Das Spiel RB Leipzig gegen den VfL Wolfsburg war nicht nur für die althergebrachten Medienerzeugnisse und Online-Portale sowohl in der Vor- als auch in der Nachbereitung ein gefundenes Fressen, auch in der (vornehmlich Leipziger) Blogspähre, zu der ich nicht nur dem Namen nach dazu gehöre, ging es – vergleicht man dies mit dem sonstigen Output nach Spielen mit Beteiligung von RB Leipzig – rund. Aus meiner Sicht sind die Beiträge eine prima Ergänzung zu den medialen Fragen, wann denn Pokalheld Frahn wohl ins Bett gegangen ist und wie lange er zum dopingprobenpullern gebraucht habe und helfen dabei, ein komplettes Bild vom Spiel und dem Geschehen drumherum zu vermitteln. Weswegen ein kleiner Blick auf die versammelten Einzel-Online-Artikel erlaubt sei.
Den Anfang macht ein Blog namens Spielverlagerung, welcher auch der einzige sein wird, der nicht aus dem Leipziger Umfeld kommt. Behandelt werden dort generell und so auch in Bezug auf das Spiel der RasenBallsportler gegen den VfL vor allem die spieltaktischen Fragen:
(…) RB Leipzigs Trainer Pacult setzte auf schnelle, direkt gespielte Konter. Der Ball wurde nach Eroberung schnell auf die Flanken gespielt, wo Rüttger und Heidinger mit enormen Laufaufwand hoch- und herunterflitzten. Ihre direkten Gegenspieler, die Wolfsburger Außenverteidiger Schäfer und Ochs, kamen zu oft nicht hinter den Leipzigern hinterher. Sie waren zu Beginn des Spiels allerdings nicht die einzigen, die ob der schnellen Spielzüge der Leipziger überrascht schienen: Die ganze Wolfsburger Mannschaft wirkte in der Anfangsphase ob des One-Touch-Spiels der Gastgeber irritiert. Die Mittelfeldspieler hätten eng am Mann stehen müssen, um am besten gleich den ersten vertikalen Pass im Spielaufbau der Gastgeber zu verhindern. Der VfL war jedoch in der ersten Viertelstunde überhaupt nicht wach und stand zu sehr im Raum und zu weit vom Mann. (…) (RB Leipzig – VfL Wolfsburg 3:2)
Nicht ganz so taktisch-analytisch geht es bei Abenteuer Fußball zu, die sich verschiedenen Vereinen und Phänomenen des Fußballaltags verschiedenster nationaler und internationaler Ligen widmen. So auch immer mal wieder mit einem wohlwollend-objektiven Auge den Geschehnissen bei RB Leipzig. So auch dem Spiel gegen den VfL Wolfsburg:
Gestern öffnete sich ein Fenster in die Zukunft. Wie weit oder kurz dieser Blick reichte, mag jeder für sich selbst entscheiden, aber er zeigte, dass die Phrasen vom nach Profifußball dürstenden Leipziger mehr sind als nur solche. Erstmals deutete sich wirklich an, dass RB das Potenzial haben kann, ein größeres Auditorium hinter sich zu vereinigen und in die Lücke zu stoßen, die andere offen gelassen haben. Im DFB-Pokal gegen Wolfsburg geschah im altehrwürdigen Zentralstadion etwas, das ich an diesem Ort noch nicht erlebt hatte. Das ganze Stadion – gemeint sind mehr als nur vereinzelte, homopathische Mengen – stand nach einer wechselhaften Partie wortwörtlich hinter dem Gastgeber. (…) (Gegenwärtige Zukunftsmusik)
Quasi das Gegenstück zu Abenteuer Fußball ist der Chaosblogger. Hier geht es nicht wohlwollend objektiv, sondern ablehnend-subjektiv zu. Wobei die (gar nicht extreme) Ablehnung vor allem aus der subjektiven Zuneigung zum traditionellen Leutzscher Grün-Weiß resultiert. Dementsprechend hebt sich sein Blick auf die Partie RB Leipzig gegen Wolfsburg auch ein wenig von den Betrachtungen anderer ab.
(…) Nach dem Spiel gab es dann eine Uffta, welche aber in der Lautstärke völlig untergegangen ist. Der Archivar, Freiburg und ich waren uns relativ sicher, das bei einem Leipziger Traditionsverein in diesem Spiel mit diesem Ergebniss die Bude nach Spielende definitiv mehr gerockt hätte. Hätte wenn und aber, beide Verein hatten ihre Chancen und sie über die Jahre nicht nutzen können. RB wiederrum spielt das erstemal im DFB-Pokal und vor so einer Kulisse und schafft es das Publikum mit seinem Fußball zu begeistern. So macht man es dann wohl, glaube ich. (…) (RB gegen VfL)
Bleiben zum Abschluss noch drei Blogs, die einander ähneln und eher dem – zumindest erweiterten – Fanspektrum bei RB Leipzig zuzuordnen sind, dem Lipsia-Blog, dem Schmand-Blog und Scribito [broken Link]. Alle drei sind im Gegensatz zu den vorstehenden keine puren Fußballblogs und widmen sich ansonsten auch anderen Dingen der Lebenswelt zwischen Kultur, Medien und Politik. Allen dreien ist auch gemein, dass sie mehr oder weniger euphorisch-subjektiv auf das Spiel gucken, ohne Fragen irgendwo zwischen Sachlichkeit und Kritik zu vergessen:
(…) Eigentlich ist es vollkommen egal, welcher Leipziger Verein da gestern einen der Top-Bundesligisten teilweise an die Wand und um Haaresbreite – wenn Frahn den Seitfallzieher erfolgreich vollendet hätte – gedemütigt hat. Mehr als 31 000 Zuschauer im Zentralstadion/Red-Bull-Arena (was nicht nur Rekord für eine Vereinsmannschaft ist, sondern auch der Top-Wert der ersten DFB-Pokal-Runde sein könnte) sahen eine aufopferungsvoll kämpfende Mannschaft, die selbst nach dem Ausgleich wieder zurück in die Spur fand, und klatschten ihr Team am Ende stehend zum Sieg. Vor allem das hätte ich nicht erwartet. Dass sich die kompletten Haupttribünen zu Wechselgesängen, Gegner-Auspfeifen und Standing Ovations noch während des Spiels mitreißen lassen. Okay: Der typische Vereinsfußball-Support war das vielleicht nicht, eher Länderspiel-Atmosphäre. Aber es war so laut, dass die Wolfsburger in den letzten zehn Minuten ihrerseits gar nicht mehr an Support dachten, und dürfte die Rot-Weißen sicher nicht demotiviert haben. (…) (Die Reise geht weiter [broken Link]/ Lipsia)
(…) Ein spielstarker Gegner wie Wolfsburg, eine derartig grandiose Stimmung und damit einhergehend eine schier grenzenlose Motivation der Spieler stellt jedoch die seltene Ausnahme dar. Den süßen Nachtisch, den man sich verdienen muss. Der Alltag in der Regionalliga, die für RB am nächsten Wochenende in Meppen beginnt, dürfte – gerade nach diesem Pokalabend – vollkommen anders aussehen. Man wird auf deutlich schlechteren Rasenflächen gegen massive Abwehrbollwerke antreten müssen, die gar nicht daran denken, durch eigenes Offensivspiel Räume zu öffnen. „Die Roten Bullen“, wie die Mannschaft im Vereinsjargon nur noch heißt, müssen nun beweisen, dass sie auch gegen vermeintlich schwächere Gegner ihren Kombinationsfußball spielen können. (…) (Der perfekte Abend [broken Link]/ Schmand-Blog)
(…) Fünf Minuten vor Schluss, der Sieg liegt greifbar nahe, steht dann das ganze Stadion und selbst die neutralen Zuschauer singen die einfachen Fanchöre mit. Beim Abpfiff brandet großer Jubel auf, die Spieler tanzen und feiern mit dem Publikum. Einen Abend lang scheint es, als wäre der schlafende Fußballriese Leipzig endlich aufgewacht. (…) (Der schlafende Riese erwacht [broken Link] …/ Scribito)
Falls ich relevante Blognachberichte vergessen habe, verweise ich allzugern auf die Kommentarfunktion hier unten drunter..
Danke für den Link.
Ich glaube, dass es für uns Blogger sehr viel sinnvoller ist, untereinander zu verlinken als auf die einschlägigen Portale im Netz. Sowohl den Vernetzungseffekt betreffend als auch inhaltlich. Wie du schon angedeutet hast, liest man bei den professionellen Anbietern meist nur einen entweder irrelevanten oder rein sachlichen Einheitsbrei, subjektive Stimmungen und Eindrücke von vor Ort lassen sich da am ehesten durch Blogeinträge spiegeln.
Übrigens: Ich zähle mich nicht direkt zum Fanspektrum von RB, eher zum Sympathiesantenkreis, gebe aber zu, dass mich am Freitag für einen Abend doch ein bisschen die Begeisterung gepackt hat ;)
…der schlafende Fussballriese Leipzig erwacht….
Mann, da bekomme ich jedesmal ordentlich Gänsehaut.
:-)
…wenn das weiter so geht, brauche ich eine gute Halsmedizin oder Ersatzstimmbänder ;-)
@Huge: Klar, Verlinkungen untereinander sind immer gut. Aus verschiedensten Gründen. Andererseits ist es auch immer ein bisschen situationsabhängig. Da die Welt nun mal eine Medienwelt ist und immer noch die großen Portale und Zeitungen die Hauptbezugspunkte sind, dreht sich natürlich auf viel um diese. Andererseits braucht es auch immer wieder Verweise in die kleineren Medienwelten, also vor allem zu Bloggern. Man sollte das – finde ich – aber auch nicht zu sehr verkrampfen und permanent nach Vernetzung suchen. Ich finde das Bezug nehmen aufeinander in Zusammenhängen, wo es passt, sinnvoll und nehme diese Möglichkeit auch gerne wahr, muss das aber nicht erzwingen.
@claudiob: bei aller Euphorie kann man wohl davon ausgehen, dass die Ligaspiele stimmlich Raum zur Entspannung bieten. ;-)
Danke für die Verlinkung!
Schön das auch zugegebenermaßen subjektive kritische Beiträge hier erwähnt werden.
Insbesondere die Erklärung zu meinem Blog, gefällt mir!
Dennoch muss ich sagen das der Sieg für RB verdient war und man im Nachhinein betrachtet wohl alles richtig gemacht hat. Ich bin gespannt inwieweit man Zuschauer für den Ligaalltag binden konnte, oder ob es beim Leipziger Phänomen bleibt, dass die Leute zu den großen Spielen in Scharen kommen.
@Chaosblogger: Meine Berührungsängste sind da relativ gering, da ich mit kritischem leben kann und mich selbst nicht als 100% unkritisch wahrnehme. Ich glaube, dass es für RB-Ablehner/Kritiker schon wesentlich schwieriger ist, keine Berührungsängste mit diesem Blog hier zu haben (wobei Du da ja das Gegenbeispiel bist, wie Deine Verweise drüben bei Dir zeigen).
Was die Zuschauer angeht, bin ich auch gespannt. Gar nicht mal so sehr quantitativ. Ich bin mir ziemlich sicher, dass der eh schon gute Schnitt der letzten verkorksten Saison auch ohne die Hilfe der Chemnitzer Gästefans noch mal steigen wird. Spannend wird eher, wie sich das ganze qualitativ entwickelt. Die (Personal-)Politik Red Bulls zielt offenbar auf kühle Erfolgspragmatik ab. Das zeigt bei herausragenden Ereignissen, wie dem gegen Wolfsburg (erstes hochklassiges Pflichtspiel einer Leipziger Clubmannschaft seit Ewigkeiten) keine Wirkung, dürfte aber im Ligaalltag auch zu überhöhten Erwartungen und eventuell zu einer tatsächlichen Tendenz hin zum Operettenpublikum führen. Wobei es das letztes Jahr auch nicht getan hat. Hach, wer weiß. Zumindest dürfte die Wolfsburg-Länderspielatmosphäre wenig Aussagekraft haben für die Entwicklung der nächsten Monate.