Testspiel: RB Leipzig vs. Rubin Kasan 2:1

Nächste Länderspielpause, nächstes Testspiel für RB Leipzig. Diesmal ging es gegen den russischen Erstligisten Rubin Kasan, der in weiten Teilen mit einer B-Elf in Leipzig antrat. Wenn man in die lustige Welt der Quervergleiche einsteigen will, dann gewann Union Berlin vor gerade mal fünf Wochen in der letzten Länderspielpause gegen Kasan (das damals noch etwas besser besetzt antrat) mit 4:0. RB Leipzig sicherte sich vor allem dank starker erster 20 Minuten ein 2:1.

Angetreten war RB Leipzig ohne die auf Länderspielreisen weilenden Poulsen, Kalmár und Klostermann und die angeschlagenen Kimmich, Demme und Khedira. Trotzdem beließ es Alexander Zorniger bei einem 4-3-1-2, in dem Federico Palacios Martinez in die Kaiser-Rolle schlüpfte, während Kaiser von der Zehn zurück auf die Sechs rutschte.

Begutachten durfte man auch mal für immerhin 45 Minuten Sommerneuzugang Ante Rebic, der nach bisher durchwachsener Zeit bei RB Leipzig mit einigen Verletzungen und Schwierigkeiten bei der Systemanpassung deutlich sichtbar zeigen wollte, was er drauf hat. Und dabei das bestätigte, was man schon über ihn wusste, dass er im Eins-gegen-Eins ein prima Offensivspieler ist. Zudem bereitete er beide RB-Treffer mit vor. Das erste indem er Stefan Hierländer im Strafraum freispielte, der dann den Ball nur noch Terrence Boyd auflegen musste. Das zweite, indem er im Strafraum den Ball klug auf Clemens Fandrich zurücklegte.

Ein eigenes Tor war Rebic trotz einiger Bemühungen nicht vergönnt, aber immer wieder konnte er sich am und im Strafraum durchsetzen und so für Gefahr sorgen. Wie aussagekräftig dies für seine nähere Zukunft bei RB Leipzig sein wird, muss man abwarten, aber Fakt bleibt, dass Rebic individuell großartige Fähigkeiten hat, die in manch einem Spiel gegen defensive Gegner den Unterschied machen könnten.

Dass man daraus nicht wirklich schließen kann, dass das Gesamtpaket Rebic als eines, das auch mannschaftsdienlich spielen kann, auch funktionieren wird, liegt vor allem daran, dass der Auftritt des Gegners eher zweitligauntypisch war. Kasan sicherlich mit einiger individueller Qualität, aber mit den klassischen Problemen eines Teams, das auf das Pressing des Gegners nicht vorbereitet ist, weil man sich eben auf ein Testspiel nicht speziell vorbereitet.

Der Versuch, die Dinge spielerisch zu lösen, führte dazu, dass RB Leipzig einige Bälle in der gegnerischen Hälfte eroberte und in der ersten Hälfte generell nicht so viele Schwierigkeiten hatte, sich die Gäste vom Leib zu halten. Und wenn sie sich dann doch mal durchspielten, löste man die Situationen durch gutes Stellungsspiel oder Geschwindigkeit in der Verteidigung oder im Fall der Fälle griff eben Benjamin Bellot zu.

Wichtiger an der ersten Halbzeit noch, dass Niklas Hoheneder nach seinem U23-Auftritt vor einer Woche auch bei den Profis von Beginn an zum Einsatz kam und letztlich knapp 80 Minuten auf dem Platz blieb. Wie bei Rebic gilt auch hier, dass es schwer ist abzuschätzen, inwiefern es für die nähere Zweitligazukunft relavant ist, dass Hoheneder gegen Kasan einen guten, unaufgeregten Part spielte. Aber es ist auf jeden Fall gut, dass auf der Innenverteidigerposition wieder ein bisschen Konkurrenzkampf einziehen könnte.

Tragisch dagegen der Auftritt von Mikko Sumusalo, der bereits nach 10 Minuten verletzt vom Platz musste. Es ist zwar noch unklar, wie schwer die Geschichte ist, aber besonders gut sah dies nicht aus und ein Wechsel in die Reha wäre für Sumusalo, für den schon das ganze Jahr seit seinem Wechsel zu RB Leipzig ein sportlich gebrauchtes ist, ein ziemlich böser Rückschlag. Quasi als Sahnehäubchen auf die letzten 1o Monate, in denen der Außenverteidiger nie wirklich Anschluss an die Kernelf erlangte.

In der zweiten Halbzeit war dann vornehmlich Kasan am Drücker, ohne die ganz großen Chancen herauszuspielen. Auch wenn bereits kurz nach dem Wechsel der Anschlusstreffer fiel, bei dem Thomas Dähne, der für Bellot in den Kasten gerückt war, nicht ganz so glücklich aussah, weil ihm der Ball unter den Armen hindurch ins lange Eck durchrutschte. Abgesehen davon passierte nicht mehr allzuviel, wenn man von kleineren Gelegenheiten auf beiden Seiten absieht. Was auch daran lag, dass offensiv nicht mehr allzuviele hohe Ballgewinne generiert wurden und das Sturmduo Frahn/Morys das Duo Rebic/Boyd und deren Mischung aus Physis und individueller Klasse nicht mehr gleichwertig ersetzen konnten.

Zum Einsatz kamen in der zweiten Halbzeit mit Sören-Kurt Reddemann (Innenverteidigung), Fridolin Wagner (Mittelfeld) und Marcel Becher (Mittelfeld) auch drei U19-Spieler. Schön für die drei, die sich dafür, dass es ihr erster Einsatz im Profiteam war, gleich ganz gut einfügten, aber in Sachen Zukunft auch wiederum nicht sehr aussagekräftig, da in der Vergangenheit immer mal wieder ein Nachwuchsspieler im Profiteam auftauchte, ohne sich (bisher) längerfristig durchsetzen zu können. Schön aber trotzdem die Unbekümmertheit mit denen der Nachwuchs die Chance nutzte, sich zu zeigen, wenn man auch an einen Marcel Becher denkt, wie er kurz vor Schluss und kurz nach seiner Einwechslung durch die gesamte Hintermannschaft der Gäste tanzt und erst am Keeper scheitert.

Auffällig ansonsten noch vielleicht ein Clemens Fandrich, der wieder mal zeigte, dass er einer der wenigen Mittelfeldspieler bei RB Leipzig ist, die aktuell auch direkte Torgefahr ausstrahlen und im Strafraum zum Abschluss kommen. Oder ein Federico Palacios Martinez, der zumindest wieder mal andeutete, dass er am Ball einige hübsche Dinge anzustellen weiß. Aber derjenige, der sich wohl am ehesten aus den bisher hinteren Reihen des Kaders empfehlen konnte, war wohl Ante Rebic, der nun wird zeigen müssen, dass er in Pflichtspielen auch innerhalb der Systemvorgaben mannschaftsdienlich auftreten kann.

Fazit: Ein Sieg gegen einen russischen Erstligisten in einem Testspiel ist natürlich in Ordnung, zumal RB Leipzig die Gäste am Anfang praktisch überrannte. Insgesamt war es aber letztlich auch nur ein Testspiel gegen ein Team, das auf das Pressing der RasenBallsportler nicht sonderlich gut vorbereitet und deswegen auch kein gutes Imitat eines deutschen Zweitligaclubs war. Das ist natürlich nichts, was man unbedingt von einem Testspiel verlangen muss, aber man sollte es im Hinterkopf behalten, falls man denn überhaupt die Idee vernünftig finden sollte, aus dem Spiel Rückschlüsse auf die kommenden Wochen ziehen zu wollen.

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Tore: 1:0 Boyd (6.), 2:0 Fandrich (12.), 2:1 Dyadyun (62.)

Aufstellung RB Leipzig 1. Halbzeit: Bellot – Teigl, Hoheneder, Sebastian, Sumsualo (10. Jung) – Hierländer, Kaiser, Fandrich – Palacios Martinez – Rebic, Boyd

Aufstellung RB Leipzig 2. Halbzeit: Dähne – Heidinger, Hoheneder (78. Reddemann), Compper, Jung – Hierländer (89. Becher), Kaiser, Fandrich – Palacios Martinez (53. Wagner)- Morys, Frahn

Zuschauer: 2.115

Links: RBL-Bericht, RB-Fans-Bericht

Ein Gedanke zu „Testspiel: RB Leipzig vs. Rubin Kasan 2:1“

  1. Als Kroate verfolge ich die Entwicklung von Ante Rebic sehr genau. In Kroatien herrscht eine gewisse Hassliebe ihm gegenüber. Sein Talent ist unbestritten, seine Eigenart aber auch. Mal gespannt wie lange es dauert bis er in Leipzig seinen ersten richtigen Aussetzer hat…

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