Letztens bin ich beim Stöbern mehr zufällig über die sinngemäß gestellte Frage, gegen wen denn Daniel Frahn eigentlich bisher so getroffen habe, gestolpert. Eine Frage, die ich dahingehend verstand, dass in ihr die Skepsis wohnt, dass sich Daniel Frahn seine bisher 15 Tore vor allem gegen schwache Gegner verdient habe. Nachdem ich die Frage wieder vergessen hatte, kam sie mir dann gestern doch wieder in den Kopf und rumorte dort vor sich hin. Gegen wen hat der Daniel Frahn eigentlich seine Tore erzielt? Ist er tatsächlich derjenige, der voran geht? Einer der in den wichtigen Spielen die Gegner wegballert? Und in welchen Spielminuten schießt er seine Tore eigentlich? Fragen über Fragen, die da plötzlich über mich kamen und die ich beantwortet wissen wollte.
Da die Anzahl der Daten für diese Saison etwas gering war, um daraus halbwegs verlässliche Daten abzuleiten, habe ich die von der letzten Saison auch noch dazugenommen. Zumindest all jene Spiele, in denen Daniel Frahn (fast) 90 Minuten auf dem Platz stand. (Spiele mit weniger Minuten konnten nicht berücksichtigt werden, da man dann keinen Vergleich mehr mit dem Rest des Teams hätte durchführen können.)
Insgesamt bestritt Daniel Frahn in den 18 Monaten für RB Leipzig bisher 39 Partien über die (fast) komplette Spielzeit. Dabei erzielte er insgesamt 26 Treffer, während in denselben Partien die Trefferzahl von RB Leipzig bei insgesamt 76 lag. Damit hat Daniel Frahn in den Spielen in denen er fast gänzlich mitwirkte 34% aller RB-Treffer erzielt. Jedes dritte Tor ging also auf seine Kappe. Daraus resultiert die These, dass Daniel Frahn bspw. auch zwischen der 31. und 45 Minute jedes dritte Tor für RB geschossen haben müsste.
Wie man an den beiden Grafiken erkennen kann, war Daniel Frahn insbesondere in der Auftaktviertelstunde der Torschütze vom Dienst. Von den acht RB-Treffern in dieser Zeit hat er gleich sechs oder überragende 75% erzielt (wir erinnern uns, angenommen hatten wir 33%). Nach diesem grandiosen Auftakt wird es um Daniel Frahn erst mal ruhiger und er erzielt in der zweiten Viertelstunde ‘nur’ noch jeden fünften RB-Treffer, bevor er vor und nach der Halbzeit so effektiv ist, wie man es angesichts der gesamt erzielten Tore erwarten kann (jedes dritte Tor von ihm). Danach wird es wieder ein wenig ruhiger um ihn, während er in der letzten Viertelstunde noch einmal für seine Verhältnisse durchschnittlich zuschlägt. Ergo: Daniel Frahn ist der Torschütze der ersten Viertelstunde schlechthin.
Stellt sich natürlich gleich die Frage, ob das auch bedeutet, dass Frahn seinem Ruf als ‘Dosenöffener’ gerecht wird, ein Spitzname der darauf abzielt, dass Frahn insbesondere Führungstreffer erzielt:
Es ist keine ganz extreme Statistik, aber es fällt auf, dass Daniel Frahn leicht überdurchschnittlich oft den Führungstreffer für RB Leipzig erzielt. 31mal erzielte RB einen Treffer, der die Führung bedeutet. 12mal war Daniel Frahn dafür verantwortlich. Wenn es dagegen darum ging nach, Rückstand den Ausgleich zu erzielen und wieder zurück ins Spiel zu kommen, war Daniel Frahn bei lediglich 3 von 13 erzielten Treffern, also recht unterdurchschnittlich beteiligt (wobei alle drei Treffer aus der aktuellen Saison resultieren, bei einer Quote von 3 von 8). Bei eigener Führung dagegen zielte Frahn dann wieder genauer. Ergo: Wenn man wollte, könnte man daraus ableiten, dass Frahn in den letzten 18 Monaten vor allem dann traf, wenn die Spielsituation nicht unter dem Druck steht zurückfighten zu müssen (auch wenn ich das anhand dieser Zahlen für leicht überinterpretiert halte). Vielleicht ist die Quote von 3 von 8 (38%) in der aktuellen Hinserie aber ein Indiz für die stärkere Verantwortung, die Daniel Frahn auch aufgrund seines Kapitänsamtes übernimmt.
Würde die These stimmen, dass Daniel Frahn bei Druck schlechter trifft, dann müsste sich dies auch darain widerspiegeln, dass Daniel Frahn in den Topspielen unterschiedlich trifft. Um dies zu prüfen, habe ich die 39 Partien, an denen Frahn über (fast) die gesamt Zeit beteiligt war, danach eingeteilt, ob es gegen ein Team von ganz oben (erste Sechs), aus der Mitte (mittlere Sechs) oder von ganz unten (untere Sechs) ging. Auschlaggebend war jeweils die Platzierung des Gegners vor dem direkten Duell. Sprich, die Partie beim Berliner AK diese Saison wurde bspw. als Partie gegen die ersten Sechs eingeordnet, weil der BAK vor dem Spiel auf Platz sechs stand. Von den insgesamt 39 Spielen fielen 14 Spiele in die obere Kategorie, 16 Spiele in die mittlere und nur 9 in die untere:
Auch dies sind keine extremen Statistiken, aber in der Tendenz trifft Daniel Frahn überdurchschnittlich gut vor allem gegen Teams aus den unteren zwei Tabellendritteln (19 von insgesamt 49 RB-Treffern) und nicht unbedingt in den tabellarischen Topbegegnungen (nur sieben von 27 RB-Treffern bzw. 26%). 26% ist aber nicht so weit weg von der erwarteten Zahl 33%, dass man hier von einer eindeutigen Tendenz sprechen könnte. Wenn dann ist es höchstens ein Fingerzeig. Und hingewiesen sei auch darauf, dass es Daniel Frahn war, der in dieser Saison mit zwei Treffern Holstein Kiel toretechnisch im Alleingang abschoss Ergo: Es bestätigt sich eine ganz kleine Tendenz, dass Daniel Frahn in Spielen, in denen es um viel geht, eher unterdurchschnittlich trifft.
Fazit: Daniel Frahn trifft und trifft und trifft. Und das im dritten Regionalliga-Jahr und im zweiten RB-Jahr in Folge. Das ist ein Fakt, der sich nicht wegwischen lässt. Trifft Frahn in der Rückrunde weiter wie in der Hinrunde, dann kommt er nah an die Grenze zur 30. Eine famose Trefferzahl. Dabei ist insbesondere seine Quote in der ersten Viertelstunde beeindruckend. In dezentem Rahmen ließe sich die Statistik gegen Daniel Frahn interpretieren, weil er offenbar in besonderen Drucksituationen wie einem Rückstand oder einer Topmannschaft als Gegner seltener zu treffen scheint als in anderen Partien und Spielsituationen. Woraus die spannende, nicht zu beantwortende Frage resultiert, ob die unbestreitbare (Regionalliga-)Klasse von Daniel Frahn auch für die dritte Liga und stärkere Gegner und Spiele mit stärkerem Druck reicht.
(Allerdings sollte man erwähnen, dass die Datenbasis bei 39 Spielen, insgesamt 76 Toren und 26 Frahn-Toren weit davon entfernt ist, so groß zu sein, dass die Ergebnisse tatsächlich verlässlichen Charakter bekommen. Wenn man dieselbe Statistik in 18 Monaten noch mal erstellen würde und es kämen die selben Ergebnisse heraus, sähe es schon anders aus.)
Bleibt noch zu erwähnen, dass Frahni dreimal gegen den VFL Wolfsburg imDFB-Pokal getroffen hat. Die Mannschaft würde ich als stärker Mannschaft einordnen…
Sehe ich nicht ganz so. Klar ist Wolfsburg nominell ein Klasseteam, aber an diesem einen Tag war der Defensivverbund und insbesondere die Innenverteidigung nicht mal regionalligatauglich. Zudem war es ein Spiel, in das alle Spieler ohne Erfolgsdruck gehen konnte. Da hat niemand was von ihnen erwartet. Ich habe deshalb in meine Statistik oben absichtlich nur Regionalligaspiele einfließen lassen.
Ja, dass du nur Regionalligaspiele gewertet hast ist auch OK, wollte nur anmerken, dass es doch auch Spiele gegen (vermeintlich) starke Mannschaften gibt, bei denen Daniel Frahn getroffen hat.
Sicherlich wäre es nicht schlimm gewesenim DFB-Pokal gegen Wolfsburg auszuscheiden, aber vor knapp 30000 Zuschauern zu spielen ist auch ein gewisser Erfolgsdruck, denke ich. Kann es aber nicht genau sagen, habe das nie erlebt. ;-)
So wie Du bin ich da auch ohne Erfahrung ausgestattet. Aber in meiner Vorstellung ist es trotzdem was anderes gegen den 1.FC Magdeburg und den Halleschen FC einem 0:1 hinterherzulaufen und (möglicherweise) bei jedem Schritt die drohende Häme zu spüren, als gegen Wolfsburg rauszugehen und vor 30.000 wohlwollenden Zuschauern Spaß haben zu wollen. Wolfsburg war von Anfang an eine Spaßnummer, ein 0:1 gegen mauernde Magdeburger (oder Plauener) ist zähes Ringen, bei dem man den Glauben und den Willen nicht verlieren darf. Oder so.
Als erstes sehr interessant. Sehe es ähnlich, dass die Ergebnisse intuitiv so zu bewerten sind. Doch 2 Anmerkungen hab ich dennoch:
a) mit n>30 sind deine Berechnungen relevant und könnten entsprechende Signifikante Ergebnisse liefern.
b) um an diese Ergebnisse zu kommen müsste man Regressionen berechnen. Aber das führe hier sicher zu weit.
Gruß Felix