Arm an Geschichten war sie nie, die Leipziger Fußballwelt. Der VfB Leipzig (später Lok und dann wieder VfB und nun wieder Lok) wurde 1903 erster Deutscher Meister, der ‚Rest von Leipzig’ alias der BSG Chemie Leipzig (später der FC Sachsen Leipzig) wurde mythenreich und sensationell DDR-Meister 1964 und 1987 schaffte es der 1.FC Lokomotive Leipzig in einer historischen Europacupsaison zum Endspiel nach Athen – um nur die herausragendsten Ereignisse zu nennen.
Auch nach der Wiedervereinigung blieb der Leipziger Fußball reich an Geschichten. Überregionale Aufmerksamkeit erhielt er aber fast nur noch bei diversen gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen ‚rivalisierenden Fußballfans’ oder den Insolvenzen der Leipziger Traditionsclubs Lok alias VfB und Chemie alias FC Sachsen, die sich zwar in diesem Punkt vereint zeigen, ansonsten aber einander in historisch gewachsener Antagonie weiterhin unversöhnlich gegenüber stehen.
Die abwechselnd eingeleiteten Insolvenzen, die in den Niederungen des Amateurfußballs stattfindenden, nur unter erhöhtem Polizeischutz überhaupt durchführbaren Lokalderbys, die ewige Hoffnung auf bessere, höherklassige Fußballzeiten, all dies wäre wohl weiterhin Leipziger Fußballalltag, wäre nicht im Sommer 2009 Red Bull über Fußballleipzig hereingebrochen wie ein – je nach Sicht – reinigendes Gewitter oder zerstörerischer Orkan. Seitdem der österreichische Brausehersteller das Spielrecht des SSV Markranstädt übernommen und den Spielbetrieb unter dem stilbildenden Namen RasenBallsport (RB) Leipzig aufgenommen hat, hoffen diverse – wenn auch längst nicht alle – Fußballanhänger in der Region, dass der Verein nicht in (der Kalauer sei erlaubt) RegionalBahn-, sondern in ICE-Geschwindigkeit Richtung Sonne sprich 1.Bundesliga reist.
Für die Leipziger Traditionsvereine ist dies ein neuerlicher Rückschlag. Insbesondere bei Lok Leipzig war man guter Hoffnung mit solider Arbeit in naher bis mittlerer Zukunft die Nummer 1 in Leipzig zu werden und in den Profifußball aufzusteigen. Vor allem die letzte Insolvenz beim Lokalrivalen FC Sachsen nährte die Hoffnungen, Sieger der Geschichte zu werden und in den Derbys in Liga 5 (!) den verhassten Leutzschern zu zeigen, wo der lokale Hammer hängt. Mit der Existenz von RB Leipzig ist nun alles anders. Die sportliche Nummer 1 in Leipzig war praktisch schon vor der Saison 2009/ 2010 vergeben und die Hinrunde bestätigte dies nur. In insgesamt 3 Leipziger Fünftligaderbys (Oberliga Nordost um genau zu sein) kam RasenBallsport Leipzig auf 6 Punkte und 5:0 Tore während sich die Traditionskontrahenten mit einem Punkt aus einem torlosen Traditionsderby (das immerhin von 15000 Zuschauern besucht wurde) begnügen mussten. Da in der Bundesrepublik kaum noch Städte über zwei Teams in einer der ersten drei Profiligen verfügen und derzeit in keiner Stadt zwei Erstligateams beheimatet sind, ist die Übernahme der sportlichen Regentschaft in Leipzig durch RasenBallsport keine gute Nachricht für Lok und den FC Sachsen.
Für alle hingegen, denen klar ist, dass die Teilnahme am modernen Profifußball nicht ohne unmodern hohe Investitionen zu kriegen ist und für alle, die trotzdem modernen Profifußball ansprechend, unterhaltsam und was auch immer finden, jedenfalls soviel finden, dass sie Spiele gegen Schalke, Bremen, Köln und Co lieber im Stadion vor der eigenen Haustür als im Fernsehen sehen, für all jene ist RB Leipzig ein Glücksfall.
Und auch für mich als Anhänger der Professionalität und der großen sportlichen Bühne erscheint es ein Glücksfall, dass sich mit RasenBallsport Leipzig ein Verein in Leipzig niederlässt, der sportlichen Erfolg, spektakuläre Neuverpflichtungen, gute Jugendarbeit, Spiele im Zentralstadion, zwischenmenschliche Animositäten und Gerüchte, Glamour und Gossip verspricht. Aus diesem Grund sei dieser Blog (vor allem) dem einzig wahren RasenBallsport und dem noch viel einzigst wahreren RasenBallsportverein in Deutschland gewidmet.
Wenn ich mein Gedankengut ebenso in Worte fassen könnte, wäre dabei sicher der gleiche Text rausgekommen.
Danke dafür.
Viele Grüße von noch einem distanziert-mitleidenden Beobachter der wieder Hoffnung auf BuLi-Fußball in Leipzig hat.
Bäh,
da schaue ich doch weiterhin 20 Jahre Amateuerfussball, als dass ich mich diesem Kunstprodukt RB hingebe.
Mein Tip an Euch, wenn Ihr Profifußball schauen wollt, holt Euch nen Skyabo.
RB ist der nächste Versuche, die Gesellschaft zu kommerzialiseren und sie weiter zu entmündigen.
Die Jugend des FCS hat man schon plattgemacht, billigst eingekauft, das nächste Schielen ist nach der Spielstätte des FCS, der AKS, Talente der Leipziger Fußballvereine werden für wenigst Geld weggekauft, die Stadt wird mit perfiden Bullenplakaten überzogen!
Wenn ích an RB denke, überkommt mich der pure Ekel.
Das ist nicht mehr Fußball, das ist billigster Kommerz.
RB wegtreten!
Wo lebst du lieber Sportfreund?In dieser Gesellschaft heißt Amateur soviel wie Anfänger.Wenn er gut ist,wird er Profi,so ist es nun mal. Ich war zur Zeit von Müller und Co. Lok Fan, aber in erster Linie Fußballfan. Aus dieser Sicht ist für mich das Projekt RB, das Beste was dem Leipziger Fußball unter den Verhältnissen passieren konnte. Und RB sorgt mit der Gestaltung eines fußballerischen Umfeldes für Nachhaltigkeit,das in der Endkonsequenz auch Lok nutzt (wenn sie es erkennen).
Lok sollte diese Chance nutzen und auch anerkennen, die Nr.1 im Leipziger Fußball ist und wird sicher auf lange Zeit RB bleiben.
@xyz
1. Niemand nimmt Dir Deinen Wunsch, Dir Amateurfußball anzugucken.
2. Ich bin ich und nur ich und nicht Euch.
3. Sky ist sicher nett, aber ich freue mich nun mal auf Live-Fußball im Zentralstadion (und das schon jetzt, nicht erst in der Bundesliga).
4. Das Wirtschaftssystem der Bundesrepublik ist der Kapitalismus und das nicht erst seit Red Bull. Auch der Fußball gehorcht den Logiken des Markts.
5. Der FC Sachsen hat seine Jugend an RasenBallsport VERKAUFT, weil er das Geld im Rahmen des INSOLVENZverfahrens dringend brauchte. Eine Insolvenz für die Red Bull nicht verantwortlich ist.
6. Wenn Du zum AKS tatsächlich relevante Informationen hast, dann teile sie doch mit mir, dann ergibt sich eventuell sogar noch so etwas wie Newswert.
7. Wieviele Leipziger Talente sind denn bis jetzt zu RasenBallsport gewechselt? Im Winter waren es 2, die von Lok kamen. Und sonst?
8. Jeder Jugendspieler und jeder Fußballanhänger hat das Recht auf freie Vereinswahl. Niemand wird zu RasenBallsport gezwungen und niemand von Chemie, FC Sachsen oder Lok weggezwungen.
9. Au ja, Werbeplakate sind wirklich eine ganz perfide (=arglistige, gemeine) Strategie..
Das Wirtschaftssystem der Bundesrepublik Deutschland ist immer noch die “soziale Marktwirtschaft”, die kapitalistische Elemente hat. Angelsächsischer Kapitalismus war nicht Vorbild der BRD-Wirtschaftsordnung. Nur so BTW.
Dem kann man nix mehr hinzufügen… R E S P E K T!
“…Werbeplakate sind wirklich eine ganz perfide (=arglistige, gemeine) Strategie..” :-DDDDDDDD that´s great…
Hallo,
ich habe ja auch so einiges über RB gebloggt:
https://www.henning-uhle.eu/tag/rb-leipzig
Auch habe ich mich an Lok https://www.henning-uhle.eu/tag/lok-leipzig versucht.
In beiden Listen ist auch vom FCS die Rede.
Nur mal zusammengefasst: Ich breche mir ganz bestimmt nicht die Daumen beim Drücken dieser, weil ich dem RB so zujuble. Ich finde es aber einen Jammer, was in den letzten ca. 20 Jahren aus dem Leipziger Fußball geworden ist. Dahher freue ich mich über das Engagement von Red Bull.
xyz sollte sich mal überlegen, was der FCS und Lok als Außendarstellung bieten: Insolvenzen, Umbenennungen, Hools, Prügeleien und Unprofessionalität. Trotzdem hat Red Bull bei beiden angeklopft. Beide haben abgelehnt. Und nun spielen die sich als Moralapostel auf?
Das verstehe, wer will….
Ich will verdammt nochmal in naher Zukunft (Zeitraum bis max. 2020) ein Champions League Spiel in der Arena sehen, z.B. FC Barcelona gegen FC irgendwas Leipzig. Bis jetzt ist der FC irgendwas halt der RB, weils die anderen partout nicht hinbekommen.
Und was RB macht, passt soweit, da beißt die Maus keinen Faden ab. Darum wünsche ich dem Verein viel Glück. Wenn sie mich überzeugen, werde ich mir auch bald Spiele live angucken. Im Moment noch nicht, da der Stachel der Leipziger Fußballvergangenheit zu tief sitzt.
…waren nur meine 2 Cent
@rotebrauseblogger
Besser hätte man es nicht zum Punkt bringen können.
Der Autor hat ja mal gar keine Ahnung…
[Edit by rotebrauseblogger]persönliche Pöbeleien gelöscht[Edit Ende]
Ich hab keine Zigaretten mehr!!!
Könnte ich virtuell Beifall klatschen, würde ich es tun.
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass viele Fans geschichtsträchtiger Vereine die Fäuste ballen, wenn ihnen “RB Leipzig” durch den Kopf weht. Wir diskutieren auf Arbeit auch ab und an dieses leidige Thema, doch schlussendlich ist es halt Ansichtssache. Der eine möchte keine amerikanischen Verhältnisse und findet die Tradition wichtig, der andere ist mehr auf Spielkultur und die Qualität des Spieles aus und dieses wird nun mal eher in höheren Ligen gepflegt. Zudem sind Spiele mit Erfolgsaussichten von Grund auf interessanter als das ständige Hoffen auf ein Wunder.
Da ich mich auch (wie der Autor) eher der zweiten Gattung zuordnen würde, ist für mich RB durchaus eine Option. Zudem werde ich mir diese Seite vormerken, da der Autor mit Feuer für den Fußball und Sinn und Verstand argumentiert.
Man kann auch durchaus Contra argumentieren, aber dann mit Sinngehalt und nicht zu heißblütig in den leeren Raum. (@Brausetruppe, @xyzChemie)
Außerdem noch ein paar Sätze zu dem Gerede von “xyzChemie”: Die ersten beiden deutschen Ligen sind Kommerz. Auch jedes Team was dort spielen will, muss sich dem Markt öffnen. Das ist doch eine vollkommene Milchmädchenrechnung. Gute Spieler (, neues Euqipment, Stadien, besseres Personal, Sicherheitsmaßnahmen) benötigen mehr Geld, Geld bekommt man nur durch Einnahmen und daher werden möglichst viele Geldquellen angezapft bzw. Preise erhöht. Somit ist andauernder Erfolg an Geld geknüpft und das nennst du Kommerz. Im Moment verschenken sie ja sogar die Tickets. Das ist aber kein Kommerz, sondern sogar das Gegenteil, da Kommerz ein zur Gewinnmaximierung gerichteten Interesses beschimpft. Und abschließend noch mal mein Ansinnen: Wenn du kein Kommerz willst, dann solltest du auf jede Veranstaltung, die der Befriedigung/ Bespaßung deiner nicht-überlebenswichtigen Bedürfnisse, verzichten. Außer es ist schon mal jemand gestorben, weil er nicht zum Fußball durfte ;)
Interessant was man so alles zu Fussball denken und schreiben kann….
Letzendlich aber geht es doch um eines: Retortenvereine wie RB erwirtschaften ihre Einnahmen nicht über den Fussball direkt, noch erzielen sie diese Einnahmen durch Marketing (Verwertung des “Werts” des Vereins als “Marke” über Werbung, Sponsoring etc.), da es einen “Wert” der Fussballmarke RB ja nicht gibt (ausser im negativen Sinne vielleicht, durch die allgemeine Ablehnung der Anderen). Retortenvereine wie RB erlangen ihre Einnahmen über reines Sponsoring und dienen ausschließlich dem Zweck, die Markenwerte und Botschaften ihres Sponsors zu transportieren. Dieses Prinzip funktioniert – zum Glück -nur bei traditionslosen Neugründungen ohne Geschichte und ist für Traditionsvereine nicht anwendbar.
Ich mache jedenfalls aus meiner ehrlichen Verachtung gegenüber dieser Art von “Fussballkultur” keinen Hehl. Und zum Thema Champions League: ab einem bestimmten Gehaltsniveau werden Weltklassespieler es sich gut überlegen, ob sie zu RB wechseln oder doch lieber zu einem echten Spitzenklub bei dem es um Fussball geht. Daher ist mir auch um den Fussball nicht bange, RB in der Champions League werden wir sicher nicht erleben.
Tja, sicher sollte man im Leben nie sein :-)
Tja “Lupo”: RB in der CL nun schon ab 2017/18. WIR werden es nicht erleben, denn ich hoffe, DU gehst da nicht hin. ICH werde es erleben und genießen…
Ich hab nichts gegen euch obwohl mein Herz für Blau Gelb schlägt.!!!
Ich möchte euch nur mal ein paar tipps geben.! Ich hoffe natürlich ihr setzt die um.
Ihr solltet euch lieber Ultras als Supporter nennen, ULTRAS sind nicht Hooligans eineige von euch verwechseln das.! Ultras sind die ihre Mannschaft unterstützen und den Rand des Spiel gestallten. Und das ist mir uns am wichtigsten VERÄNDERT EURE FAN GESÄNGE, mache sind gut aber schaut euch welche von Jena, Dynamo, LOK, Halle Fortuna Düsseldorf, oder andre Mannschaften ab.!!! Mal erlich die meisten sind total kacke wie gerade Kurve und bla so ein misst ey-! Macht eine ordentliche Zaunfahne wo drauf steht ULTRAS oder Sektor B oder sowas in der art.!
Was ich von anderen großen Ultras – Gruppen gehört habe (ich steh mit eineigen in verbindung) das Ihr nur scheiß Fangesänge habt und nicht Ultras heißt, sonst haben die euch Gelobt mir den Choreos und wie schnell ihr an Fans gewinnt.! Wenn ihr das verändert dann gehört ihr bald mit zu den großen.! Und vorallem gewinnt respekt von anderen Ultras/ Fans.!
Wenn ihr Ideen für ordentliche Fangesänge braucht dann wendet euch an mich.!
[Anmerkung rotebrauseblogger: Hier stand eine E-Mail-Adresse, die ich mal vorsorglich rausgenommen habe. Wer tatsächlich Kontakt aufnehmen möchte, wende sich an mich, ich leite entsprechende Anfragen, dann weiter..]
Und glaubt mir ich habe ahung von so was.!
Auch wenn ich Dein Verständnis von Fußballkultur überhaupt nicht teile, muss ich Dir zunächst zu Deiner sachlichen, stets auf Argumente bedachten Schreibweise gratulieren. Deine Beiträge heben sich wohltuend von dem vor Hass triefenden Schrott ab, den ich auf beiden Seiten zum Thema “RB Leipzig”, gerade nach dem Derby, lesen muss.
Meine grundsätzliche Kritik an RB beruht auf der undemokratischen Vereinsstruktur. Nach meinem Kenntnisstand besteht der Verein “Rasenballsport Leipzig e.V.”, der Träger der RL-Mannschaft ist, nur aus handverlesenen, von Mateschitz abhängigen Mitgliedern. Diese Abhängigen sind nur Mittel zum Zweck, nämlich dem Erreichen der nach BGB erforderlichen Mindestanzahl an Vereinsmitgliedern. Neue Mitglieder werden nicht nur wegen des exorbitanten Beitrages abgeschreckt, sondern werden vor Allem vom sogennannten Ehrenrat nicht akzeptiert. Damit finden faktisch keine Neuaufnahmen statt und es gibt keine gewollte Mitbestimmung der Fans. Selbst bei Vereinen, die ihre Lizenzspielerabteilung an eine Kapitalgesellschaft ausgegliedert haben, ist die Mitbestimmung über die 50+1-Regel gewahrt. Beschlüsse der Mitgliederversammlung muss die ausgegliederte Kapitalgesellschaft, an der der Verein mit 50+ beteiligt ist, zwingend umsetzen. Theoretisch könnte also die Mitgliederversammlung des FC Bayern München e.V. -sofern sich hierfür eine Mehrheit findet- beschließen, dass sie keinen Ex-Schalke-Ultra als Torwart wollen. Uli Hoeneß müsste dann als Präsident des Vereines den Geschäftsführer der Lizenspieler-AG, Matthias Sammer, anweisen, diesen Beschluss umzusetzen. Selbst in Hoffenheim wäre Herr Hopp trotz seiner ganzen Kohle aufgeschmissen, wenn ihn die MV überstimmt. Dabei sei nur am Rande erwähnt, dass Dietmar Hopp seine Millionen nicht in einen eigens gegründeten Marketingverein steckte, sondern in seinen seit Jahrzehnten bestehenden Heimatverein. In der Mitbestimmung der Mitglieder liegt auch der Unterschied zu den “Werksclubs” aus LEV und WOB. Die Trägergesellschaften dieser Mannschaften wurden aus Vereinen ausgegliedert, die für die Mitarbeiter von VW und Bayer, wenn nicht gar für Jedermann, offen stehen. Sozusagen die BSG´s des Westens. Und um nochmal auf die Bayern zurückzukommen, die immer für das Pro-RB-Argument herhalten müssen, dass es doch keinen Unterschied mache, ob die Millionen von RedBull nach Leipzig oder von der Telekom nach München fließen. Die Telekom ist aber im Gegensatz zu RedBull nur ein Sponsor und kein Eigentümer. Wenn das Sponsoring endet, bleibt der Verein mit seiner Identität. Wenn aber Herr Mateschitz sein Marketingprojekt beenden sollte, gibt es auch keinen Verein “Rasenballsport Leipzig e.V.” mehr. Ich glaube, dies ist ein Punkt, den ihr RB-Fans gerne verdrängt und weitab jeder Wahrscheinlichkeit ansiedelt. Sicher wäre ich mir da aber nicht. Als RB-Fan erfüllt man für Herrn Mateschitz in meinen Augen nur den Zweck, Gegenstand der Werbekampagne zu sein. Ich würde so einen Scheiß nicht mit mir machen lassen und selbst die -vage- Aussicht auf höherklassigen Fußball könnte mich dazu nicht bringen. Ich verstehe ja die Leipziger, dass sie in der Mehrzahl die Streitigkeiten zwischen Blau-Gelb und Grün-Weiß leid sind und endlich gescheiten Fußball haben wollen. Der Preis hierfür -nämlich der Verrat an der Fußballkultur, der Abschied von der Vereinsdemokratie und die Vereinnahmung des Fans als Werbeträger – erscheint mir aber zu hoch. Aber gut, die Leipziger in ihrer Fußballnot lassen sich eben leichter verführen als anderswo. Insofern denke ich, dass Leipzig eine Sondersituation darstellt. Wenn ich mich nicht irre ist Leipzig neben Essen die einzige deutsche Stadt mit mehr als 500.000 Einwohnern, die keine Mannschaft in der 1. – 3. Liga hat und gleichwohl auf eine glorreiche Vergangenheit zurückblickt. Projekte ala RedBull dürften deshalb nicht 1:1 in anderen Städten funktionieren. Ich werde die Entwicklung jedenfalls kritisch und mit Spannung verfolgen.
@Dynamofan: Zugegebenermaßen würde ich den Text oben heute vermutlich ein wenig anders schreiben. Was wohl aber nicht unsere Differenzen überbrücken würde. ;-)
Tatsächlich sind Essen und Leipzig die einzigen blinden Flecke auf der Großstadt-Profifußball-Landkarte. Und ich wäre mir nicht mal sicher, ob Red Bull in Essen funktionieren würde. Red Bull funktioniert in Leipzig auch, weil sie das Vakuum zwischen den alten Rivalen besetzt haben. In Essen gibt es ein solches Vakuum in der Form nicht.
Zum Thema 50+1 habe ich mich ja an der einen oder anderen Stelle bereits geäußert https://rotebrauseblogger.de/tag/501/. Grundsätzlich sind wir uns glaube ich einig, dass RB mit seiner Vereinskonstruktion einen Weg gefunden hat, die 50+1-Regel zu umgehen. Das nehme ich mal als Fakt (auch wenn RB sehr wohl Mitglieder aufnimmt, allerdings nur Leute, die für oder im Umfeld des Vereins arbeiten und auch diese nur ohne aktives Stimmrecht). Nur Deine Bewertung teile ich eben nicht, weil mir persönlich Mitgliedermitbestimmung im Profifußball eben nicht wichtig ist. Das ganze Business schwebt in Sphären, die ich nicht aktiv entscheiden müssen möchte. Ich denke sowieso, dass die Ausgestaltung des Fandaseins weniger in Vereinsmitbestimmung als vielmehr außerhalb des Vereins stattfindet (was Kommunikation mit dem Verein nicht ausschließt). Meinetwegen in Fanclubs oder in Choreos und Auswärtsfahrten etc. Oder eben auch in Blogform wie hier. Ich glaube auch nicht, dass Bayern so viele Mitglieder hat, weil die bestimmen wollen, ob Manuel Neuer angestellt werden soll oder nicht, sondern weil sie über ihre Mitgliedschaft verbesserte Kartenerwerbschancen haben..
Schwerlich vom Tisch wischen lässt sich auch Dein Einwand, dass das Überleben von RB Leipzig vom Wollen Red Bulls und seines Chefs Mateschitz abhängig ist. Denn auch wenn für mich das Engagement eines Sponsors tatsächlich (wirtschaftlich und marketingtechnisch) wenig Unterschied macht zum Red-Bull-Prinzip ist der Verein doch ziemlich abhängig vom Hauptgeldgeber. Einerseits. Andererseits weiß man auch nie, was erst mal daraus wird, wenn die ganze Infrastruktur steht. Oder anders gesagt: Falls Red Bull in fünf Jahren, meinetwegen in der zweiten Liga weswegen auch immer aussteigt, dann wäre es nicht unwahrscheinlich, dass die Hülle RB Leipzig auch ohne Red Bull gefüllt werden könnte. Wenn man das aktuelle Interesse am Verein und die Zuschauerzahlen sieht, wäre das Potenzial auf jeden Fall da. Von daher sehe ich die Zukunft selbst in einer Vision ohne Red Bull nicht unbedingt negativ. Es huldigen ja auch die wenigsten der Zuschauer Red Bull selbst (auch wenn sich das Image der Marke bei den RB-Geneigten sicherlich verbessert hat), sondern dem Fußball, den sie mit ihrem Geld ermöglichen. Von daher wird das Huldigen des Fußballs, von Typen und Geschichten auch Red Bull überleben..
Da der Name “RasenBallsport” ja nur eine mehr oder weniger gelungene Anspielung auf RedBull ist und die Verantwortlichen von RB bereits jetzt alles unternehmen, dass in der öffentlichen Wahrnehmung nicht die Rasenballer, sondern die roten Bullen auf dem Platz stehen, stellt sich die Frage, welche Hülle von RB Leipzig im Falle des Rückzuges von RedBull bliebe. Es wäre jedenfalls keine identifikationsstiftende mit erhaltenswertem Namen und tradierten Vereinsfarben. Ergo: Es müsste wiederum ein Neuanfang her. Wenn Dir das wirklich egal ist, dann bist Du kein Fan, sondern Fußballkonsument. Und genau hier sind wir an einem Punkt, wo die Fakten aufhören, sondern es um Gefühle und Wertvorstellungen geht. Ich zum Beispiel bezeichne mich als Fan der SGD und dies beruht auf einer emotionalen Verbundenheit seit meiner Kindheit. Diese Verbundenheit ist aus tragischen Momenten (3:7 Niederlage gg Uerdingen) ebenso entstanden wie aus glorreichen Siegen (FDGB-Pokalfinals gg den BFC, 2:0-Sieg in Rom), aber auch aus entscheidenden Einschnitten in der Vereinsgeschichte (Zwangsabstieg aus der BL, Stadionneubau, Wiederaufstieg 24.05.11). Ich bin stolz darauf, dass wir unseren Namen nach der Wende nicht aufgegeben haben und trage mit Hingabe das weiße D auf weinrotem Grund. Schwarz-Gelb sind für mich nicht irgendwelche Farben, sondern sie stehen für Dresden und sinnbildlich für die Licht- und Schattenseiten unserer SGD. Was also den Vereinsfußball angeht, bin ich völlig emotionsgesteuert und traditionsversessen. Wenn aber z.B. die Nationalmannschaft spielt, dann freue ich mich zwar, wenn sie gewinnt und fluche, wenn sie verliert. Ich würde mich aber nicht als Fan bezeichnen und mir im Stadion bei einem Spiel der Nationalmannschaft die Seele aus dem Leib schreien. Auch sind mir Farben und Symbole des DFB völlig Wurst. In dieser Beziehung bin ich also eher Konsument. Ich denke, der Masse der Fußballinteressierten geht es wie mir in Bezug auf die Nationalmannschaft. Überträgt man dies auf RB, so dürfte klar sein, dass die ihr Stadion immer voll bekommen werden, falls sie mal BL spielen sollten. Und dabei wird es der Mehrheit egal sein, ob auf den Trikots der Spieler zwei rote Bullen oder sonstige Markenlogos pranken und in welchen Farben die Mannschaft aufläuft. Von daher würde es im Falle des Rückzuges von RedBull sicher weitergehen, aber nach meinem Verständnis eben nicht im Sinne der Fans, sondern im Sinne des gewöhnlichen Fußballkonsumenten. Wenn Du damit leben könntest, dann soll es halt so sein. Mein Ding wäre es nicht.
Ach, ich werde hier nicht dafür kämpfen, als wahrer Fan durchzugehen. Würde ich mich selbst als Fan bezeichnen oder nicht? Keine Ahnung. Fakt ist, dass Fansein eine höchst subjektive Sache und somit immer eine individuelle Konstruktion ist (man nehme dafür nur die verschiedenen Fanfraktionen vom Red-Bull-Jünger bis zum Red-Bull-Verweigerer bei RB als Hinweis). (Diese individuelle Konstruktion trägt das Umfeld eines Vereins und könnte auch den Verein tragen, wenn dessen Geldgeber-Hülle wegfallen sollte.) Die bei RB Leipzig genauso intensiv sein bzw. werden kann, wie es das für Dich ist. Werden, weil es immer konkrete Erlebnisse, die zum Fansein führen (und es bei RB naturgemäß noch nicht so viele Erlebnisse gibt). Auch bei RB ist das so und die Behauptung, hier würden nur die Stadion gefüllt, aber die Leute nicht berührt, diskreditiert sich spätestens dann, wenn man sieht, dass für Viertligaverhältnisse überdurchschnittlich viele Zuschauer auch zu den Auswärtsspielen tingeln. Klar kann man das alles als Fußballkonsumenten abwerten, aber man macht es sich damit eventuell etwas einfach, auch wenn es mich persönlich nicht trifft, weil ich mich als Haupttribünenbesucher in meinem ‘Konsumgrad’ wohl kaum vom ‘Konsumgrad’ der meisten anderen Haupttribünenbesucher dieses Landes unterscheide.
@rotebrausebogger
(endlich ein Blog, der in anständigem Ton das Thema RB Leizig diskutiert)
als langjähriger Dauerkartenbesitzer von Bayern München auf der Gegentribüne könnte ich zum Einen mein Leid klagen, daß man uns beim Umzug in die Allianz Arena von der Haupttribüne geschubst hat zugunsten des Kommerzes (Business-Seats) etc. und über die zunehmende Tendenz der Geldmacherei jammern.
Andererseits besteht aber der besondere Reiz “meines” Vereins eben darin, mit wirtschaftlich vernünftigen Mitteln gegen die Großen aus Europa mit Ihren Milliardären als liebe Onkel im Hintergrund anstänkern zu können.
Ganz ohne Geld läßt sich keine Mannschaft verstärken, egal in welcher Liga, da ist die Loksche oder Dynamo nicht besser als der FCB, die “klauen” die Talente auch von einem Nachbarclub, sonst hätte die Nachwuchs- und Scoutingabteilung versagt…., fragt mal den Hr. Sammer.
So viel zum Thema gutes Geld und böses Geld.
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Auch wenn ich nicht in der Südkurve stehe, keine Choreographie mitmache, nicht schon vor dem Spiel den gegnerischen Verein im Ganzen beschimpfe und mich lieber auf das Spiel und seine Feinheiten konzentriere, lasse ich mich nicht als “Fussballkonsument” ausgrenzen, sondern verstehe mich sehr wohl als Fan. Diesen Begriff hat keine Fanvereinigung gepachtet.
Um vollwertige Fans eines Vereins zu sein, in Eurem Fall primär Eurer Mannschaft zu sein, müßt Ihr weder den Wertekanon der “Ultras” noch irgendwelcher anderen Vereinigungen überstreifen. Lasst Euch da nichts einreden. Auch wenn Euer Verein sicherlich mit fehlender Tradition und sehr starker Abhängigkeit vom Geldgeber noch lange zu kämpfen haben wird, habt Ihr umgekehrt aber die einmalige Chance, unabhängig von den tradierten Fanstrukturen anderer Vereine selbst zu bestimmen, wie Ihr Euch als RB-Fans darstellt, wen Ihr in Eurer Mitte toleriert und welche Gesänge Ihr für richtig haltet. Die Chance solltet ihr nicht verpassen.
Aus Erfahrung in unserm Stadion muß ich regelmäßig miterleben, daß sich sog. “Fans”, meist Teile der Stehplatz-Zuschauer gegenüber Spielern, Vereinsoberen und/oder (natürlich besonders häufig) gegenüber dem Gegner unangebracht geschmacklos, beleidigend und wider jedem Fairplay verhalten. Von der Bereitschaft zu Gewalttätigkeiten jeglicher Art spreche ich jetzt gar nicht.
Dieser Teil der “Fans” ist vom Herzstück des Spieles, nämlich dem sportlichen Wettstreit genauso weit entfernt wie der auf Kommerz gepolte Oligarch oder vielleicht Euer Vereinsgründer.
Gerade in letzter Zeit, in denen verschiedene im Vergleich zu den Mitgliederzahlen kleine Fangruppen versuchen, meinungsbildend für den ganze Verein zu sein und sich dabei maßlos in ihrer Wichtigkeit selbst überschätzen (siehe aktuelle Gewalt- und Pyrodiskussion), kann man als Fan oder Fangruppe eines jungen Vereines bewußt andere Schwerpunkte setzen und z.B. beiden Vereinen beim Einmarsch und der Mannschaftsaufstellung Respekt zollen, indem man auf Pfiffe verzichtet. Was der Schwachsinn soll, ist mir völlig schleierhaft.
Auch ein so auffällig anderes Benehmen kann schnell zu einer bemerkenswerten Tradition werden und ist sicher wertvoller als jedes geklaute “You never walk alone”, das man peinlicherweise mittlerweile quer durch Europa hört.
In diesem Sinne wünsche ich Euch viel Spaß mit Eurer Mannschaft, mal sehen, ob sie es dieses Jahr mit dem Aufstieg schaffen und viel Selbstbewußtsein als ungebundener Fan.
Wenn mein Sohn mich fragt, auf welche Mannschaft ich halte, gibt es von mir, je nach Spielpaarung, eine unterschiedliche Antwort. Je nach dem wer aus meiner subjektiven Sicht den unterhaltsamsten Fußball spielt, hat meine Sympathie.
Mal ist sind es die Bayern, mal Jahn Regensburg, mal Hertha, mal ist es Hannover 96, mal ist es Lok Engelsdorf oder der HFC in der 3.Liga.
Wenn ich als fußballbegeisterter und Ex-Sachsen-Anhaltiner, mit RB Sympathie, Zuschauer beim Pokalspiel RB gegen Wolfsburg bin, bejubele ich die RB Tore und mein Kumpel, Lok Fan sein Kindheitstagen, bleibt sitzen und beißt in seine Bratwurst.
Egal!
Wenn angetrunkene Personen mit einem Fußballschal, andere nicht angetrunkene Personen wegen dessen Fußballschal zu tiefst beleidigen, dafür brauche ich keine Tradition, dass ist geistiger Sch…
Egal ob der sich als Fan bezeichnet! Dann lieber Konsument!
Fan, Konsument, Sympathisant, Interessierter, aus meiner Sicht sollte man sein Herzblut für die wichtigsten Dinge aufheben: Frau, Kind, Familie und Freunde!
Emotionen ja, aber bitte kein Kult! Schalke Friedhof etc.
@das Tief aus Bayern: Danke, danke und nochmals danke für deinen Beitrag. Schön mal so ein Statement zu hören, unabhängig von den allgemeinen Kritiken, aber aus dem Herzen eines Fussballfans! Fussball, die Sache an sich, nicht die Schlachten und Pöbeleien, das Spiel und die Höhen und Tiefen, die es begleiten sind das, was mich für die und mit der Mannschaft zu Tränen rührt. Dafür muss ich kein Ultra sein/werden! Sicher ruf ich (als Frau) gern mal “Mädchen”, wenn sich ein gegnerischer Spieler schwalbenmäßig am Boden wälzt… aber ich differenziere doch stark zwischen Humor und Aggression! Leider gibt es wohl viele “Fans”, die ihre Emotionen über das Spiel an sich hinaus gehen lassen. Wenn das die Verbindung zu “Tradition” sein soll, na ich weiß nicht… RB-Fans sind Fans ohne Frage! Kommerz hin oder her, das ist sowieso ein leidiges Thema und eigentlich ist man es leid (ich bin es zumindest), darüber argumentieren zu müssen: Noch spielt RBL in der Regionalliga, bin gespannt, ob diese Debatte noch geführt wird (gar nicht oder eben erst dann), wenn der Verein tatsächlich in der 1./2. Bundesliga spielt. Ohne Schotter läuft im Fussball eben nix.
RBL (nicht Red Bull… ich mag das Gesöff schon erbrechen beim bloßen dran schnuppern) hat in mir als Leipziger eine FussballFREUDE geweckt, die es vorher einfach nicht gab! An den Gefechten zwischen v.a. Lok und Chemie gab es einfach nix Erfreuliches!
Vielen, vielen Dank euch letzten Dreien für die sehr interessanten Ausführungen. Leider fehlt mir die Zeit, darauf adäquat zu antworten, aber ich habe die Worte hocherfreut zur Kenntnis zur genommen.
Immer wieder interessant, wie Neid, Mißgunst und Hass dieses Land durchziehen und jegliche Objektivität auf der Strecke bleiben lassen.
Ein dickes Lob für diesen sachlichen, informativen und kompetenten Blog über ein zurecht polarisierendes Objekt! Du hast einen neuen Leser aus gänzlich unerwarteter Ecke Fußball-Deutschlands ;)