Wenn 32 von 34 Spieltagen absolviert sind und der 33. vor der Tür steht, dann hat man nicht nur bezüglich der Tabelle ein recht aussagekräftiges Bild. Auch die Statistiken der Offensivspieler geben jetzt recht fundiert darüber Auskunft, was dem Einzelnen im Saisonverlauf vielleicht gelungen oder nicht ganz so gelungen ist.
Wirft man einen Blick auf die Torjägerliste und nimmt nur Spieler auf, die in mindestens 10 Einsätzen mindestens 5 Tore geschossen haben und öfter als alle 300 Minuten aus dem Spiel heraus ins Tor trafen, dann bleibt bereits eine hübsche Liste an prägenden Zweitligafiguren übrig. Es fehlen aber auch ein paar Spieler, die man darin erwarten würde. Wie beispielsweise ein Dominik Stroh-Engel, der allerdings nur sechsmal aus dem Spiel heraus einnetzte.
Am beeindruckendsten sicherlich die Bilanz von Rouwen Hennings, der zu Saisonbeginn eine ganze Zeit verletzungsbedingt fehlte, dann aber zum Garanten wurde, der den Karlsruher SC überhaupt erst in Richtung Aufstiegschance schoss. Alle 138 Minuten ein Tor aus dem Spiel heraus wird nur vom Braunschweiger Emil Berggreen übertroffen, der als klassischer Joker allerdings erst noch nachweisen muss, dass er dieses Niveau auch über 90 Minuten halten kann.
Hennings dagegen hat eindrücklich nachgewiesen, dass er sehr konstant treffen kann. Und nicht nur das, die Spielweise des 27jährigen lebt von hoher Intensität in allen Rasenlagen, sodass er nicht nur der klassische Goalgetter wie beispielsweise ein Simon Terodde, sondern eher das Komplettpaket eines fightenden, spielenden und sich selbst Torchancen kreierenden Stürmers ist. Inwieweit das auch reicht, um sich auch ohne den KSC vielleicht wieder in die Bundesliga zu bringen, bleibt aber abzuwarten.
Kandidaten für die Bundesliga gibt es in der Liste der Toptorjäger einige. Charlison ‘die Maschine’ Benschop dürfte eher in naher Zukunft seinen Platz an der Sonne finden. Ein Joel Pohjanpalo (ausgeliehen von Leverkusen) ist zumindest in Sachen Eiseskälte vor dem Tor schon erstligareif. Polter, Poulsen, Niederlechner, vielleicht auch noch mal ein Okotie haben auch über kurz oder lang mehr oder minder gute Karten.
Interessant, dass weder Ingolstadt, noch Kaiserslautern und erst recht nicht Darmstadt in der Torjägerliste ganz vorn vertreten ist. Was die Interpretation zulässt, dass du als Spitzenteam eher Ausgeglichenheit brauchst und nicht den einen Spieler, der immer und konstant trifft. Was man aber auch dahingehend interpretieren könnte, dass diesen Mannschaften ein entsprechender Spieler noch fehlt und dieser die Teams noch besser machen würde. Zumindest in Darmstadt, aber auch in Ingolstadt und Kaiserslautern würden sich für die letztere These auch gute Begründungen finden lassen.
[Toptorschützen: mindestens 5 Tore und 10 Einsätze, aus dem Spiel mindestens alle 300 Minuten getroffen; Tore = Tore, Min/Tor = Minuten pro Tor, Tore oE = Tore ohne Elfmeter, Min/Tor oE = Minuten pro Tor ohne Elfmeter]
Tore | Min/Tor | Tore oE | Min/Tor oE | |
Simon Terodde | 16 | 172 | 14 | 197 |
Rouwen Hennings | 15 | 128 | 14 | 138 |
Rubin Okotie | 13 | 156 | 12 | 169 |
Florian Niederlechner | 13 | 192 | 13 | 192 |
Charlison Benschop | 13 | 162 | 11 | 200 |
Sebastian Polter | 13 | 185 | 12 | 201 |
Joel Pohjanpalo | 11 | 158 | 11 | 158 |
Yussuf Poulsen | 11 | 210 | 11 | 210 |
Aziz Bouhaddouz | 9 | 190 | 9 | 190 |
Stanislav Sestak | 9 | 199 | 9 | 199 |
Lukas Hinterseer | 9 | 257 | 9 | 257 |
Stefan Lex | 8 | 244 | 8 | 244 |
Havard Nielsen | 8 | 289 | 8 | 289 |
Philipp Hofmann | 6 | 226 | 6 | 226 |
Zlatko Dedic | 6 | 229 | 6 | 229 |
Collin Quaner | 6 | 249 | 6 | 249 |
Michael Gregoritsch | 6 | 226 | 5 | 272 |
Emil Berggreen | 5 | 94 | 5 | 94 |
Guido Burgstaller | 5 | 212 | 5 | 212 |
Wirft man einen Blick auf die Topvorlagengeber, dann sieht man Pascal Groß und dann sollte man eigentlich nur noch staunen und schweigen. Egal ob da sehr viele Torvorbereitungen per Standard dabei sind (auch andere schießen Standards), die 22 Assists (alle 128 Minuten einer) sind schlicht Wahnsinn und verdeutlichen den besonderen Fuß, über den der erst 23jährige Groß verfügt. Ein Fuß, wegen dem man auch immer wieder die Zunge schnalzen kann, wenn er aus dem Spiel heraus Bälle in Lücken und Schnittstellen hineinzaubert. Auf Pascal Groß darf sich die Bundesliga sehr freuen.
Dahinter ballen sich diverse Namen, von denen keiner so recht herausragt. Ein Marc Schnatterer gehört natürlich dazu oder ein Daniel Adlung, aber auch überraschendere Spieler wie ein Mario Engels oder ein Raffael Korte. Die ganz großen Erstligaambitionen klingen aus der Liste nicht unbedingt heraus, auch wenn es sicherlich einige Kandidaten gibt (Heller, Yamada, Füllkrug, Leckie etc.), die den Schritt schaffen können.
Interessant, dass Leipzig neben Aue, Aalen und Fürth das einzige Team ist, das in dieser Liste nicht vorkommt. Wobei Forsberg und Damari mit vier Vorlagen nur knapp die hier gewählten formellen Vorgaben (mindestens fünf Vorlagen), die dazu dienen sollen, dass keine Eintagsfliegen mit in die Liste kommen, verfehlen. Damari bespielsweise legt aktuell alle 135 Minuten ein Tor vor, ein Wert auf dem Niveau von Pascal Groß..
[Topvorlagengeber: mindestens fünf Vorlagen und 10 Einsätze, mindestens alle 350 Minuten eine Vorlage.]
Vorlagen | Minuten/Vorlage | |
Pascal Groß | 22 | 128 |
Marc Schnatterer | 10 | 273 |
Daniel Adlung | 9 | 261 |
Marcel Heller | 9 | 304 |
Fabian Schönheim | 8 | 271 |
Florian Niederlechner | 8 | 312 |
Hiroki Yamada | 8 | 346 |
Niclas Füllkrug | 7 | 223 |
Mario Engels | 7 | 229 |
Tobias Kempe | 7 | 242 |
Karim Matmour | 7 | 244 |
Timo Perthel | 7 | 279 |
Robert Leipertz | 7 | 292 |
Dennis Daube | 7 | 312 |
Axel Bellinghausen | 7 | 329 |
Mathew Leckie | 7 | 348 |
Vincenzo Grifo | 7 | 371 |
Hendrick Zuck | 6 | 368 |
Stanislav Sestak | 5 | 358 |
Raffael Korte | 5 | 237 |
Yusuke Tasaka | 5 | 294 |
Marco Terrazino | 5 | 314 |
Romario Kortzorg | 5 | 385 |
Benjamin Köhler | 4 | 312 |
Ilian Micanski | 4 | 342 |
Valdet Rama | 4 | 370 |
Michael Gregoritsch | 4 | 340 |
Sebastian Meier | 4 | 276 |
Marco Thiede | 4 | 306 |
Ben Halloran | 4 | 241 |
Wirft man Tore und Vorlagen mal zusammen und stellt danach noch mal eine Tabelle zusammen, dann kommen vier neue Namen dazu. Der in Nürnberg sehr unterschätzte Jakub Sylvestr fällt bei den Torschützen raus, weil er knapp seltener als alle 300 Minuten aus dem Spiel heraus trifft. Insgesamt 14 Scorerpunkte machen ihn dann trotzdem ligaweit zu einem der wertvollsten Offensivspieler. Vincenzo Grifo ist beim FSV Frankfurt an guten Tagen enorm spektakulär. Dominik Stroh-Engel hat neben Toren aus dem Spiel auch einen Vorbereiterkopf und einen Elfmeterfuß zu bieten. Und Michael Liendl bringt ins Düsseldorfer Dunkel ab und zu Licht.
Neben den schon genannten Groß und Hennings ist aber Florian Niederlechner der auffälligste Spieler in dieser Kategorie. Was vor allem auch verdeutlicht, dass Niederlechner der vielleicht vielfältigste Stürmer der Liga ist. Einer der nicht nur die Bälle seiner Kollegen durch Tore veredelt, sondern daneben auch immer einen Blick für den Nebenmann hat, mit seiner Laufbereitschaft enorm viele Räume schafft und Fußball zuallererst auch als ein Spiel gegen den Ball interpretiert.
Hätte Wäre Niederlechner im letzten Jahr auch ein-, zweimal gegen Red Bull Salzburg getroffen zwei, drei Jährchen jünger, stünde er als ein Stürmer, der ziemlich gut in ein vorwärtsverteidigendes Team passen würde, wohl schon lange auf dem Wunschzettel bei RB Leipzig. So wird wohl irgendein anderes Team der Bundesliga bei dem 24jährigen zuschlagen, auch wenn man in Heidenheim noch mauert und meint, dass man wirtschaftlich keinen Grund habe, ihn abzugeben. Zumindest in der Form dieser Saison gehört Niederlechner auch auf jeden Fall im Sinne seiner sportlichen Entwicklung in die erste Liga. Die Frage ist halt, inwiefern er auf diesem konstant hohen Niveau, das er in der letzten Saison noch lange nicht hatte, weiterspielen kann oder ob dieser Riesenentwicklungsschritt in diesem Jahr eher eine Eintagsfliege war.
Interessant in dieser Tabelle wieder, dass Braunschweig und Kaiserslautern gar nicht und Darmstadt und Leipzig nur je einmal am unteren Rand vertreten sind. Geht vielleicht als Beleg durch, dass es einer zentralen, eierlegenden Offensivwollmilchsau eher nicht bedarf, um gut und im vorderen Tabellendrittel Fußball zu spielen.
[Topscorer: mindestens 12 Torbeteiligungen (Tor oder Vorlage) und 10 Spiele, mindestens alle 200 Minuten eine Torbeteiligung.]
Scorerpunkte | Minuten/Scorerpunkt | |
Pascal Groß | 29 | 97 |
Simon Terodde | 22 | 125 |
Florian Niederlechner | 21 | 119 |
Marc Schnatterer | 20 | 136 |
Rouwen Hennings | 19 | 101 |
Charlison Benschop | 17 | 124 |
Sebastian Polter | 17 | 142 |
Stanislav Sestak | 14 | 128 |
Rubin Okotie | 14 | 145 |
Jakub Sylvestr | 14 | 172 |
Vincenzo Grifo | 14 | 186 |
Hiroki Yamada | 14 | 198 |
Joel Pohjanpalo | 13 | 134 |
Robert Leipertz | 13 | 157 |
Yussuf Poulsen | 13 | 177 |
Daniel Adlung | 13 | 180 |
Mathew Leckie | 13 | 187 |
Dominik Stroh-Engel | 13 | 190 |
Michael Liendl | 13 | 198 |
Marcel Heller | 12 | 228 |
Michael Gregoritsch | 10 | 136 |
Niclas Füllkrug | 10 | 156 |
Marco Terrazino | 10 | 157 |
Tobias Kempe | 10 | 169 |
Aziz Bouhaddouz | 10 | 171 |
Stefan Lex | 10 | 195 |
Hennings, Groß und Niederlechner sind also in der Offensive die Namen der Saison. Mindestens die letzteren beiden muss man sich auch wegen ihres Alters für die Bundesliga merken. Rouwen Hennings hat es da mit seinen 27 Jahren und einem Vertrag in Karlsruhe noch bis 2017 nicht ganz so einfach, will ja aber vielleicht auch gar nicht weg, sondern mit dem KSC wenn nicht in dieser, dann in der kommenden Saison neu angreifen.
Dass Aue und Fürth über keinerlei Spieler verfügen, die in irgendeiner der Listen auftauchen, kann angesichts der Tabellenstände und der Torbilanzen der Clubs nicht verwundern. Dass Leipzig neben Sandhausen, Aalen und St. Pauli eines jener Teams ist, das nur einen einzigen Spieler in den Tabellen der besten Offensivkräfte hat, ist da schon deutlich erstaunlicher angesichts der Qualitäten der Beteiligten, sollte sich aber angesichts eines Omer Damari und eines Emil Forsberg auch in absehbarer Zeit ändern.
Die meisten Akteure in den Listen hat der VfL Bochum. Was angesichts dessen, dass sie derzeit das offensivstärkste Team der Liga sind, nicht ganz überraschend kommt. Trotzdem darf man durchaus zur Kenntnis nehmen, dass diese Bilanz nicht nur auf Tormaschine Terodde beruht, sondern auch fünf weitere Kernstützen hat.
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Toptorschützen
- Bochum: 3
- Ingolstadt, Braunschweig, Düsseldorf: 2
- Karlsruhe, 1860, Union, Heidenheim, Leipzig, Sandhausen, Kaiserslautern, Aalen, Frankfurt, Nürnberg: 1
- St. Pauli, Aue, Fürth, Darmstadt: 0
Topvorlagengeber
- Bochum, Heidenheim: 3
- Ingolstadt, Darmstadt: 2
- 1860, Union, Karlsruhe, Nürnberg, Frankfurt, Kaiserslautern, St. Pauli, Düsseldorf, Braunschweig: 1
- Aue, Leipzig, Aalen, Fürth, Sandhausen: 0
Topscorer:
- Heidenheim, Düsseldorf: 3
- 1860, Ingolstadt, Bochum, Karlsruhe: 2
- Union, Nürnberg, Frankfurt, Leipzig, Darmstadt: 1
- Kaiserslautern, Braunschweig, Aalen, Aue, St. Pauli, Fürth, Sandhausen: 0
Anzahl Topoffensivspieler pro Verein
- Bochum (Terodde, Sestak, Gregoritsch, Perthel, Tasaka, Terrazino): 6
- Ingolstadt (Groß, Hinterseer, Leckie, Lex), Düsseldorf (Benschop, Liendl, Bellinghausen, Pohjanpalo): 4
- Heidenheim (Niederlechner, Schnatterer, Leipertz), Braunschweig (Nielsen, Berggreen, Korte), Frankfurt (Grifo, Dedic, Engels), Nürnberg (Sylvestr, Burgstaller, Füllkrug), Darmstadt (Kempe, Heller, Stroh-Engel): 3
- Karlsruhe (Hennings, Yamada), 1860 (Adlung, Okotie), Union (Polter, Schönheim), Kaiserslautern (Matmour, Hofmann): 2
- Leipzig (Poulsen), Sandhausen (Bouhaddouz), Aalen (Quaner), St. Pauli (Daube): 1
- Aue, Fürth: 0
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33. Spieltag
- Eintracht Braunschweig – Karlsruher SC – 2
- SpVgg Greuther Fürth – SV Darmstadt 98 – 0
- TSV 1860 München – 1. FC Nürnberg – 2
- FC St. Pauli – VfL Bochum – 1
- FC Ingolstadt – RB Leipzig – 0
- VfR Aalen – 1. FC Heidenheim – 1
- SV Sandhausen – Fortuna Düsseldorf – 2
- FSV Frankfurt – 1. FC Union Berlin – 2
- FC Erzgebirge Aue – 1. FC K’lautern – 2
Bisherige Tippquote: 117 von 288 (Quote bei RB-Spielen: 11 von 32)
Die sechs Vorlagen von Terrode zeigen doch eigentlich deutlich, dass er nicht einfach “nur” ein Goalgetter ist. Zumal er mit seinewr körperlichen Präsenz eben auch die Bälle vorne festmachen und verteilen kann. Was bei Gregoritsch im Spiel gegen Ingolstadt nicht wirklich funktioniert hat und erst mit der Einwechslung von Forsell und dem Ausweichen von Gregoritsch auf den linken Flügel besser wurde. Für mich (mit meiner blau-weißen Brille) gehört Terrode in deine Aufzählung der Offensivspieler der Saison. Mal sehen, ob er als Anerkennung der tollen Saison die Torjägerkanonen (die es ja nicht wirklich gibt in der 2.BL, oder?) bekommt. Übrigens: In der 1.BL sind die Gewinner der Torjägerkanone bei VfL danach immer gewechselt … (1986 wechselte Stefan Kuntz für 1,3 Mio. zu Bayer Uerdingen, 2003 dann Thomas Cristiansen nach Hannover, 2007 wechselte Gekas zu Leverkusen (der VfL hat sich die Kaufoption für Gekas von Leverkusen abkaufen lassen)).
@Wuppertaler: Was Terodde betrifft, hast du vermutlich ein wenig Recht. Trotzdem sehe ich ihn wesentlich näher am Typ Stroh-Engel als am Typ Hennings oder Niederlechner. Also schon eher ein Stürmer, der von Vorlagen abhängig ist, als dass er sich selber auch Situationen kreiert. Als möglicher Torschützenkönig gehört er natürlich zu den Topoffensivspieler. Aber er profitiert halt auch von seiner reichlichen Spielzeit, einem großartigen Start in die Saison und Verletzungsfreiheit. Im Verhältnis zu seiner Spielzeit trifft er dann doch nicht öfter als andere Stürmer. Ich wäre gespannt, wie er in der ersten Liga funktionieren würde, würde aber eher vermuten, dass er da untergeht, als dass er sich dort durchsetzen könnte.
Ne für Liga 1 reicht es bei ihm vermutlich nicht. Deshalb musste ich bei der Bild-Meldung Werder Bremen wäre an Terodde interessiert auch eher schmunzeln. Wäre jetzt keine Überraschung, wenn am Ende seiner Karriere die Saison 2014/2015 als seine beste überhaupt zu Buche steht.