Die Liga rast quasi so dahin. Der 21. Spieltag steht an. Mehr oder eher minder gelungene Trainerwechsel hin oder her. Eineinhalb Wochen sind seit Schließen der Transferliste vergangen. Letzte Woche gab es einen Überblick über die Zugänge bei den Zweitligisten in der Winterpause. Diese Woche soll noch einmal ein Blick auf die Abgänge geworfen werden.
Insgesamt 44 Spieler verließen die Vereine, wenn man jene drei nicht mitzählt, die während der Winterpause nach Leihe zu ihren Vereinen zurückkehrten, diese aber gleich wieder mit neuem Leihziel verließen. Zwei dieser 44 Spieler sind aktuell vereinslos, haben also nur ihre Verträge aufgelöst. Neun Spieler wechselten ins Ausland, davon gleich acht in eine ausländische Topliga.
Innerhalb von Deutschland wechselten zwei Spieler in die Bundesliga. Bzw. nur einer, denn mit Jan-Lucas Dorow wechselte der andere in die Bundesligareserve des FSV Mainz (was aber als Bundesligaanschlusskader zählt). Und dieser eine Wechsel ging beileibe als ordentlich spektakulär durch. Denn mit Srdjan Lakic wechselte der Kapitän des 1.FC Kaiserslautern zum SC Paderborn. Bei Lakic hatte man eigentlich gedacht, dass er nach Jahren der eher erfolglosen Wanderschaft beim Ex-Club Kaiserslautern wieder heimisch werden will. Dass er nach nur einem Jahr weiterzieht, ist wohl auch dem Lauterer Prinzip der Verjüngung auf allen Spielerebenen geschuldet.
Dass man für Lakic, dessen tatsächlicher sportlicher Wert in der Pfalz umstritten war noch ein paar Euro gekriegt hat und im Gegenzug den verlorenen Sohn Simon Zoller zumindest leihweise aus Köln zurückholen konnte, dürfte den Abgang für den Aufstiegsanwärter Kaiserslautern verschmerzbar machen. Und auch U21-Nationalstürmer Philipp Hofmann wird wohl nicht wirklich eine Träne verdrückt haben, angesichts dessen, dass ein direkter Konkurrent nun nicht mehr da ist.
14 der 33 innerdeutschen Wechsel gingen derweil zu einem anderen Zweitligisten. Wobei bei Cristian Ramirez (von Nürnberg nach Düsseldorf) einfach nur der Leihvertrag endete. 16 Spielerwechsel hatten die dritte Liga als Ziel. Und bei einem Wechsel ging es in die Regionalliga zum ambitionierten Vertreter aus Bayern, den Würzburger Kickers (Fabian Weiß vom VfR Aalen).
Insgesamt kann man feststellen, dass man in der Winterpause als Zweitligaspieler eher abwärts wechselt und im besten Fall hofft, von dort wieder nach oben zu kommen, während sich bei den Neuzugängen eher gezeigt hatte, dass man aus oberen Ligen kommt, weil man dort nicht genug Spielpraxis kriegt. Es ist also weiterhin nicht so, dass Bundesligisten in der Winterpause in der zweiten Liga wildern, um ihre Kader aufzupeppen, sondern dass Abgänge aus der zweiten Liga vor allem der Kaderentzerrung bei den Zweitligisten selbst dient.
1860 München und Erzgebirge Aue waren in der Winterpause die Abgebekönige und ließen sechs bzw. fünf Spieler ziehen. Wobei Aue mit gleich acht Zugängen die Abgänge ordentlich kompensierte. Mit vier Abgängen folgen Fürth, Kaiserslautern und RB Leipzig. Gar keine Abgänge verzeichneten dagegen Ingolstadt, Heidenheim und Bochum.
RB ist bei ligaweit nur 11 leihweisen Abgängen der absolute Verleihkönig. Alle vier Spieler, die den Verein im Winter verließen, wurden verliehen. Bis auf Federico Palacios Martinez dürfte aber keiner der Spieler eine große Rückkehrperspektive haben. Die Liste der verliehenen Spieler wächst bei RB Leipzig damit auf fast schon exorbitante 10 an. Wobei darunter neben Palacios Martinez mit Prevljak, Bredlow, Bruno und Sabitzer noch einige Spieler sind, die in Leipzig durchaus eine gute Perspektive haben.
Dass RB Leipzig in der Winterpause Spieler nur verleihen konnte, liegt sicherlich auch daran, dass die entsprechenden Spieler über einen Wert und ein Grundgehalt verfügen, das es den aufnehmenden Vereinen (zumal wenn sie überwiegend Drittligisten sind) schwer macht, sie komplett zu verpflichten. So bleibt es oft bei Leihen mit kolportierter teilweiser Gehaltsübernahme durch RB Leipzig. Da wird der hiesige RasenBallsport ein wenig zum Opfer der eigenen Gehaltspolitik.
Im Schnitt sind die Abgänge der Zweitligisten 24,5 Jahre alt. Im Vergleich dazu lagen die Neuzugänge durchschnittlich bei 23,2 Jahren. Was bedeutet, dass sich der durchschnittliche Zweitligist eher verjüngt. Die Winterpause ist also entsprechend auch dazu da, den Kadern mehr Zukunft einzuimpfen, auch wenn natürlich das eine oder andere Talent wie eben Palacios Martinez mal nach unten wechselt. Mit Lakic (Kaiserslautern -> Paderborn), Wojtkowiak (1860 -> Gdansk), Löning (Aue -> Chemnitz) und Schulz (Aue -> Münster) haben immerhin vier Abgänge bereits die 30er-Marke überschritten, während keiner der Neuzugänge schon 30 oder älter ist.
Finanziell ist es schwierig zu durchblicken. Nur bei wenigen Transfers sind die Ablösemodalitäten bekannt, sodass wie bei einem Yannick Stark (1860 -> Darmstadt) zwar klar ist, dass Ablöse geflossen sein muss, aber unklar bleibt, wie tief der aufnehmende Verein in die Tasche griff.
Wenn man die Liste der Abgänge mal durchgeht, dann bleibt man bei eher wenigen Namen länger hängen. Dass Thomas Pledl von Fürth nach Ingolstadt wollte, ließ sicherlich aufhorchen und zeigt die Ambitionen des 20jährigen. Mit Yannick Stark ließ 1860 einen sehr starken Mittelfeldspieler ziehen, mit dem man sich hoffnungslos überworfen hatte. Union ließ mit Özbek, Dausch und Nemec gleich ein erfahrenes Trio ziehen, das nicht mehr in die neue Kaderpolitik unter Coach Düwel passte. Dazu sind natürlich allerlei ligainterne Wechsel wie bei Hertner, Alibaz, Mugosa oder Fandrich nicht uninteressant. Insgesamt aber auch alles nicht so spektakulär wie der Lakic-Wechsel und bis auf Pledl ist wohl auch kein Transfer dabei, bei dem der abgebende Verein größere Bauchschmerzen gehabt haben dürfte.
Fazit: Auf Abgangsseite ging es in der zweiten Liga nicht sonderlich spektakulär zu. Vor allem unterklassige Vereine und Vereine aus der unteren Zweitligahälfte bedienten sich, um ihren Kadern Spieler hinzuzufügen, die ihnen möglichst sofort weiterhelfen im Kampf gegen den Abstieg in der zweiten Liga oder im Kampf um den Aufstieg oder gegen den Abstieg in der dritten Liga. Für die Zweitligisten war die Transferperiode abgabetechnisch vornehmlich eine Möglichkeit, ihren Kader an den qualitativ unteren Rändern auszudünnen oder vereinzelt auch Talenten per Leihe Spielpraxis zu geben.
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Tabelle mit allen Wechseln (Basis dafür, wie für die Daten im Text transfermarkt.de)
Spieler | Alter | Abgebend | Aufnehmend | Leihe |
Orhan Ademi | 23 | Eintracht Braunschweig | VfR Aalen | ja |
Selcuk Alibaz | 25 | Karlsruher SC | FC Erzgebirge Aue | nein |
Hannes Anier | 22 | Erzgebirge Aue | vereinslos | nein |
Henri Anier | 24 | Erzgebirge Aue | Dundee United FC | nein |
Bentley Baxter Bahn | 22 | FC St. Pauli | Stuttgarter Kickers | nein |
Aaron Berzel | 22 | SV Darmstadt 98 | Preußen Münster | nein |
Julius Biada | 22 | SV Darmstadt 98 | Fortuna Köln | nein |
Daniel Candeias | 26 | 1.FC Nürnberg | Benfica Lissabon | nein |
Orkan Cinar | 19 | Greuther Fürth | Gaziantepspor | ja |
Martin Dausch | 28 | Union Berlin | MSV Duisburg | nein |
Jan-Lucas Dorow | 21 | 1.FC Kaiserslautern | FSV Mainz 05 | ja |
Clemens Fandrich | 24 | RB Leipzig | Erzgebirge Aue | ja |
Timm Golley | 23 | Fortuna Düsseldorf | FSV Frankfurt | ja |
Guilherme | 24 | Greuther Fürth | Steaua Bukarest | nein |
Sebastian Hertner | 23 | 1860 München | Erzgebirge Aue | ja |
Manuel Junglas | 26 | VfR Aalen | Arminia Bielefeld | nein |
Björn Kluft | 25 | Eintracht Braunschweig | Rot-Weiss Essen | nein |
Marvin Knoll | 24 | SV Sandhausen | Jahn Regensburg | nein |
Gianluca Korte | 24 | Eintracht Braunschweig | VfR Aalen | ja |
Srdjan Lakic | 31 | 1.FC Kaiserslautern | SC Paderborn | nein |
Frank Löning | 33 | Erzgebirge Aue | Chemnitzer FC | nein |
Matthias Morys | 27 | RB Leipzig | Sonnenhof Großaspach | ja |
Jim-Patrick Müller | 25 | SV Sandhausen | Dynamo Dresden | nein |
Stefan Mugosa | 22 | 1.FC Kaiserslautern | FC Erzgebirge Aue | ja |
Adam Nemec | 29 | Union Berlin | New York City FC | nein |
Baris Özbek | 28 | Union Berlin | Kayserispor | nein |
Solomon Okoronkwo | 27 | Erzgebirge Aue | SV Sandhausen | nein |
Federico Palacios Martinez | 19 | RB Leipzig | Rot-Weiß Erfurt | ja |
Thomas Pledl | 20 | Greuther Fürth | FC Ingolstadt | nein |
Cristian Ramirez | 20 | 1.FC Nürnberg | Fortuna Düsseldorf | nein |
Marco Rojas | 23 | Greuther Fürth | FC Thun | nein |
André Schembri | 28 | FSV Frankfurt | vereinslos | nein |
Thorsten Schulz | 30 | Erzgebirge Aue | Preußen Münster | nein |
Mirko Schuster | 20 | Karlsruher SC | Sonnenhof Großaspach | nein |
Yannick Stark | 24 | 1860 München | SV Darmstadt 98 | nein |
Markus Steinhöfer | 28 | 1860 München | VfR Aalen | nein |
Mikko Sumusalo | 24 | RB Leipzig | Hansa Rostock | ja |
Marin Tomasov | 27 | 1860 München | HNK Rijeka | nein |
Simon Tüting | 28 | SV Sandhausen | VfL Osnabrück | nein |
Koen van der Biezen | 29 | Karlsruher SC | Arminia Bielefeld | nein |
Fabian Weiß | 22 | VfR Aalen | Würzburger Kickers | nein |
Grzegorz Wojtkowiak | 31 | 1860 München | Lechia Gdansk | nein |
Bobby Wood | 22 | 1860 München | Erzgebirge Aue | nein |
Steven Zellner | 23 | 1.FC Kaiserslautern | SV Sandhausen | nein |
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21. Spieltag
- VfL Bochum – Eintracht Braunschweig – 2
- 1. FC Heidenheim – Karlsruher SC – 0
- Fortuna Düsseldorf – FC Erzgebirge Aue – 2
- 1. FC Kaiserslautern – VfR Aalen – 1
- FC Ingolstadt – SV Sandhausen – 1
- RB Leipzig – FSV Frankfurt – 1
- SV Darmstadt 98 – TSV 1860 München – 2
- 1. FC Nürnberg – 1. FC Union Berlin – 1
- FC St. Pauli – SpVgg Greuther Fürth – 2
Bisherige Tippquote: 77 von 180 (Quote bei RB-Spielen: 7 von 20)