angefühlt. Über ein unstillbares Mitteilungsbedürfnis konnte ich jedenfalls nicht klagen. Manchmal ist Schweigen auch ganz nett. Aber eben nur manchmal. Deshalb hier und heute die Aufarbeitung des spektakulären Transfercoups und eines Nichtmalgerüchts aus den letzten 2 Wochen.
Thiago Rockenbach: Nachdem es im Netz bereits vor Weihnachten einiges an Rumor gab, folgte nach Weihnachten die offizielle Bestätigung [broken Link] seitens der RasenBallsport-Verantwortlichen. Mit Thiago Rockenbach konnte man einen offensiven Mittelfeldspieler verpflichten, der sich mit seinen derzeit 25 Jahren im besten Fußballeralter befindet. Einen Namen machte sich Rockenbach vor allem in seiner Zeit bei Rot-Weiß Erfurt, wo er von 2007 bis 2010 unter anderem an der Seite von Albert Bunjaku und später Carsten Kammlott spielte. Vor allem zweiteres könnte für RB Leipzig durchaus von Vorteil sein, hätte man mit Rockenbach und Kammlott zwei Spieler, die sich in ihren Spielweisen kennen. Keine Ahnung, ob das letztlich tatsächlich von Relevanz ist. Rockenbachs Bilanz aus den 2 Erfurter Stammspieler-Drittliga-Jahren ist durchaus ordentlich: 2008/2009 sinds 3 Tore und 10 Vorlagen, 2009/2010 sinds 9 Tore und 9 Vorlagen. Gut genug die Daten, dass sich Fortuna Düsseldorf im Sommer 2010 Rockenbachs Dienste sicherte. Dort wollte dieser nach eigenem Bekunden “ganz nach oben durchstarten.” Eine halbe Saison später spielt Düsseldorf eher gegen den Abstieg als um den Aufstieg und Thiago Rockenbach kommt auf 2 Einsätze und insgesamt 82 Spielminuten plus 90 Minuten Bonus in der Regionalliga West. Man kann den Versuch Rockenbach und Liga 2 vorerst getrost als komplett gescheitert bezeichnen. Nun also nach Leipzig (und nicht in die 3.Liga zum SV Wehen-Wiesbaden [broken Link], der stattdessen notgedrungen Ioannis Masmanidis verpflichtete), wo Rockenbach dasselbe Problem empfangen könnte, das er schon in Düsseldorf hatte, nämlich dass der Trainer mit dem 4-4-2 mit Doppel-Sechs ein System pflegt, in dem es für den ehemaligen Erfurter keinen Platz gibt. Entweder Tomas Oral entscheidet sich wieder mal für die Raute oder er verfrachtet Rockenbach (unvernünftigerweise?) auf eine Flügelposition oder er baut (vernünftigerweise) auf ein System um, das flexibel als 4-3-3 oder 4-5-1 spielbar ist. Womit wir beim entscheidenden Punkt sind. Die Probleme bei RasenBallsport Leipzig sind eher spielsystematischer Natur (Zusammenspiel, Spielsystem, Spielverständnis). Diese kann man nicht durch die Verpflichtung eines vermeintlichen kreativen Heilsbringers lösen. Zumal Thiago Rockenbach in seinem aktuellen Karrierestatus nun auch nicht wirklich besser da steht als seine vor der Saison auf der selben Position eingeplanten Konkurrenten Tom Geißler und Benjamin Baier. Rockenbach als gescheiterter Zweitligaspieler vs. Tom Geißler mit weit über 100 Zweit- und einem guten Dutzend Erstligaeinsätzen vs. Benjamin Baier als junger Perspektivspieler mit Zweit- und Drittligaerfahrung. Dass Rockenbach in diesem Vergleich die neue Hoffnung auf Spielwitz und Vereinsaufschwung geben muss, mutet leicht übertrieben an. Thiago Rockenbach ist sicherlich ein guter Spieler, die Probleme in Leipzig liegen aus meiner Sicht aber nicht in der Kaderzusammenstellung, sodass Rockenbach im schlimmsten Fall das selbe Schicksal ereilen könnte wie seine durch seine Verpflichtung abgewatschten Rivalen Geißler und Baier. Andersherum gilt trotzdem: falls es stimmt, dass für Rockenbach keine Ablöse fällig wurde, dann kann man RB Leipzig nur beglückwünschen, dass sie zur Winterpause einen Spieler vom potenziellen Format Rockenbachs verpflichten konnten. Fazit: Thiago Rockenbach ist ein Spieler, der kurz- und mittelfristig viel Spaß machen kann und dies hoffentlich auch tun wird. Ob seine Verpflichtung angesichts des vorhandenen Personals zwingend notwendig war, sei einmal dahin gestellt; falls man in 2, 3 erfolgreichen Jahren noch eine mittlere sechsstellige Ablösesumme für Rockenbach (derzeitiger Marktwert: 500.000 Euro) kriegen sollte, dann hat der Transfer seine volle und abschließende sportlich-wirtschaftliche Vernunft gezeigt. Und ganz nebenbei kriegt RasenBallsport Leipzig mit Rockenbach das erste nichtdeutsche Fähnchen hinter einem Spielernamen. Inklusive der gängigen, stereotypen medialen Beschreibungen, die sich um Samba, brasilianische Ballbehandlung und südamerikanisches Temperament bzw. um deren eventuelles Nichtvorhandensein drehen. Na dann, herzlich willkommen in Leipzig Thiago Rockenbach und viel Erfolg.
Ralf Rangnick: Es liegt natürlich auf der Hand, dass die Phantasien der Fußballinteressierten nach dem Rangnickschen Abgang in Hoffenheim sofort über ein Engagement bei RB Leipzig gerüchteköchelten. Zu analog ist das Anforderungsprofil: Coachen eines finanzsorgenfreien Teams aus der Regionalliga in die Bundesliga. Dazu kommt noch bestärkend, dass RasenBallsport Leipzig im Gegensatz zu Hoffenheim das klare Ziel Champions League hat, wohin es Rangnick in seinem Selbstbild offensichtlich zieht. Für Rangnick spricht zudem, dass er mit seinen 52 Jahren im allerbesten Traineralter ist. Gegen Rangnick sprich vor allem sein Ego und somit auch die vermutete Unfähigkeit, sich einem Vorgesetzten namens Beiersdorfer unterzuordnen und sowieso die Tatsache, dass dem Grücht bis auf einem wackligen Trainerstuhl unter Tomas Oral und ein bissel Spinnerei jegliche ernste Grundlage fehlt. Verhältnismäßig oft, letztmalig am 31.12, fällt in der LVZ hingegen der Name Thomas Doll. Ich sag mal so: auch wenn ich Ralf Rangnick nicht zu 100% überzeugend finde, falls tatsächlich ernsthafte Bestrebungen bestehen, irgendwann den als Trainer weitestgehend glück-, strategie- und erfolglosen Thomas Doll zu verpflichten, dann möge schnell jemand Ralf Rangnick fesseln und am RB-Trainerstuhl festbinden. Besetzt ist besetzt. Aber vorerst hoffe ich doch sehr, dass Tomas Oral seine Rückrundenchancen umfänglich und mit freistmöglichem Rücken wahrnehmen kann. Über alles andere kann man sich dann später noch unterhalten.
Erstmal fröhliches neues Jahr – schön, dass du wieder Zeit gefunden hast zu bloggen!
Allerdings ist Rockenbach nicht der erste Ausländer im Dress von RB, Ismaili stammt ebenfalls nicht von hier.
Na, das geht ja gut los im neuen Jahr.. Stimmt, Ismaili darf ebenfalls auf eine Flagge jenseits des Schwarz-Rot-Gold blicken. Dann erweitere ich eben meine Flaggenbeobachtung darauf, dass es die erste nichteuropäische Flagge ist..
Es wird gemunkelt …. in der Türkei beim CFC spielt ein gewisser João Paulo Fernando Marangon vom AS Rom vor, Brasilianer soll er sein ….. wir dürfen gespannt sein.
Transfermarkt.de spuckt einen rechten Mittelfeldspieler mit einem Marktwert von 50.000 Euro aus. Scheint jetzt nicht die große Nummer zu sein. Da ist der bereits verpflichtete Simon Tüting eine sehr viel namhaftere und (scheinbar) auch kluge Verpflichtung.