Testspiel: RB Leipzig vs. Benfica Lissabon 2:0

Testspiel Nummer fünf der Vorbereitung. Gleichzeitg das zweite und letzte Spiel beim Emirates Cup. Auch für den RB-Trainer eine gute Vorbereitung, durfte er auf den Pressekonferenzen doch schon mal sein Englisch üben, das er nächste Saison in der Champions League verstärkt brauchen wird.

Gegen Benfica Lissabon wechselte Ralph Hasenhüttl sein Team einmal komplett durch und startete auf vielen Positionen mit jenen Spielern, die aktuell erst mal hinten dran sind. Dem Auftreten des Teams merkte man das allerdings nicht an. Recht souverän besiegte man im gewohnten 4-2-2-2 den portugiesischen Rekordmeister, der einen großen Namen hat und regelmäßig an der Champions League teilnimmt.

Der Verein gehört sicherlich wie auch der FC Sevilla zur erweiterten europäischen Spitze, ist aber vermutlich noch ein Stück dahinter einzuordnen. Gegen Leipzig trat man zudem nicht auf jeder Position in Topbesetzung an. Ändert aber nichts daran, dass die Portugiesen als Testgegner auch Richtung europäischen Gegnern ab September ein guter Kontrahent und Prüfstein waren.

In der ersten Halbzeit spielte RB Leipzig nicht in derselben Art dominant und strukturiert wie noch am Vortag in der ersten Halbzeit gegen Sevilla. Da merkte man durchaus auch, dass auf manchen Positionen Neuzugänge mitspielten und entsprechend die Formation noch ein paar Abstimmungsprobleme und entsprechende Lücken hatte, wenn beispielsweise  die Stürmer 20 Meter vor dem Rest verteidigten.

In ein paar Situationen nutzte das Benfica, die in guten Phasen einen sehr ansehnlichen, technisch sauberen Fußball spielten, ganz gut aus. Bei der Besetzung des Strafraums und beim schnellen Spiel in die Spitze hatten die Portugiesen aber so ihre Probleme, sodass man sich kaum mal entscheidend vor das Mvogo-Tor spielen konnte. Was aber auch daran lag, dass die RasenBallsportler in beiden Richtungen des Spielfelds immer wieder schnell umschalteten und so brenzlige Situationen immer wieder mit schnellem Formieren in Ballnähe unterbanden.

Insgesamt zeichnete sich das Spiel von RB Leipzig durch hohes Engagement aus. Vor allem die Außenverteidiger Schmitz und Halstenberg wirkten im Gegensatz zu Bernardo und Klostermann am Vortag ganz gut in die Offensive eingebunden. Nicht ganz zufällig war es dann auch Marcel Halstenberg, der die Führung für RB Leipzig erzielte, nachdem er schön mit in den Strafraum durchgelaufen war und einen Palacios-Doppelpass per starkem Schuss veredelte. So richtig weiß man immer noch nicht, wie Halstenberg eigentlich ohne Tor durch die letzte Saison gekommen ist, angesichts des Hammers, den er auspacken kann.

In der zweiten Halbzeit schien sich Benfica noch mal vorgenommen zu haben, das Spiel zu drehen. Man spielte nun etwas aggressiver und stand dem RB-Spielaufbau häufiger auf den Füßen. Doch ein schöner Freistoß von Kaiser und ein noch schöneres Kopfballtor von Compper in den rechten Winkel beendeten diese Avancen relativ schnell.

Richtung Ende wurde es dann für die RasenBallsportler wie schon am Vortag etwas schwieriger. Die Beine wurden schwer. Die Defensivarbeit war nicht mehr ganz so konsequent und intensiv. Und auch die Wechsel trugen in Sachen Abstimmung nicht so richtig zu Stabilität bei. Sodass Benfica noch zwei gute Chancen zum Ausgleich hatte, aber einmal am Abseits und einmal am Pfosten scheiterte.

Auffällig in dem Spiel war vor allem in der ersten Stunde Bruma, der links immer mal wieder gute Dribblings einstreute und dabei zeigte, was er für ein guter Fußballer ist und dass er nicht nur Tore schießen, sondern auch Torchancen vorbereiten kann. Das sah durchaus gut aus. Man möchte nicht der Trainer sein, der aus dem Trio Sabitzer, Bruma, Forsberg einen auf die Pflichtspielbank setzen muss. In der Schlussviertelstunde spielte Bruma dann als zweiter Stürmer. Da sah man dann aber doch, dass es dafür wohl noch ein paar Einheiten Videoschulung braucht, weil er oft aus der Formation geriet und auf seinen linken Flügel zurückrutschte. Zudem war er dort im Spiel gegen den Ball überfordert und nicht in Position, was aber auch eher eine Frage der Frische gewesen sein könnte.

Durchaus auffällig auch Oliver Burke, der als Stürmer immer bessere Laufwege und gutes allgemeines Spielverhalten aufweist. Aber bei ihm gibt es in der Entscheidungsfindung auch immer noch Situationen, in denen er zu hektisch oder falsch agiert oder abschaltet, wo er schnell wieder in die Formation zurück müsste. Zudem bleibt es weiter erstaunlich, dass ein Spieler seiner Physis und mit England-Vergangenheit in Luftzweikämpfen so schlecht aussieht. Ein paar Wochen bei Karl-Heinz Riedle und Liverpool legt für ihn nächste Saison 80 Millionen Euro auf den Tisch.^^ Davon ab wäre es gut, wenn Burke nach dem durchaus guten Anlaufen des Gegners auch gute Zweikämpfe zur Balleroberung führen würde. Da lässt er sich manchmal noch zu leicht abkochen. Insgesamt machten die 90 Minuten aber Mut, dass der Schotte inzwischen reifer spielen und eine echte Alternative im Sturm werden kann.

Wichtig für das Spiel war auch Neuzugang Konrad Laimer. Der glänzte vor allem im Spiel gegen den Ball, wo er den Portugiesen im Mittelfeld keine Luft ließ und immer wieder gute Bälle eroberte oder entstehende Lücken schloss. Diesbezüglich sah der Österreicher sehr gut aus. In Sachen Spieleröffnung oder Weiterspielen nach Balleroberung war allerdings auch noch viel Luft nach oben. Da war Laimer einige Male zu hektisch oder zu unpräzise. Da wirkte er noch ein wenig wie ein Ilsanker in seiner Anfangszeit in Leipzig. Aber das Potenzial von Laimer, auch in der Spieleröffnung zu glänzen, geht wohl eher Richtung Demme, der darin ja auch gerade im letzten Jahr zu einer ganz wichtigen Figur wurde.

Etwas unglücklich agierte wie schon im Test gegen Konyasport Torwartneuzugang Yvon Mvogo. Einmal bei einem Abschlag zu lange gebraucht und einen Gegenspieler angeschossen. Einmal einen Schuss zur Mitte abgewehrt. In einem Spiel, in dem er nicht viele Chancen bekam, sich auszuzeichnen, blieben eher negative Dinge hängen. Wie schon gegen Konyaspor, wo Mvogo zwei, drei Wackler im Spiel hatte. Mag sein, dass der Schweizer etwas übermotiviert oder nervös war, weil er sehr gute Leistungen zeigen muss, um der etablierten Nummer 1 namens Gulacsi Konkurrenz zu machen. Aber bisher hat der 23-Jährige keine überzeugenden Argumente auf den Tisch gelegt, wegen derer Hasenhüttl seinen Stammkeeper wechseln würde. Mvogo gehört weiter die Zukunft und er wird seine Chancen kriegen. In diesem Sommer scheint der Zug aber erstmal abgefahren zu sein, dazu agierte Gulacsi in seiner Spielzeit zu ruhig und auf seine nüchterne Art souverän. Bei Verletzungen, im kommenden Sommer oder vielleicht ja auch schon im Winter werden die Karten aber wieder neu gemischt.

Zum Einsatz kamen gegen Benfica auch alle Nachwuchsspieler. Palacios (der nicht wirklich in die Kategorie gehört) zeigte sich als solider, ballsicherer Stürmer. Abouchabaka wirkte auf der rechten Zehn etwas überhastet. Im Test gegen Konyaspor schien er auf der Sechs etwas mehr Übersicht und Abgeklärtheit an den Tag gelegt zu haben. Aber auch gegen Benfica deutete er sein Talent an. Er ist halt gerade mal 17 und entsprechend wird ihn jede dieser Erfahrungen mit dem Profiteam (gegen einen guten europäischen Gegner) weiterbringen. Das gilt genauso für Nicolas Kühn, der kaum in der Partie mit einem guten und mutigen Solo glänzte. Und auch für Kilian Ludewig oder Erik Majetschak, die beiden U19-Spieler, die heimlich vielleicht ja noch darauf hoffen, dass sie künftig wie Palacios, Kühn und Abouchabaka mit den Profis trainieren dürfen.

Insgesamt war der Test gegen Benfica ein sehr ordentlicher. Zumal weil man nicht mit dem allerersten Anzug auflief und man entsprechend einen kleinen Leistungsabfall erwartet hätte. Der war abgesehen von kleineren Abstimmungsproblemen aber nicht zu sehen. Insofern konnten da einige Spieler Werbung in eigener Sache betreiben.

Auffällig blieb aber auch gegen Benfica, dass kein Stürmertor gelang. Schon in den letzten beiden Testspielen waren die Stürmer leer ausgegangen. Das kann man nicht nur den Stürmern anlasten, sondern ist auch ein Hinweis darauf, dass beim Spiel in die Spitze und beim Herausspielen von Chancen weiter Luft nach oben bleibt. Auch in Sachen Spielgeschwindigkeit. Aber hier gilt weiterhin, dass es noch zwei Wochen bis Dorfmerkingen und drei Wochen bis zur Bundesliga sind. Frische und Geschwindigkeit sind Dinge, die in der verbleibenden Zeit sicherlich noch dazukommen werden. Von den grundsätzlichen Abläufen als Team ist man derweil schon relativ weit, wie auch nur ein Gegentor (und das durch unberechtigten Elfer) in bisher fünf Testspielen beweist. Die Saison darf langsam kommen, aber vorher steht noch der abschließende Test gegen Stoke City am Samstag in der Red Bull Arena auf dem Programm. Karten für das Spiel dürfte es noch mehr als genug geben..

Randbemerkung: Witzig, dass Arsenal am Ende den Emirates Cup gewann. Und das trotz der Tatsache, dass man gegen Sevilla mit 1:2 verlor und entsprechend die Spanier ihre zwei Spiele gewonnen hatten, während Arsenal einmal gewann und einmal verlor. Dafür sorgte die Regel, dass man für jedes Tor zusätzlich einen Punkt bekommt. Sevilla gewann zweimal und schoss drei Tore. Das macht drei plus drei plus drei, also neun Punkte. Arsenal gewann einmal und schoss sechs Tore. Das macht drei plus sechs, also neun Punkte. Torverhältnis war gleich zwischen beiden Teams und so zählte nicht der direkte Vergleich, sondern die Zahl der mehr erzielten Tore. Sieg für Arsenal also. Bei gleicher Anzahl von Toren hätte im übrigen die Anzahl von abgegebenen Torschüssen gezählt. RB Leipzig wurde am Ende Dritter und erhielt neben guten Testspielen auch noch ein gutes Antrittsgeld. Ist vermutlich wichtiger als ein Turniersieg.

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Tore: 1:0 Halstenberg (18.), 2:0 Compper (53.)

Aufstellung RB Leipzig: Mvogo – Schmitz, Konaté, Compper, Halstenberg – Kaiser, Laimer – Abouchabaka (62. Ludewig), Bruma – Burke (74. Majetschak), Palacios (67. Kühn)

Aufstellung Benfica Lissabon: Varela – Grimaldo, Lisandro, Dias, Pereira – Carrillo (72. Goncalves), Fejsa, Chrien (60. Horta), Cervi (72. Willock) – Jimenez (72. Mitroglu/80. Pizzi), Silva (60. Jonas)

Zuschauer: 10.000 aufwärts (davon 400 RB-Fans; in London/ Stadion füllte sich während des Spiels, weil anschließend Arsenal spielte)

Links: RBL-Bericht

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Bisherige Testspiele 2017/2018

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Testspieltorschützen 2017/2018

Augustin – 3; Bernardo, Abouchabaka, Compper – je 2; Kühn, Kaiser, Sabitzer, Poulsen, Forsberg, Halstenberg – je 1; Eigentore – 1

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Testspieleinsatzzeiten 2017/2018

  • Klostermann – 225 Minuten
  • Orban – 225 Minuten
  • Upamecano – 225 Minuten
  • Augustin – 225 Minuten
  • Bernardo – 225 Minuten
  • Halstenberg – 225 Minuten
  • Schmitz – 225 Minuten
  • Konaté – 225 Minuten
  • Kaiser – 225 Minuten
  • Ilsanker – 216 Minuten
  • Burke – 208 Minuten
  • Sabitzer – 205 Minuten
  • Palacios – 205 Minuten
  • Abouchabaka – 196 Minuten
  • Keita – 180 Minuten
  • Forsberg – 180 Minuten
  • Poulsen – 180 Minuten
  • Compper – 180 Minuten
  • Laimer – 180 Minuten
  • Gulacsi – 135 Minuten
  • Mvogo – 135 Minuten
  • Bruma – 135 Minuten
  • Kühn – 114 Minuten
  • Coltorti – 90 Minuten
  • Köhn – 90 Minuten
  • Ludewig – 83 Minuten
  • Majetschak – 62 Minuten
  • Demme – 45 Minuten
  • Yilmaz – 45 Minuten
  • Dauter – 45 Minuten
  • Werner – 16 Minuten

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Marcel Halstenberg durfte sich im Spiel gegen Benfica Lissabon mal wieder über einen Treffer freuen. | GEPA Pictures - Roger Petzsche.
GEPA Pictures – Roger Petzsche.

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