Neue Runde, neues (feuerzeugloses) Glück – DFB-Pokal in Unterhaching

Wie schon in der ersten Runde des DFB-Pokals geht es für RB Leipzig auch in der zweiten Runde zu einem unterklassigen Verein. Die Auslosung ergab, dass man am 27. oder 28.10.2015 in den Süden der Republik zur SpVgg Unterhaching fahren muss. Damit spielt man im DFB-Pokal erstmals gegen einen Regionalligisten.

Wobei das im Fall der Randmünchener ein wenig in die Irre führt, denn in den letzten sieben Jahren spielte Unterhaching durchgängig in der dritten Liga, war dort Gründungsmitglied und stieg erst am Ende der vergangenen Saison in die Regionalliga ab. Wo sie allerdings ziemliche Anpassungsschwierigkeiten haben. Was nicht verwundern kann, denn die SpVgg wird schon seit einiger Zeit von einige finanziellen Sorgen geplagt und setzt entsprechend auf eine Art schlecht bezahltes U23-Team. Dass man mit diesem Konzept keine großen Sprünge mehr macht, auch nicht in der Regionalliga, dürfte auf der Hand liegen.

Für RB Leipzig ist das Los sportlich durchaus ein angenehmes. Bei allem Respekt war Unterhaching eine der einfachsten Aufgaben, die im Lostopf lagen. Wenn man entsprechend Ende Oktober mit viel Pokallust nach Bayern reist, sollten die Chancen, das Achtelfinale zu erreichen bereits sehr gut sein. Selbst wenn die SpVgg in der ersten Runde mit Ingolstadt einen Bundesligisten ausschaltete.


Nicht sonderlich begeistert wirkte Unterhaching-Präsident Manni Schwabl am Rande der Auslosung über den Gegner in der 2. Runde des DFB-Pokals. Auch nicht unverständlich. RB Leipzig ist nicht gerade der Gegner, wegen dem Schwabl im Münchener Umland die Tickets aus der Hand gerissen werden. Dazu ist es sportlich (wenn RB das Potenzial ausschöpft) ein sehr schwerer Gegner. Und nicht zu vergessen gibt es durch die Vorfälle von Osnabrück eine gesteigerte Aufmerksamkeit in Bezug auf die Sicherheitsaspekte der Partie, was auch noch ein mal ein paar zusätzliche Euros kosten wird. Eher ein schlechtes Gesamtpaket.

Andererseits ist Unterhaching gegen RB Leipzig bisher auch noch unbesiegt. In der dritten Liga gab es 2013/2014 zwei Unentschieden in zwei Spielen, in denen sich RB Leipzig sehr schwer tat und am Ende völlig verdient nur zwei Punkte mitnahm. Ohne dass man das auch nur im Ansatz auf die heutigen Kräfteverhältnisse übertragen kann, wird man in Unterhaching zumindest noch wissen, dass man die RasenBallsportler durchaus aus dem Tritt bringen kann.

Bei RB Leipzig begegnet man der Partie so wie man einer solchen Partie eben rhetorisch begegnet. Man werde “die Partie natürlich sehr ernst nehmen” (Rangnick) und “den Gegner keinesfalls unterschätzen” (Kaiser), auch wenn man “natürlich als Favorit in dieses Spiel” (noch mal Kaiser) geht. Nun ja, Pokalüberraschungen fangen meist damit an, dass favorisierte Protagonisten irgendwo zu Protokoll geben, dass man etwas ernst nimmt und nicht unterschätzt. Weil im Moment des öffentlichen Bekenntnis meist das Unterschätzen schon im Unterbewusstsein angekommen ist und man auf dem Platz dann nicht mehr den Schalter umgelegt bekommt. Mal sehen, wie es den RasenBallsportlern dann in Unterhaching ergeht.

Neben Unterhaching gegen Leipzig wurden noch 15 weitere Partien gelost. Herauszuheben dabei sicherlich Schalke gegen Gladbach und Wolfsburg gegen Bayern. Man kann sich zu 100% sicher sein, dass eine dieser Begegnungen das Spiel im Free TV sein wird. Sportlich muss es natürlich eigentlich am ehesten das Bayern-Spiel sein. Vom Klang gerade in Bezug auf den Pokalwettbewerb her darf es aber genauso gern die andere Paarung sein.

Insgesamt wurden vier bundesligainterne Partien gezogen. Was bedeutet, dass auch mindestens vier Bundesligisten in der zweiten Runde aus dem Wettbewerb ausscheiden werden. Da an gleich fünf Partien keine Bundesligisten teilnehmen, werden wiederum gleich fünf unterklassige Teams (also maximal Zweitligisten) ins Achtelfinale einziehen.

Blöd gelaufen ist es für 1860 München und Paderborn, die als Zweitligisten ein Auswärtsspiel bei einem Bundesligisten erwischten und nach Mainz bzw. Dortmund reisen müssen. Damit sind es in dieser Runde zwei Paarungen zwischen Bundesliga und zweiter Liga, bei der der höherklassige Verein Heimrecht hat. Es bleibt dabei, dass diese Regelung aufgehoben gehört und endlich alle unterklassigen Teams immer Heimrecht haben.

Interessant auch, dass es gleich drei zweitligainterne Duelle in der zweiten Pokalrunde gibt. Bochum gegen Kaiserslautern und Nürnberg gegen Düsseldorf haben sehr viel Klang. Sandhausen gegen Heidenheim hat sicherlich nicht ganz so viel Klang, aber in Sachen sportlicher Qualität müssen sie sich hinter den anderen Clubs auch nicht verstecken.

Zu Besuch in der Nähe ist RBL-Ex-Coach Alexander Zorniger, der mit seinem VfB Stuttgart ein Auswärtsspiel in Jena zog. Jena war ja in Zornigers Regionalligasaison auf lange Sicht der einzige Club, der überhaupt ansatzweise als so etwas wie ein ernsthafter Konkurrent durchging. Der Leipziger 5:4-Spektakelsieg in Jena ist dem einen oder anderen RB-Anhänger trotz sportlicher Wertlosigkeit sicherlich noch in Erinnerung.

Fazit: Unterhaching, so richtig hatte den Club in Leipzig wohl niemand auf der Rechnung vor der Auslosung der Pokalrunde, wie auch die Umfrageergebnisse hier im Blog (siehe ganz unten) zeigen. Das wird von den Namen der beteiligten Clubs her sicherlich nicht das größte Spektakel der Fußballgeschichte und auch fußballerisch dürfte es eher auf Kampf denn auf Spiel hinauslaufen. Trotzdem ist es aus RB-Sicht ein gutes Los, weil es alle Chancen lässt, Mitte Dezember noch ein Achtelfinalspiel zu bestreiten.

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Partien der zweiten Runde

  • Bundesliga gegen Bundesliga
    • Schalke 04 – Borussia Mönchengladbach
    • Werder Bremen – 1.FC Köln
    • VfL Wolfsburg – Bayern München
    • Darmstadt 98 – Hannover 96
  • Bundesliga gegen 2.Liga
    • FSV Frankfurt – Hertha BSC
    • Mainz 05 – 1860 München
    • SC Freiburg – FC Augsburg
    • Borussia Dortmund – SC Paderborn
  • 2.Liga gegen 2.Liga
    • 1.FC Nürnberg – Fortuna Düsseldorf
    • VfL Bochum – 1.FC Kaiserslautern
    • SV Sandhausen – 1.FC Heidenheim
  • Bundesliga gegen 3.Liga
    • Erzgebirge Aue – Eintracht Frankfurt
  • Bundesliga gegen Regionalliga
    • Viktoria Köln – Bayer Leverkusen
    • Carl Zeiss Jena – VfB Stuttgart
  • 2.Liga gegen Regionalliga
    • SpVgg Unterhaching – RB Leipzig
  • 2.Liga gegen Oberliga
    • SSV Reutlingen – Eintracht Braunschweig

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[Bericht zur Ankündigung der Auslosung]

Der DFB-Pokal hat seine eigenen Gesetze. In diesem Fall waren es mit dem Spielabbruch am vergangenen Montag eher unschöne Gesetze. Die aber für RB Leipzig die vorteilhaften Folgen hatten, dass man die zweite Runde über den Richtertisch des DFB-Sportgerichts [broken Link] doch noch erreichte, nachdem es sportlich in Osnabrück 70 Minuten lang nicht wirklich danach aussah, dass dies noch gelingen könne.

Zum dritten Mal steht RB Leipzig damit in der zweiten Runde des DFB-Pokal. Wie gewohnt wird auch die zweite Runde noch aufgeteilt in Amateur- und Profitopf ausgelost. Im Amateurtopf liegen allerdings nur noch fünf Lose, während im Profitopf 27 Lose stecken. 15 Erstligisten, 12 Zweitligisten, ein Drittligist, drei Regionalligisten und ein Oberligist warten wieder mal auf das große Glück.

Dabei werden anfangs den fünf Amateurteams fünf Proficlubs zugelost, um anschließend die restlichen 22 Proficlubs gegeneinander auf 11 Partien zu verteilen. Bei den Paarungen der Proficlus untereinander haben die unterklassigen Vereine (also die Zweitligisten) weiterhin nicht per se Heimvorteil, sondern zu Hause spielt, wer zuerst gezogen wird.

Das kann für RB Leipzig bedeuten, dass man durchaus auch ein Auswärtsspiel bei Bayern München oder Borussia Dortmund ziehen könnte. Genauso sind aber auch Heimspiele gegen den FSV Frankfurt oder den SV Sandhausen denkbar. Mit Aue und Jena sind auch noch zwei NOFV-Vertreter im Rennen. Gegen beide Teams müsste RB Leipzig im Fall der Fälle auswärts antreten, weil beide Mannschaften im Amateurtopf liegen, der per se Heimrecht hat.

Die Wahrscheinlichkeit, einen unterklassigen Verein zu ziehen, beträgt für RB Leipzig knapp 19%. Ein Auswärtsspiel zu erwischen, ist mit einer 60%igen Wahrscheinlichkeit verknüpft. Mit einer hohen Wahrscheinlichkeit von 81% wird man auf einen Erst- oder Zweitligisten treffen. Die Chancen auf einen Erstligisten stehen fast 50:50.

Das alles sind natürlich nur Wahrscheinlichkeitszahlen. Am Ende ist jedes der 31 Lose möglich. Und wie immer stellt sich die Frage, ob man eher das große Los in Form von Prominenz sucht oder lieber ein leichteres Los will, weil man im Pokal noch Ziele hat. Als ambitionierter Zweitligist sind da die Motivationslagen bei RB Leipzig inzwischen sicherlich andere als vor fünf Jahren, als man den bundesdeutschen Wettbewerb zur Imagepflege brauchte. Inzwischen stehen sportliche Ziele deutlich im Vordergrund.

Wenn man sich aus sportlichen Gründen etwas wünschen dürfte, dann dass man gegen einen Bundesligisten am besten nur zu Hause antritt und keinen der großen Champions-League-Teilnehmer oder -Aspiranten bekommt. Andererseits hätte ein Auswärtsspiel unter der Woche bei den Bayern auch so seinen Reiz. Sportlich und aufmerksamkeitstechnisch.

Am Ende wird es dann wohl sowieso ein unangenehmes Los wie auswärts in Jena, Bochum oder Kaiserslautern anzutreten. Also Spiele, wo du nicht als Underdog anreist, aber mindestens so viel Gegenwehr oder sogar mehr hast als bei einem Auswärtsspiel in Bremen. Ein besondere Ponte wäre natürlich Darmstadt als Los, gerade als man glaubte, dass man sich mal ein Jahr aus dem Weg gehen könnte.

Mein Wunsch: auswärts bei den Bayern, zu Hause gegen Hannover oder zu Hause gegen 1860. Und ihr so (mal völlig unabhängig vom Spielort)?

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Die Wunschgegner der werten LeserInnenschaft

  • VfB Stuttgart – 17%
  • Borussia Dortmund – 12%
  • SSV Reutlingen – 10%
  • Carl Zeiss Jena – 8%
  • Darmstadt 98 – 8%
  • Borussia Mönchengladbach – 7%
  • 1860 München – 5%
  • Hannover 96 – 5%
  • 1.FC Köln – 4%
  • Bayern München – 4%
  • Werder Bremen – 4%
  • Viktoria Köln – 4%
  • SC Paderborn – 2%
  • SV Sandhausen – 2%
  • SpVgg Unterhaching – 1%
  • 1.FC Heidenheim – 1%
  • FSV Frankfurt – 1%
  • Erzgebirge Aue – 1%
  • SC Freiburg – 1%
  • Bayer Leverkusen – 1%
  • FC Augsburg – 1%
  • Hertha BSC – 1%
  • Fortuna Düsseldorf – 0%
  • 1.FC Nürnberg – 0%
  • VfL Wolfsburg – 0%
  • Schalke 04 – 0%
  • Eintracht Frankfurt – 0%
  • 1.FC Kaiserslautern – 0%
  • Eintracht Braunschweig – 0%
  • Mainz 05 – 0%
  • VfL Bochum – 0%

4 Gedanken zu „Neue Runde, neues (feuerzeugloses) Glück – DFB-Pokal in Unterhaching“

  1. “2.Liga gegen Oberliga: SSV Reutlingen – Karlsruher SC”
    Ich will ja nicht meckern, aber das ist die Begegnung der ersten Pokalrunde.
    Zur Auslosung: Schade, mal wieder einen der uninteressantesten Gegner die noch in der Verlosung waren gezogen.

  2. Kleiner Fehler: Hoheneder ist nicht in die erste Liga gewechselt, dementsprechend auch zweimal Zweitligist auswärts bei Erstligist. ;)

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