Sachsenpokal: FC Eilenburg vs. RB Leipzig 0:4

Der Pokal hat seine eigenen Gesetze. Und eines dieser Gesetze heißt im Fall von RB Leipzig und dem Sachsenpokal weiterhin, dass man nur gegen den FSV Zwickau ausscheiden kann. Der FC Eilenburg scheiterte klassenentsprechend wie schon einige Teams in der Vergangenheit recht klar an der Aufgabe Pokalsensation gegen die RasenBallsportler.

Dabei machten die Gastgeber vor offiziell 2.100 Zuschauern das 20 Minuten lang gar nicht schlecht. Man verteidigte recht bissig und gewann defensiv eigentlich alle Bälle. Und offensiv versuchte man immer wieder den schnelle Weg vor allem über die Flügel, wo man auch den einen oder anderen Ball sichern konnte.

Entgegen kam den Gastgebern dabei, dass RB Leipzig vor allem Spieler einsetzte, die zuletzt nicht so zum Zuge kamen, was vor allem im Mittelfeld zu eine eher robusten, spielerisch etwas schwächeren Formation führte und zudem wieder mit drei Stürmern auflief, was wiederum zu Beginn auf Kosten der Bindung zwischen Mittelfeld und Angriffsreihe ging. Sodass die Defensive der Eilenburger in die tiefen Bälle zumeist sicher hineinspritzen konnte.

Insgesamt sah man aber insbesondere bei den Eilenburger Offensivbemühungen schon früh den Klassenunterschied. Wenn der Ball mal durchkam in die Hälfte von RB Leipzig, wurde er dort meist von einem RB-Verteidiger abgelaufen (die Innenverteidigung wieder mal sehr stark diesbezüglich) oder falls einer der Landesligastürmer den Ball doch mal sichern konnte, ging der kommende Zweikampf sofort verloren. Sodass die einzige Chance der Eilenburger aus einer etwas schlampigen Kopfballablage von Timo Röttger im eigenen Strafraum resultierte.

Sowieso war Timo Röttger der wohl in jeder Beziehung auffälligste Akteur auf dem Platz. Nicht nur weil er die Kapitänsbinde tragen durfte, sondern auch weil er in fast jedem Angriff den Ball bekam und in seiner Mittelfeldrolle so offensiv agierte, dass fast schon ein 4-2-1-3 entstand. Man merkte ihm den Spaß daran an, mal wieder ein Spiel zu kriegen, in dem er nach Belieben dribbeln, agieren und sich austoben durfte. Das war letztlich nicht immer produktiv, aber wie immer bei Röttger ist es sehr hübsch anzusehen.

Erster Pflichtspieleinsatz für Fabian Bredlow, gleich voller Einsatz | GEPA Pictures - Kerstin Kummer

Passend zu seiner Auffälligkeit, dass Röttger das 1:0 erzielte und so nach 20 Minuten die Weichen in Richtung Favoritensieg stellte. Eine verunglückte Verteidigungsaktion war dem vorausgegangen, die Röttger mit einem Schuss von der Strafraumgrenze trocken bestrafte. Es war dies die erste echte Torchance von RB Leipzig in der Partie.

Letztlich ist es in solch einem ungleichen Duell sechste gegen dritte Liga ja so, dass für den Außenseiter alles perfekt laufen muss, wenn er eine Chance haben will. Zwischen der 20. und 30. Minute lief es aber gar nicht gut, denn binnen 10 Minuten kassierte man 3 Treffer, die man in dieser Art nicht kassieren darf, wenn man sich etwas ausrechnet und auf die zweite Luft spekuliert. Eine zu kurze Abwehr vor dem 0:1, zwei Standardgegentore danach. RB Leipzig nutzte die ‘einfachen’ Dinge des Fußballs und gab sich entsprechend auch selbst Recht, dass man mit einer körperlich etwas größeren Aufstellung aufs Feld ging. Insbesondere die Überlegenheit von Tim Sebastian in der Luft beim 2:0 war durchaus imposant.

Der Rest der Partie war mehr oder weniger Schaulaufen. RB Leipzig phasenweise in der zweiten Halbzeit mit diesem gut verinnerlichten Pressing, wie man es auch in Kiel schön gesehen hatte und vielen, vielen Ballgewinnen in des Gegners Hälfte, ohne dass man daraus entscheidend Kapital zog. Eilenburg auf der anderen Seite bemüht und auch noch mit einigen kleineren Chancen, aber insgesamt absolut chancenlos. Sodass die Partie in angenehmer Atmosphäre bei ungefähr 50:50 auf Gastgeber und Gast verteilten Publikumsvorlieben und bei funzeligem Funzellicht, das selbst die ‘Flutlicht’-Bedingungen in Plauen deutlich in den wortwörtlichen Schatten stellte, heruntertickte.

Aufstellungstechnisch noch interessant, dass zwei Spieler ihr Pflichtspieldebüt für RB Leipzig feierten. Zum einen war dies der finnische Neuzugang Mikko Sumusalo, der links eine unauffällige Partie spielte. Was für einen Außenverteidiger im ersten Einsatz nach längerer Verletzungszeit vielleicht eher als Kompliment zu verstehen ist. Angesichts der langen Pause für Sumusalo (Saison in Finnland endete letztes Jahr im Oktober) und fehlender Vorbereitung im Winter könnte es einige Zeit dauern, bis Sumusalo tatsächlich an die Startelf heranreicht.

Andererseits könnte die Verletzung von Georg Teigl (Fleischwunde, die genäht werden muss) rechts hinten auch dazu führen, dass Sumusalo schneller ins Team rutscht als gedacht. Denn entweder wechselt Heidinger nach rechts und Sumusalo kämpft mit Jung um den Linksverteidigerposten oder Heidinger bleibt links, dann könnte der Weg für Sumusalo nach rechts hinten frei sein. Mal sehen. Bezeichnend jedenfalls für die Zeit seit der Winterpause, dass mit Georg Teigl der nächste Spieler ausfällt und auch der gestern geschonte Daniel Frahn am Sonntag gegen Elversberg wegen Beschwerden zuschauen muss.

Bliebe noch die Premiere von U19-Nationaltorwart Fabian Bredlow, der die Nummer 3 im Tor Benjamin Bellot in diesem Duell vertreten durfte. Und eine sehr sichere und aufmerksame Partie spielte. In der er nicht viel zu tun bekam, aber trotzdem andeuten konnte, was da für ein Talent in ihm schlummert. Bei Torhütern ist es ja auch immer eine Typfrage und Bredlow scheint ein enorm cooler und wacher Keeper zu sein. Was karrieretechnisch sicherlich von Vorteil ist. Gute Premiere in jedem Fall.

Fazit: Sensationen sind eben deswegen Sensationen, weil sie sehr selten passieren. Im Spiel zwischen Eilenburg und RB Leipzig war früh klar, dass es keine Sensation geben werde. Auch wenn der Gastgeber engagiert zu Werke ging und andeutete, warum er in der Landesliga in dieser Saison so gut dabei ist. Aus RB-Sicht konnte das Spiel nicht viel besser laufen. Die Verhältnisse waren früh klar, es konnten sich einige Spieler zeigen, die sonst kaum zu sehen sind und es war mal wieder eine perfekte Umlandpflege mit zahlreichem eigenen Anhang.

Randbemerkung: Schon vor Weihnachten hatten sich der Oberligist Oberlausitz Neugersdorf und der Regionalligist VfB Auerbach für das Halbfinale qualifiziert. Ein Tag vor dem Spiel in Eilenburg mühte sich auch der Chemnitzer FC durch ein 2:1 nach Verlängerung beim Oberligisten Markranstädt in die illustre Runde. Zu der sich zum Abschluss RB Leipzig gesellte. Die nun im Halbfinale beim FC Oberlausitz Neugersdorf antreten müssen. Wo man vor einem Jahr erst im Elfmeterschießen weiterkam. Wird vermutlich dieses Jahr nicht einfacher.

Möglich aber, dass man bis dahin auch schon endgültig weiß, dass man den Pokal nicht braucht, um sich für den DFB-Pokal zu qualifizieren, sodass es auch (abgesehen vom Sachsenpokal selbst) egal wäre. Aktuell ist noch unklar, wann gespielt wird. Dass man es noch im März schafft, scheint unwahrscheinlich, zumal die letzte März-Woche durch eine englische Woche blockiert ist. Ein März-Spieltermin wäre aber fast notwendig, wenn der Sächsische Fußballverband den geplanten Finaltermin 23.04. noch halten will.

Wann auch immer gespielt wird, im zweiten Halbfinale muss der Chemnitzer FC entsprechend zum VfB Auerbach. Für beide würde im Falle einer RB-Finalteilnahme und eines RB-Ligaplatzes 4 aufwärts der Sieg im Halbfinale reichen, um sich für den DFB-Pokal zu qualifizieren. Das dürfte eine ordentliche Motivationsspritze für beide Teams sein. Insbesondere für Auerbach wäre dies ein beachtlicher und finanziell reizvoller Erfolg.

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Tore: 0:1 Röttger (20.), 0:2 Sebastian (27.), 0:3 Morys (30.), 0:4 Luge (81.)

Aufstellung: Bredlow – Teigl (46. Heidinger), Willers, Franke, Sumusalo (46. Fandrich) – Röttger, Sebastian, Jung – Morys (70. Demme), Thomalla, Luge

Zuschauer: 2.100 (davon 1.000 Gästefans)

Links: RBL-Bericht, RB-Fans-Liveticker, MDR-Bericht [broken Link], FCE-Bericht [broken Link]

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Bild: © GEPA pictures/ Kerstin Kummer

3 Gedanken zu „Sachsenpokal: FC Eilenburg vs. RB Leipzig 0:4“

  1. Leider habe ich das Spiel verpasst. Schön das man den Gegner nicht auf die leichte Schulter genommen hat. Pokal hat was.

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