Kaderrückblick RB Leipzig: Regionalliga 2012/2013

Nicht untergehen soll im Nachgang der Regionalligasaison, die angesichts der Schnelllebigkeit des Fußballgeschäfts fast schon unerinnerbar weit weg erscheint, der obligatorische Blick auf den Kader und jene Spieler, die in diesem agierten. Geordnet nach Positionen auf dem Feld und innerhalb dieser geordnet nach Einsatzzeiten. (Anmerkung: die Zahlen in der Klammer hinter den Spielern beziehen sich ausschließlich auf Regionalligaspiele.)

Tor

Fabio Coltorti (32 Jahre, 26 Spiele, 2340 Minuten): Hatte in der Hinrunde die Herzen der Anhänger im Hechtsprung erobert. In der Rückrunde war er weiter der verlässliche Rückhalt, bei dem vor allem die Präsenz auf dem Platz beeindruckt. Trotzdem wurde es alles in allem etwas ruhiger um seine Person. Anfang Mai wurde er von einem Magen-Darm-Virus dahingerafft und er machte von den letzten acht Spielen nur noch vier. Fabio Coltorti blieb über die gesamte Rückrunde ein nahezu fehlerloser Rückhalt, eine sichere Nummer 1, der am Ende durch die Erkrankung etwas die Puste auszugehen schien. Trotzdem war Coltorti immer und absolut zurecht unumstritten und wird dies auch im kommenden Jahr bleiben.

Immer konzentriert, immer auf der Höhe des Spiels - Fabio Coltorti | GEPA Pictures - Roger Petzsche

Erik Domaschke (27 Jahre, 2 Spiele, 180 Minuten): Wenn es so etwas wie eine mehr als solide Nummer 2 gibt, dann ist das Erik Domaschke, der mit seinen 27 Jahren auf der Torwartposition viel Ruhe und Erfahrung ausstrahlt. Wenn er im Tor steht, dann mus man sich eigentlich gar keine Sorgen machen. Er hat vielleicht nicht ganz die Präsenz und Ausstrahlung eines Coltortis, in seinem Torwartspiel steht er der Nummer 1 aber kaum nach. Das hat ihm überraschenderweise eine Vertragsverlängerung bis 2015 eingebracht. Nicht zu Unrecht. Respekt.

Benjamin Bellot (22 Jahre, 2 Spiele, 180 Minuten): War zu Saisonbeginn die klare Nummer 2. Verletzte sich dann am Sprunggelenk und kam in der Rückrunde in zwei Regionalligaspielen (Lok, Cottbus II) und im Sachsenpokal-Halbfinale zum Einsatz. Und spielte sich insgesamt und gerade im Vergleich mit Domaschke zur Nummer 3, da er bei Flanken und beim Herauslaufen ab und an unsicher wirkte. Verschuldete im Sachsenpokal ein Tor und in Cottbus einen Elfmeter beim Herauslaufen. Hielt im gleichen Atemzug aber im Sachsenpokal zwei Elfmeter im Elfmeterschießen und den selbst verschuldeten in Cottbus. Und in seinem dritten Saisonauftritt gegen Lok wirkte er schon erheblich sicherer und zeigte, wie wichtig Spielpraxis für einen Torhüter ist.

Verteidigung

Niklas Hoheneder (26 Jahre, 28 Einsätze, 2403 Minuten): Saß im ersten Saisonspiel noch auf der Bank, rutschte anschließend wegen einer Sebastian-Verletzung in den Kader und war dort fortan gesetzt. Aufgrund von Leistung wohlgemerkt. Der leichte Schlendrian, den man in der vergangenen Saison noch ab und zu gesehen hatte und der in der aktuellen Saison am dritten Spieltag gegen Lok noch mal aufblitzte, war fortan verschwunden. Nur drei gelbe Karten in 30 Saisonspielen sind auch ein deutliches Zeichen für gewonnene Reife, nachdem er in der vergangenen Saison in sieben Kurzeinsätzen und vier kompletten Spielen noch vier gelbe Karten kassiert hatte. Niklas Hoheneder ist ein sehr kompletter Innenverteidiger geworden, der in Sachen Schnelligkeit mit den Gegenspielern zumindest mithalten kann und im Zweikampfverhalten am Boden und in der Luft nur schwerlich zu bezwingen ist. Hat sich mit seinen Leistungen zu einer wichtigen Persönlichkeit auf dem Platz entwickelt. Wenn man noch Luft nach oben attestieren möchte, dann bei den Torbeteiligungen, denn zwei Tore und eine Vorlage sind genaugenommen zu wenig für den kopfballstarken Innenverteidiger.

Vom dritten Rad am Wagen zum Abwehrchef in einer Saison - Niklas Hoheneder | GEPA Pictures - Roger Petzsche

Fabian Franke (24 Jahre, 26 Spiele, 2340 Minuten): Seitdem ihn Tomas Oral vor reichlich zwei Jahren zum Innenverteidiger gemacht hatte, war Franke bei drei Trainern im Normalfall eigentlich gesetzt. In der Rückrunde bröckelte diese Fassade erstmals, denn Franke saß zu Beginn ein Spiel auf der Bank und lief anschließend als Linksverteidiger auf, weil man bei RB ein wenig mit einer Viererkette experimentierte, die sich schnell in eine Dreierkette auflösen lässt. Das schien Fabian Franke alles in allem nicht extrem zu behagen. Anschließend rutschte er wieder in die Innenverteidigung und zeigte sich da gewohnt zweikampfstark. Allerdings offenbarte er ab und an auch die eine oder andere Schwäche im Spielaufbau mit dem linken Fuß. Weswegen die Verpflichtung des auch mit links passsicheren Tobias Willers gerade für Franke eine erhebliche Konkurrenz darstellen dürfte. Mal gucken, wie er sich dieser Herausforderung stellt.

Christian Müller (29 Jahre, 24 Einsätze, 2115 Minuten): Der Dauerläufer und unumstrittene Rechtsverteidigerkönig. In der Rückrunde hatte er allerdings das eine oder andere (körperliche) Problem und verpasste im März/ April deswegen gleich vier Spiele. Wenn ein Christian Müller ausfällt, dann merkt man das sofort, auch wenn man einen Juri Judt als Backup hat. Von seiner ganzen Dynamik her ist er offensiv und defensiv ein ziemlich perfekter Außenverteidiger, der allerdings in Sachen Torbeteiligungen effektiver werden könnte. Nur zwei Torvorlagen und keine davon in der Rückrunde, dazu kein einziges Tor. Angesichts einer passablen Schuss- und Flankentechnik ist das eher wenig.

Tim Sebastian (29 Jahre, 11 Einsätze, 799 Minuten): Der Dauerbrenner. Immer mal wieder tot gesagt, ist er auch immer wieder da, wenn man ihn braucht und überzeugt dann mit Leistungen und Präsenz. Tim Sebastian ist definitiv einer, der Verantwortung übernimmt, wenn es Bedarf gibt und der sich auch als Backup nicht hängen lässt. In der Rückrunde spielte er sich auf die Art und Weise sogar als Stamminnenverteidiger in die Mannschaft, bevor ihn eine Verletzung und eine Operation stoppten. Tauchte dann zum Saisonfinale überraschend noch mal auf, ergatterte in der Relegation noch eine reichliche halbe Stunde Einsatzzeit und stand auf dem Platz als RB Leipzig den Aufstieg dann doch noch klar machte. Eine kleine Belohnung dafür, dass er nie aufgibt und ein Vollprofi ist. In der kommenden Spielzeit wird es wohl aber trotzdem für nicht mehr als für die Rolle als Ergänzungsspieler reichen. Aber Vorsicht, das hat man schließlich schon öfters gedacht..

Juri Judt (26 Jahre, 20 Einsätze, 1694 Minuten): Das Pendant zu Christian Müller auf der linken Verteidigungsseite. Der sich auf dieser Seite, auf die er als Rechtsfuß auch nicht unbedingt gehört, gelegentlich schwer tat. Was nicht nur an einigen kleineren Verletzungen lag, die ihm diverse Spiele kosteten. 20 standen letztlich zu Buche. Sondern vor allem auch der ungewohnten Position geschuldet schien. Insgesamt drei Torbeteiligungen, darunter das schöne 1:0 gegen Lok am dritten Spieltag sind auch ausbaufähig. Ohne linken Fuß wird das allerdings schwer. Im jüngsten Testspiel in Grimma zeigte Judt allerdings, dass er auch mit links prima flanken kann. Judt ist als Spielertyp Christian Müller nicht unähnlich, allerdings bringt er es zu selten mit derselben Dynamik auf den Platz, um ebenso auffällig zu sein. Bedenkt man die Verpflichtung des Linksverteidigers Anthony Jung, dann könnte Juri Judt künftig die Backup-Rolle für beide Außenverteidigerpositionen zukommen. Vielleicht startet er in seiner zweiten Saison in Leipzig aber auch noch mal als Linksverteidiger durch.

Umut Kocin (25 Jahre, 4 Einsätze, 360 Minuten): Nach langer, langer Pause Anfang April wieder mal in der Regionalliga-Startelf. Insgesamt vier Einsätze standen am Ende der Saison zu Buche. Man kann Kocin in diesen vier Einsätzen gar keinen Vorwurf machen, er hat sich da voll reingeschmissen. Letztlich ist er vermutlich eher als kantiger Linksverteidiger mit Hang zum Innenverteidiger und somit als Spielertyp als an seinen Fähigkeiten gescheitert. Denn für die kommende Saison findet Alexander Zorniger im Profikader keine Verwendung mehr für Kocin. Was um den – von außen betrachtet – sympathisch erscheinenden Verteidiger schade, aber eben auch Teil des Profigeschäfts ist.

Patrick Koronkiewicz (22 Jahre, 6 Einsätze, 218 Minuten): Eher eine Randrolle spielte auch Patrick Koronkiewicz, der sich im Duell mit Christian Müller nicht durchsetzen konnte und zwischenzeitlich (bei Müller-Verletzung) sogar durch Juri Judt ersetzt wurde. Drei Startelf-Einsätze standen zu Buche. Zweimal (gegen Union II und BAK) lief es eher unglücklich, im letzten Spiel beim BAK durfte er noch mal 90 Minuten lang sein Können zeigen. Insgesamt ließ Koronkiewicz gerade auch in Testspielen einige Male sein Können aufblitzen, auf der Rechtsverteidigerposition fehlte ihm aber etwas die defensive Stabilität und eine Position weiter vorne war die Konkurrenz zu stark. Dass der Verein ihm nichts vormacht für die kommende Spielzeit und ihm empfiehlt, sich einen neuen Verein zu suchen, ist zwar traurig, aber auch logisch.

Marcus Hoffmann (25 Jahre, 1 Einsatz, 90 Minuten): Marcus Hoffmann ist sicherlich ein großartiger Typ und Alexander Zorniger ist nie müde geworden genau dies zu betonen. Als Innenverteidiger war er unter Zorniger allerdings chancenlos, was vor allem an der Art und Weise des Spiels unter Zorniger lag. Sagt der Trainer. Marcus Hoffmann ist sicherlich weiterhin ein sehr guter Innenverteidiger, allerdings wird es eines anderen spielerischen Umfelds bedürfen, um dies auch wieder zeigen zu können. Auch Marcus Hoffmann darf sich neu orientieren und es ist zu hoffen, dass er noch mal einen Volltreffer bei der Vereinswahl landet.

Mittelfeld

Thiago Rockenbach (28 Jahre, 27 Spiele, 2149 Minuten): An Thiago Rockenbach schieden sich in der Rückrunde – wie das oft bei Spielmachern ist – die Geister. Mache zu wenig aus seinen Möglichkeiten und habe zu wenig Einfluss auf das Spiel, wurde da beispielsweise bemängelt. Bei Thiago Rockenbach ist Kritik natürlich immer Kritik auf sehr hohem Niveau, denn genaugenommen ist der 28jährige angesichts seiner Saisonbilanz über alle Kritik erhaben. 17 Torbeteiligungen in 29 Spielen, dazu dieser unglaubliche Treffer zum 1:1 gegen den Chemnitzer FC im Sachsenpokal-Finale, Rockenbach muss ziemlich viel richtig gemacht haben. Dass in 15 Partien nach der Winterpause allerdings nur noch fünf Torbeteiligungen (davon drei Tore) zu Buche standen, verweist aber auch darauf, dass in den letzten Monaten nicht alles Gold war. Klar, da war auch noch Winter (inklusive schlechter Plätze) dazwischen und dazu kamen auch noch relativ viele systembedingte Wechsel von der Zehn nach links außen und zurück, aber der hohe Maßstab bei Thiago Rockenbach liegt leider nun mal bei den 12 Torbeteiligungen, die in den ersten 14 Saisonspielen gelangen. Insgesamt war Thiago Rockenbach ein Spieler, der die Saison entscheidend mitprägte, allerdings weniger in der Rückrunde und auch eher dezent in den Aufstiegsspielen gegen Lotte.

Nicht alles lief in der Rückrunde rund, Gründe zum Jubeln gab es trotzdem - Thiago Rockenbach da Silva | GEPA Pictures - Roger Petzsche

Dominik Kaiser (24 Jahre, 24 Einsätze, 2133 Minuten): Dominik Kaiser ist im Mittelfeld als Sechser die unumstrittene Nummer 1. Gerade nach der Winterpause als Kaiser nach einer Verletzung ausfiel, merkte man deutlich wie wichtig der 24jährige Sechser eigentlich ist. Später spielte er eine Weile an der Seite von Jeremy Karikari, was auch nicht ganz optimal war. Erst als Kaiser wieder alleiniger Sechser war, blühte er und das Team um ihn herum wieder wie befreit auf. Insgesamt drei Tore und acht Torvorbereitungen (drittbester Vorlagengeber) zeugen auch von seinen Qualitäten jenseits des Staubsaugers. Kaiser ist als Spieler genaugenommen unersetzbar im Mittelfeld von RB Leipzig und mehr muss man zu seinen Qualitäten gar nicht sagen. Aufgrund seiner geringen Körpergröße (1,70 cm) ist er in manchen Spielen schon rein von der Natur her benachteiligt. Denn in Spielen, in denen er gegen robuste Gegenspieler im Mittelfeld Kopfballduelle gewinnen soll, kann Kaiser nicht übermäßig gut aussehen, obwohl er mit Sprungkraft und Stellungsspiel das seinige versucht, um konkurrenzfähig zu sein. Am Boden ist Kaiser nicht zu knacken, in der Luft war es nicht immer sicher (z.B. Zwickau, Lotte auswärts).

Bastian Schulz (27 Jahre, 25 Einsätze, 1655 Minuten): Vielleicht die positive Überraschung der Saison. War unter Pacult aufs Abstellgleis geraten. Saß dann unter Zorniger anfangs auch nur auf der Bank, um später zu einem essenziellen Teil der Mannschaft zu werden. In der Rückrunde zwischenzeitlich auch mal für drei Spiele auf der Bank stellte sich schnell heraus, dass es ohne ihn nicht so recht geht. Insgesamt 13 Torbeteiligungen in 27 Einsätzen, mit acht Treffern teamintern geteilter Zweiter in dieser Rangliste. Für einen nicht ganz so offensiven Mittelfeldspieler, der meist nach 70, 75 Minuten den Platz verließ, sehr ordentliche Bilanzen. Bastian Schulz’ Qualität besteht vor allem in seinem sehr guten Agieren im Raum. Wodurch er immer wieder eine Lücke findet, in der er angespielt werden kann. Andersherum hilft ihm dies auch defensiv sehr beim Zustellen von Räumen und Gegenspielern. Bastian Schulz ist alles in allem ein großes Muster an Beständigkeit. Keiner, der permanent das Besondere macht, aber einer der das Normale immer gut bis sehr gut macht.

Timo Röttger (27 Jahre, 28 Spiele, 1103 Minuten): Fast schon als Gegenentwurf zu Schulz könnte man Timo Röttger sehen, der an einem besonderen Tag wie in Magdeburg oder gegen Chemnitz so ziemlich jedem Gegner dieser Welt mit seinem Spiel Probleme bereiten kann. An anderen Tagen geht er wiederum mit seiner Genialiät ein wenig unter und bleibt auch im zehnten Versuch an der Abwehr hängen. Timo Röttger ist ein geiler, weil spektakulärer Spieler, aber ist als solch einer auch für Bastian Schulz aus der Stammelf geflogen. Angesichts seiner vielen Kurzeinsätze (oft eingewechselt) und dadurch relativ geringen Einsatzzeit sind drei Tore und vier Vorlagen ok. Bei einem Spieler seiner individuellen Klasse erwartet man dann aber doch immer irgendwie noch einen Schuss mehr. Man darf gespannt sein, inwiefern der Publikumsliebling in der kommenden Spielzeit noch mal einen Sprung macht. Tut er das nicht, könnten die Konkurrenten langsam an ihm vorbeiziehen.

Paul Schinke (22 Jahre, 13 Einsätze, 874 Minuten): Ein nicht wirkich erklärbares Rätsel. In der Hinrunde noch regelmäßig auf dem Platz, rutschte er in der Rückrunde – nachdem Zorniger so etwas in der Art schon in der Vorbereitung angedroht hatte – aus dem Team uns spielte oft für die zweite Mannschaft. Gegen Ende der Saison durfte er aus Mangel an Linksverteidigern (gg. Lok und Cottbus II) und weil die B-Elf ran durfte (gg. Zwickau und BAK) noch mal einige Einsatzminuten sammeln. Aber insgesamt war die Rückrunde eine gebrauchte, sodass sein auslaufender Vertrag nicht verlängert wurde. Es ist schade um den technisch versierten, dribbelstarken 22jährigen Linksfuß. Aber letztlich ist es auch nur konsequent. Paul Schinke hatte bei RB Leipzig genau einen Trainer (Tomas Oral), der eine ganze Rückrunde lang konsequent auf ihn setzte. Er dankte das damals mit vier Toren und vier Torvobereitungen in der Rückrunde. Seitdem pendelte er zwischen Bank, Tribüne und Spielfeld und kam nie so richtig an. Keine Torbeteiligung in 13 Spielen der aktuellen Saison zeugen davon und sprechen den Fähigkeiten Schinkes ein wenig Hohn. Bleibt zu hoffen, dass er einen Verein findet, bei dem er regelmäßige Einsatzzeiten bekommt und wo er wieder aufblüht.

Clemens Fandrich (22 Jahre, 14 Einsätze, 820 Minuten): Zur Winterpause neu ins Team gekommen, hatte es Clemens Fandrich nicht ganz einfach, sich in der wegen des Winters etwas zähen Runde sofort in ein funktionierendes Team zu integrieren. Trotzdem ließ er auch immer wieder seine Klasse aufblitzen, schoss in 14 Regionalligaspielen (bei sieben Einwechslungen) zwei Tore und bereitete drei vor. Und war im Hinspiel der Relegation gegen Lotte da und legte das 2:0 von Morys auf. Clemens Fandrich ist spielerisch-technisch ganz große Klasse. Wenn er körperlich noch ein wenig an Robustheit drauf packt und sich weiter in Zornigers Spielideen einfügt, dann kann er für das Team extrem wertvoll werden.

Sebastian Heidinger (27 Jahre, 16 Spiele, 758 Minuten): Schien schon ein wenig als Auslaufmodell und kam in der Rückrunde nur zu fünf Regionalligaeinsätzen. Allerdings spülte ihn die Außenverteidigerknappheit wieder ins Team, sodass er zuerst bspw. im Sachsenpokal-Finale gegen Chemnitz als Rechtsverteidiger auflief und in den beiden Partien gegen Lotte hinten links verteidigte. Aus meiner Sicht ist Heidinger nicht unbedingt die perfekte Außenverteidigeralternative, allerdings hat ihm genau dies letztlich doch noch einen verlängerten Vertrag eingebracht. Man wird abwarten müssen, inweiweit Heidinger da auch in der kommenden Spielzeit Minuten abkriegen wird oder ob er doch wieder weiter nach vorn in der Formation rückt, wo er her kommt und auch seine Stärken hat oder ob Heidinger eher Ergänzungsspieler mit Einsätzen in der zweiten Mannschaft wird.

Jeremy Karikari (25 Jahre, 12 Einsätze, 752 Minuten): Fast schon eine tragische Geschichte. Bis zur Winterpause fast komplett abgemeldet. Nach der Winterpause wegen der Kaiser-Verletzung ins Team gerutscht und dort zu überzeugen gewusst. Anschließend wieder aus dem Team gerutscht, als nach und nach klar wurde, dass Karikari und Kaiser nebeneinander keine optimale Besetzung sind. Und schließlich wegen einer Disziplinlosigkeit im Leipziger Nachtleben gefeuert. Schade, als Mann hinter Kaiser, der auch mal mit etwas größerer Robustheit einen Vorsprung in den letzten 20 Minuten über die Zeit retten hilft, war Karikari ein guter. Möge er woanders wieder auf die Beine finden.

Henrik Ernst (26 Jahre, 19 Einsätze, 670 Minuten): Ähnlich wie Tim Sebastian ein verlässlicher Ergänzungsspieler, den du immer bringen kannst und der sich nie hängen lassen wird, wenn er mal drei Spiele hintereinander gar nicht zum Zug kommt. Als etwas längerer Mittelfeldspieler wird er insbesondere dann interessant, wenn es um Ergebnissicherung geht. Dazu ist Ernst aber auch ein Spieler, der immer wieder auch den Weg gen gegnerisches Tor sucht und aber auch auf der anderen Seite Innenverteidiger spielen könnte. Flexibel einsetzbar, weitgehend klaglos und professionell. Du brauchst Spieler wie Henrik Ernst im Kader, wenn du durch eine lange Saison kommen willst. Dann auch wieder im nächsten Jahr.

René Legien (21 Jahre, 1 Einsatz, 67 Minuten): Ein fast völlig unbeschriebenes Blatt. Kam in der Winterpause zur Verstärkung der U23, nachdem er seine Profikarriere schon fast aufgegeben hatte. Dort überzeugte er mit starken Auftritten und wurde deswegen auch im letzten Saisonspiel zum Teil der B-Elf, die beim Berliner AK antreten durfte. Ob Legien letztlich eine Perspektive gen Profis besitzt, ist eher zweifelhaft. Als Notlösung, falls mal einige Ausfälle zu beklagen sind, ist Legien aber sicherlich auch künftig denkbar.

Alexander Siebeck (19 Jahre, 2 Einsätze, 55 Minuten): Ähnlich vage einzuschätzen ist das Talent von Alexander Siebeck, der seit der B-Jugend bei RB Leipzig spielt und inzwischen Stammspieler der U23 ist. Der Sprung zu den Profis ist für den 19jährigen aktuell aber noch zu groß und so reichte es nur am Saisonende, als die Profis Pausen bekamen, zu zwei Kurzeinsätzen. Darf gerne wiederkommen, nur dürfte der Weg sehr weit sein.

Sturm

Daniel Frahn (26 Jahre, 27 Spiele, 2324 Minuten): Der unumstrittene  Chef im Kader von RB Leipzig ist Kapitän Daniel Frahn. 20 Treffer (Torschützenkönig) und 11 Vorlagen in 27 Spielen sind eine unfassbar gute Bilanz. Es hätte die perfekte Saison des Daniel Frahn werden können, wenn ja wenn diese vermaledeite Verletzung aus dem Lok-Spiel, die ihm den Rest der Saison kostete, gewesen wäre. Kein Sachsenpokal-Finale, keine Relegationsspiele (bzw. nur von der Bank). Das muss eine ziemlich unangenehme Erfahrung für Frahn gewesen sein, der zuletzt Mitte Mai 2011(!) ein Regionalligaspiel verpasst hatte. Trotzdem kann man den Anteil Daniel Frahns an diesem Aufstieg nicht hoch genug hängen. Denn inzwischen ist er nicht nur ein toller Spieler, sondern auch ein würdiger Leader und Kapitän. Wie er nach dem Treffer zum 0:2 in Lotte auf den Platz stürmte und seine Mitspieler wieder aufrichtete, zeigte welche Rolle der Kapitän einnimmt. Daniel Frahn ist mit so ziemlich jeder Faser auf Spielerseite das Gesicht von RB Leipzig. Und er ist in diese Rolle auf phantastische Art und Weise hineingewachsen. Jetzt darf er sich endlich in Liga 3 zeigen und man darf sehr gespannt sein, wie er sich da schlagen wird.

Der WErmutstropfen in einer sehr guten Saison - Daniel Frahn verpasst das Saisonfinale | GEPA Pictures - Sven Sonntag

Stefan Kutschke (24 Jahre, 26 Spiele, 1779 Minuten): So etwas wie der emotionale Leader des Teams. Eine Rolle, in die er nach Frahns Verletzung noch einmal extra hineinwuchs. Die Verantwortung, die Kutschke übernahm, nachdem der Kapitän ausgefallen war, war beeindruckend. Dass er in der Schlussphase der Saison auch noch ein ziemlich kompletter Fußballer wurde, um so mehr. Stefan Kutschke hat viele seiner Kritiker eines besseren belehrt und nach seiner völlig überflüssigen gelb-roten Karte in Halberstadt nur noch im Ausnahmefall einmal gelb kassiert und wurde zu einem verlässlichen, vorangehenden Teamspieler. Wie er in den Aufstiegsspielen gegen Lotte zwei Elfmeter fast schon selbstverständlich verwandelte, war deutlicher Hinweis auf sein Selbstbewusstsein und sein Selbstbild, das ihm auch in der ersten Liga künftig noch Chancen ermöglichen könnte. Hier und jetzt war das besondere an Stefan Kutschke, dass er in dem Moment als man ihn brauchte, voll und ganz und mit Haut und Haar da war. Kutschke wollte aufsteigen, auch wenn es ihm persönlich wegen seines Wechsels nach Wolfsburg egal hätte sein können. Und genau diese Mentalität hat er auch ein Stück auf die Mannschaft übertragen.

Carsten Kammlott (23 Jahre, 20 Spiele, 941 Minuten): Sagen wir mal so, die Rückrunde war schon mal besser als die Hinrunde. Und auch wenn es Frahns Verletzung geschuldet war, spielte Kammlott in den entscheidenden Partien im Sachsenpokal-Finale und in den beiden Aufstiegsspielen von Beginn an. Im Spiel gegen Chemnitz machte er eine prima Partie und im Relegationshinspiel holte er mit viel Einsatz einen Elfmeter heraus. Dazu schoss er in der Rückrunde der Regionalliga vier Tore, nur eins weniger als in zweieinhalb Jahren RB Leipzig zuvor. Carsten Kammlott war insgesamt auf einem aufsteigenden Ast, weil er Einsatzzeiten bekam und wenn Kammlott an etwas zu wachsen scheint, dann an Spielpraxis. Wobei es davon bei RB im Fall der Fälle immer ein paar weniger gibt als anderswo. Keine Ahnung wohin Kammlotts Reise geht. Als Fußballer ist er weiterhin erste Sahne. Und falls er dies einmal dauerhaft auf den Platz kriegt, dann ist er auch für RB ein Riesengewinn.

Matthias Morys (26 Jahre, 12 Spiele, 727 Minuten): Kam in der Winterpause und hatte es schwer ins Team zu kommen. 12 Spiele, davon fünf Einwechslungen standen schließlich zu Buche. Dazu zwei Tore und zwei Torvorbereitungen. Insgesamt ist bei Matthias Morys sicherlich noch Luft nach oben. Gerade im Ausspielen seiner Schnelligkeit. Gegen Lotte war er allerdings so etwas wie die Lebensversicherung im Aufstiegskampf. Im Hinspiel macht er kurz vor Schluss eiskalt das 2:0. Und im Rückspiel überläuft er die müde Verteidigung und legt dem Innenverteidiger Willers den Ball so auf den Kopf, dass der ihn ins eigene Tor lenkt. Matthias Morys ist mit seiner Schnelligkeit (und vor allem der Ballsicherheit unter Geschwindigkeit) eine Waffe. Wenn er sie jetzt noch regelmäßig auf den Platz bringt, wird er auch in der dritten Liga durchstarten.

Tom Nattermann (20 Jahre, 2 Spiele, 135 Minuten): Ergänzungsstürmer ohne realistische Einsatzchance außerhalb der zwei Spiele, in denen B-Teams spielten. Hat sich immer noch nicht in ausreichendem Maße in Zornigers System integriert und wird deshalb kommende Saison auch mit der U23 trainieren, wo er zuletzt ja schon mehr oder weniger permanent spielte und auch traf. Mal gucken, was aus Tom Nattermann wird, aber unter Alexander Zorniger scheint der Zug aktuell ein wenig abgefahren.

Fazit

Es war kadertechnisch eine komische Rückrunde. Die Achse der Hinrunde Coltorti – Franke – Kaiser – Rockenbach – Frahn fiel aufgrund von Verletzungen oder Formschwankungen immer wieder in sich zusammen, war insgesamt aber trotzdem tragende Kraft des Vereins und wird dies vermutlich auch in der kommenden Saison sein. Man hat im Kern von RB Leipzig ein paar Spieler (Franke, Rockenbach, Frahn – dazu noch einige andere), die inzwischen in ihre vierte Saison mit RB Leipzig gehen und somit so etwas wie sportliche Identität bedeuten. Und aufgrund ihrer langen Zeit miteinander auch auf dem Rasen ein Spielverständnis entwickelt haben, das man nicht binnen weniger Monate aufbaut. Von dieser Seite her könnte es in der kommenden Saison spielerisch sogar noch besser werden. Dass Stefan Kutschke, Umut Kocin, Marcus Hoffmann, Patrick Koronkiewicz, Paul Schinke, Jeremy Karikari und Tom Nattermann daran keinen Anteil mehr haben werden, ist Teil des Geschäfts. Mögen sie bei ihren jeweiligen neuen Aufgaben von VfL Wolfsburg bis hin zur zweiten Mannschaft von RB Erfolg haben und fußballerisch glücklich werden.

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Bisherige Kaderrückblicke:

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Bilder: © GEPA pictures/ 3xRoger Petzsche, 1xSven Sonntag

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