Ach lieber FC Bayern München: Es hätte alles so schön werden können. Triple-Sieger und Fußball-Legende für immer. Nun mussten Sie aber doch einsehen, dass Sie als deutsches Top-Team schlechthin von der absoluten europäischen Spitze weiter entfernt sind als Sie das vor dem Finale gedacht hatten – Sichtweite, maximal. Das macht grundsätzlich gar nichts, führt aber hoffentlich zu der Erkenntnis, dass Sie nächstes Jahr ein paar Prozente drauflegen müssen, wenn Sie weiter und dauerhaft an die europäische Spitze heranrücken wollen.
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Karrieresprung
Ach, lieber Guido Schäfer, ja, wir Leipziger Fußballfans haben sie gern (eigentlich ist der Plural leicht vermessen, aber sei es drum, hier geht es schließlich auch um Rhetorik) für all die vielen (mal mehr mal weniger) lustigen, oft investigativen und nie langweiligen Artikel, die Sie uns in den letzten Jahren geschenkt haben. Es gab Tage, da war man enttäuscht, wenn Ihr Namen nicht unter einem der Artikel zum lokalen Fußball zu finden waren. Und ganz ehrlich und ohne Ironie: ich verstehe es vollkommen, dass Sie dem Projekt RB Leipzig positiv gegenüberstehen, wie sie gegenüber der Allgemeinen Zeitung [broken Link] betonten, denn was kann Ihnen besseres passieren, als 10 Jahre in der fußballerischen Provinz auszuharren und plötzlich quasi von der Poleposition aus über eines der spannendsten bzw. zukünftig meistdiskutiertesten Teams berichten zu dürfen und so selbst zum gefragten Fußballfachmann und Interviewpartner zu werden. Das muss sich wirklich gut anfühlen. Herzlichen Glückwunsch, das haben Sie sich nach all den Jahren der Fußballdüsternis verdient. Obwohl, so düster waren die letzten Jahre auch nicht, wie Sie ja selbst richtig feststellen:
„Ich hatte hier mehr Skandale und legendäre Stories als ihr in Mainz. Hier ist so viel schief gegangen, das kann man sich gar nicht vorstellen. Also ist es nie langweilig gewesen.“ (Allgemeine Zeitung Mainz [broken Link], 23.04.2010)
In der Tat nicht und es bleibt zu hoffen, dass der Leipziger Fußball auch zukünftig nicht langweilig wird und Skandale und Legenden der unterhaltsamen Art produzieren möge.
Champions League Halbfinale 2010
Ach lieber Franck Ribéry: Ihre rote Karte war das krönende Ende (?) einer absoluten Katastrophensaison. Da dürfte sich Ihr Marktwert binnen einer Woche erheblich verringert haben. Aber das interessiert wahrscheinlich nur den Bayern-Schatzmeister.
Ach lieber Thomas Müller: ich weiß, alle halten Sie für ein großes Talent in einer großen Saison. Wenn ich ehrlich bin, fand ich Sie aber in den Spielen, in denen ich Sie sehen durfte (Schalke, Manchester, Lyon) wenig überzeugend. Vielleicht hab ich die falschen Spiele gesehen, vielleicht hab ich auch keine Ahnung, wie man die Rolle, in der Sie agieren interpretieren sollte (vielleicht weiß ich nicht mal, was genau das eigentlich für eine Rolle ist), vielleicht ist da aber auch einfach nur viel Luft nach oben.
Ach lieber FC Barcelona: wenn Sie da in Ihrem katalanischen Top-Club nun anfangen, sich über die Schiedsrichterleistung bei ihrer Halbfinal-Hinspiel-Niederlage in Mailand aufzuregen, möchte ich nur ein Wort sagen: Chelsea. Dass sie in London im letzten Jahr den Champions-League-Finaleinzug feiern durften, ist für mich immer noch eine der eklatantesten Ungerechtigkeiten, die ich im Fußball je gesehen habe. Und für Chelsea gab es damals nach gefühlten 5 (waren es drei?) nicht gegebenen Elfern keine Möglichkeit mehr wie für Sie, im Rückspiel den Spieß noch mal umzudrehen. Ehrlich: ich hoffe, Sie schaffen das mit dem Umdrehen und dem Spieß nicht mehr. Und falls Sie vielleicht mal in Leipzig vorbeikommen sollten irgendwann, werde ich einmal laut ‘Buh’ rufen, versprochen.