Das Transferfenster ist seit Montag geschlossen. Bis zum Sommer geht nichts mehr in Sachen Neuverpflichtungen. Insgesamt ging es in der zweiten Liga in der Transferperiode recht moderat zu. Was auch daran lag, dass man sich bei RB Leipzig im Gegensatz zum letztjährigen Großangriff in diesem Winter gar nichts leistete. Ein Havard Nielsen, der nach Freiburg ging, dürfte nicht ganz umsonst gewesen sein. Bei Bard Finne, den Heidenheim aus Köln kolportierte der Kicker eine Ablöse im „gehobenen sechsstelligen Bereich“.
Insgesamt 42 Spieler verpflichteten die 18 Zweitligisten aus externen Quellen. Das sind sieben weniger als vor einem Jahr und gerade mal 2,4 Spieler pro Club.
Der Renner unter den Neuverpflichtungen ist die Leihe. Gleich 23 von 42 Spielern haben nur vorläufige Verträge bei ihrem neuen Arbeitgeber in der zweiten Liga. 15 der Leihspieler kommen von einem Bundesligisten bzw. aus dem Anschlusskader eines Bundesligisten. Immerhin 13 Spieler sind 23 Jahre oder jünger, also in einem Alter, in dem das Leihgeschäft wohl primär dazu da ist, dem entsprechenden Spieler Spielpraxis zur Weiterentwicklung zu verschaffen und nicht dazu, ihn abzuschieben. Trotzdem bleibt es weiterhin erstaunlich, dass die Zweitligisten so wenig dazu genutzt werden, dort Nachwuchstalente zur Weiterenwicklung auf Leihbasis unterzubringen.
Der König unter den Leihclubs ist der FSV Frankfurt. Alle vier Neuverpflichtungen des Winters sind Leihspieler. Drei davon sind 20 Jahre alt, einer 30. Zwei Spieler kommen aus der Bundesliga, einer aus der zweiten Liga und einer aus Brasilien. Damit hat der FSV Frankfurt inzwischen gleich zehn Leihspieler im Kader, davon acht im Alter von 20 Jahren oder jünger. Lediglich zwei der Leihspieler haben einen Leihvertrag, der über den Sommer hinaus bis nächstes Jahr gilt. Kurzfristig mag sich der FSV dadurch eine Menge Talent in die Mannschaft holen, ein nachhaltiger Aufbau eines Teams wird dadurch aber schwierig. Als Kaderstrategie eines kleinen, finanzschwachen Clubs scheint es aber durchaus nachvollziehbar und bisher ist das Konzept durchaus erfolgreich.
Mit Bochum, Karlsruhe und Leipzig haben gleich drei Clubs auf externe Neuzugänge komplett verzichtet. Am anderen Ende der Extreme stehen die SpVgg Greuther Fürth, die bei sechs Neuverpflichtungen einen ziemlichen Umbruch angegangen sind und der TSV 1860 München, der mit einigen erfahrenen Spielern die Mission Klassenerhalt starten will.
Überhaupt stand Erfahrung in dieser Transferperiode relativ hoch im Kurs. Wechselte vor einem Jahr kein einziger Spieler mit 30 Jahren aufwärts in die oder innerhalb der zweiten Liga, sind es in diesem Winter gleich acht. 1860 holte sich mit Sukalo, Mauersberger und Mölders gleich drei davon. Am anderen Ende wurden neun Spieler verpflichtet, die 20 Jahre oder jünger sind. Der FSV Frankfurt holte sich mit Silva, Gerezgiher und Kalmár drei solche Talente.
Insgesamt 18 Spieler wechselten aus der Bundesliga bzw. aus dem Anschlusskader eines Bundesligaclubs in die zweite Liga. Zehn Spieler wechselten ligaintern. 13 Spieler kamen aus dem Ausland, davon zehn aus der jeweils höchsten Liga des Landes. Bleibt lediglich eine Neuverpflichtung übrig, die aus einer Liga unterhalb der zweiten Liga kommt. Dieses Alleinstellungsmerkmal hat sich Robin Krauße verdient, der von Carl Zeiss Jena zum Jungsclub SC Paderborn wechselte. Vermutlich eher als Perspektivspieler und weniger als Soforthilfe im Abstiegskampf. Interessant, dass kein einziger Drittligaspieler im Winter eine Etage nach oben wechselte.
Insgesamt 16 der gewechselten Spieler können schon auf mindestens 100 Spiele in der deutschen ersten oder zweiten Liga oder in einer internationalen ersten Liga zurückblicken. Die meisten Erstligaspiele haben dabei Sascha Mölders, Emanuel Pogatetz und Tim Sebastian auf dem Buckel. In Sachen Zweitligaeinsätze haben Goran Sukalo, Jan Mauersberger, Tim Sebastian, Zoltan Stieber und Jakub Sylvestr schon die 100er-Schallmauer durchbrochen. Und im internationalen Maßstab sticht Emanuel Pogatetz mit mehr als 200 Spielen heraus.
Von den Spielern mit viel Erfahrung ist Havard Nielsen der jüngste. Trotz seiner erst 22 Jahre hat er schon Spiele in Bundesliga, 2.Liga und im internationalen Maßstab bestritten. Kein Wunder, dass der Norweger in der Vergangenheit recht begehrt war und nun ein Bundesligaanwärter transfertechnisch zugeschlagen hat.
Wenn man den Transfergewinner des Winters bestimmen will, dann fällt natürlich der SC Freiburg sofort in den Blick. Mit Nielsen, Niederlechner und Stenzel hat man sich noch mal einiges an Qualität und Potenzial ins Team geholt und die Mannschaft deutlich breiter aufgestellt. Gerade im Angriff tummelt sich (wenn alle fit sind) eine ganze Armada hochklassiger Zweitligaspieler.
Heidenheim wurde auffällig, weil man in der Offensive einmal durchgewechselt und vier Stürmer abgegeben und zwei neue Stürmer geholt hat (dazu mit Verhoek schon einen für den kommenden Sommer geholt). Sandhausen hat derweil mit Vollmann und Pledl klug im unteren Alterssegment nachgelegt. Ob die Frankfurter Leihstrategie aufgeht, muss man genauso abwarten, wie das Ergebnis der Fürther und Münchener Einkaufstour.
Duisburg war mit seinen Verpflichtungen mal wieder arg spät dran, was in Richtung Abstiegskampf nicht gerade optimal ist. Und in Berlin hat man einen schon im Sommer ordentlich gepimpten Kader nach einer enttäuschenden Hinrunde noch einmal verstärkt. Auch wenn man am Ende nicht alle Wünsche erfüllt bekam, die man hatte.
Insgesamt war die Transferperiode überschaubar spektakulär. Die Vielzahl an Leihgeschäften verweist darauf, dass das Geld bei den Vereinen nicht sonderlich locker sitzt und man lieber auf Verträge mit kürzerer Halbwertzeit und geringem finanziellen Risiko setzt. Es wurde durchaus einiges an Erfahrung in die Liga geholt, die partiell auch mit klanghaften Namen verbunden ist. Es kamen aber auch wieder viel Talente in die Liga, bei denen wie immer spannend ist, inwieweit sie in ihren neuen Vereinen gleich eine wichtige Rolle spielen können. Wenn man in der Winterpause kommt, kann man auch immer mal schnell an den Erfordernissen der Tabelle und den Ansprüchen der jeweiligen Vereine scheitern. Besonders als junger Spieler.
[Liste der Neuzugänge bei den Zweitligisten im Winter. Nur Spieler, die von außerhalb des Clubs kamen, also keine Nachwuchsspieler mit neuen Profiverträgen. ab = Letzter Verein des wechselnden Spielers, auf = neuer Verein des wechselnden Spielers, Leihe = Leihe ja oder nein.]
Name | Alter | Ab | Auf | Leihe |
Levent Aycicek | 21 | Werder Bremen | 1860 München | ja |
Maximilian Beister | 25 | FSV Mainz | 1860 München | ja |
Jón Dadi Bödvarsson | 23 | Viking Stavanger | 1.FC Kaiserslautern | nein |
Jakub Busk | 22 | FC Kopenhagen | Union Berlin | nein |
Timothy Dieng | 21 | Grashopper Zürich | MSV Duisburg | nein |
Nikola Djurdjic | 29 | FC Augsburg | Fortuna Düsseldorf | ja |
Bard Finne | 20 | 1.FC Köln | 1.FC Heidenheim | nein |
Joel Gerezgiher | 20 | Eintracht Frankfurt | FSV Frankfurt | ja |
Sebastian Heidinger | 30 | 1.FC Heidenheim | Greuther Fürth | nein |
Nicklas Helenius | 24 | Aalborg BK | SC Paderborn | ja |
Maurice Hirsch | 22 | Hannover 96 | Greuther Fürth | ja |
Zsolt Kalmár | 20 | RB Leipzig | FSV Frankfurt | ja |
Justin Toshiki Kinjo | 18 | 1860 (U19) | Fortuna Düsseldorf | nein |
Robin Krauße | 21 | Carl Zeiss Jena | SC Paderborn | nein |
Felix Kroos | 24 | Werder Bremen | Union Berlin | ja |
Domi Kumbela | 31 | Greuther Fürth | Eintracht Braunschweig | nein |
Ronny Marcos | 22 | HSV | Greuther Fürth | nein |
Jan Mauersberger | 30 | Karlsruher SC | 1860 München | nein |
Charalampos Mavrias | 21 | AFC Sunderland | Fortuna Düsseldorf | ja |
Leroy-Jacques Mickels | 20 | Bor. Mönchengladbach | St. Pauli | nein |
Sascha Mölders | 30 | FC Augsburg | 1860 München | ja |
Florian Niederlechner | 25 | FSV Mainz | SC Freiburg | Ja |
Havard Nielsen | 22 | Red Bull Salzburg | SC Freiburg | nein |
Baris Özbek | 29 | Kayserispor | MSV Duisburg | nein |
Thomas Pledl | 21 | FC Ingolstadt | SV Sandhausen | ja |
Emanuel Pogatetz | 32 | Columbus Crew | Union Berlin | nein |
Nicolai Rapp | 19 | TSG Hoffenheim | Greuther Fürth | ja |
Francisco Rodríguez | 20 | VfL Wolfsburg | Arminia Bielefeld | ja |
Roberto Rodriguez | 25 | Novara Calcio | Greuther Fürth | ja |
Seung-Woo Ryu | 22 | Bayer Leverkusen | Arminia Bielefeld | ja |
Tim Sebastian | 31 | RB Leipzig | SC Paderborn | nein |
Gabriel Silva | 20 | Barra FC | FSV Frankfurt | ja |
Pascal Stenzel | 19 | Borussia Dortmund | SC Freiburg | ja |
Zoltan Stieber | 27 | HSV | 1.FC Nürnberg | ja |
Goran Sukalo | 34 | Greuther Fürth | 1860 München | nein |
Jakub Sylvestr | 26 | 1.FC Nürnberg | SC Paderborn | ja |
Denis Thomalla | 23 | Lech Poznan | 1.FC Heidenheim | ja |
Tomané | 23 | Vitoria Guimaraes | MSV Duisburg | ja |
Andreas Voglsammer | 24 | 1.FC Heidenheim | Arminia Bielefeld | nein |
Korbinian Vollmann | 22 | 1860 München | SV Sandhausen | nein |
Ante Vukusic | 24 | Delfino Pescara | Greuther Fürth | nein |
Niki Zimling | 30 | FSV Mainz | FSV Frankfurt | ja |
[Erfahrung der gewechselten Spieler. Nur Spieler mit insgesamt mindestens 100 Spielen in Bundesliga, 2.Liga oder einer internationalen Topliga. 1.Liga = Zahl der bisherigen Bundesligaeinsätze, 2.Liga = Zahl der bisherigen Einsätze in der 2. Bundesliga, Intern = Zahl der Einsätze in einer internationalen 1.Liga]
Name | Alter | 1.Liga | 2.Liga | Intern |
Goran Sukalo | 34 | 0 | 301 | 17 |
Emanuel Pogatetz | 32 | 88 | 0 | 202 |
Jakub Sylvestr | 26 | 0 | 102 | 132 |
Tim Sebastian | 31 | 58 | 125 | 0 |
Nikola Djurdjic | 29 | 31 | 15 | 130 |
Baris Özbek | 29 | 0 | 65 | 104 |
Niki Zimling | 30 | 28 | 0 | 131 |
Zoltan Stieber | 27 | 50 | 104 | 0 |
Sascha Mölders | 30 | 103 | 47 | 0 |
Jan Mauersberger | 30 | 0 | 149 | 0 |
Nicklas Helenius | 24 | 0 | 0 | 140 |
Havard Nielsen | 22 | 16 | 30 | 85 |
Ante Vukusic | 24 | 0 | 0 | 131 |
Domi Kumbela | 31 | 30 | 74 | 23 |
Jón Dadi Bödvarsson | 23 | 0 | 0 | 124 |
Maximilian Beister | 25 | 47 | 59 | 0 |
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20.Spieltag
- 1. FC Kaiserslautern – 1. FC Union Berlin – 0
- VfL Bochum – SC Freiburg – 1
- SV Sandhausen – SC Paderborn 07 – 1
- Fortuna Düsseldorf – 1. FC Heidenheim – 2
- TSV 1860 München – 1. FC Nürnberg – 0
- Karlsruher SC – FSV Frankfurt – 1
- RB Leipzig – Eintracht Braunschweig – 1
- SpVgg Greuther Fürth – FC St. Pauli – 1
- Arminia Bielefeld – MSV Duisburg – 2
Tippquote bisher: 64 von 171 (bei RB-Spielen: 7 von 19).