Spieler der Hinrunde: Dominik Kaiser

Wie es an dieser Stelle im Nachgang einer Halbserie schon Tradition geworden ist, soll auch in diesem Jahr der Spieler der Hinrunde seine besondere Würdigung erfahren. Dabei fiel die Wahl nicht ganz leicht, denn die konstant strahlende Spielerpersönlichkeit gab es im bisherigen Verlauf der Saison nicht wirklich. Eher schon einige Sterne, die immer mal wieder strahlten, aber auch immer wieder verglühten.

Wenn man einen Blick über mögliche Kandidaten streifen lässt, dann bleibt man gleich mal bei Sebastian Heidinger und Henrik Ernst hängen. Beide haben eine erstaunliche und vor allem nicht prognostizierte Drittligahinrunde gespielt. Saßen beide anfangs auf der Bank oder wie im Fall Heidinger gar auf der Tribüne, spielten sie sich im Saisonverlauf ins Team und standen ab dem 9.Spieltag durchgängig in der Startelf und verpassten zusammen nur noch sieben Spielminuten. Beide glänzten auf ihren Positionen mit so nicht erwarteten, stabilen Leistungen auf hohem Niveau. Sebastian Heidinger mit unnachahmbarer Dynamik in der Rückwärtsbewegung, dank der er viele potenziell gefährliche Situationen entschärfte und Henrik Ernst als präsenter Löcherstopfer auf der Sechs, der auch in der Vorwärtsbewegung ein paar Schritte nach vorn machte.

Bei ein bisschen mehr Konstanz und wenn er nicht die erste Hälfte der Hinrunde komplett verpasst hätte, wäre sicherlich auch Joshua Kimmich ein Thema gewesen, der in einigen Partien eine großartige Qualität auf das Grün zauberte, bei der man mehr als nur ahnte, warum der 18jährige von der Bundesliga träumt.

In Sachen Konstanz ganz weit vorn war Fabio Coltorti, der eigentlich nur einen Schnitzer (in Chemnitz) produzierte und ansonsten mit seiner Präsenz und den ausgeglichenen Stärken auf der Linie, bei Flanken und beim Herauslaufen bis zu seiner Verletzung im Spiel gegen Rostock wichtige Stütze des Teams war. Dem aber vielleicht auch das ganz große Highlight-Spiel fehlte, um ganz oben zu landen.

Bleibt einer übrig, bei dem man gute Leistungen schon so weit als Normalmaß empfindet, dass er nur noch auffällt, wenn er wirklich eine überragende Partie abliefert. Was letztlich so etwas wie der Fluch der guten Tat ist, denn schon in der letzten, seiner ersten Saison in Leipzig legte Kaiser die Messlatte durch sehr gute Leistungen im zentralen Mittelfeld sehr hoch. Und sprang in der abgelaufenen Hinrunde trotzdem noch einige Male drüber, auch wenn Kaiser (wie fast alle RasenBallsportler) nicht durchgehend auf hohem Niveau spielte, sondern sich die eine oder andere Auszeit nahm.

Nur schwerlich zu stoppen - Dominik Kaiser mit eleganter Ballkontrolle und perfekter Spielübersicht | GEPA Pictures - Roger Petzsche

Was dann bei einem Spieler wie ihm, bei dem man Überdurchschnittlichkeit als Normalität ansieht, besonders negativ auffällt und aufgrund der Wichtigkeit des zentralen Mittelfelds bei RB Leipzig auch die Mannschaft schlecht aussehen lässt. Weshalb Kaiser gelegentlich und völlig ungerechtfertigt ein wenig unter dem Lobeshymnen-Radar fliegt.

Spielte Kaiser letztes Jahr noch oft (abgesehen von einer Phase, in der Karikari die Position bekleidete) im 4-1-3-2 als zentraler Sechser, ist er in diesem Jahr im 4-3-3 auf die Achterposition schräg davor gerutscht, die er rechts wie links gleichermaßen bespielen kann. Von wo aus er noch mehr in der Lage ist, auch direkte Torgefahr mit zu kreieren. Letztes Jahr mit drei Toren und acht Vorlagen (in 26 Pflichtspielen) schon ganz ordentlich, aber nicht überragend dabei, ging der Knoten in dieser Saison noch weiter auf. Schon sechs Treffer und vier Vorlagen stehen nach 21 Spielen, von denen Kaiser nur eins wegen einer Gelbsperre verpasste, zu Buche. Allein die Tatsache, dass er die meisten Tore aller zentralen Mittelfeldspieler erzielte, spricht für sich.

Vielleicht nicht ganz zufällig, dass nicht nur wichtige Tore wie das 2:1 in letzter Minute in Burghausen und schöne Tore wie das 1:0 in Darmstadt dabei waren, sondern Dominik Kaiser letztlich das schönste Tor der Hinrunde schoss, als er beim 2:0 in Heidenheim eine perfekte Kombination großartig aus spitzem Winkel mit einem Schuss ins Toreck krönte. Das schönste Tor der Hinrunde im besten Spiel der Hinrunde vom auffälligsten RB-Spieler der Hinrunde. Wenn man die ersten 21 Spiele in der dritten Liga positiv auf eine Szene eindampfen will, dann auf das 2:0 in Heidenheim.

Dominik Kaiser ist im Mittelfeld von RB Leipzig aktuell unersetzlich, weil er die Anforderungen des Zornigerschen Systems, nämlich Balljagen und daraus dann schnell und auf direktem Weg Torgefahr zu produzieren, relativ perfekt umsetzen kann. Mit seiner feinen Technik ist er auch jederzeit in der Lage, einen sauberen Pass zu spielen, eine Eins-gegen-Eins-Situation und natürlich diverse Standards auszuführen.

Wenn Kaiser auf Dauer ein Problem haben könnte, dann resultiert das aus seiner Körpergröße von 1,70 m, die ihm wohl gerade beim Schritt nach ganz oben (wenn er zusammen mit RB Leipzig die großen Ziele erreichen will) ein bisschen im Wege stehen könnte. Denn in den obersten drei Profiligen Deutschlands gibt es insgesamt nur 20 Spieler, die noch kleiner sind als Kaiser. Zentrale Mittelfeldspieler mit defensiverer Rolle als der Zehn (die Kaiser sicherlich auch spielen könnte) sind dabei die absolute Ausnahme.

Diesbezüglich könnte ihm aber auch die etwas offensivere, nicht mehr ganz mittelfeldzentrale Rolle zu Gute kommen, in der Kaiser dem Spiel von RB Leipzig an den vielen guten und einigen herausragenden Tagen der Drittligahinrunde den Stempel aufdrücken und besondere Situationen kreieren konnte. Zurecht hat auch der Kicker diese Leistungen anerkannt und ihn in der Rangliste der defensiven Mittelfeldspieler auf Platz 1 gesetzt. Dominik Kaiser dürfte tatsächlich auf seiner Position der beste Spieler der dritten Liga zumindest in der Hinrunde gewesen sein. Und hiermit auch der Spieler der Hinrunde bei RB Leipzig.

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Bisher so:

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Bild: © GEPA pictures/ Roger Petzsche

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