Individuelle Zahlenrundumleuchte RB Leipzig 2016/2017 – Teil 2

Heute dann also Teil 2 der Betrachtungen rund um die Leistungsdaten der Spieler von RB Leipzig. Wer noch mal nachlesen möchte, was es so alles zu Einsatzzeiten, Torbeteiligungen und Zweikampfgeschichten zu erzählen gab, der blättere einfach zurück.

Dass sich in Sachen Spielidee ein paar Dinge verändert haben, sieht man bereits an den Laufdaten. Denn diese sind im Vergleich zur Winterpause bei allen Stammspielern zurückgegangen. Diego Demme läuft als Arbeitsbiene im Mittelfeld auf 90 Minuten gerechnet im Saisonschnitt entsprechend ‘nur’ noch knapp 12 km und nicht mehr 12,14. Kein großer Unterschied, der vor allem dem verstärkten Ballbesitz geschuldet sein dürfte.

Interessant, dass Oliver Burke direkt hinter Diego Demme einkommt, wenn es um Laufaufwand pro 90 Minuten geht. Wobei bei ihm die Statistik durch viele Joker-Einsätze geschönt ist. Als Joker läuft man per se mehr als andere, weil die Einsatzzeit wesentlich kürzer ist und man sich entsprechend schneller auspowern kann. Rechnet man dann die absolvierte Laufleistung auf 90 Minuten hoch, dann landet man schnell bei vergleichsweise hohen Zahlen. Ablesen kann man bezüglich Burke daraus trotzdem, dass er in der Einsatzzeit, die er hatte, mit hohem Engagement dabei war.

Interessant vielleicht auch, dass neben Demme vor allem die Anläufer in vorderster Front, also Sabitzer, Werner und Poulsen die höchsten Laufstrecken absolviert haben. Macht auch noch mal deutlich, worauf es im RB-Spielsystem ankommt. Emil Forsberg ist den Offensivkollegen mit knapp 11km pro 90 Minuten dicht auf den Fersen.

Top 5 Laufstrecke pro 90 Minuten (mindestens 600 Einsatzminuten)

  • Diego Demme: 11,98 km
  • Oliver Burke: 11,96 km
  • Marcel Sabitzer: 11,31 km
  • Timo Werner: 11,21 km
  • Yussuf Poulsen: 11,15 km

Bei den Sprints pro 90 Minuten führt Oliver Burke. Fast 40 Sprints sind extrem viel. Auch hier liegt die Zahl unter anderem daran, dass der Schotte oft als Einwechsler zum Zug kam und in kurzer Spielzeit einfach physisch die besseren Voraussetzungen hatte, in kurzer Zeit viele Sprints unterzubringen. Trotdzem gilt auch hier, dass die Anzahl der Sprints ebenso das hohe Engagement von Burke widerspiegeln.

Dahinter kommt dann schon Timo Werner, der nicht nur als Sprinter in die Tiefe, sondern auch als sprintender Anläufer enorm wichtig ist. Werners Werte haben sich im Vergleich zur Winterpause auf hohem Niveau stabilisiert, während sie bei Poulsen und Sabitzer leicht zurückgegangen sind.

Bemerkenswert weiterhin der Unterschied zwischen den 18 Sprints, die ein Emil Forsberg absolviert und den 26 bis 28 Sprints pro 90 Minuten, die Sabitzer und Poulsen hinlegen. Etwas andere Spielrollen, klar. Aber auch ein Verweis auf die jeweiligen Stärken und die Qualitäten, die die Spieler in die Mannschaft bringen.

Top 5 Sprints pro 90 Minuten (mindestens 600 Einsatzminuten)

  • Oliver Burke: 38,5
  • Timo Werner: 33,6
  • Yussuf Poulsen: 28,4
  • Marcel Sabitzer: 26,2
  • Bernardo: 22,2

Wie schon die Laufstrecke ist auch die Anzahl der Ballkontakte ein Verweis auf veränderte bzw. leicht angepasste Spielideen. Denn bei fast allen Spielern steigt die Anzahl der Ballkontakte. Selbst Diego Demme kommt über die gesamte Saison nun auf 85 Kontakte pro 90 Minuten, während es bis zur Winterpause schon 80 waren. Macht auch die zentrale Rolle des Diego Demme deutlich, der für die Ballzirkulation und als Anspielstation an allen Ecken des Spielfelds enorm wichtig ist.

In die Phalanx geschoben hat sich auf Anhieb Dayot Upamecano. Der damit auch klar macht, dass er nicht nur verteidigen will, sondern auch fußballerisch zum Erfolg beitragen kann. Die zweitmeisten Ballkontakte aller RB-Spieler pro 90 Minuten ist jedenfalls schon mal ein ordentlicher Ausgangswert für die kommende Spielzeit.

Interessant auch, dass Benno Schmitz weiterhin in dieser Kategorie vertreten ist. Spricht dafür, dass er durchaus ein feiner Fußballer ist, über den immer mal wieder Lösungen gesucht werden.

Top5 Ballkontakte pro 90 Minuten (mindestens 600 Einsatzminuten:

  • Diego Demme: 85
  • Dayot Upamecano: 74
  • Naby Keita: 72
  • Benno Schmitz: 71
  • Stefan Ilsanker: 69

Nicht überraschend, dass Innenverteidiger wie Willi Orban und Marvin Compper oder ein eher tiefer Sechser wie Diego Demme sehr gute Passquoten haben. Eindrücklicher da schon, dass Naby Keita der passsicherste Spieler bei RB Leipzig ist. Gerade unter Druck von Gegenspielern bringt er den Ball eigentlich fast immer zum eigenen Mann. Gerade diese Qualität macht ihn zu einer so guten Besetzung auf der Sechs mit Hang zur Acht und zur Offensive.

Auch beeindruckend die Passquote von Emil Forsberg. Fast vier von fünf angekommene Pässe sind auf seiner Position Richtung Zehn und in einem auf schnellem Umkehrspel ausgelegten System vergleichsweise überragend. Marcel Sabitzer, der aber auch immer mal als zweite Spitze zum Einsatz kam, kommt gerade mal auf 67%.

Top 5 Passgenauigkeit (mindestens 600 Einsatzminuten)

  • Naby Keita: 82%
  • Willi Orban: 81%
  • Diego Demme: 80%
  • Marvin Compper: 80%
  • Emil Forsberg: 78%

Wichtig bei der Spielweise von RB Leipzig auch Balleroberungen aller Art. FourFourTwo unterscheidet diesbezüglich zwischen Recoveries und Interceptions. Das eine ist eine etwas aktivere Art der Eroberung im Vergleich zur anderen (Balleroberung vs. Ball abgefangen). Der Unterschied ist aber für hier und jetzt und für die Frage, welcher Spiele am häufigsten Bälle eroberte bzw. gewann (also durch irgendwas plötzlich in Ballbesitz kam), eher zweitrangig. Weswegen beide Arten einfach zusammengeschmissen werden.

Etwas zurückgegangen sind die Werte in Sachen Balleroberungen bei Naby Keita. Weiterhin spritzt er mit viel Eleganz in Pässe des Gegners und ist dadurch als Abfängjäger und gleichzeitiger Spieleröffner wichtig. Bis zur Winterpause waren es allerdings noch zwei ballerobernde Aktionen mehr.

Dayot Upamecano schiebt sich auch hier sehr eindrücklich sofort in den Fokus. Elf eroberte Bälle pro 90 Minuten sind sehr viel. Gerade auch für einen Innenverteidiger. In der Zahl steckt auch drin, wie viel Risiko der Franzose manchmal beim Vorwärtsverteidigen nimmt. Vermutlich wird die Zahl künftig etwas zurückgehen, wenn die Balance zwischen aggressivem Ballerobern und zurückhaltendem Positionhalten ausgewogener wird.

Top5 Balleroberungen pro 90 Minuten (mindestens 600 Einsatzminuten)

  • Naby Keita: 12,8 Balleroberungen
  • Dayot Upamecano: 10,8 Balleroberungen
  • Diego Demme: 9,5 Balleroberungen
  • Stefan Ilsanker: 8,5 Balleroberungen
  • Benno Schmitz/ Bernardo: 7,9 Balleroberungen

Bliebe zum Abschluss noch die Plus-Minus-Tabellenspielerei. Hier wird für jeden Spieler ausgewiesen, wie das Torverhältnis aussah, wenn man nur die jeweiligen Zeiten betrachtet, in denen er auf dem Platz stand und wie viele Punkte er kassierte, wenn man den Stand zum Zeitpunkt des jeweiligen, individuellen Verlassens des Spielfelds nimmt. Im Schnitt holte RB Leipzig 1,97 Punkte und +0,79 Tore. Wer also über diesen Werten liegt, hatte überdurschnittlich viel Freude an den Spielen. Auch könnte man interpretieren, dass jene mit besseren Werten mehr positiven Einfluss auf Spiel und Mannschaft hatten. Was aber auch eine etwas eindimensionale Erklärung sein kann in einem Spiel, bei dem es keine permanenten Wechsel gibt und entsprechend Spieler mal vornehmlich ein paar Spiele am Stück ausfallen. Wodurch ein gewisser Zufallsfaktor in die Zahlen hineinkommt (dass Gulacsi beispielsweise ausgerechnet gegen Darmstadt fehlte, kostet ihn vier Tore und lässt ihn dadurch im Vergleich etwas zurückrutschen, sagt aber wenig über seinen Einfluss aufs Team aus).

Für den Durchschnitt im Team stehen Marcel Sabitzer, Stefan Ilsanker und Marcel Halstenberg, die sowohl nach Toren als auch nach Punkten keine besonderen Ausschläge haben. Nach oben hin ragt neben Oliver Burke (erkläre das mal jemand..) vor allem Marvin Compper heraus, der mit seiner Erfahrung recht wichtig für Spielergebnisse und Stabilität zu sein scheint. Auch Bernardo, Werner, Poulsen, Demme, Keita oder Forsberg tragen in unterschiedlichem Ausmaß (statistisch) überdurchschnittlich zum Erfolg bei.

Interessant am unteren Ende natürlich Dayot Upamecano und Benno Schmitz. Bei Upamecano spiegelt sich dabei der schwierige Start mit vielen Unsicherheiten vor allem in den Spielen gegen den HSV und in Mainz wieder. Bei 0:5 Treffern mit ihm auf dem Platz dauerte es bis zu seinem siebten Einsatz und dem späten Tor gegen Leverkusen kurz nach seiner Einwechslung, dass der Franzose auch mal was zum Bejubeln hatte.

Bei Benno Schmitz erstaunt es dann aber schon ein bisschen, dass die Statistik so enorm schlecht ist. Bei immerhin 1.000 Minuten Einsatzzeit, 16 Einsätzen und einer runden Stunde pro Einsatz ist die Bilanz auch nicht mehr komplett ohne Aussagekraft. Und sie spricht nicht so richtig für den Außenverteidiger.

Offensiv erzielte RB Leipzig im Schnitt 1,94 Tore. Überdurschnittlich offensivstark war das Team, wenn Marvin Compper auf dem Feld stand. Auch Emil Forsberg hatte (natürlich als bester Vorbereiter der Liga) einen hohen Einfluss auf das Offensivergebnis von RB. Dahiner ist es dann schon alles relativ dicht beieinander und rund um den Mittelwert verteilt. Nach unten heraus fallen dann wiederum Willi Orban, dem hier zum Nachteil wird, dass er in der wilden Saisonschlussphase in fünf Spielen mit 14 Treffern fehlte, Dominik Kaiser, dessen offensiver Einfluss im Saisonverlauf tatsächlich eher gering war (wobei das meist nicht zu seinen Aufgaben gehörte, sondern er zuletzt eher zur Ergebnissicherung kam), und Benno Schmitz, dessen fußballerische Qualitäten nicht den ganz großen Impact hatten.

Im Defensivbereich kassierte RB Leipzig im Schnitt 1,15 Gegentore pro Spiel. Erstaunlicherweise kommt dabei Oliver Burke auf die besten Daten. Nur fünf Gegentore fielen, wenn er auf dem Platz stand. Wobei man da mal abwarten muss, wie sich das mit wachsender Spielzeit entwickelt.

Verlässlicher da schon die Zahlen zu Yussuf Poulsen, der mit seiner Qualität im Anlaufen und Gegnerbeschäftigen auch konstant ein stabilisierender Faktor ist. Auch Marvin Compper trägt mit seiner Anwesenheit sehr zum stabilen Auftreten der Mannschaft auf. Bernardo hat seine Stärken offenbar auch vor allem beim Helfen in der Defensive. Und bei Dominik Kaiser bestätigt sich, dass er als defensiver Ergebnissicherer durchaus einen ordentlichen Job macht.

Am anderen Ende des Spektrum steht dann Emil Forsberg, der zwar offensiv einen extrem hohen Beitrag leistet, aber mit dem RB Leipzig defensiv offenbar nicht so gut ausbalanciert ist. Bei Dayot Upamecano spiegeln sich hier die besagten Anfangsauftritte wider. Und bei Benno Schmitz fallen einem bei der Statistik direkt zwei, drei Gegentreffer ein, die über seine Abwehrseite eingeleitet wurden.

Will man seine Stammelf nicht wie in Teil 1 aus den Einsatzzeiten ableiten, sondern an ihrem Einfluss auf die Spielresultate, dann verändert sich die Mannschaft leicht. Willi Orban fliegt aus dem Team und Bernardo rutscht hinein. Genaugenommen ersetzt wohl auch noch Oliver Burke den Kollegen Marcel Sabitzer. Worüber man aber angesichts der geringen Burke-Einsatzzeit und unterdurchschnittlich vielen gesammelten Punkte auch streiten könnte.

  • Gulacsi – Bernardo, Ilsanker, Compper, Halstenberg – Keita, Demme – Burke (Sabitzer), Forsberg – Werner, Poulsen

[Plus/Minus: Torverhältnis für jeden Spieler und seine Spielzeit; Plus/Minus/90: Torverhältnis für jeden Spieler und seine Spielzeit, wenn man es auf 90 Minuten hochrechnet (Bsp: Dominik Kaiser hatte in 725 Einsatzminuten ein Torverhältnis von +8, macht für 90 Kaiser-Spielminuten ein Verhältnis von 0,99); Punkte: Gesamtzahl Punkte, die jeder Spieler sammelte, wenn er das Feld verließ; Punkte/Spiel: Punkte, die jeder Spieler im Schnitt pro Einsatz sammelte, zum Zeitpunkt des Verlassen des Feldes; Off = Geschossene Tore pro 90 Minuten, wenn der entsprechende Spieler auf dem Feld stand; Def = Zugelassene Tore pro 90 Minuten, wenn der entsprechende Spieler auf dem Feld stand; Berücksichtigt sind nur Spieler, die mindestens 600 Minuten auf dem Spielfeld standen]

Spieler +/-+/-/90PktPkt/SpOffDef
Oliver Burke91,28481,922,000,71
Marvin Compper291,24532,122,140,90
Bernardo211,00442,002,001,00
Yussuf Poulsen220,96592,031,840,88
Naby Keita240,90632,032,021,12
Timo Werner240,89652,101,971,08
Diego Demme280,88662,062,041,16
Emil Forsberg220,85602,002,121,27
Marcel Halstenberg240,81602,001,861,05
Stefan Ilsanker230,78672,031,971,19
Marcel Sabitzer210,73631,971,871,14
Peter Gulacsi230,70641,941,881,18
Willi Orban190,68541,931,751,07
Dominik Kaiser70,59562,241,611,02
Dayot Upamecano20,27151,252,021,75
Benno Schmitz00,00231,441,731,73

Fazit: Insgesamt viel Spielerei, in der sich die einzelnen Charaktere aber auch sehr gut wiederfinden. Die Offensivgranaten Forsberg und Werner genauso wie der spektakuläre Keita. Der für Stabilität und Zweikampfverhalten so wichtige Poulsen genauso wie der Ballverteiler und Spieleröffner Demme. Und nicht zu vergessen der sofort enorm auffällige Upamecano, der noch lange nicht fertig ist, aber schon viel von dem andeutet, was ihm irgendwann mal das Prädikat Weltklasse einbringen könnte.

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Datengrundlage: Bunte Mischung aus aufgearbeiteten Zahlen aus eigener Sammlung, BILD-Sportdatencenter, bundesliga.de, transfermarkt.de und Fourfourtwo.

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Alte Zahlenrundumleuchten:

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Lucky Guys. | GEPA Pictures - Roger Petzsche
GEPA Pictures – Roger Petzsche

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Ein Gedanke zu „Individuelle Zahlenrundumleuchte RB Leipzig 2016/2017 – Teil 2“

  1. Na das ist ein Ding.
    Also Burke verdrängt mit seinen Zahlen/Daten Sabitzer..
    Bei der nächsten PK solltest Du mal Hasenhüttl fragen, ob er Dein Blog liest ;-)

    Bei den Wiederholungen habe ich immer mir die Beiden Jungen angeschaut, also Burke und Upamecano.
    Die Topwerte bei den Sprints passen. Nur sah man sehr oft, daß er an der falschen Stelle den Sprint anzog. Vor allen beim Anlaufen des Gegners.
    Bei Upamecano bin ich auch sehr gespannt, wie er in Zukunft agiert. Vielleicht ist es sein Spiel, wenn er versucht so als erstes an den Ball zu kommen. Er müsste dann nur immer eine Hand am Trickot vom Gegner haben, sonst ist dieser weg ;-)

    Die Passgenauigkeit bei Forsberg und Keita als Spieler die die Offensive antreiben ist wirklich der Wahnsinn.

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