Lange ist sie noch nicht her, die Winterpause in der zweiten Liga. Noch kürzer zurück liegt der Überblick über die Neuzugänge in der zweiten Liga hier im Blog. Dem heute noch als Abschluss über die Winterpausenaktivitäten ein Überblick über die Abgänge folgen soll.
Insgesamt 52 Spieler, im Schnitt pro Club reichlich 2,8, verließen die Vereine aus den verschiedensten Gründen. Vom festen Wechsel über die Leihe bis hin zur Vertragsauflösung war alles dabei. Nicht mitgezählt werden dabei Spieler, die im Winter nach Leihe zurückkamen und gleich weiterwechselten oder verpflichtet und gleich weiterverliehen wurden.
Neben zwei Beendigungen von Leihgeschäften und entsprechender Rückkehr der Spieler zum Bundesligisten (Thommy, Schröter) und einem Wechsel in den Bundesliganachwuchs (Hober zum BVB II) gab es auch drei ‚echte‘ Wechsel aus der zweiten Liga in die Bundesliga.
Dabei ist Alessandro Schöpf der absolute Königstransfer, der Nürnberg eine mittlere Millionensumme und ziemliche Unbeschwertheit in Bezug auf die finanziellen Saisonbilanzen eingebracht hat. Elf Bundesligaminuten hat Schöpf inzwischen schon für Schalke 04 bestritten und ein Tor gemacht. Keine schlechte Bilanz für einen, der in Nürnberg zu den Besten gehörte, aber in seinen eineinhalb Jahren dort auch noch lange nicht auf einem Konstanzniveau war, dass er die Mannschaft dauerhaft getragen hätte.
Neben Schöpf ist Emil Berggreen derjenige, auf dem die meisten Hoffnungen ruhen. Erst vor einem Jahr war der inzwischen 22jährige Däne nach Braunschweig gekommen, hatte dort aber nie so richtig seine Heimat gefunden. Im Sommer wollte er schon weg, nun passten sein Wunsch und die Zahlungsbereitschaft von Mainz 05 zusammen. Berggreen ist ein hervorragender Stürmer mit absoluter Erstligaqualität. Wenn er allerdings so viel verletzt bleibt, wie er es in Braunschweig war, dürfte das mit der Bundesligakarriere schwer werden.
Fast schon verscherbelt hat 1860 München Marius Wolf, den man noch im Sommer wegen einer Vertragsverlängerung solange emotional bearbeitete, bis er unterschrieb. Nun ging er für eine geringe Millionensumme nach Hannover, damit 1860 finanziellen Spielraum für Neuverpflichtungen bekommt.
Fünf Spieler hat 1860 insgesamt abgegeben. Durchschnittsalter: 21. Keiner ging per Leihe. Fünf Spieler hat man von außerhalb des Vereins geholt. Durchschnittsalter: 28. Drei Spieler kamen per Leihe, zwei kamen fix (30 und 34 Jahre alt). Wie viel Nachhaltigkeit in dieser Transferperiode der Löwen steckt, kann sich jeder selbst beantworten. Wobei im Hinterkopf zu behalten ist, dass den Verantwortlichen in diesem Winter Nachhaltigkeit vermutlich sowieso völlig egal war, weil man einzig das Überleben in Liga 2 im Kopf hatte.
Insgesamt gleich 19 Spieler gingen von einem Zweitligisten zu einem unterklassigen, deutschen Club. Wenn man bedenkt, dass in der Gegenrichtung gerade mal ein Spieler von unten in den zweite Liga kam (Krauße von Jena nach Paderborn), kann man durchaus interpretieren, dass die Zweitligisten die Winterpause vor allem genutzt haben, um ihren Kader auszudünnen und Spieler loszuwerden, die sie leistungstechnisch nicht auf Augenhöhe mit den anstehenden Aufgaben sahen.
Die Entlastung des Vereinsetats dürfte dabei auch eine Rolle gespielt haben. Schließlich wurden nur 17 der 51 Spieler per Leihe abgegeben (vor einem Jahr gar nur 11 von 44 Spielern per Leihe; geholt wurden dagegen in diesem Sommer 23 von 42 Spielern per Leihe). Und selbst bei den Leihspielern sind noch mal ein paar Spieler dabei, die die abgebenden Vereine eigentlich nicht mehr wiedersehen wollen und die nur deswegen nur per Leihe abgegeben wurden, weil die verliehenen Spieler nicht auf ihre guten Verträge verzichten wollten bzw. sich die aufnehmenden Vereine mehr als die Übernahme von Teilgehälter nicht leisten konnten. Von Ablösesummen mal ganz abgesehen.
14 der 51 Spieler wechselten ins Ausland. Die spektakulärste Odyssee nimmt dabei Stephan Schröck auf sich, der vorerst leihweise in der obersten, philippinischen Liga anheuerte. Wobei es für ihn selbst gar keine so große Odyssee sein wird, denn er war bisher auch philippinischer Nationalspieler, da dies die Heimat seiner Mutter ist.
Ein wenig skurril die Geschichte um Bielefelds Christian Müller, der sich im Winter weigerte, mit in das Trainingslager in die Türkei zu fliegen, weil ihm der Ort nach einem Terroranschlag in Istanbul nicht sicher genug gewesen war. Anfangs schien dies, als sie dies für alle Seiten halbwegs ok, am Ende der Transferperiode teilte der Verein allerdings Müller mit, dass er keine Zukunft in Bielefeld habe, woraufhin der 31jährige Mittelfeldspieler nach Ungarn wechselte.
Keine Spieler abgegeben haben der FC St. Pauli, der VfL Bochum und der SC Freiburg. Kann nicht wirklich überraschen, dass das Teams sind, die im bisherigen Saisonverlauf mit ihrem sportlichen Erfolg zufrieden waren. Wobei es auch immer eine Frage von Kadergröße und Altlasten ist. Ein erfolgreicher Verein wie der 1.FC Nürnberg gab auch fünf Spieler ab, weil man aus der Vergangenheit heraus einfach einen zu großen Kader hatte, der zudem zu viel Geld verschlang.
Am fleißigsten war der 1.FC Heidenheim beim Abgeben von Spielern. Insgesamt gleich sieben verließen den Verein. Vor allem im Sturm, wo gleich vier Spieler gehen mussten (unter anderem Daniel Frahn) wurde einmal richtig durchgefegt. Drei der Stürmer, die jetzt schon wieder gingen, waren überhaupt erst vor einem halben Jahr gekommen. Da hat man dann wohl im Scouting nicht alles richtig gemacht, wenn das so schnell geht.
Hinter Heidenheim war Fürth das Team, das mit sechs Spielern die zweitmeisten Abgänge hatte. Mit sechs Zu- und ebensovielen Abgängen hat man den intensivsten Umbruch aller Zweitligisten hinter sich. Wenn man bedenkt, dass Neuzugänge im Winter nicht immer unbedingt die alleroptimalsten Verpflichtungen sind, weil sie von irgendwo anders mit Problemen kommen, dann ist dieser Umbruch sicherlich nicht problemfrei. Wobei Aue trotz Abstieg vor einem Jahr mit fünf Abgängen und acht Zugängen zeigte, dass das ganz gut funktionieren kann.
Insgesamt sieben Spieler 30 aufwärts wurden von den Zweitligisten abgegeben. Vor einem Jahr waren es noch vier. Gleich fünf der Spieler wechselten allerdings ligaintern, hatten also offenbar einen so guten Ruf, dass andere Vereine der Meinung waren, die Oldies würden ihnen noch weiterhelfen.
Das Durchschnittsalter der Abgänge ist erstaunlicherweise nur unwesentlich höher als das Alter der Zugänge. Beide Male liegt der Durchschnitt knapp über 24 Jahren. Das ist dahingehend erstaunlich, dass man vielleicht eher erwarten würde, dass mit Kaderveränderungen auch immer ein wenig der Versuch der Verjüngung drinsteckt. Aber schon 1860 torpediert diese Annahme natürlich nachhaltig.
Geht man über die Namen aus der Abgangsliste drüber, dann bleiben da gar nicht so viele spektakuläre Namen hängen. Gute Zweitligaspieler wie Nick Proschwitz und Daniel Brückner verließen Paderborn nicht wirklich freiwillig, sondern wurden, aus disziplinarischen Gründen bzw. weil ein Exempel statuiert werden sollte, freigestellt.
Der Abgang von Goran Sukalo tut Fürth sicherlich ziemlich weh. Wenn man die Hierarchien und Verantwortlichkeiten im eigenen Team allerdings verändern will und Sukalo mit 34 bei 1860 noch mal auf längere Sicht gutes Geld verdienen kann, ist so ein Wechsel aber wohl alternativlos.
Domi Kumbela kehrte zu seinem Ex-Club Braunschweig zurück und muss nun beweisen, dass seine Liebesbekundungen auch ein sportliches Äquivalent haben. Ex-RBLer Stefan Kutschke bekommt mal wieder die Chance, sich oberhalb der Regionalliga zu beweisen. Nach Bundesliga mit Wolfsburg und Paderborn und 2. Liga mit Nürnberg nun 3. Liga mit Dynamo Dresden. Auch dort ist er bisher nur Ersatz, spielt aber immerhin regelmäßig.
Kutschke-Kumpel Frahn versucht sich derweil auch in der dritten Liga und beim Chemnitzer FC. Bisher angesichts einer roten Karte eher mit überschaubarem Erfolg. Wobei einem Daniel Frahn auch immer wegen seiner Zahlen bei RB in 3. und vor allem 4. Liga eine immense Erwartungshaltung entgegenschlägt, die für ihn sicher nicht einfach ist. In Heidenheim ist er vielleicht an dieser Erwartungshaltung gescheitert und daran, dass er als im Gegensatz zu einem Niederlechner letzte Saison nicht spielstarker Stürmer schlicht schlecht in das Heidenheimer Anforderungsprofil passte.
Insgesamt war es eine relativ normale Wintertransferperiode mit leicht erhöhten Werten auf der Abgangsseite der Vereine. Was mal wieder belegen könnte, dass man in den Clubs darum bemüht ist, den Haushalt zusammenzubehalten. Was im Trend der Zahlen des Bundesliga-Reports [broken Link] liegt, der für die Zweitligisten auswies, dass in der vergangenen Saison gleich 16 Clubs mit einer wirtschaftlich positiven Bilanz abschlossen. Man arbeitet offenbar weitgehend maßvoll.´
[Liste der Abgänge bei den Zweitligisten im Winter. (Basis dafür, wie für die Daten im Text transfermarkt.de.) ab = abgebender Verein, auf = aufnehmender Verein, Leihe = Leihe ja oder nein oder Wechsel wegen Ende der Leihe.]
Name | Alter | Ab | Auf | Leihe |
Amin Affane | 21 | Arminia Bielefeld | AIK Solna | nein |
Florijon Belegu | 22 | FSV Frankfurt | Berliner AK | nein |
Samir Benamar | 23 | Arminia Bielefeld | RW Erfurt | ja |
Emil Berggreen | 22 | Eintracht Braunschweig | FSV Mainz | nein |
Alexander Bittroff | 27 | FSV Frankfurt | Chemnitzer FC | nein |
Daniel Brückner | 34 | SC Paderborn | RW Erfurt | nein |
Lasha Dvali | 20 | MSV Duisburg | Slask Wroclaw | nein |
Willi Evseev | 23 | 1.FC Nürnberg | Holstein Kiel | ja |
Daniel Frahn | 28 | 1.FC Heidenheim | Chemnitzer FC | nein |
Timo Gebhardt | 26 | 1.FC Nürnberg | Steaua Bukarest | nein |
Dave Gnaase | 19 | 1.FC Heidenheim | SpVgg Neckarelz | ja |
Timm Golley | 24 | FSV Frankfurt | SV Wehen Wiesbaden | ja |
Adriano Grimaldi | 24 | 1.FC Heidenheim | Preußen Münster | nein |
Tim Grupp | 21 | Karlsruher SC | SpVgg Neckarelz | ja |
Nica Hammann | 27 | SV Sandhausen | 1.FC Magdeburg | nein |
Leon Hammel | 19 | FSV Frankfurt | TuS Erndtebrück | ja |
Sebastian Heidinger | 30 | 1.FC Heidenheim | Greuther Fürth | nein |
Fabian Holthaus | 21 | Fortuna Düsseldorf | Dynamo Dresden | ja |
Mads Hvilsom | 23 | Eintracht Braunschweig | SK Brann | ja |
Zsolt Kalmár | 20 | RB Leipzig | FSV Frankfurt | ja |
Pascal Köpke | 20 | Karlsruher SC | Erzgebirge Aue | ja |
Zsolt Korcsmar | 27 | Greuther Fürth | Vasas SC | nein |
Domi Kumbela | 31 | Greuther Fürth | Eintracht Braunschweig | nein |
Stefan Kutschke | 27 | 1.FC Nürnberg | Dynamo Dresden | ja |
Jan Mauersberger | 30 | Karlsruher SC | 1860 München | nein |
Christian Müller | 31 | Arminia Bielefeld | Vasas SC | nein |
Fejsal Mulic | 21 | 1860 München | Royal Mouscron | nein |
Stephane Mvibudulu | 22 | 1860 München | Stuttgarter Kickers | nein |
Bajram Nehibi | 27 | Union Berlin | Stuttgarter Kickers | nein |
Kevin Njie | 19 | 1.FC Heidenheim | --- | nein |
Joan Oumari | 27 | FSV Frankfurt | Sivasspor | nein |
Robert Pich | 27 | 1.FC Kaiserslautern | Slask Wroclaw | ja |
Nick Proschwitz | 29 | SC Paderborn | VV St. Truiden | nein |
Denis Prychynenko | 23 | Union Berlin | --- | nein |
Alessandro Schöpf | 21 | 1.FC Nürnberg | Schalke 04 | nein |
Stephan Schröck | 29 | Greuhter Fürth | Ceres-La Salle | ja |
Felix Schröter | 20 | 1.FC Heidenheim | Schalke 04 | Ende |
Tim Sebastian | 31 | RB Leipzig | SC Paderborn | nein |
Jonas Strifler | 25 | Arminia Bielefeld | Waldhof Mannheim | nein |
Goran Sukalo | 34 | Greuther Fürth | 1860 München | nein |
Jakub Sylvestr | 26 | 1.FC Nürnberg | SC Paderborn | ja |
Emanuel Taffertshofer | 20 | 1860 München | Würzburger Kickers | nein |
Stefan Thesker | 24 | Greuther Fürth | Twente Enschede | ja |
Erik Thommy | 21 | 1.FC Kaiserslautern | FC Augsburg | Ende |
Florian Trinks | 23 | Greuther Fürth | Ferencvaros Budapest | nein |
Mike van Duinen | 24 | Fortuna Düsseldorf | Roda Kerkrade | ja |
Andreas Voglsammer | 24 | 1.FC Heidenheim | Arminia Bielefeld | nein |
Korbinian Vollmann | 22 | 1860 München | SV Sandhausen | nein |
Erik Wille | 22 | MSV Duisburg | --- | nein |
Marus Wolf | 20 | 1860 München | Hannover 96 | nein |
Marco Hober | 20 | Arminia Bielefeld | Borussia Dortmund II | ja |
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21.Spieltag
- SC Paderborn 07 – 1. FC Kaiserslautern – 2
- FC St. Pauli – RB Leipzig – 2
- FSV Frankfurt – SpVgg Greuther Fürth – 2
- 1. FC Heidenheim – SV Sandhausen – 0
- MSV Duisburg – Karlsruher SC – 2
- SC Freiburg – Fortuna Düsseldorf – 1
- Eintracht Braunschweig – Arminia Bielefeld – 0
- 1. FC Union Berlin – TSV 1860 München – 1
- 1. FC Nürnberg – VfL Bochum – 1
Tippquote bisher: 69 von 180 (bei RB-Spielen: 8 von 20).