Nun ist es also heraus, was nicht nur die Spatzen seit längerem von den Bäumen pfiffen: Tomas Oral wird der neue Übungsleiter bei RasenBallsport Leipzig. „Der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, waren Dietmar Beiersdorfers – zu erwartenden – Worte bei der Präsentation. Und tatsächlich: Aus sportlicher Sicht ist dies eine absolut nachvollziehbare, vernünftige und richtige Entscheidung, wenn man einen Blick auf das Anforderungsprofil wirft.
Wenn RasenBallsport Leipzig in der letzten Saison etwas gefehlt hat, dann war es Leidenschaft. Genau diese sportliche Beschaulichkeit war den Red-Bull-Verantwortlichen um Beiersdorfer offenbar ein Dorn im Auge. Tomas Oral steht mit seiner emotionalen Art dafür, der bisher eher unterkühlt auftretenden Profi-Truppe Leben einhauchen zu können.
Zweiter Baustein im Anforderungsprofil war Erfahrung im Aufstiegskampf. RasenBallsport Leipzig soll in zwei, spätestens in drei Jahren in der zweiten Liga ankommen. Eine solche Aufgabe hat Tomas Oral in Frankfurt bereits gemeistert, wo er 6 Aufstiege in Folge feierte, davon 2 mit der ersten Mannschaft, mit der er in die 2.Bundesliga aufstieg.
Dritter Baustein im Anforderungsprofil war Jugend. Warum auch immer das wichtig sein sollte, ist Oral auch in diesem Bereich eine perfekte Wahl, ist er doch mit seinen 37 Jahren tatsächlich im Trainerbereich ein Jungspund.
Tomas Oral erhält bei RasenBallsport Leipzig immerhin einen Dreijahresvertrag, im Trainerbusiness fast schon ein Rentenvertrag. Bedeutet auch, dass man mit Oral in die zweite Liga will. Bedeutet auch, dass sein Vertrag – wie der von Felix Magath – 2013 ausläuft.
Trotz aller Freude bleiben auch noch Fragen offen. Erstens wird natürlich die Frage sein, inwieweit Orals hervorragender Ruf als Motivator ein Äquivalent in taktischen Fähigkeiten findet (wobei 6 Aufstiege und eine Fußballlehrerlizenz nicht ohne gehobene taktische Fähigkeiten zu haben sein werden). Zweitens stellt sich die Frage, wie Oral mit den vielen aus höheren Ligen kommenden Profis auskommen wird. In Frankfurt ist er ausgerechnet in der Saison gescheitert als man u.a. mit Coulibaly, Lagerblom und Voigt auf gestandene (Ex-Bundesliga-)Profis setzte (andererseits machte Oral zu der Zeit parallel den Trainerschein, was auch als Ursache des Scheiterns denkbar ist). Und drittens stellt sich die Frage, inwieweit ein Tino Vogel bereit ist, ausgerechnet unter einem Jungspund wie Oral ins zweite Trainerglied zu rücken.
Insgesamt ist das mit Trainerverpflichtungen natürlich so eine Sache. Vertut man sich bei einem Spielertransfer, dann fällt das meistens kaum auf. Man verleiht oder verkauft den Spieler einfach wieder und weiter geht’s. Auf der exponierten Position des Trainers ist das schwerlich möglich. Wenn es schief geht, wusste es jeder schon immer ganz genau – im besonderen Fall war es dann sowieso falsch Vogel ins zweite Glied zu rücken – und das ganze fragile System Profi-Fußballmannschaft gerät ins Wanken. Ganz klar gesagt: die Verpflichtung Orals ist unter den gegebenen Bedingungen und Wünschen, also aus heutiger Sicht – gerade wenn man ihn mit allen anderen gehandelten Namen vergleicht – die optimale Entscheidung. Wenn man in absehbarer Zeit zu einer anderen Einschätzung kommen sollte, dann ändert das nichts an dieser Tatsache. Deswegen Glückwunsch an Dietmar Beiersdorfer, Red Bull und RasenBallsport Leipzig zu dieser Verpflichtung und Glückwunsch an Tomas Oral zum neuen Job. Und sowieso, herzlich willkommen Tomas Oral in Leipzig und in der WM-Schüssel.
Ein Gedanke zu „Schon wieder ein richtiger Trainer zur richtigen Zeit“