Spieler der Rückrunde: Dominik Kaiser

Eine Stammrubrik in der Rückschau auf die vergangene Saison bzw. im konkreten Fall Rückrunde fehlt noch. Die subjektive Entscheidung, wer denn der Spieler der Saison ist, steht an. Ganz viele Kandidaten gibt es nach einer Spielzeit mit einigen Höhen, aber auch einige Tiefen nicht wirklich.

Fabio Coltorti könnte man als ziemlich nah dran sehen. Nach dem dicken Klops beim 0:1 gegen den FSV Frankfurt am zweiten Nachwinterpausenspieltag hatte er einige grandiose Partien, gerade auf fremden Plätzen, als er vom Gegner oft sehr warm geschossen wurde. Dazu kommt das historische, weil im Profifußball noch nie dagewesene Siegtor durch einen Keeper im Spiel gegen Darmstadt. Für den Kicker war Fabio Coltorti der Zweitliga-Torhüter der Saison. Hier im Blog fehlt am Ende doch ein schwer definierbares Eckchen für den Spieler der RB-Rückrunde.

In die engere Auswahl wäre wohl auch ein Emil Forsberg gekommen. Wenn er denn vor dem Tor effektiver gewesen wäre und seinen vier Torvorlagen noch drei, vier Tore beigesteuert hätte. Auch Dauerbrenner Anthony Jung, der bei RB Leipzig in den letzten Monaten die meisten Spielzeiten bekommen hat, wäre eine Option gewesen, wenn sein Offensivspiel effektiver und gerade in der Rückrunde auch weniger fehleranfällig gewesen wäre. Und Joshua Kimmich hätte sich vor seinem Wechsel zu den Bayern die Krone auch verdienen können, wenn er ein wenig konstanter und dominanter gespielt hätte.

Die Wahl fällt hier und heute auf einen alten Bekannten. Gar nicht mal unbedingt, weil er die zweite Liga in Grund und Boden gespielt hätte, sondern weil er in der Rückrunde eine bemerkenswerte Wandlung durchgemacht hat. Die Rede ist von Dominik Kaiser, der nach der Entlassung von Alexander Zorniger für einen kurzen Moment geschockt schien, um dann seine Emotionen in fußballerisches Auftreten umzulenken und in vielerlei Hinsicht als Führungsfigur mit viel Einsatz voranzugehen.

Die Emotionen müssen raus - Dominik Kaiser, der letzte Woche noch auf der Tribüne saß, diese Woche mit starker Vorstellung und Ausgleichstor | GEPA Pictures/ Citypress24

Dieser besondere Einsatz manifestiert sich auch in gleich sechs gelben Karten in 12 Spielen unter Coach Achim Beierlorzer und einer immer spürbaren Ärmel-hoch-Mentalität. Auch wenn er sein Team damit nicht immer mitreißen konnte, er ging voran und versuchte die neue Rolle des Kapitäns, die ihm übertragen wurde, in jeder Hinsicht auszufüllen.

Auch im Ligavergleich überragend war Dominik Kaiser als Schütze direkter Freistöße. Viermal zauberte er einen entsprechenden Ball ins Tor. Viermal, davon dreimal in der heimischen Arena war er auf diesem Weg erfolgreich, so oft wie kein anderer Zweitligaspieler. Zweimal war es der wichtige Ausgleich, einmal (in Bochum) der Siegtreffer.

Erstaunlich angesichts dieser Bilanz und dieses Fußes, dass Dominik Kaiser aus dem Spiel heraus und bei Vorlagen per Standards nicht ganz so effektiv war. In der Liga lediglich drei Tore aus dem Spiel heraus, zwei davon in der Zeit seit der Winterpause. Dazu fünf Torvorlagen, zwei davon durch Ecken, eine davon wiederum nur seit der Winterpause.

In diesen Bilanzen manifestieren sich auch weiterhin die Probleme des Dominik Kaiser als eine Art Mittelfeldmotor. Grundsätzlich hat er das Potenzial, gegen Abwehrreihen immer wieder grandiose Pässe in die Tiefe zu spielen oder selbst in Lücken zu stoßen und Tore zu erzielen. Aber nach zwei Aufstiegen in Folge merkt man dem 26jährigen inzwischen auch an, dass er sich an das Tempo und daran, dass man nach der Ballannahme keinerlei Zeit mehr hat, weiterhin gewöhnen muss. Was alles in allem auch nicht wirklich überraschen kann.

Dass Kaiser trotz dieser leichten Einschränkungen und immer wieder veränderter Mittelfeldrollen im Saisonverlauf in Liga und Pokal zusammengenommen auf Augenhöhe mit Yussuf Poulsen der überragende Scorer bei RB Leipzig ist (je 16 Torbeteiligungen), verweist vielleicht darauf, auf welch hohem Niveau man in diesem Fall Kritik übt. Da sollte man nicht den Fehler begehen, Ingolstadts Pascal Groß als Vergleichsmaßstab heranzuziehen.

Dominik Kaiser war 2014/2015 hinter Anthony Jung der meisteingesetzte Spieler. Bedenkt man Kaisers körperliche Defizite nach Verletzung in der Hinrunde und sein Fehlen wegen motivationsbezogener Unpässlichkeit und Gelbsperre in der Rückrunde, dann ist das durchaus ein erstaunlicher Wert und zeigt, wie unverzichtbar ein Dominik Kaiser auch in dieser Saison wieder war.

Dominik Kaiser ist jetzt seit drei Jahren bei RB Leipzig. Zusammen mit Tim Sebastian und Fabio Coltorti wird er kommende Saison zu den alten Hasen im Verein gehören. In der aktuellen Spielzeit hat er schon mal gezeigt, dass er in diese Rolle einer tragenden Stütze des Teams auch als Typ hineinwachsen will und hineinwachsen kann. Wenn er sich jetzt noch auf hohem Niveau spielerisch stabilisiert und sich in der Motorenrolle an den geringen Platz gewöhnt, dann kann Dominik Kaiser zu einer prägenden Figur der zweiten Liga werden.

Bis dahin reicht es immerhin zu einer prägenden Figur bei RB Leipzig, wo er aus einer besonders mental manchmal nicht sehr frischen und stabilen Mannschaft mit seiner Art und Weise, sich mit seinen Fähigkeiten ins Team einzubringen, herausstach. In einer Saison, die in der Rückrunde nicht oft glänzte, glänzte auch ein Dominik Kaiser nicht oft bzw. nicht immer, aber er tat immer alles dafür, dass sich Glanz hätte einstellen können.

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Wer will, kann wollte, konnte hier seinen Spieler der Rückrunde ankreuzen. Maximal drei Kreuze (falls man sich nicht entscheiden kann). Es stehen standen nur Spieler zur Wahl, die in der Rückrunde mindestens 50% der Einsatzzeit mitgemacht haben.

  • Dominik Kaiser – 23%
  • Tim Sebastian – 22%
  • Lukas Klostermann – 16%
  • Emil Forsberg – 12%
  • Fabio Coltorti – 12%
  • Yussuf Poulsen – 6%
  • Joshua Kimmich – 6%
  • Georg Teigl – 2%
  • Anthony Jung – 1%
  • Marvin Compper – 0%

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Bisher so:

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Bild: © GEPA pictures/ Citypress24

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