Transfers: Quaschner, Morys, Fandrich

Weiter geht es mit den winterlichen Kaderplanungen rund um RB Leipzig. Der schwedische Offensivmann Emil Forsberg wurde letzte Woche bereits offiziell vorgestellt, seit gestern ist Nils Quaschner als Neuzugang perfekt. Mit Clemens Fandrich und Matthias Morys durften derweil zwei Spieler gehen, die bei ihrem Schritt in die zweite Liga nicht zu 100% überzeugen konnten. Und mit Omer Damari steht noch ein Stürmer vor der Tür, bei dem es offenbar nur noch um die offizielle Verkündung des Transfers geht.

Clemens Fandrich und Matthias Morys kamen gemeinsam vor zwei Jahren in der Winterpause der Regionalliga zu RB Leipzig. Fandrich wechselte von Energie Cottbus aus der zweiten Liga, wo er nicht wie gewünscht zum Zuge kam. Wobei er damals in Cottbus in der Hinrunde 2012/2013 bei 10 Einsätzen fünmal von Beginn an spielte und jetzt bei RB in der Hinrunde bei 8 Einsätzen dreimal begann. Ob sich seine Hoffnung, in Leipzig zu einem Bundesligaspieler heranzureifen erfüllt hat, muss der inzwischen 24jährige selber entscheiden.

Fakt ist, dass Fandrich ein technisch hervorragender Mittelfeldspieler ist, der auch vor dem Tor gefährlich zu sein vermag bzw. über eine feine Schusstechnik verfügt, wie man nicht nur bei seinem ersten Treffer für RB Leipzig in seinem dritten Spiel sehen konnte, als er gegen den Berliner AK den 1:0-Endstand per Schuss in den Winkel herstellte. In der aktuellen Saison ist Fandrich bisher jedenfalls der einzige Nichtstürmer bei RB Leipzig, der in einem Pflichtspiel aus dem Spiel heraus ein Tor erzielte. Das mit dem 2:1 gegen Paderborn in der Verlängerung der ersten DFB-Pokalrunde auch noch ein enorm wichtiges war.

Es war eine der wenigen diesjährigen Sternstunden des Mittelfeldspielers, der in zwei Jahren insgesamt 46 Pflichtspiele für RB Leipzig absolvierte (56 Minuten im Schnitt) und dabei vier Tore erzielte und neun vorbereitete, sich aber nie dauerhaft gegen seine Konkurrenz durchsetzen konnte. Zwei, drei Spiele Startelf, dann wieder Bank, ein paar Einwechslungen und wieder zurück ins Team. So ging es zumeist.

Was vermutlich der Tatsache geschuldet war, dass Fandrich zwar ein sehr passabler Fußballer ist, ihm aber auch ein wenig die Robustheit fehlt, um sich durchzusetzen und er im Vergleich mit seinen Mitspielern im Spiel gegen den Ball nicht ganz die Dynamik und die Fähigkeiten mitbrachte bzw. entwickelte, die es für einen dauerhaften Stammspieler gebraucht hätte. Wobei Fandrich zuletzt mit Kaiser, Kimmich oder Demme auch enorme Konkurrenz auf seiner Achterposition hatte. Bzw. Fandrich für die Zehnerposition nie wirklich zur Alternative wurde.

Dass Clemens Fandrich RB Leipzig nun per Leihe bis zum Saisonende Richtung Aue verlässt, ist nachvollziehbar, zumal man im Erzgebirge gerade enorme Probleme auf den offensiven Mittelfeldpositionen hat. Ob er mit der Situation des Abstiegskampfs und den gefragen Kampftugenden klar kommt, muss man abwarten. Die auf Kontrolle und Ball laufen lassen abzielende Spielphilosopie seines Trainers Stipic könnte ihm jedenfalls entgegenkommen.

Clemens Fandrich hat noch einen Vertrag bis 2016 bei RB Leipzig. Ob er im Sommer 2015 nach Ende seiner Leihe in Leipzig noch mal eine ernsthafte Chance bekommt, dürfte daran liegen, wie er sich in Aue präsentiert und in welcher Liga RB kommende Saison spielt. Unwahrscheinlich, dass Fandrich noch mal zu einem Erstligisten zurückkehrt. Zu einem Zweitligisten sind die Chancen schon größer, wenn er denn in Aue regelmäßig spielt.

Auch einen Vertrag bis 2016 bei RB Leipzig hat Matthias Morys, der ebenfalls bis zum Saisonende in die dritte Liga zur SG Sonnenhof Großaspach (zurück)ausgeliehen wurde. Bei ihm ist es allerdings noch unwahrscheinlicher als bei Clemens Fandrich, dass er noch mal das Leipziger Trikot trägt (die LVZ spekuliert sogar, dass er bei einem Klassenerhalt seines neuen Teams fest nach Großaspach wechselt). Zu deutlich wurde in den letzten Monaten, dass für Morys Zweitligatopniveau aktuell zu hoch ist.

Der 27jährige Stürmer, der in 49 Einsätzen (durchschnittlich 49 Minuten Spielzeit) für RB Leipzig fünf Tore schoss und zehn vorbereitete (unter anderem das vorentscheidende 1:2-Eigentor von Willers im Relegationsspiel in Lotte vor eineinhalb Jahren), wurde in den letzten Wochen und Monaten zum vielleicht umstrittensten Spieler im Team. Seine Fehler wurden immer besonders wahrgenommen, Auswechslungen am Ende gar beklatscht, während seine positiven Taten meist untergingen. Dabei war er in der aktuellen Zweitligasaison mit einem Tor und vier Vorlagen in 14 Einsätzen, davon nur acht von Beginn an, einer der effektivsten Offensivspieler im Team.

Was letztlich nichts daran ändert, dass Matthias Morys in Sachen Zweikampfführung und Physis in den Spielen gegen die Zweitligaverteidigungen dieser Welt sehr deutliche Defizite hatte. Gerade mal knapp 29% seiner Zweikämpfe gewann Morys in den Zweitligaspielen. Der schlechteste Wert bei RB Leipzig und der zweitschlechteste in der ganzen Liga. Dazu nur wenige Ballkontakte pro Spiel und die schlechteste Passquote aller RB-Spieler (38%). Die Zahlen drücken auch ein Stückweit aus, was auf dem Platz im Saisonverlauf nach eigentlich gutem Start immer offensichtlicher wurde.

Vor diesem Hintergrund und dem Hintergrund seines Alters und der neuen Sturmkonkurrenz (Quaschner, Forsberg und wohl auch Damari) macht der Wechsel zu seinem alten Club Sonnenhof Großaspach, wo er zwischen 2011 und 2013 schon zweieinhalb Jahre lang spielte, für Matthias Morys absolut Sinn. Alexander Zorniger hatte in ihm zwei Jahre lang einen Spieler gesehen, der das Potenzial für mindestens zweite Bundesliga hat. Matthias Morys konnte dieses Vertrauen nie konstant und über einen längeren Zeitraum bestätigen. In der dritten Liga wird er es leichter haben, wieder erfolgreich zu sein.

Wie erfolgreich der jüngste Neuzugang bei RB Leipzig Nils Quaschner sein wird, wird sich auch erst noch zeigen. Hinter dem Wechsel stehen ein paar Fragezeichen, wobei die Laufzeit seines Vertrages (bis 2018) und sein Alter (20) auch andeuten, dass man ihn vor allem als Perspektivspieler geholt hat und nicht nur als Spieler, der sofort weiterhelfen kann und soll.

Quaschner war vor eineinhalb Jahren nach dem Aufstieg in die dritte Liga schon mal Thema bei RB Leipzig, wechselte damals aber wegen eines voll besetzten Sturms doch zum FC Liefering in die zweite österreichische Liga, um sich von dort im besten Fall als Kooperationsspieler über Red Bull Salzburg für eine Zukunft in Leipzig in der deutschen Höherklassigkeit zu empfehlen.

Wenn man so will, dann ist für Quschner, der mit 18 Jahren für Hansa Rostock in der dritten Liga im Männerbereich debütierte und in der selben Saison die U19 fast zum Meistertitel schoss, alles planmäßig verlaufen. Im ersten Jahr, also in der vergangenen Saison 2013/2014 schoss er in 27 Einsätzen in Liefering 14 Tore und empfahl sich so für Einsätze in Salzburg in dieser Saison, sodass er in der Hinrunde 2014/2015 in der österreichischen Bundesliga sechsmal zum Einsatz kam und auch in Champions-League-Quali und Europa League hineinschnupperte.

Doch ausgerechnet in dem Moment, in dem Quaschner nachhaltig auf dem Weg in das Salzburger Team war, verletzte er sich schwer (Muskelbündelriss) und fiel die letzten zwei Monate aus. Erst seit kurzem steht Quaschner wieder auf dem Trainingsplatz. Deswegen und weil er zu einem neuen Team kommt, wird der 20jährige wohl wieder erstmal Eingewöhnungszeit brauchen.

Nils Quaschner ist von seiner Art her sicherlich ein ziemlich kompletter, vor allem zentraler Stürmer der auch eine gewisse Physis, dazu auch Schnelligkeit, Technik, Spielverständnis und sowieso Torgefährlichkeit mitbringt. Als zentraler Stürmer stünde Quaschner in Konkurrenz zu Damari (wenn der tatsächlich verpflichtet wird) und Frahn (falls der bleibt) und wäre ein Stückweit ein Ersatz für den verletzten Boyd, auch wenn er nicht ganz die selben körperlichen Voraussetzungen mitbringt.

Die Frage ist letztlich, ob Quaschner für den Schritt in die Spitze der zweiten Liga schon bereit ist. In Salzburg war Quaschner bisher und bis zu seiner Verletzung maximal ein Ergänzungsspieler, der ohne Torerfolg blieb und dem man seine Probleme mit der Qualität der Gegner bei allem Positiven, was man über seine Entwicklung sagen kann, durchaus anmerkte. Sprich, Nils Quaschner braucht sicherlich noch einige Entwicklungsschritte, um vom Niveau her auf höchstem Level mitzuhalten. Was für die Rückrunde bei RB Leipzig bedeuten könnte, dass dies für ihn eine Lernphase mit nur sehr wenig Einsatzzeit bleibt. Wobei der Boyd-Ausfall und ein möglicher Frahn-Abgang seine Einsatzzeiten in der Sturmzentrale durchaus begünstigen könnten.

Nils Quaschner nun final nach Leipzig zu holen, ist eine Entscheidung, die man so oder so bewerten kann. Einerseits könnte man die These aufstellen, dass Quaschner in Salzburg, wo er gerade dabei war im Team anzukommen, bessere Möglichkeiten zur Entwicklung gehabt hätte, andererseits könnte ihm der Wettbewerb auf Zweitligatopniveau auch gut tun. Dabei sollte man aber nicht erwarten, dass der 20jährige Stürmer zur sofortigen Sturmlebensversicherung von RB Leipzig wird, eher schon sollte man hoffen, dass sich Quaschner in den nächsten Monaten an das Niveau heranarbeitet und dann perspektivisch zu einer Leipziger Offensivlebensversicherung werden kann. Das Talent hat er jedenfalls.

Mit Quaschner, Forsberg und Damari wäre man dann bei RB Leipzig in Sachen Sturmneuverpflichtungen komplett (zumindest wenn man Forsberg als linkes Äquivalent zu Poulsen und somit als Morys-Ersatz sieht). Zusammen mit Poulsen und einem möglicherweise irgendwann mal fitten und gesunden Rebic hätte man ein starkes Quintett, das allen Anforderungen der zweiten Liga (in der Theorie) genügen müsste und rein von den Namen her mit zum besten gehören würde, was die Liga zu bieten hat.

Bedenkt man, dass mit Frahn und Palacios-Martinez zwei weitere Stürmer zwar gehen bzw. verliehen werden könnten, aber den Verein noch lange nicht verlassen haben, dann hat RB Leipzig den qualitativen Status Quo in der Offensive mal eben im Transferhandumdrehen völlig gedreht. Das ist einerseits eine Chance für den Verein, aber aufgrund deutlich steigender Erwartungen auch eine zu tragende Last. Mal sehen, wie sich die neuen Spieler künftig in das System einpassen und ob sie es in Sachen Offensivqualität auf ein neues Niveau heben können.

[Update 28.01.2015: Kaum dagewesen, schon wieder weg. Weil die FIFA der Meinung ist, dass Quaschner in Leipzig nicht spielberechtigt wäre, geht Quaschner wieder zurück nach Salzburg. Zu den komplexeren Hintergründen hier.]

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