Schlagwort-Archive: Dietrich Mateschitz

Zwischen Not und Tugend

Ulrich Wolter, Geschäftsführer bei RB Leipzig im Interview mit der Sportbild vor zwei Wochen (08.05.2013) unter anderem (alle eingerückten Zitate von dort):

Also keine Gefahr, dass Red-Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz Einfluss aufs Tagesgeschäft nimmt?
Nein, diese Gefahr sehe ich nicht.

Nun, lassen wir das mal – Stichwort Beiersdorfer, Linke, Pacult, Rangnick und Co – einfach so als statutengetreue Rhetorik stehen. Was soll man auch anders machen, als das was Ulrich Wolter im weiteren Interview macht, nämlich Nachhaltigkeit und Langfristigkeit im sportlichen Bereich in den Mittelpunkt und über die Mateschitz-Frage zu stellen.

Trotzdem werden die Fragen im Laufe der nächsten Jahre, zumindest wenn es nicht nur um den sportlichen Teil und die (Fan-)Akzeptanz im Leipziger hierzulande geht, sondern eben auch um Sportjournalismus in einem hinterfragenden Sinne, in Bezug auf die Strukturen des Vereins nicht verstummen. Und eine Antwort wie die obige wohl ziemlich schnell als Schutzbehauptung charakterisiert werden.

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Tuchel und Mateschitz ergeben zusammen noch keine sinnige Story

Ein Nebensatz in einem Sky-Beitrag [broken Link] macht noch keine Story. Könnte man meinen. Aber wenn der Name des Bundesligatrainers Thomas Tuchel im Zusammenhang mit Red Bull und Dietrich Mateschitz genannt wird, ist das per se anders und die Internetkopiermaschine schnell angeschmissen. Im Original geht die Story so:

Neben Schalke-Sportvorstand Horst Heldt soll sich Tuchel auch mit Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz getroffen haben, um eine mögliche Zusammenarbeit zu besprechen. Der 39jährige lehnt aber lukrative Angebote ab, will nicht bei New York oder Leipzig arbeiten.

Nun ist schon der Gestus dieses Beitrag insgesamt schon gewöhnungsbedürftig (Heidel will Tuchel auf keinen Fall vor 2015 aus dem Vertrag entlassen. Tuchel bekennt sich vehement bis 2015 zu Mainz. Wir machen trotzdem mal einen Beitrag und stellen das in Frage.). Die Red-Bull-Geschichte scheint aber in besonderem Maße völlig unmotiviert und lückenfüllend eingebaut.

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Dankbare Leipziger Lerchen

Was haben der ehemalige Leipziger Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee, die Leipziger Gruppe “Die Prinzen”, die Produzenten des bspw. Leipziger Tatorts oder der Serie „In aller Freundschaft“ Saxonia Media, der in Leipzig wohnende Kabarettist und Mit-Gründer der „academixer“ Bernd-Lutz Lange, der Leipziger Maler und wohl wichtigste Vertreter der „Neuen Leipziger Schule“ Neo Rauch, der Leipziger Zoochef Jörg Hunhold und der Professor für Buchwissenschaft am Leipziger Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft Siegfried Lokatis einerseits und der Firmenchef von Red Bull mit Sitz in Salzburg Dietrich Mateschitz andererseits wohl gemeinsam?

Nein, sie konsumieren nicht aus Gründen der Steigerung der täglichen Arbeitsleistung in verstärktem Maße Energydrinks. Sie alle haben in dieser Reihenfolge im jährlichen Abstand von „Gemeinsam für Leipzig“, dem „Verein zur Förderung des Mittelstandes in der Region Leipzig“ die „Leipziger Lerche“ überreicht bekommen, eine Skulptur, mit dem die Preisträger dafür geehrt werden, dass sie den Ruf von Leipzig in die Welt hineingetragen haben. Oder wie es im letztjährigen Original (pdf) [broken Link] heißt: Dankbare Leipziger Lerchen weiterlesen

Geschwindelt oder unzurechnungsfähig?

Kommunikativ ist der Wechsel hin zu Führungsstrukturen mit Ralf Rangnick ein kompletter Paradigmenwechsel. Diverse und regelmäßige Interviews Rangnicks inklusivev (z.B. Welt, LVZ, Vereinsseite [broken Link]). Dass kann ich ziemlich gut leiden, macht es doch Ideen und Prozesse transparenter (auch wenn man langsam weiß, dass RB Leipzig schnell gen Bundesliga soll, der Nachwuchs gaaanz wichtig ist und sich Salzburg und Leipzig ergänzen sollen). Und in einer Welt, in der eh über alles und jeden Stein diskutiert wird, kann es nicht schaden, wenn man seine eigenen Ansichten als Input bereitstellt. Wobei natürlich auch immer die Möglichkeit besteht, dass mal eine Bemerkung durchrutscht, die aufhorchen lässt. Wie diese hier:

Ich habe Pacult nicht entlassen. Auch ohne meine Verpflichtung war geplant, dort Veränderungen vorzunehmen. (Ralf Rangnick im Interview mit Welt am Sonntag, 22.07.2012)

Um es mal ganz direkt und mit kutschkeesker Brechstange auszudrücken: Entweder Ralf Rangnick schwindelt oder bei Red Bull Soccer arbeitet man tatsächlich komplett unzurechnungsfähig. Denn nehmen wir mal an, Rangnicks Szenario würde stimmen und Red Bull habe wirklich völlig unabhängig von ihm an Pacults Kragen gewollt, dann würde dies bedeuten, dass die Red-Bull-Zentrale in der Zeit vom 12.05.2012 (der Tag als mit dem Unentschieden gegen Wolfsburg II der Nichtaufstieg klar war) bis zum 12.06.2012 (also dem Tag des Moniz-Rücktritts), also einen ganzen Monat lang, trotz Trainerwechselplans keinerlei Anstalten zu personellen Veränderungen machte, sondern Pacult sogar die neue Saison planen ließ. Erst mit dem überraschenden Moniz-Rücktritt begannen dann die personellen Mühlen zu mahlen, die laut Rangnick auch ohne Rangnick hätten mahlen sollen.

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Konzepttrainer Alexander Zorniger statt Prinzip Pacult

So nun, da wollte ich heute noch einen Beitrag schreiben, in dem ich anhand der gestrigen Pressekonferenz [broken Link] mit Ralf Rangnick zu Ehren der Vorstellung von Gérard Houllier als Gesamtchef Fußball bei Red Bull noch einmal darlege, warum in meinen Augen Peter Pacult und Ralf Rangnick nicht zusammenarbeiten können und zack überholen mich Verein und rückenstärkender Konzern rechts oder links oder oben drüber und machen den bereits vermuteten Trainerwechsel offiziell. Sodass Peter Pacult bei RB Leipzig nach einem weitestgehend erfolglosen Jahr schon wieder gehen muss.

Wobei Pacults Abgang sehr wenig mit dem Nichtaufstieg des letzten Jahres zu tun haben dürfte, sondern viel mehr damit, dass er mit seiner Methodik und seinem Weg zum Ziel auf völlig unterschiedlichen Wellenlängen mit seinem neuen Vorgesetzten Ralf Rangnick liegen dürfte. Und Rangnick hatte in den letzten Tagen keine Chance ausgelassen zu erklären, für wie wichtig er die Besetzung des Trainerpostens hält, weil sich dort entscheide, wie die von oben kommende Philosophie konkret umgesetzt werde. Pacult als Philosophie-Empfänger und -Umsetzer. Beim besten Willen und bei allem Respekt vor dem Ex-Trainer, aber diese Variante erschien von Anfang an völlig utopisch.

Weswegen der Abgang Pacults auch völlig in Ordnung geht, zumindest wenn man wie ich die Struktur mit Ralf Rangnick als Sportdirektor Salzburg und Leipzig und mit Gérard Houllier als Fußballchef für Red Bull gut und zielführend findet. Für mich ist dieser Schritt eine absolut folgerichtige Korrektur des Fehlers von Dietrich Mateschitz himself aus dem vergangenen Jahr, als er die anderthalbjährige Gesamtleitung durch Dietmar Beiersdorfer einfach wegschmiss, um Peter Pacult in Leipzig durchzusetzen. Schon damals hieß es Pacult oder Beiersdorfer und leider zog Beiersdorfer den kürzeren. Diesmal hieß es Pacult oder Rangnick und Rangnick saß am längeren Hebel.

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Ralf Rangnick und Gérard Houllier als neue Spitze bei Red Bull

Red Bull und der Fußball. Wenn es sportlich auch nicht immer spektakulär zugeht, was das Personalkarussell angeht, ist es ganz großes Kino. Und vor allem eines, bei dem Fortsetzungen nicht langweiliger sind als das Original. Nach dem Abgang von Ricardo Moniz bei Red Bull Salzburg hat man sich jedenfalls mal wieder für die große Lösung entschieden. Wodurch das sommerliche Theater in Österreich nun auch endgültig bei RB Leipzig angekommen ist.

Denn laut offizieller Mitteilung [broken Link] wird Ralf Rangnick nicht nur Sportdirektor in Salzburg, sondern übernimmt gleichzeitig auch die oberste sportliche Verantwortung für RB Leipzig. Und dürfte somit ab sofort final entscheidungsberechtigt gegenüber den Leipziger Protagonisten Peter Pacult und Wolfgang Loos sein. Was aus der spektakulären Nachricht, dass sich Rangnick Red Bull Salzburg und das dortige Kompetenzgerangel und den Kampf um das offene Ohr des Geldgebers Mateschitz antut, die doppelt spektakuläre Nachricht macht, dass die Zeiten des Alleinherrschers Pacult in Leipzig früher oder später vorbei sind.

Dass Ralf Rangnick bei Red Bull im Gespräch ist, gab es bereits vor einem halben Jahr schon mal als Gerücht. Auch damals wurde er als eine Art Head of Global Soccer ins Gespräch gebracht (wobei er jetzt ja eher eine Art Head of European Soccer ist). Was ich für ziemlich absurd hielt: Ralf Rangnick und Gérard Houllier als neue Spitze bei Red Bull weiterlesen

Der Abgang des Ricardo Moniz und die möglichen Auswirkungen

Da herrscht in Leipzig um RB eine Ruhe als sei der Verein in einen tiefen, erholsamen Winterschlaf gefallen und schwupps knallt es bei Red Bull Salzburg, wo man es nach dem (erstmaligen) Double-Gewinn nun wirklich am wenigsten erwartet hatte. Ricardo Moniz, seines Zeichen zumindest auf Ergebnisebene ein Erfolgscoach trat gestern von seinem Amt Knall auf Fall zurück. Justament als in Salzburg die Saisonvorbereitung (und damit ein neuerlicher Anlauf Richtung Champions League) mit einer umfangreichen Leistungsdiagnostik beginnen sollte.

Hintergrund soll diversen Medienberichte aus Österreich zufolge (sport10 [broken Link], Salzburger Nachrichten [broken Link], Kurier, Krone [broken Link]) ein Kompetenzstreit zwischen Ricardo Moniz und der medizinischen Abteilung gewesen sein. Der neue Vereinsarzt von Red Bull Salzburg Markus Klein habe sich in die Ausrichtung des Trainings eingemischt (unter anderem ein Trainingslager als sinnlos empfunden), ein Streit der während des ersten Tages der Leistungsdiagnostik in Thalgau eskaliert sein soll. Der wegen Dopings in der DDR vor einigen Jahren verurteilte Leiter des Leistungszentrums in Thalgau Bernd Pansold [broken Link], der seit 2006 bei Red Bull arbeitet  (beurteile eine aktuelle Leistung aber nie unter der Schablone verbüßter Taten!) habe in diesem Streit auf der Seite Kleins gestanden.

Klingt als hätte Moniz den Entweder-ich-oder-der/die-Joker und dabei den kürzeren gezogen, weil ‘die’ via Pansold den kürzeren Draht nach oben zum letztlich Entscheidenden Dietrich Mateschitz hatten. Was zu der mehr als skurrilen Tatsache geführt haben würde, dass der Trainer Ricardo Moniz über die eigene medizinische Abteilung stolpert. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Schon gar nicht bei Red Bull. Fairerweise sollte angemerkt werden, dass Moniz möglicherweise auch in Sachen Transferplanungen mit seinem Verein nicht sonderlich einverstanden gewesen sein könnte.

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Kontinuität der Kontinuität wegen?

Nehmen wir mal die Fakten. Saisonziel Aufstieg? Nicht erreicht. Saisonziel Gewinn Sachsenpokal und damit Qualifikation DFB-Pokal? Nicht erreicht. Vergessen wir dabei nicht den durch Pacults Hand vor der Saison und in der Winterpause noch mal qualitativ ordentlich nach eigenen Wünschen aufgefrischten Kader. Lesen wir also vor diesem Hintergrund einmal das, was Peter Pacult letztes Jahr nach dem Sieg gegen Kiel (also als man Erster war) in der Dezember-Ausgabe des Kreuzers mit Seitenhieb auf Tomas Oral auf die Frage antwortete, ob man bei Red Bull bei Misserfolg nicht immer Gefahr laufe, ersetzt zu werden:

Ich kann mich schließlich als Trainer nicht hinstellen und behaupten, ich habe als Vierter mit 18 Punkten Rückstand alles richtig gemacht und dann enttäuscht sein, wenn etwas am Kader geändert wird. Natürlich reden wir immer von Kontinuität. Aber wenn man die gesetzten Ziele nicht erreicht, kann man nicht davon ausgehen, dass man nicht gefährdet ist, den Job zu verlieren. (Peter Pacult, Trainer bei RB Leipzig im Leipziger Stadtmagazin Kreuzer im Dezember 2011)

Nimmt man die Zahlen, dann hat RB Leipzig nach der Winterpause bisher in 15 Spielen 7 Punkte Rückstand auf Halle kassiert. Im schlimmsten Fall könnten es noch 10 werden. Und der dritte Platz. Rein zahlentechnisch wäre das ziemlich oralesk. Zumal letztes Jahr der Aufstieg schon sehr früh in der Rückrunde abgehakt war und sich die 18 Punkte Gesamt-Rückstand auch aus der damals trostlosen Situation und einiger Unruhe im Umfeld erklärten (inclusive der Geschichte um Pacult als Nachfolger selbst). Peter Pacult hat also nach seinen eigenen Maßstäben die sportlichen Ziele nicht erreicht.

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Global Soccer Red Bull endgültig kopflos

Nimmt man die Schnelllebigkeit des Newsbusiness, dann ist die Nachricht natürlich schon lange keine mehr, die die LVZ bereits vor fast drei Wochen publizierte. Doch der in der Ausgabe vom 15.03.2012 verbreitete Abgang des Head of Global Soccer bei Red Bull Detlef Kornett scheint mit durchaus noch ein, zwei Anmerkungen wert.

Vermutlich ist der einem mittleren Erdbeben gleichende Rückzug seines Vorgängers Dietmar Beiersdorfer noch einigen in Erinnerung. Dagegen mutet die Stille um Kornett fast schon gespenstisch an. Dass man im Hause Red Bull solche Personalgeschichten mit Nichtkommunikation aussitzt, ist man schon gewohnt, dass sich noch nicht mal die Presse (bis auf die LVZ) für die Story interessiert, hingegen nicht.

Wobei das auch darauf zurückzuführen sein kann, dass Detlef Kornett so gar nicht mit seinem Vorgänger vergleichbar war. Während Beiersdorfer als omnipräsenter Überallentscheider auch als Medienperson auftrat, nahm man von Kornett genaugenommen nichts wahr. Kornett war für den (Leipziger) Außenstehenden schlicht und einfach nicht wahrnehmbar.

Was wiederum daran liegen könnte, dass Kornett genaugenommen auch gar kein Head of Global Soccer als im Beiersorfschen Sinne Entscheider in allen Fußballfragen war. Auch wenn Kornetts genauer Aufgabenbereich nie öffentlich wurde, hatte er mit dem Tagesgeschäft der verschiedenen Fußballstandorte nichts zu tun und betreute diese – zumindest im sportlichen Bereich – auch nicht strategisch. Weswegen er wohl auch Financial Chief of Global Soccer hieß. Und als solcher vermutlich vorwiegend Finanz- und Marketingziele zu erreichen hatte. Was auch seine öffentliche Nichtpräsenz zur Genüge erklären würde.

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Neue Konzepte als alte Hüte

Letzten Freitag (17.02.2012) war es, als die Kleine Zeitung in Österreich einen Bericht [br0ken Link] erscheinen ließ, der den Titel “Salzburg wird zur Leipzig-Filiale” trug und sich der in der Woche zuvor getätigten Aussage von Dietrich Mateschitz widmete, dass im Fußball-Hause Red Bull zukünftig RB Leipzig und nicht Red Bull Salzburg den Ton angeben werde. Freilich nicht, ohne zu erwähnen, dass diese Aussage nur das bestätigt, was Mateschitz dem selben Blatt bereits mehr als ein Jahr zuvor erzählt habe.

Die LVZ brauchte in ihrer Online-Abteilung vier Tage bis sie daraus eine News strickte. Titel: “RB-Chef Dietrich Mateschitz will Salzburg zur Leipziger Kaderschmiede umbauen.” Die “Stimmung bei Red Bull Salzburg” sei “angespannt”, weiß die LVZ. Das schlechte Abschneiden in Österreich und Europa aber lasse Dietrich Mateschitz kalt, weil er wisse, dass man mit einem österreichischen Team nicht zu europäischer Klasse aufschließen könne: “Deshalb verfolgt Mateschitz nun ‘ein anderes, innovativeres Konzept’. Demnach wird der Verein aus der Mozartstadt zur Ausbildungsfiliale umstrukturiert.”

Das Konzept, das Mateschitz “nun” verfolgt, ist allerdings praktisch so alt, wie es RB Leipzig selbst ist. Denn bereits am 26.02.2010, also vor ziemlich genau zwei Jahren, ließ Mateschitz via Salzburger Nachrichten folgendes verlauten: Neue Konzepte als alte Hüte weiterlesen