Sie sprechen häufig von “Unser Projekt” oder “Unsere Vision”. Aber hatten Sie keine Skrupel, dass Sie als Kind eines Traditionsvereins wie dem FSV zu einem Retortenklub gehen?
Überhaupt keine Skrupel! Tradition ist etwas Schönes – aber sie darf im Fußball nicht zum Totschlag-Argument verkommen. Es gibt so viele Traditionsvereine, die sich nicht mehr erholen, weil sie von der Tradition erdrückt werden. Ungeduldige Fans, die noch immer von der goldenen Vergangenheit träumen. Eingefahrene Strukturen. Selbstdarsteller, die ins Rampenlicht wollen. Dann ist mir ein Projekt wie RB Leipzig lieber, bei der in einer Stadt, die nach Fußball lechzt, etwas mit Substanz geschaffen wird. (Tomas Oral gegenüber spox.com)
Womit Tomas Oral in dieselbe Kerbe schlägt wie vorher schon Huub Stevens und Dietmar Beiersdorfer. Gelebte Fußballkultur ist das Zauberwort, das Substanz, professionelles Arbeiten und Erfolgsorientierung impliziert.
Fein gesagt von Tomas Oral. Was mir immer auffällt bei den Diskussionen um Traditionsvereinen etc. ist der Fakt, dass meistens aktuell erfolglose Mannschaften auf die Tradition pochen. Souveräne und erfolgreiche Vereine haben dieses Pseudoargument der Tradition nicht nötig.
Lieber von der Fußball-Tradition erdrückt, als ein polnisches Kinderhilfswerk erdrücken: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/markenrechte-red-bull-kampf-um-das-gefluegelte-wort-1.271793.
Och, diese Kinderhilfswerks-Nummer geht aber auch grad durch so ziemlich jedes Fußball-Forum, was? Und warum? Weil der Markenschutz bei Red Bull etwas über die Professionalität im Führen von Fußballclubs aussagt? Ein 2 Jahre alter Beitrag der Süddeutschen Zeitung sagt, dass ein polnisches Kinderhilfswerk einen Slogan nutzt, den sich Red Bull schon Jahre vorher hat schützen lassen, dass also ein polnisches Kinderhilfswerk illegalerweise auf einen Werbeslogan (den mit den Flügeln) zugreift. Darüber streiten beide und der von Dir verlinkte Artikel beschreibt in dieser Hinsicht widersprüchliche Informationen. Man kann aus dem Artikel wie Du herauslesen, dass Red Bull das Kinderhilfswerk erdrücken wollte, man kann aber auch aus dem Artikel herauslesen, dass Red Bull Markenschutz betreibt, aber im Rahmen dessen bereit war, seinen Slogan den Kinderhilfswerkern kostenlos zur Verfügung zu stellen. Was nun? Gibt es neuere Informationen als die von vor 2 Jahren? Liegt das unter Umständen daran, dass sich die Geschichte in Wohlgefallen aufgelöst hat? Das Kinderhilfswerk wirbt jedenfalls im Netz immer noch mit dem Slogan mit den Flügeln..
Naja, außer den Fans der gefühlt traditionell traditionalistischen Vereine regt sich kaum einer über die Aktion auf. Noch nicht mal das Hilfswerk selber sonst hätte man innerhalb von 2 Jahren wohl noch irgendeine Reaktion im Netz zu dem Thema gefunden.
Aber man muß natürlich zugeben dass die Schlagzeile “Unschuldiges Kinderhilfswerk” gegen “bösartiges Kapitalistenschwein” deutlich mehr hergibt als die Wahrheit die immer aus zwei Seiten der Medaille besteht.