Lokomotive Leipzig vs. RasenBallsport Leipzig 0:1

Da lag ich mit meinem 3:3-Tipp wohl komplett daneben, obwohl ein Unentschieden im Stadtderby durchaus im Bereich des Möglichen lag. Die erste Halbzeit war eine fußballerische Demonstration durch den RB Leipzig, in der sogar spielerisch gelungene Offensivaktionen zu bewundern waren. Lediglich die Torausbeute stimmte nicht, vor allem mit Blick auf einen von Bick verschossenen Elfer und einer sich direkt anschließenden Riesenkopfballchance. In der 2.Hälfte stellten die RasenBallsportler ihre Fußballversuche komplett ein, während Lok nun endlich mit der Courage des Underdogs das Spiel an sich riss und bei 2, 3 guten Einschussmöglichkeiten durchaus den Ausgleich hätte schießen können. Katastrophal vor allem gegen Ende des Spiels das Konterspiel der Bullen, die einen Überzahlangriff nach dem anderen versemmelten. Immer wieder erstaunlich, wie langjährige Profis es nicht schaffen, in solchen Spielsituationen den Kopf oben zu behalten und die Entscheidung zu erzwingen.

Alles in allem ein schönes Derby mit komplett unterschiedlichen Halbzeiten. Die Lok-Kurve stimmlich natürlich im Vorteil, aber auch, wie schon im Hinspiel, mit diversen inhaltlichen Aussetzern, denke man nur an das bescheuerte ‘Schlagt den Bullen die Schädeldecke ein’. Beeindruckend allerdings, wie sich Mannschaft und Fans gerade gegen Ende der Partie gegenseitig beflügelten. Die Bullen-Fanseite zwar bemüht, aber insgesamt wesentlich ruhiger, wobei die 2.Hälfte auch wenig Enthusiasmus zuließ. Wenn man Herrn Beiersdorfer – so wie ich – darin zustimmt, dass es letztlich gar nicht um die Frage geht, ob Investment und Fußball zusammen gehen, sondern darum, Fußballkultur (zu der auch Fankultur gehört) aufzubauen und zu leben, dann werden die nächsten 2, 3 Jahre zeigen, wie sich die Sache mit der Fankultur entwickelt wird.

Mein Lieblingsspruch des Tages kommt von einer Besucherin des Neutral/RBL-Blocks (Block A): „Eigentlich müssten die Vereine Geld zurückgeben, wenn weniger als 2 Tore gefallen sind:“ Ähm ja, wie hätten sie es denn gerne, große oder kleine Scheine? Apropos Scheine: ‘Lediglich’ 7500 Zuschauer bedeuten nicht grade den großen Zahltag, den man sich bei Lok sicher erhofft hat (vor allem im Vergleich zum Hinspiel).

RasenBallsport Leipzig in der Tabelle weiterhin mit 11 Punkten Vorsprung bei einem Spiel weniger. Ob der Nachholer bei den nach der Insolvenz wie befreit aufspielenden Zwickauern zu einem Anwachsen des Vorsprungs führt, bleibt zu hoffen, aber abzuwarten.

Lichtblicke:

  • Sebastian Hauck, 21 Jahre jung (quasi das Gegenkonzept zum Ü30-Bullen-Team): neu von Anfang an im Team; schnell, ballsicher, zweikampfstark, mit Zug zum Tor; der Junge hat Spaß gemacht und darf meiner Meinung nach wiederkommen
  • Jochen Höfler: spielte diesmal auf der rechten Außenbahn; machte seine Sache dort sowohl offensiv als auch defensiv zumindest und überraschend ordentlich; dank seiner Schnelligkeit oft ein Unruheherd in der gegnerischen Abwehr
  • Daniel Rosin und Thomas Kläsener: bildeten heute die Innenverteidigung; sahen zusammen besser aus als das bisherige Duo Hertzsch (der rechts verteidigte)/ Kläsener; vor allem Rosin ist einer, der nicht jeden Ball einfach nach vorne drischt

Schattenblicke:

  • Lars Müller: Rekordvorlagengeber in der Oberliga; heute mit einem offensiv katastrophalen Spiel; ich kann mich an keine gelungene Flanke erinnern (und Chancen gab es bei ruhenden Bällen und aus dem Spiel heraus genug)
  • Christian Reimann: eingewechselt, aber ohne gelungene Aktion; wirkte im Sturm wie ein Fremdkörper
  • Patrick Bick: vor allem auffällig bei nicht gelungenen Aktionen, nicht nur wegen des verschossenen Elfers

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