Spielabsage Teil 3 (bzw. Teil 4, wenn man das ausgefallene Sachsenpokal-Achtelfinalspiel einrechnet). Das erste Mal zu Hause. Gleichzeitig die überraschenste aller bisherigen Absagen.
Früher war alles besser. Auch da schneite es im Winter, aber man stand frierenden Fußes an seinem angestammten Platz im Fußballstadion, hatte dank der weißen Pracht eine schneeballbasierte Argumentationshilfe (hab ich natürlich nie eingesetzt..) und guckte (so meine eindrücklichste, eventuell auch falsche Erinnerung) Petrick Sander dabei zu, wie er die BSG Energie mit einem lupenreinen Hattrick fast im Alleingang zum Sieg gegen den FC Karl-Marx-Stadt schoss; ein Vergnügen, an das ich mich ohne weiße Pracht (eventuell auch fehlerhaft) nicht erinnern kann. Nun gut, man muss zugeben, dass das Spiel, was die 22 Akteure bei plattgewalzter Schneedecke absolvierten, nur sehr entfernt mit Fußball zu tun hatte, von daher ist die Abkehr von dieser Art der Wettbewerbsverzerrung vermutlich auch gar nicht so falsch (trotz nostalgischer Wehleidigkeit).
Und sowieso würde man in Leipzig dank Rasenheizung nicht in den ‘Genuss’ kommen, auf Schnee spielen zu müssen, was die Absage des offiziell als Teil 2 der Rückrunde angesetzten Spiels gegen Braunschweigs U23 erst zu einer Überraschung macht. Bei einer WM-Arena denkt man immer, dass höchtens Wolkenbrüche eine Stunde vor Spielbeginn oder Blitzeis beim Anpfiff oder ähnliches einer Austragung eines Fußballspiels entgegenstehen würden. Stimmt grundsätzlich auch, aber nur, wenn man auch das Umfeld (Zugänge, Tribünen, Treppen) von Schnee, Eis und vor allem Glätte befreien und so auch den Zuschauer risikofrei ins Stadion locken kann.
Hätte heute eine Bundesligapartie auf dem Programm gestanden, hätte man diese Aufgabe wohl mit hoher Wahrscheinlichkeit und ohne zu Murren erledigt und das Stadion für über 40.000 Zuschauer hergerichtet. Dass man eine voraussichtliche Kulisse von höchstens (großzügig geschätzten) 3.000 Besuchern nicht sicheren Fußes in irgendeine freigeräumte Ecke der Red Bull Arena bringen kann und deswegen bereits 3 Tage vor dem Spieltag vor dem Winter-Wetter kapituliert, klingt ein wenig übertrieben. Da liegt die Interpretation nahe, dass RasenBallsport Leipzig drei Wochen nach dem letzten Auftritt und im letzten Spiel vor Weihnachten keine weiteren Punktverluste riskieren und das Spiel lieber auf die Zeit nach dem gewünschten Energieschöpfen in der Winterpause verschieben wollte. Zudem ist es durchaus denkbar, dass man lieber mit wenig Aufwand im Frühjahr vor 3000 Zuschauern plus (je nach Tabellenstand) x als mit großem Aufwand im Frostwinter vor weniger als 3000 Zuschauern spielen wollte (organisatorische und finanzielle Vernunft).
Da man nach dem Chemnitz-Spiel eh schon ein wenig Winterpausen-Gefühle hatte, ist die Spielabsage auch völlig ok, zumal die zwei (vorhersehbaren) Spielabsagen in Havelse und Berlin weder bei den Spielern noch bei den Zuschauern zu zunehmender Spannung geführt haben dürften. Bei abfallender Spannungskurve gegen einen per se motivierten Gegner bei sowieso schon durchwachsener sportlicher Ausgangslage, vor dem Hintergrund tut die Absage fast schon gut. Ob die 3 ausgefallenen Spiele letztlich auch zur Jobsicherung von Tomas Oral beigetragen haben, bleibt abzuwarten. Ungelegen kommt (ihm und rer Mannschaft) das derzeitige Terminplan-Wirrwarr und die damit einhergehende, mediale Ruhe um die sportliche Situation bei RasenBallsport Leipzig sicherlich nicht.
Ab jetzt geht es also ein paar Wochen und in Abhängigkeit vom Winter auch ein paar Monate lang wieder um Transfergerüchte, Testspiele, Rück- und Ausblicke, Zahlen, Fakten, (spielferne) Analysen und nicht zuletzt um Weihnachten. Kann man sich ja auch mal drauf freuen. Schöne Winterpause allerseits.