Zu den Grundregeln des Fußballsports gehört es, dass man nicht an jedem Spieltag eine Galavorstellung erwarten kann, sondern dass zu einer Saison auch die zähen Spiele gehören. Und letztlich wird der die meisten Punkte sammeln, der auch in den alltäglichen bis zähen Spielen erfolgreich agiert.
Sieht man es aus dieser Warte, dann ist das 2:0 von RB Leipzig gegen den SSV Jahn Regensburg sehr hoch einzuschätzen, denn aus einem Spiel, in dem für die Heimmannschaft nicht sehr viel zusammenpasste, holte man trotzdem drei Punkte und zwei Tore heraus und sicherte sich so, nimmt man zwei Liga-, ein Pokal- und ein Freundschaftsspiel zusammen, das vierte 2:0 in Folge.
Sieht man davon ab, dann war der Auftritt der RasenBallsportler über weite Strecken der Partie gegen Regensburg das Gegenstück zur Gala von Heidenheim. Dass man sich den Sieg letztlich doch vergleichsweise mühelos sicherte, lag an der mangelnden Offensivpower und Chancenverwertung der Gäste und an starken 10 RB-Minuten direkt vor der Pause, in denen Regensburg nicht nur das 0:1, sondern auch eine gelb-rote Karte für Andreas Güntner kassierte und so das Spiel verlor.
Los ging das Spiel mit der erwarteten Aufstellung auf Seiten von RB Leipzig. Den rotgesperrten Christian Müller ersetzte rechts hinten Sebastian Heidinger, sodass Anthony Jung wieder von Beginn an hinten links verteidigen konnte. Und im Sturm versuchte sich Carsten Kammlott auf der rechten Seite, wo er den ebenfalls gesperrten Matthias Morys ersetzte.
Nicht ganz so erwartet wie die Aufstellung von RB Leipzig war der Spielverlauf zu Beginn der Partie. Denn bereits nach einer halben Minute hatte Jahn Regensburg den Führungstreffer auf dem Fuß und Benedikt Schmidt zeigte, warum eines der Probleme des Zweitligaabsteigers die Chancenverwertung ist. Denn allein auf RB-Keeper Coltorti zustrebend konnte er die Chance zum 1:0 nicht nutzen, sondern schoss den dazwischenspritzenden Jung an.
Nach sechs Minuten standen dann schon 4:1 Ecken für Regensburg auf der Anzeigetafel und drückten aus, wie das Spiel lief. Nämlich nur in Richtung Coltorti-Tor. Nach einer dieser Ecken war es Yussuf Poulsen, der den Ball auf dem Weg ins Tor gerade noch mit dem Kopf erreichen und zur nächsten Ecke klären konnte. Nimmt man die ersten 10 bis 15 Minuten, dann schien es, als wäre die Gästeführung nur eine Frage der Zeit.
Was vor allem auch daran lag, dass das Spiel von RB Leipzig von einer unheimlichen Ungenauigkeit geprägt war. Vor allem die Viererabwehrkette hatte diesbezüglich über größere Teile des Spiels einen ganz schwarzen Tag erwischt und spielte dem Gegner diverse Bälle schon an der Mittellinie direkt in die Beine. Und wenn es für die hochstehende Defensive von RB Leipzig ein Problem gibt, dann vor allem, wenn man den Ball bereits in dieser Zone und weitgehend ohne Chance direkt ins Gegenpressing zu kommen, verliert.
Von dieser Ungenauigkeit ließ sich der Rest der Mannschaft – so schien es – anstecken, sodass schließlich kaum ein geordnet vorgetragener Angriff zu stande kam. Da sich auch Regensburg mit zunehmender Spieldauer schwer tat, vernünftig gen RB-Tor zu spielen, entwickelte sich ein zähes, fehlerbehaftetes Spiel, das zudem noch durch kleinliches, aber darin konsequentes Pfeifen des Schiedsrichters immer wieder um den Fluss gebracht wurde.
Fahrt nahm die Partie dann wieder ab der 35. Spielminute als RB Leipzig in der besten Phase des eigenen Spiels begann, den Gegner ein wenig unter Druck zu setzen. Folge dessen dann auch die gelb-rote Karte von Andreas Güntner, der in halbrechter Verteidigungsposition hinterherläuft und sich nur durch Ziehen am Gegner zu helfen weiß. Was notwendig gelb nach sich zog und da es die zweite war, dann eben einen Platzverweis bedeutete. Das mochte für den konkreten Spieler bitter gewesen sein, da er mit zwei Fouls früh unter der Dusche landete, aber es war regelkonform und deswegen auch kaum zu bemängeln.
Den direkt folgenden Freistoß setzte dann Dominik Kaiser mit einem wunderschönen Schlenzer an die Latte und damit das Signal für die folgenden Minuten, denn bis zur Pause übernahmen die RasenBallsportler gegen kurzzeitig unsortiert wirkende Gäste komplett die Kontrolle und belagerten das Jahn-Tor. Henrik Ernst verpasste bei einem Fernschuss noch die Führung. Sebastian Heidinger hatte dann mehr Glück und verwandelte einen Freistoß aus 25 Metern direkt. Ein Freistoß, der in der Torwartecke einschlug und bei dem Patrick Wiegers trotz tückisch aufsetzendem und scharf und mit viel Effekt getretenen Ball nicht sehr glücklich aussah.
1:0 stand es so zur Pause. Und dass auf Gästeseite noch die Null stand, lag letztlich nicht an den Gastgebern.
Mit den Eindrücken der letzten Minuten der ersten Halbzeit dachten dann sicherlich viele, dass der Rest des Spiels leicht sein würde. Was er gewissermaßen auch war, aber etwas anders als man sich dachte, weil die Leichtigkeit nicht darin bestand, dass RB das Spiel dominierte, sondern darin, dass Regensburg gar keine Gefahr mehr ausstrahlte.
Denn die zweite Hälfte knüpfte in Sachen Zähheit direkt an die erste halbe Stunde der ersten Hälfte an und leider nicht an deren Schlussphase. Sodass optisch ein ausgeglichen schlechtes Spiel entstand, in dem beide Mannschaften nicht recht konnten. Die Gastgeber, weil ihnen an diesem Tag komplett die spielerischen Offensivlösungen abgingen. Die Gäste, weil sie mit nur 10 Mann noch weniger Durchschlagskraft an den Tag legen konnten als zuvor schon.
So plätscherte das Spiel weitgehend highlightfrei vor sich hin, ohne dass man das Gefühl hatte, dass die fehlenden Chancen für die Gäste Folge der abgeklärten Spielweise von RB gewesen wären. Erst nach 70, spätestens nach 75 Minuten gewann RB Leipzig mehr und mehr die Oberhand und ließ gegen müder werdende Gäste immer besser den Ball durch die eigenen Reihen laufen.
Mit dem zunehmenden und sicherer werdenden Ballbesitz wurde es dann auch wieder etwas gefährlicher für das Gästetor. Kaiser schoss nach einer langen Ballstafette den Ball noch neben den Regensburger Kasten. Wenig später war es dann Frahn, der es besser machte und eine perfekte Eingabe von Yussuf Poulsen, die der eingewechselte Timo Röttger noch verpasste, völlig alleingelassen im Tor unterbrachte.
Das war nach den Maßgaben der 82 Minuten zuvor die sichere Entscheidung, denn einen Angriffswirbel traute den Gästen wohl niemand im Stadion noch zu. Und trotzdem kam Regensburg noch mal zu zwei Riesenchancen. Einmal hatte man Fabio Coltorti schon ausgespielt, schoss dann aber Fabian Franke auf der Linie an. Das andere Mal rettete Coltorti himself bei einem Kopfball aus fünf Metern Entfernung.
Der Rest war dann mit dem Schlusspfiff grenzenloser Jubel große Freude über drei Punkte und über das Ende eines zähen Spiels, das von dem was der Auftritt in Heidenheim aus RB-Sicht versprochen hatte, nichts einlöste.
Gewissermaßen erinnerte das Spiel gegen Regensburg in vielen Aspekten an das 2:2 gegen Unterhaching im letzten Heimauftritt. Nur, dass den Gästen aus Regensburg die spielerische Klasse und Leichtigkeit (und natürlich ab der 38. Minute ein Spieler) fehlte, die Unterhaching noch auszeichnete. Was einen nicht unwesentlichen Einfluss auf den Fortgang des Spiels hatte.
Auf RB-Seite fehlte wie schon gegen Unterhaching in vielen Phasen der Zugriff auf den Gegner. Hohe Ballgewinne waren die absolute Ausnahme, das Pressing meist zu unpräzise und damit wirkungslos und bei zweiten Bällen war man meist zweiter Sieger. Wenn aber diese Basisbestandteile der RB-Spielphilosophie wegfallen und dazu noch eine hohe Ungenauigkeit in allen Mannschaftsteilen kommt, sieht das Spiel eben so aus, wie es gegen Regensburg aussah.
Das beste an der Geschichte ist tatsächlich noch, dass RB Leipzig drei Punkte mitgenommen hat. Letztlich wohl, abgesehen von den ersten 15 Spielminuten auch verdiente drei Punkte mitgenommen hat. Denn zwar präsentierte sich der SSV Jahn Regensburg über weite Strecken ebenbürtig, aber in den entscheidenden Situationen waren die RasenBallsportler dann eben doch als Mannschaft und individuell besser.
Fazit: Man darf mit dem Ergebnis des Spiels gegen Regensburg sehr zufrieden sein. Über die Art und Weise des Zustandekommens dieses Arbeitssieges sollte man vielleicht lieber schweigen, aber letztlich interessiert sich dafür in ein paar Tagen sowieso niemand mehr. Denn am Ende des 13.Spieltags steht für RB Leipzig ein zweiter Platz in der Tabelle und mal abgesehen vom Regensburg-Spiel heißt das auch, dass RB Leipzig im bisherigen Saisonverlauf nicht übermäßig viel falsch gemacht haben kann. Und mit einem zähem Spiel muss man als Anhänger des runden Leders im Allgemeinen und des einzig wahren RasenBallsports im Speziellen eben auch mal leben. Mit drei Punkten auf der Habenseite fällt das sicherlich auch leichter.
Randbemerkung 1: Alexander Zorniger gab den Spielern nach dem Spiel zwei Tage frei und wurde vom MDR-Reporter deswegen nach den Gründen befragt. Einerseits sei diese Entscheidung der Tatsache geschuldet, so Zorniger, dass die RasenBallsportler sich dies durch den bisherigen Saisonverlauf im Gesamten verdient hätten und es bis zur Winterpause auch nicht mehr viel Luft für frei Tage gäbe. Andererseits, so die Ansage des Trainers, in der sich auch seine große Unzufriedenheit über die Art und Weise des Spiels seiner Mannschaft ausdrückte (eine Unzufriedenheit, die er in der anschließenden Pressekonferenz noch mal deutlich machte), habe er nach diesem Spiel am darauffolgenden Tag keinen aus seiner Mannschaft sehen wollen. Man kann vermuten, dass die Spieler mit dieser Entscheidung nicht hochgradig unglücklich gewesen sein werden..
Randbemerkung 2: Gästecoach Thomas Stratos war wiederum mit seinen Spielern sehr zufrieden und hatte sich stattdessen den Schiedsrichter als Sündenbock ausgesucht. Den er wegen des Platzverweises gegen Güntner als spielentscheidende Person ausgemacht hatte. Vor allem klagte er, dass bei RB Leipzig Niklas Hoheneder zu Beginn der zweiten Hälfte auch mit gelb-rot hätte vom Platz fliegen müssen. Da das TV diese Szene nicht aufbereitete, muss die These unprüfbar im Raum stehen bleiben. Aus der Fernsicht habe ich bei Hoheneders Foul an der Mittellinie nichts zwingend verwarnungswürdiges gesehen.
Letztlich war es beim Platzverweis für Regensburg eben Stratos’ eigener Spieler und nicht der Schiedsrichter, der einen Zweikampf ungeschickt bestreitet. Was angesichts eines Schiedsrichters, von dem man zu diesem Zeitpunkt schon klar wusste, dass er recht konsequent pfeift und Karten zeigt, ziemlich unclever und für die Mannschaft ein Bärendienst war.
Einen merkwürdigen Touch bekamen die Aussagen von Thomas Stratos dadurch, dass er die Schiedsrichter-Entscheidungen in einen größeren Zusammenhang mit vergangenen Spieltagen und dortigen, seiner Meinung nach auch falschen Schiedsrichter-Entscheidungen stellte und sie darauf zurückführte, dass Regensburg im unteren Tabellendrittel steht. Quasi die kleine, rethorisch feinere Version der Lieberknechtschen Theorie vom benachteiligten “kleinen Pissverein”.
Nun ja. Keine Ahnung, was in den letzten Spielen rund um Regensburg so lief, aber wenn man den Schiedsrichter der Partie in Leipzig Sven Jablonski nimmt, dann kann man sich sicher fragen, ob seine kleinliche Art einem Spiel gut tut und ob man immer für den pfeifen muss, der am Boden liegt, aber insgesamt hat er seine Linie ziemlich konsquent durchgezogen, gleichmäßig gelbe Karten verteilt (4 für RB, 3 für Regensburg) und das Spiel souverän über die Bühne gebracht. Man schimpft auch als Zuschauer immer gern über Schiedsrichter, aber ein Schiedsichter mit einer klar nachvollziehbaren Linie ist – auch wenn die Linie kleinlich ist – sicherlich nicht das schlechteste, das den Beteiligten passieren kann.
Lichtblicke: Keiner, der sich auf RB-Seite in den positiven Fokus spielen konnte. Am ehesten noch Coltorti mit guter Leistung. Allerdings war er auch fast nie gefordert in diesem Spiel. Seine Klasse ließ er allerdings bei einem Kopfball aus Nahdistanz kurz vor Schluss aufblitzen, den er mit einer tollen Parade von der Linie kratzte.
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Tore: 1:0 Heidinger (44.), 2:0 Frahn (83.)
Aufstellung: Coltorti – Heidinger, Hoheneder (54. Sebastian), Franke, Jung – Kaiser, Ernst, Kimmich (81. Schulz) – Kammlott (69. Röttger), Frahn, Poulsen
Zuschauer: 8.742 (davon 150 Gästefans)
Links: RBL-Bericht, RB-Fans-Liveticker, MDR-Bericht [broken Link], Jahn-Bericht [broken Link], Kicker-Bericht, Pressekonferenz-Liveticker
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Bild: © GEPA pictures/ Kerstin Kummer
Alles gleicht sich aus. Platzverweise, Unterzahl, verdiente und unverdiente Siege, unglückliche Unentschieden, Favorit tut sich schwer, Außenseiter auf Augenhöhe, kleinlicher Schiedsrichter. Für mich das Alltag in jeder Profiliga! Damit bin ich schon in Gedanken in Chemnitz. Da reicht so ein Auftritt nicht zum
punkten!
naja – oder vvielleicht doch – irgendwie stehen sich die Chemnitzer z.Z. oft selber im Wege – aber sollen bitte nicht gegen uns wieder in die Spur zurückfinden ;) Wobei ich auch hoffe das es wieder zu einem schönen Spiel wird und nicht solch ein teilweise planloses gebolze wie gegen Regensburg…der Schiedrichter mit seinen teilweise kleinlichem Pfeifen war vielleicht nervig – aber ohne ihn hätte diese Party wohl das Groh der Zuschauer zum verzwiefeln und/oder einschlafen gebracht – Höhepunkt in HZ1 wie Gelb/Rote Karte…ich mein: haken wirs ab und freuen uns über 3 Punkte – das ist letzlich das was zählt.
Gegen Chemnitz muß aber eine andere Einstellung ran, das sind sich glaub ich alle einig :)