Die bisher eindrücklichste Szene einer nicht übermäßig berauschenden WM produzierte bezeichnenderweise kein Spieler, sondern der Weltschiedsrichter von 2008 Roberto Rosetti, als er im Achtelfinale den Argentiniern den Führungstreffer gab, obwohl er zuvor von seinem Linienrichter informiert wurde, dass das Tor irregulär war. Dumm nur, dass der das erst auf der Videowand sah und nicht bereits im Spiel selbst und so blieb Rosetti regeltechnisch gar keine andere Wahl als das Tor wider besseren Wissens zu geben.
Zusammen mit der noch viel unglaublicheren, wohl als Wembley-Konzessionsentscheidung in die Geschichte eingehenden Fehlentscheidung im Spiel zwischen Deutschland und England befeuert das die Debatte um den Videobeweis derart enorm, dass sich selbst Sepp Blatter als oberster Boss eines Verbandes, der zu solcherlei Sachen im Normalfall nichts sagt, bemüßigt fühlt, ein paar nichtssagende Worte darüber zu verlieren, dass man noch einmal nachdenken müsse über die technische Unterstützung von Schiedsrichterentscheidungen.
Währenddessen werden – bei allen, die etwas schneller agieren als der Fußball-Weltverband – Argumente ausgetauscht. Dabei steht auf der einen Seite die Fraktion, die vor allem dem Gefühl folgt, dass das Spiel so bleiben sollte wie es ist und Schiedsrichterfehlentscheidungen nun mal schon immer zum Fußball dazu gehören (hier [broken Link] oder Günter Netzer). Auf der anderen Seite stehen die Pragmatiker, die die vorhandenen technischen Mittel so effektiv als möglich einsetzen wollen, um zu verhindern, dass auch zukünftig sportliche Entscheidungen in entscheidenden Momenten auf defizitären Schiedsrichterentscheidungen beruhen (hier oder hier oder Jürgen Klinsmann). Irgendwo dazwischen siedeln sich die eher moralisch argumentierenden Fußball-Anhänger an, die argumentieren, dass man den Videobeweis nicht nötig hätte, wenn die Spieler den Fair-Play-Gedanken verinnerlichten und von selbst krasse Fehlentscheidungen revidieren (hier oder das Contra hier; ich bin mir nicht sicher, was in Deutschland vor sich gegangen wäre, hätte Manuel Neuer dem Schiedsrichter den Sachverhalt um das Aufkommen des Balls hinter der Linie in seiner ganzen Wahrheit mitgeteilt).
Eigentlich ist die Sache relativ klar. Ganz grundsätzlich wären technische Hilfsmittel eine gute und richtige Unterstützung der Arbeit der Schiedsrichter (zumindest wenn man objektiv richtige Entscheidungen als Ziel der Arbeit der Schiedsrichter setzt). Keines der Kontra-Argumente kann dieser Tatsache ernsthaft etwas entgegensetzen. Zumal das Argument, Schiedsrichterfehlentscheidungen und die Diskussionen und der Ärger darum gehörten zum Fußball, kurz gesagt keins ist.
Zum Fußball gehört das Ärgern über Stürmer, die aus drei Metern nicht das Tor treffen, gehört die Freude über eine Riesenparade des Keepers, das Mitfiebern mit dem Team, für das das eigene Herz schlägt oder der Ausbruch von Freude oder Leid, wenn in den letzten Minuten des Spiels noch ein entscheidendes Tor fällt. Das alles gehört emotional zum Fußball, aber nicht dieses hässliche Gefühl der Ohnmacht, wenn ein Team (im schlimmsten Fall das eigene) aufgrund von vermeidbaren Fehlentscheidungen verliert. Das macht das Spiel, das so viele lieben in seinen Ergebnissen beliebig.
Immer noch in mir rumorendes Negativbeispiel ist das Champions-League-Halbfinale von Chelsea gegen Barcelona mit den 3 oder 4 nicht gegebenen Elfmetern. Wenn ich als Zuschauer in so einem Fall schon in ohnmächtiger Wut und nicht etwa enttäuschtem Leiden zurück bleibe, wie muss es dann erst Spielern gehen, die die ganze Saison auf diese großen Spiele hinarbeiten und dann um den Lohn (unbewusst) betrogen werden.
Jenseits des ‚Schiedsrichterfehlentscheidungen gehören dazu‘ zielen alle Kontra-Argumente eher auf die Durchführbarkeit des Videobeweises. Man möchte die Schnelligkeit des Spiels nicht zerstören, für alle Teams auf der Welt (bspw. in der WM-Quali) sollen dieselben Bedingungen gelten oder man würde mit Videobeweis nur noch vor dem Fernseher hängen.
Letztlich steckt der Teufel wahrscheinlich tatsächlich im Detail, aber vermutlich auch viel austreibbarer als man gemeinhin denkt. Es gibt ja in diversen Sporten bereits Erfahrungen mit dem Videobeweis, auf die man in diesem Zusammenhang zurückgreifen kann. Im American Football bspw. können die Trainer Spielzüge anzweifeln (call a challenge), was sie aber im gesamten Spiel maximal drei Mal machen können. Das wäre eine Möglichkeit, das Mittel des Videobeweises einzusetzen, aber nur in wirklich wichtigen Zusammenhängen zu nutzen. Welcher Coach wird unter diesen Voraussetzungen schon eine Challenge bei einem falsch entschiedenen Einwurf ausrufen?
Bliebe noch die ungewollte Möglichkeit die Challenges als Zeitschindevariante in der Endphase einzusetzen. Zwei Möglichkeiten dies auszuschließen: einerseits könnte man die Spieluhr einfach anhalten, wenn eine bestimmte Spielszene vom Schiedsrichter am Bildschirm noch einmal in Augenschein genommen wird, andererseits kann man natürlich auch in den letzten 5 Minuten Challenges verbieten und die Aufgabe, grobe Fehlentscheidungen zu revidieren einem 4.Offiziellen überlassen.
Problem am 4.Offiziellen ist tatsächlich nur, dass wenn man ihn permanent ans Video setzen würde, man ihn relativ klare Regeln an die Hand geben muss, bei welchen Sachen er Einspruch erhebt. Niemand möchte wahrscheinlich, dass vom Rand alle 2 Minuten das Spiel unterbrochen wird, um eine Einwurfentscheidung zu revidieren. Aber was zeichnet eine wichtige Szene, bei der der Offizielle einschreiten sollte, aus? Ein nicht gegebener Eckball ist bei 0:1-Rückstand in der 92.Minute wahrscheinlich dramatisch, in der 5.Minute wahrscheinlich nicht.
Wie auch immer (denkbar wäre ja auch, dass ausschließlich der Schiedsrichter entscheidet, wann er auf Videohilfe zurückgreift), das alles scheint lösbar, einen einzigen Haken sehe ich trotzdem an der Sache: Abseitsentscheidungen. Klar, Abseitstore gehören mit Videobeweis der Vergangenheit an. Was ist aber, wenn ein Spieler fälschlicherweise zurück gepfiffen wird, also Abseits gepfiffen wird, obwohl keins vorliegt? Abgepfiffen ist dann nun mal abgepfiffen und die Torchance dahin, da hilft auch kein Videobeweis mehr. Im American Football ist das einfacher, da dort sowieso die einzelnen Spielzüge zu Ende gespielt werden und erst anschließend – wenn nötig – das Videostudium stattfindet. Das funktioniert analog im Fußball nicht, außer man greift wirklich essenziell in die Art des Entscheidens über Abseitsstellungen ein.
Fazit: Ich will den Videobeweis in einer reglementierten Form, die ihn zu einem starken taktischen, aber nicht missbräuchlich einsetzbaren Instrument macht. Mehr Entscheidungsgerechtigkeit, mehr Konzentration auf das sportlich-wesentliche und vor allem auch das Entlasten der Schiedsrichter vom extremen Druck, den sie aushalten müssen. Und: Ich will auf gar keinen Fall sowas wie Torrichter, die das Tevez-Abseits auch wieder nicht sehen. Falsche Torentscheidungen sind nun wirklich extrem dramatisch, aber auch sehr viel seltener als falsche Abseits- und Elfmeterpfiffe.
Und: mit dem Videobeweis könnte natürlich auch ein Lerneffekt bei den Spielern einhergehen. Wer würde schon zum Tore schießen die Hände einsetzen oder im Strafraum Flugeinlagen starten, wenn er weiß, dass er dafür nichts erntet außer Hohn und Spott, wenn also auch noch das Potenzial wegfällt, dass mit der Unsportlichkeit Erfolg einhergeht. Wie hatte Felix Magath geunkt? Er würde Änderungen in der Haltung der FIFA in Bezug auf technische Hilfsmittel wohl nicht mehr erleben? Naja, ich bin ja noch ein klein bisschen jünger, vielleicht schaff ich es ja.
Interessante Gedankengänge. Der Teufel steckt wie immer im Detail. Felix Magath ist auch noch jung. Das “Umdenken” der FIFA in dieser Woche entsprang jedoch mehr hektischen Aktionismus, einen Plan und eine klare linnerliche Einstellung ist da momentan nicht zu erkennen.
Die Mühlen werden langsam mahlen.
Die moralische Komponente wie im Falle des Handspiels von Henry in der WM-Relegation gegen Irland liegt jedoch weiter bei den Spielern.
Klar kann man den Spielern ihre moralische Verantwortung nicht abnehmen. Andererseits ist es schwierig den Spielern diese Entscheidungen aufzuhalsen. Hätte Neuer zum Schieri gehen sollen, um um die Anerkennung des Tores zu bitten? Oder Tevez, um das Tor aberkennen zu lassen? Sicher wäre dies denkbar, aber eine objektive Instanz wie der Videobeweis, der vom Unparteiischen für eine unparteiische Entscheidung genutzt werden kann, wäre mir sehr viel lieber, als darauf zu hoffen, dass die Spieler zu Schieri-Assis werden.
Und Herr Blatter hat offenbar bei seinem Nachdenken über technische Hilfsmittel sowieso nur Tortechnologie gemeint, was ich nicht ablehne, was aber nur einen kleinen Bruchteil spielentscheidender Fehlentscheidungen betrifft. Wieviele nicht gegebene Tore der Sorte Lampard gibt es denn im Jahr? Und wieviele irregulären Abseits- oder Elftmetertore oder falsche bzw. nicht gegebene rote Karten? Nein, je länger ich darüber nachdenke, desto mehr festigt sich der Gedanke, dass nur Challenges eine sinnvolle Ergänzung zur Spielleitung durch die Referees sind. Mit einem sinnvollen Regelwerk versehen, hätten die Mannschaften dann ein Instrument, um gravierende Benachteiligungen in Frage zu stellen und müssten nicht mehr Trauben um den Schiedsrichter bilden.
Ich habe diese Saison einige Bezirksliga-Spiele gesehen, in denen sogar ohne Linienrichter gespielt wurde. Hat funktioniert – ohne Diskussionen oder Proteste.
Da stellt sich mir doch die Frage: Wäre schiedsrichterunterstützende Technik im Sinne des Sports, oder doch eher im Sinne kommerzieller Interessen? Mit weiterer Technik würde sich der Profisport nur noch weiter von der Basis entfernen. Und es kommt nun wirklich selten vor, dass ich mal mit Sepp Blatter auf einer Linie bin.
Ach, schon wieder beim Kommerz angelangt. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube tatsächlich, dass die mexikanische Nationalmannschaft, die den Linienrichter bestürmt, Frank Lampard, der die Welt nicht mehr versteht und Michael Ballack, der im Champions League Halbfinale letztes Jahr fast auf den Schiedsrichter losgeht, vor allem aus sportlichen Gründen wütend reagieren, weil ihnen in den konkreten Situationen ihre Chance auf den sportlichen Erfolg genommen wird. Die denken doch in den Momenten nicht darüber nach, dass ihnen Prämien, Sponsorengelder oder was auch immer durch die Lappen gehen (oder welchen kommerziellen Interessen sollte die Technik noch dienen?). Technik wäre eine Möglichkeit, den Spielern und Teams ein Stück des Spiels zurückzugeben und (was ich mindestens ebenso wichtig finde) die Schiedsrichter vom irrsinnigen Anspruch zu befreien, alles sehende Götter sein zu müssen. Es wäre in dem Sinne auch eine Stärkung der Verantwortlichkeit der Spieler und somit definitv im Sinne sportlicher Gerechtigkeit.
Ich bin für gechipte Spieler und Ball. Anhand dessen sollte sich die Position aller Spieler und des Balles auf dem Feld exakt bestimmen lassen.Eine geeignete Hard- und Software sollte somit vielleicht sogar in Echtzeit Abseits und Tor oder Nichttor entscheiden können.
Die Kommerzschiene können wir uns vielleicht auch mal sparen.
Vielleicht kannst DU auf die Argumentation im Zusammenhang mit kommerziellen Interessen verzichten, dröhn, ICH jedenfalls kann es nicht.
Eine Unterfütterung mit objektiven Argumenten fällt mir nicht schwer:
Ein Videobeweis würde den Spielfluss stören, wenn denn der Schiedsrichter alleiniger Entscheider bleiben soll und sich die Bilder selbst anschaut. Es droht ein “taktischer Videobeweis”, ergänzend zum taktischen Foul. Dramatische Schlussphasen, in der eine Mannschaft die Entscheidung erzwingen will, könnte mit Diskussionen über TV-Bilder unterbrochen werden.
Ein Videobeweis würde entweder unbegrenzt eingesetzt werden und dann exzessiv von Trainern und/oder Spielern genutzt oder es gäbe ein Beschränkung auf eine Zahl x an Videobeweisen pro Spiel oder Halbzeit. Wenn dann Zahl x an Videobeweisen schon genutzt wäre und es zu einer mehreren unübersichtlichen Situation kommt – wie schon bei dieser WM erlebt – bleiben Fehlentscheidungen weiterhin möglich.
Ein Videobeweis würde zu neuen Werbeformaten führen, denn die Spielpause bietet sich dafür an, den Zuschauer endlich auch während des Spiels zu erreichen. Nicht umsonst sind in den USA Sportarten mit vielen Spielunterbrechungen für Fans und TV-Sender am attraktivsten.
Ein Videobeweis würde ein perfektes Wertungssystem und damit ein perfektes Spieel suggerieren. Aber auch Spieler oder Trainer machen Fehler. Warum dann nicht der Schiedsrichter?
Ein Videobeweis würde die Emotionen der Spieler und der Fans senken. Sie diskutieren dann nicht mehr über Spielzüge, Fehlentscheidungen und schöne Tore, sondern über TV-Bilder im Standbild. Bitte? Ein Standbild soll die spielentscheidende Szene eines Fußballspiels sein? 22 Spieler stehen auf dem Feld herum, warten auf ein Zeichen des Schiedsrichters und elf von ihnen dürfen dann noch ein wenig jubeln? Das wäre für diese Sportart einfach nur unwürdig!
Ein Videobeweis würde den Fußball in eine Zwei-Klassen-Gesellschaft spalten. Denn momentan funktioniert dieses Spiel in der Kreisklasse und bei einer Weltmeisterschaft weitgehend nach den gleichen Regeln.
@Alex: Ich setze mal beim für mich zentralen Punkt an, nämlich dass Schiedsrichter Fehler machen dürfen müssen. Absolut Deiner Meinung. Und genau darauf zielt der Videobeweis auch (zumindest in meiner Version) ab, dies anzuerkennen und die Verantwortlichkeit der Spieler in den Mittelpunkt zu rücken.
Aber um mal am konkreten Beispiel zu bleiben: Der Elfmeter Paraguays gegen Spanien im gestrigen Spiel. Ein klares Foul und trotzdem belagern die Spanier inklusive des ‘Täters’ den Schieri. Und zwar, weil der in der Wahrnehmung des modernen Fußball-Sports allmächtiger Seher und Entscheider sein muss, an den man seine (auch theatralischen und falschen) Forderungen richtet. Was hätte ein Videobeweis in dieser Situation genutzt? Der spanische Spieler hätte sich entweder in seiner Theatralik auch und gerade vor dem Schiedsrichter lächerlich gemacht, weil er ja nicht ernsthaft hätte fordern können (wenn man mal meine Challenges als Modell nimmt), dass sich der Schiedsrichter die Szene noch mal anschaut. Fordert er trotzdem die Challenge klopft ihm spätestens sein Team auf die Finger, weil er offensichtlich Unrecht hatte. Was würde der Videobeweis also in der konkreten Situation bringen? Er würde auf jeden Fall dazu führen, dass die Spieler für ihr Tun Verantwortung übernehmen müssen, sich selbst vor dem Hintergrund befragen müssen, was ihre eigene Rolle in bestimmten Situationen ist. Die Spieler könnten ihr Handeln auf jeden Fall nicht darauf abstellen, bestmöglich den Schiedsrichter zu bescheißen. Das Spiel käme ein Stückweit zurück zu denen, die es spielen.
Ich persönlich fände es absolut angemessen, die Verantwortlichkeit für das was im Spiel passiert wieder auf mehrere Schultern zu verteilen, ohne die Rolle des Schiedsrichters als letztlich Entscheidenden in Frage zu stellen. Und mal ehrlich, es dürfte ungefähr genauso lange dauern, die Rudelbildung um die Schiedsrichter herum aufzulösen oder sich stattdessen – wenn nötig – schnell die Szene im TV anzugucken.
Ich denke auch, dass alle Detailfragen letztlich im Rahmen eines Regelwerks zu lösen wären und sicher Details dabei wären, an denen das ganze auch scheitern kann. Aber die grundsätzliche Logik spricht meiner Meinung nach definitiv, das ganze zumindest zu testen. Und sorry, aber meine Emotionen würde es tatsächlich überhaupt nicht senken, wenn die Mexikaner nicht völlig zu Unrecht in Rückstand geraten wären oder Lampard den Ausgleich geschossen hätte (da hätte ich auch gerne jeweils 2 Minuten gewartet bis der Schieri zur Linie und zurück läuft). Ganz im Gegenteil könnte ich mit meinen Emotionen beim Fußball bleiben und müsste mich nicht in der 20.Wiederholung darüber aufregen, dass der Schiedsrichter etwas nicht gesehen hat, was er wahrscheinlich auch nicht sehen konnte (Henry). Und ganz ehrlich: Wut auf den Schiedsrichter finde ich die allerverzichtbarste aller Emotionen beim Fußball.
Und sowieso ist Profi-Sport eine komplett andere Nummer als die Kreisklasse. Nicht zuletzt trägt da das Fernsehen mit seinen Superzeitlupen einen entscheidenden Anteil. Der entscheidende Unterschied ist aber – neben dem zu verdienenden Geld – vor allem auch der sportliche Erfolg. Die meisten professionellen Spieler haben wahrscheinlich nur ein, zwei Mal in der Karriere die Chance auf einen großen Titel. In so einer Situation hilflos falschen Schiedsrichter-Entscheidungen ausgesetzt zu sein, ist eine Katastrophe, deren Tragik man sich wahrscheinlich gar nicht recht ausmalen mag. Zwei, drei Mal im Spiel die Chance zu haben, seinem Unrechtsempfinden organisiert nachzugehen, tut niemandem, schon gar nicht dem Spiel weh.
@Alex,
keine Ahnung warum schon wieder mit soviel Krachbumm diskutiert werden muß. Im Videobeweis sind wir nahe beieinander, auch ich lehne das zeitaufwendige Videomaterial studieren ab und habe auch eine mMn. technologisch mögliche Alternative aufgezeigt.
Auch eine weitere Pofessionalisierung der Schiedsrichter, mehr Personalaufwand oder andere Alternativen zum Videobeweis sollten geprüft werden.
Die Kommerzschiene ist, bei aller Liebe, hier wirklich unnütz. Auf der Ebene, auf der die hier diskutierten Probleme erkannt werden ist der Amateursport vollkommen außen vor. Allein Spielgeschwindigkeit und Taktik haben im professionellen Bereich so rein gar nichts mehr mit dem Amateursport zu tun und sollten mMn. auch getrennt betrachtet werden. Technische Verbesserungen (gechipter Ball und Spieler) sollten, sofern möglich, im Profisport durchaus Einzug finden. Der Videobeweis mit seiner Unterbrechung des Spiels gehört für mich persönlich in keiner Form dazu. Dazu habe ich in anderen Sportarten zu schlechte Erfahrungen damit gemacht.
In meinem Bekanntenkreis und auch bei mir hat es übrigens sehr viel Verständnis auch nach Zeitlupen und offensichtlicher Fehlentscheidung der Schiedsrichter gegeben. Sehr häufig war zu hören dass man das ja nun wirklich nicht sehen konnte. Sehr oft sind es nunmal nur Zentimeter um die es geht und noch häufiger entscheidet der Schiedsrichter auf dem Feld “richtiger” und “gerechter” als Fans oder Moderatoren es wahrhaben wollen.
Ich bin für Videobeweis und das schon seit langem! Und alle deine Argumte dafür kann ich unterschreiben, sind meiner Meinung nach schlüssig und gut analysiert. Aber es wird immer ewig gestrige geben, deren Horizont gewisse Sphären nicht übersteigt. Genausso wie es immer die geben wird, die anstatt ihren Verein zu unterstützen, RB hassen. So sind leider die Menschen. Das ganze Kommerzgequatsche lass ich doch nur gelten, wenn jemand sich nur Amateurfußball anschaut und wirklich zudem steht was er sagt. Und selbst da wird die Mannschaft, die mehr Geld hat, die bessere Mannschaft stellen. Bezüglich WM bin ich nicht so deiner Meinung für mich war sie taktisch um Klassen besser als vor 4 Jahren, und das sowohl defensiv als auch offensiv. Es stimmt zwar, daß es noch schwieriger ist Tore zu schießen, weil die Defensivsysteme noch mehr Leute umfaßt. Dafür haben aber kleinere und mittlere Mannschaften große Sprünge nach vorne gemacht! Und ein schwaches Italien oder Frankreich konnte sich nicht mehr qualifizieren. Für mich war die WM vor 4 Jahren wesentlich schlechter, die dortigen Finalisten Frankreich, Italien oder auch der Drittpaltzierte Deutschland kommen für mich nur annähernd an das Niveau der diesjährigen Semifinalisten heran. Und von Ghana kann man noch viel erwarten, die sind auch alles sehr jung. Ok war Off topic hier. Gratulation zu dieser Webseite, finde ich toll gegen den Strom zu schwimmen und außerdem finde ich deine Analysen fachlich und taktisch sehr gut.
Ui, das geht ja runter wie Öl hier..
Ich glaube, dass wir in Bezug auf die WM gar nicht so weit auseinander liegen, weil ich auch behaupten würde, dass das Niveau dieser WM vor allem in Bezug auf das spieltaktische Verständnis wesentlich höher war als vor 4 Jahren. Das Problem ist aus meiner Sicht, dass nur wenige Teams neben einer passablen, vor allem defensiven Organisation auch so etwas wie Esprit und Überraschungsmomente zu bieten hatten. Es gab eigentlich bei keinem Team außer dem deutschen bei mir so etwas wie einen Aha- oder Wow-Effekt, wo man überrascht war, welche Mittel angewandt werden, um den Gegner zu besiegen. Und wo die Mittel tatsächlich partiell dazu führten, dass die Gegner überrascht waren. Brasilien ist für mich das schlechte Paradebeispiel. Taktisch auf allerhöchstem Niveau, wie ich fand auch sehr sehenswert, aber in der Wirkung oft unüberraschend und ohne Esprit und erfolglos. Wenn alle Teams auf höchstem Niveau organisiert sind, dann braucht man gerade auch in Zukunft überraschende Ideen für die Offensive und die Spielkontrolle.
Und ganz nebenbei hängt meine Einschätzung, dass das Turnier in weiten Teilen nicht gerade sonderlich erhebend war, vor allem mit mir und meiner ganz subjektiven Lebenssituation zusammen, in der ich 4 Wochen lang fast jeden Tag Fußball fast schon als eine Art Zumutung empfinde.