Nach dem locker leichten Aufgalopp in der rhetorisch direktesten aller Rubriken dieses Blogs folgt heute schon ein etwas anderes Kaliber: Menschen, die sich für ein Fußballdasein auf den Traversen von RasenBallsport Leipzig entscheiden, sind für den chemieblogger „korrumpierte Opportunisten“.
Korrumpiert kann ja nur heißen, dass die RasenBallsport-Anhänger in irgendeiner Form manipuliert oder gekauft wurden oder dass sie sich vom schönen Schein (oder was auch immer) betrügen lassen. Red Bull wird wohl der Übeltäter heißen, der den schönen Schein aufflammen lässt und der mich gegen meinen Willen gefügig gemacht hat. Marionettengleich durchschreitet die korrumpierte Masse in diesem Bild die Tore der Schüssel und begibt sich auf den dafür vorgesehenen Claqueurs-Platz, um alsbald mit rhythmischem Klatschen zu beginnen.
Passend dazu der Opportunist, der als Begriff die ideologisch aufgeladene Ergänzung zu korrumpiert liefert. Nicht nur, dass der gemeine RasenBallsport-Anhänger sowieso von Marketingstrategen geschickt manipuliert wurde, nein er ist dazu auch noch ein angepasster Mitläufer, einer der unkritisch der Geld- und Scheinsmaschine Red Bull hinterherläuft, einer der sowieso alles gut findet, was ‘die da oben’ anbieten.
Naja, mal abgesehen davon, dass es natürlich Quatsch ist, anderen Menschen permanent zu unterstellen, sie hätten keine guten Gründe für ihr Tun, sondern wären nur manipuliert und angepasst, ist es vor allem Unsinn, so zu tun als müsste man als Freund gepflegter Fußballspiele auf sattem Grün eine besondere Art der unangepassten Kritikfähigkeit mitbringen. Fußball ist immer noch vor allem Fußball, es geht um die Fragen, ob man den Trainer entlassen sollte, ob zwei Stürmer besser sind als einer, ob Zentralstadion oder Stadion am Bad oder ob die Fangesänge gelungen sind oder nicht. Ganz ehrlich weiß ich nicht so recht, wie sich in der Praxis z.B. der BSG-Fan vom RasenBallsport-Publikum, das mit dem Betreten der Schüssel „den kritischen Geist ablegt“ unterscheidet.
Übt sich der BSG-Fan 90 Minuten lang in abstrakt-kritischer Auseinandersetzung mit dem Gegenstand Fußball als solchem? Werden Panels gebildet, in denen sich mit verschiedenen Szenen des Spiels vor dem Hintergrund der politischen Gesamtsituation auseinandergesetzt wird? Ist es vielleicht schon kritisch, wenn man überhaupt zu BSG-Spielen geht, weil BSG-Spieler kein (?) Geld verdienen mit ihrem Tun? Oder mal ganz ohne Polemik: Mir ist es völlig unklar, was unkritisch und kritisch bei Fußballspielen tatsächlich bedeuten soll. Was würde einen kritischen RasenBallsport-Besucher von einem unkritischen unterscheiden, wie würde sich das in der Situation Spielbesuch ganz praktisch ausdrücken und was daran wäre nun besser oder schlechter?
Fazit: korrumpierte Opportunisten ist die Beschimpfung, die der intellektuell angehauchte Gesellschafts’kritiker’ im Mund führen kann, wenn er mal wieder Eindruck (bei wem auch immer) schinden will. Eine Beschimpfung, die nicht nur etwas über die Beschimpften aussagt, sondern auch den Beschimpfer als jemanden charakterisiert, der hinter die Kulissen gucken kann, der den Schein durchschaut und ablehnt. Ich persönlich fand grenzdebile Figuren aber besser, weil direkter. Deshalb meine aktuelle Bestenliste:
1. grenzdebile Figuren
2. korrumpierte Opportunisten
Mit Platz zwei möchte ich mich nicht wirklich zufrieden geben.
@Bastian,
wenn man Dein Blog verfolgt kann man ziemlich sicher sein dass da noch was geeignetes für Platz 1 folgt! Obwohl momentan habt ihr da ja eher andere Flausen im Kopf….
@ Bastian: Sieh es als Ansporn. ;-)