Wenn wir unser Spiel spielen, wenn wir das genau mit der Leidenschaft angehen wie in den letzten Spielen, dann denke ich, dann müssten wir das schaffen. (Maximilian Watzka im Red Bull Audioplayer [broken Link] vom 18.11.2010 in Vorausschau auf das Spiel beim Halleschen FC)
Tomas Oral schien sich dieser Alles-so-lassen-Idee von Maximilian Watzka anzuschließen und änderte nach dem insgesamt enttäuschenden Auftritt vor Wochenfrist: nichts! Aufstellung und taktische Formation waren äquivalent zum Meuselwitz-Spiel, bei dem beides bereits nicht zusammen passte. Zumindest auf dem Papier waren beide Formationen äquivalent, denn ob es in den konkreten Umsetzungen und individuellen Vorgaben Änderungen gab, lässt sich aus der Ferne nicht sagen. Alle Berichte über das Spiel (von welcher Seite auch immer) verweisen aber darauf, dass das fehlende Kreativmittelfeld, eine unsichere Abwehr und ein unauffälliger Angriff Kennzeichen des Spiels von RasenBallsport Leipzig gewesen wären. Das klingt insgesamt sehr nach Meuselwitz und nicht danach als hätte man sich um das Problem gekümmert, das Loch zwischen Offensivspielern und Defensivspielern irgendwie zu schließen.
Mit dem insgesamt glücklichen 0:0 gegen Halle ist der Zug Richtung 3.Liga für diese Saison fast abgefahren. In 7 Tagen bleibt gegen den Chemnitzer die fast schon letzte Chance mit einem Sieg, zumindest wieder die Rücklichter des Chemnitzer FC erahnen zu können. Im schlimmsten Fall hat RB Leipzig in 1 Woche 14(!) Punkte Rückstand auf den Spitzenreiter. Nach 16 Spielen. Irgendwo findet sich bestimmt eine Statistik, die zeigt, dass auch solch ein Rückstand bereits einmal aufgeholt wurde. Man findet wohl so lange Statistiken bis es zu spät ist für die Erkenntnis, dass Statistiken keine Folge von Statistik sind, sondern aus Glauben, Schritten und Glück in ganz konkreten Situationen entstanden sind.
Bei RasenBallsport Leipzig hat man derzeit nicht das Gefühl, dass der Glauben übermäßig lebendig ist. Aussagen, wie die von Maximilian Watzka oben oder Timo Rosts sinngemäße Aussage nach dem tatsächlich guten (und ich nenne es bewusst nicht sehr guten) Spiel gegen Herthas U23, dass man, wenn man weiter solche Leistungen abruft, nicht mehr zu bezwingen sei, weisen darauf hin, dass die Mannschaft (und mit ihr der Trainer, der das Meuselwitz-Spiel auch zum Anlass für offenes Lob nahm) offenbar den selbstkritischen Blick auf die Entwicklung(!) der eigenen Leistung völlig vermissen lässt. Es geht irgendwie immer weiter, die Saison ist noch lang, man müsse nur auf sich selbst gucken. Schön und gut, aber erstens geht es derzeit eher rückwärts als vorwärts und zweitens ist zu befürchten, dass man zum Jahreswechsel auf eine Saison blickt, die nach 19 Spielen bereits gelaufen sein könnte.
Ich bin grundsätzlich ein absoluter Verfechter des Prinzips kleine Schritte machen und bis zum Meuselwitz-Spiel war ich immer noch in der Lage auf die Schritte zu hoffen bzw. sie auch zu sehen. Seit dem Meuselwitz-Spiel bin ich in Bezug auf die spieltaktische Entwicklung bei RasenBallsport Leipzig erstmalig pessimistisch geworden. Das hat sich in Halle bestätigt. Was daran vor allem stört, ist die Tatsache, dass man bei RasenBallsport Leipzig nach zwei ziemlich gurkigen Spielen, aufgrund dessen, dass man das zweite immerhin gewonnen hat, schon wieder glaubte, dass man nur so weiter machen müsste wie bisher. Das unliebsame Erwachen war vorprogrammiert und man hat es – zumindest wenn die Wahrnehmung von Außen nicht täuscht – sehenden Auges hingenommen.
Ein 0:0 in Halle ist eigentlich kein Beinbruch, wenn man bedenkt, dass Chemnitz dort eigentlich hätte verlieren müssen. In der aktuellen Tabellensituation ist das Ergebnis trotzdem als heftiger Rückschlag zu begreifen (zumindest für den wahrscheinlichen Fall, dass der Chemnitzer FC heute 3 Punkte einfährt). Und angesichts der Tendenz in den Leistungen der RasenBallsportler wird mir für das Spiel gegen den Chemnitzer FC nächste Woche Angst und Bange. Wie wurde Gerd Schädlich nach dem RB-Spiel gegen Meuselwitz, bei dem er anwesend war, so schön süffisant in Bezug auf seine Erkenntnisse zitiert:
“Sie haben ein schönes Stadion. Aber im Ernst: Gezeigt hat sich erneut, dass RB bei Standards gefährlich ist. Aber das wusste ich schon.” (Freie Presse [broken Link] vom 15.10.2010)
Viel mehr dürfte nach seinem Besuch des RBL-Spiels in Halle auch nicht herausgekommen sein. Außer vielleicht, dass er sich um die Standards auch keine Sorgen mehr machen muss. Die letzten 3 Spiele gingen die RasenBallsportler in dieser Kategorie leer aus. Sarkastisch werdend könnte man hoffen, dass der Chemnitzer FC den RB Leipzig nächste Woche unterschätzt. Realistischer bleibend könnte man hoffen, dass Spielsystem und Einzelakteure gegen Chemnitz besser zusammenpassen als in den letzten 2 Spielen. Und positiv unterstützend könnte man hoffen, dass nächste Woche die Wende einsetzt. Auf denn, Tabelle vergessen und auf das Spiel gegen den Chemnitzer FC freuen.
Links: RBL-Bericht [broken Link], RBL-Liveticker [broken Link], RB-Fans-Bericht [broken Link], MDR-Bericht [broken Link], HFC-Bericht [broken Link]
Hervorragende Analyse, wie gewohnt. Ich denke mal, das man in der Winterpause versuchen wird die kreative Luecke im Mittelfeld mittels Transfer zu stopfen.
@Hagalaz: Bin der selben Meinung und hoffe das auch.
Ich denke, dass alle die die Spiele gesehen haben, auch mitbekommen haben, dass das offensive Mittelfeld wohl der Hauptschwachpunkt ist.
Ich seh das nicht ganz so. Ich finde, der Kader ist theoretisch stark genug, um mit Chemnitz zumindest auf Augenhöhe spielen zu können.
Das Spiel gegen Hertha hat eigentlich gezeigt, dass in der Mannschaft kreatives Potenzial steckt. Weil man in dem Spiel auch ein System hatte, was gleichzeitig defensiv kompakt war und trotzdem diverse offensive Anspielmöglichkeiten hatte. Dazu zwei Leute mit Baier und Geißler, die das Potenzial haben, Bälle zu verteilen oder in die Spitze(n) zu spielen und schon sah das ganze relativ ansehnlich aus.
Was nicht heißt, dass man nicht auch die destruktive Variante mit Doppelsechs im 4-4-2 (warum dann nicht gleich ein 4-5-1?) spielen könnte, nur braucht man für solch ein System auch Fähigkeiten im schnellen Umkehrspiel, wenn man denn im Mittelfeld in Ballbesitz kommt. Hab ich diese Sasison praktisch noch nie gesehen sowas (was nicht heißt, dass sowas der Mannschaft nicht möglich wäre). Von daher sieht das 4-4-2 mit Doppelsechs auch höchst unappetitlich und zäh aus.
Trotzdem, ich denke, dass die derzeitige Situation nur wenig mit dem aktuellen Kader zu tun hat. Man hat genügend verschiedene Spielertypen, um sich passende spieltaktische Lösungen für die jeweiligen Spiele zu erarbeiten. Das m.M.n schlimmste Szenario für die Rückserie wären namhafte, kreative Neuverpflichtungen (also solche die sofort helfen; nichts gegen Perspektivspieler), die letztlich ein nicht funktionierendes, spieltaktisches Ganzes auch nicht auffangen können. Ich hoffe immer noch, dass Mannschaft und System (welches auch immer) sich noch finden werden in möglichst naheliegender Zeit. Bis dahin muss man sich zu 4 Siegen bis zur Winterpause würgen. Ja, auch gegen Chemnitz. ;-)
Für mich war dieses Spiel einfach nur peinlich.Was soll eigentlich am Sonntag passieren, wenn ein Trainer vor einem Rätzel steht und die Mannschaft kopflos ist?
Wenn Herr Schädlich in Halle gut aufgepasst hat (davon gehe ich aus ) und am Sonntag kosequent über die Flügel spielen läßt, erleben wir ein Debakel.In Halle war das augenscheinlich. Mit 3 Spielzügen war die gesamte Abwehr schach matt. Und das nicht nur einmal.Das daraus keine Tore gemacht wurden zeigt aber, die anderen kochen auch nur mit Wasser.
Ich denke in dieser Saison ist der Aufstieg nicht mehr möglich.
Intressant nur, ob und wann und mit wem ein Neuanfang statt findet.
Na, dann lasst uns mal gemeinsam durch die nächsten Spieltage zittern und einen platzenden Knoten erhoffen ;-)
grundsätzlich schließe ich mich der wieder mal sehr guten Analyse an, allerdings meine ich, daß es einerseits bisher überwiegend nicht gelungen ist, die Mannschaft mental so einzustellen, daß sie befreit aufspielen kann und andererseits ein kreatives Spielsystem umzusetzen weiß. Das Potential sollte vorhanden sein. Was nützen all die medialen Lippenbekenntnisse, wenn der Kopf die Beine lähmt? Der CFC ist keine unbezwingbare Übermannschaft und wenn es gelingt, die Köpfe der Jungs bis zum frei zu bekommen ist alles möglich … wennn!!