Vielleicht sollte man so ein weitreichend und ergiebigst besprochenes und betrauertes Thema, wie das der Verletzung Michael Ballacks nicht weiter besprechen, weil man dem Gesagten nichts Substanzielles hinzufügen könnte. Aber ein bisschen ist das in diesem Fall wie bei einem Nachruf, es geht nicht nur um den Betrauerten, sondern auch um die Trauernden und darum, dass auch das, was schon tausend Mal gesagt wurde, noch mal gesagt werden muss, weil man sein eigenes Herz erleichtern will. Und um es einfacher zu machen: Wer das nun wirklich nicht noch mal lesen will, klicke einfach nicht auf den Weiterlesen-Button.
Ja, ich gestehe, ich bin ein Anhänger Michael Ballacks, spätestens seitdem er zum FC Bayern München wechselte. Seine Fähigkeit, seine Karriere und damit sein eigenes Können Stück für Stück und unermüdlich voranzutreiben, erscheint einzigartig und spottet allen Talenten, deren Stern nach dem ersten bejubelten Auftritt auf der Profibühne schon wieder am Verglühen ist.
Chemnitz, Kaiserslautern, Leverkusen, Bayern, Chelsea lauten die Stationen, die den stetigen Anstieg des sportlichen Werts Michael Ballacks ausdrücken. Nicht umsonst ist Ballack der erste deutsche Fußballer seit (ja seit wann eigentlich, seit Jürgen Klinsmann und Matthias Sammer?), der sich dank seiner Klasse außerhalb Deutschlands bei einem absoluten Topclub durchgesetzt hat. Sicher hat Ballack nicht mehr die Dynamik und Torgefährlichkeit jüngerer Jahre, aber seine Präsenz auf dem Platz ist einzigartig, im deutschen Fußball sowieso.
Diese Präsenz Ballacks auf dem und außerhalb des Platzes drückt sich auch in der immer vorhandenen Wertschätzung seiner Trainer und Mitspieler aus. Stellvertretend sei hier Chelseas Kapitän John Terry genannt, der in den vergangenen Wochen der Kritik an Ballacks Spielweise betonte, wie glücklich man gerade in schwierigen Phasen der Saison sein könne, einen Michael Ballack zu haben. Und sicher hat er das nicht nur gesagt, weil er Ballack vor zwei Jahren mit einem verschossenen Elfmeter den Champions League Sieg geklaut hat.
Überhaupt, diese vermaledeiten internationalen Titel. Im besagten Finale denkbar knapp gescheitert, pfiff der Schiedsrichter Chelsea ein Jahr später (2009) im Halbfinale aus dem Wettbewerb und 2002 bereits scheiterte Ballack mit Leverkusen im Endspiel an Real Madrid. Dazu 2 mal Vize bei WM (2002) und EM (2008) und fertig ist die traurige, internationale Geschichte eines großartigen Fußballers.
Neben diesen sportlichen ‘Niederlagen’ stehen aber unzählige nationale Meisterschaften und Pokalsiege. Allein bei den Bayern gewann er jeweils 3 dieser Titel (in 4 Jahren). Die WM 2010 wäre das letzte große Turnier Ballacks gewesen und somit fast die letzte Chance noch irgendeinen großen, internationalen Titel zu gewinnen. Schon alleine dies macht die Verletzung Ballacks nicht zu einer Tragödie für die deutsche Mannschaft, sondern ausschließlich für Michael Ballack selbst.
Er ist der einzige und wahrhaftig zu betrauernde Verlierer eines – Absicht hin oder her – brutalen Fouls. Aber trotz allem und um es mit Michael Ballack zu sagen: „Das ist Fußball, das passiert. Es muss weitergehen.“ Hope to see you again soon, Capitano!
Einer der wenigen klugen Artikel in diesen Tagen zu Michael Ballack. Das ist ganz bitter für ihn persönlich.