Emotionales Zwischentief

[Direkt unter dem folgenden Vorbericht zur Partie von RB Leipzig bei Energie Cottbus II (04.05.2013, 13.30 Uhr) befindet sich der Liveticker von der Pressekonferenz einen Tag vor dem Spiel. Mit Ulrich Wolter zu den Bauvorhaben am Cottaweg. Und mit Alexander Zorniger und Clemens Fandrich zum Spiel in Cottbus.]

Manchmal muss es im Fußballleben auch schwer sein. Da spielt man gerade noch gegen den 1.FC Magdeburg, ein Spiel, das nach Aussage von Stefan Kutschke schon weit vor Anpfiff in den Spielern kribbelte. Dazu die Schüssel mit 7.400 Zuschauern zwar nicht sehr gut, aber trotzdem lautstark befüllt. Mit anderen Worten, es roch ein wenig nach höherklassigem Fußball.

Und dann geht es eine Woche später nach Cottbus zur U23 des Zweitligaclubs. Aktuell Tabellenvorletzter in der Regionalliga. Zwar wird man nicht wie sonst in der Regionalliga üblich auf einem Nebenplatz, nämlich dem der früheren städtischen Konkurrenz Lok Cottbus (wo der vor allem in Magdeburg bekannte Sven Kubis mit dem Fußballspielen begann), sondern im großen Stadion der Freundschaft, in dem sonst der Profiball rollt, antreten. Nicht viel mehr als 300 bis 400 Zuschauer werden trotzdem für eine im Vergleich zum Magdeburg-Spiel in der Woche zuvor gespenstische Atmosphäre sorgen.

In der Partie von RB Leipzig bei der U23 von Energie Cottbus spricht eigentlich fast alles gegen die Gastgeber. In bisher 12 Heimpartien konnten die Cottbuser nur ein einziges Mal gewinnen. Ende März klappte es endlich mit drei Punkten und einem klaren 4:1 gegen Union Berlin II. Seitdem hat man aber auch schon wieder drei Mal in Folge zu Hause verloren.

Mit 19 Punkten steht Energie aktuell auf dem vorletzten Platz in der Tabelle und damit auf dem zweien Abstiegsplatz (der dann kein Abstiegsplatz wird, wenn Babelsberg in der dritten Liga nicht absteigt und RB in die dritte Liga aufsteigt), hat bei einem Spiel weniger aber auch nur zwei Punkte Rückstand auf den Drittletzten VfB Auerbach (bei dem man kürzlich den anderen der zwei Rückrundensiege einfuhr). Theoretisch hat man also in Cottbus den Klassenerhalt noch in der eigenen Hand.

Dabei sah dies bis zur Winterpause noch nicht unbedingt so aus, denn bis dahin hatte man in 14 Spielen gerade mal 10 Punkte gesammelt. In 10 Spielen seither kamen neun Punkte dazu, sodass man doch noch Chancen hat, am Ende nicht zu den Absteigern zu zählen. Bei nur noch sechs auszutragenden Spielen zählt ab jetzt eigentlich schon jeder Punkt. Dass ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt RB Leipzig in die Lausitz kommt, wird man in Cottbus vermutlich eher mit knirschenden Zähnen zur Kenntnis nehmen.

Zumal die Belastung in diesen Tagen ziemlich extrem ist. Im Zeitraum seit dem 07.04., also seit vier Wochen hat Energie bisher sieben Pflichtspiele absolviert. Nummer 8 folgt gegen RB Leipzig, Nummer 9 am Dienstag in Rathenow und Nummer 10 dann kommenden Freitag gegen Magdeburg. Zehn Spiele in fünf Wochen und das mitten im Abstiegskampf. Das ist weit entfernt von optimal.

Zudem musste Energie das Spiel gegen Halberstadt am gestrigen Donnerstag, also gerade mal zwei Tage vor dem Spiel gegen RB austragen, weil die Gäste diese Verlegung von Mittwoch auf Donnerstag beantragt hatten. Halberstadt hätte ansonsten nämlich drei Spiele in fünf Tagen austragen müssen. Wäre noch die Verlegung des Spiels gegen RB auf Sonntag geblieben. Aber dagegen sprach wohl das für Energie viel wichtigere Spiel in Rathenow am Dienstag, wo man sich ganz sicher Punkte ausrechnet und diese vermutlich nicht durch ein kraftraubendes Spiel gegen RB zwei Tage vorher gefährden wollte.

Es ist bei dieser enormen Belastung bei weitem nicht so, dass Energie diese mit einem enormen Kader ausgleichen könnte. Ganz im Gegenteil saßen in der Rückrunde in manchen Spielen gerade einmal zwei oder drei Feldspieler auf der Bank (gegen Halberstadt bekam man immerhin fünf zusammen). Und aus dem Profikader gab es auch kaum Unterstützung. Während die in der Winterpause gewechselten Fandrich (RB) und Fenin (Tschechien) als gelegentliche Unterstützung von oben wegfielen, kam der bei den Profis suspendierte Daniel Adlung, der aussortierte Alexander Ludwig und gegen Halberstadt auch der Stürmer Marco Stiepermann mit seinem zweiten Einsatz in der Regionalliga dazu. Laufen die drei gleichzeitig auf (was sie bisher noch nicht taten), dann wäre dies eine deutliche Qualitätsauffrischung.

Tun sie das nicht, hat der Kader überschaubar Qualität. Offensiv führen Alexander Ludwig und Djamil Ziane (ehemaliger Jugendspieler beim FC Sachsen) mit jeweils drei Treffern die Torschützenliste bereits an. Und Linksfuß Erik Zerna ist mit zwei Vorlagen bester Vorbereiter. Die Defensive wiederum hat mit den Innenverteidigern René Trehkopf (noch keine Karte in dieser Saison!) und Talent Rico Steinhauer die absoluten Dauerbrenner im Kader. Trotzdem kassierte man bereits 35 Gegentreffer. Mehr gibt es zum Kader auch nicht zu sagen, wenn man von Trainersohn Marco Miriuta im zentralen Mittelfeld absieht. Aber viel mehr als seinen Namen könnte man auch hier nicht erwähnen.

Auf dem Trainerstuhl sitzt demnach weiterhin Energie-Legende Vasile Miriuta, der auf dieser Position aber aufgrund der überschaubaren Resultate nicht unumstritten ist. Wobei das mit den überschaubaren Resultaten auch relativ ist, denn Miriuta hat auch einen extrem überschaubaren Kader zur Hand und es gäbe wohl nicht viele Trainer, die aus diesem Kader in der Regionalliga einen klaren Nichtabstiegskandidaten zaubern würden. Weswegen die Kritik an ihm eventuell auch vernachlässigbar ist.

Wenn man etwas positives an der bisherigen Bilanz von Energie Cottbus II finden will, dann ist es die Tatsache, dass man zu Hause bei allen Problemen noch nie mit mehr als einem Tor verloren hat. Wobei mit RB, Magdeburg und Jena in den letzten drei Heimspielen die größeren Kaliber auch noch warten. Trotzdem zeigt die Tor-Bilanz und die Tatsache, dass Energie zu Hause neben einem Sieg auch gleich sechs Unentschieden sammelte, dass niemand mal eben nach Cottbus fährt und die drei Punkte überreicht bekommt. Man muss sie niederkämpfen und wenn man das macht, dann ist die Wahrscheinlichkeit nicht zu verlieren sehr hoch.

Letztlich wird die entscheidende Frage sein, wie die RasenBallsportler die eingangs beschriebenen Schwierigkeiten mit der Motivation nach dem hochgradig emotionalen Ereignis gegen Magdeburg vor einer Woche lösen werden. Ich kann mir tatsächlich überhaupt nicht vorstellen, dass das ohne Reibungsverluste abgeht. Letztlich könnte sich die Frage stellen, ob die Mannschaft schon so weit ist, dass ihnen das Beherrschen des Spielsystems Punkte einbringt.

Sprich, ob man jenseits der individuellen schon soviel mannschaftliche Klasse hat, dass man auch mal einen Abfall von fünf Konzentrationsprozenten verkraften kann und sein Spiel trotzdem so weit beherrscht, dass man es solide runterspielen kann. Andererseits funktionieren gerade Systeme, in dem das Spiel gegen den Ball eine so zentrale Rolle einnnimmt, meist ohne überdurchschnittliche Laufbereitschaft nicht sonderlich gut.

Weswegen das Spiel in Cottbus auch schnell unangenehm werden kann. Auf der einen Seite der Abstiegskandidat Energie Cottbus II, der jeden Punkt braucht und vermutlich erst einmal extrem destruktiv agieren wird (wobei interessant sein wird, wie tief man bei dieser Destruktivität steht). Und auf der anderen Seite der fast schon sichere Relegationsteilnehmer RB Leipzig, der vor den anstehenden sieben Highlight-Spielen in knapp vier Wochen vielleicht noch ein letztes Mal (unbewusst) durchschnaufen will. Läuft es so, dann könnte es sein, dass von den aktuell nachholespielbereinigt 12 Punkten Vorsprung der eine oder andere am Samstagnachmittag weg ist. Und somit auch der Relegationsplatz eventuell noch nicht gegen Lok theoretisch final klargemacht werden könnte.

Wenn es fußballerisch normal läuft und die RasenBallsportler ausreichend Energie in das Spiel stecken, dann sollte allerdings nichts dagegen sprechen, dass man auch die drei Punkte mitnimmt. Änderungen in der Aufstellung sind dabei aktuell nicht zu erwarten. Nach der überzeugenden Vorstellung gegen Magdeburg wüsste man nicht so recht, wen man nun plötzlich herausnehmen sollte. Von Verletzungen ist derzeit nichts bekannt. Und wenn Alexander Zorniger nicht ein, zwei Wechsel einbaut, um noch einmal einen zusätzlichen Reiz einzubauen, läuft es auf die Formation von vor einer Woche hinaus: Coltorti – Müller, Hoheneder, Franke, Judt – Fandrich, Kaiser, Schulz – Rockenbach – Kutschke, Frahn.

Fazit: So richtig viel Spannung wird wohl allgemein nicht aus dem Duell von Energie Cottbus II gegen RB Leipzig erwachsen. Zu unterschiedlich sind die Voraussetzungen, zu klar ist die Tabellenlage und zu beruhigend in Bezug auf die Restsaison war die Vorstellung von RB Leipzig gegen Magdeburg vor Wochenfrist. Angesichts der aktuell extremen Belastung, die der Cottbuser Nachwuchs mit diversen englischen Wochen am Stück aushalten muss, ist das ganz große Aufbäumen seitens des Gastgebers auch nicht zu erwarten. Holt RB in Cottbus mehr Punkte als zeitgleich Jena gegen Hertha II, dann hat man den Relegationsplatz auch theoretisch gesichert. Wenn nicht, dann verschiebt sich dieser Teil der Saisonaufgabe noch mal mindestens bis Mitte nächster Woche. Wäre jetzt auch nicht die ganz große Tragik..

(Wer das Spiel von RB Leipzig beim FC Energie Cottbus II nicht vor Ort verfolgen kann und trotzdem dabei sein will, nutze am 04.05.2013, ab 13.30 Uhr die üblichen Kanäle, also Liveticker [broken Link] und Fanradio.)

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Bisherige Duelle RB Leipzig gegen FC Energie Cottbus II (alles Regionalliga-Duelle)

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Pressekonferenz vom 03.05.2013, ein Tag vor dem Spiel FC Energie Cottbus II gegen RB Leipzig. Mit Ulrich Wolter, Alexander Zorniger und Clemens Fandrich.

11.40

So, jetzt werden hier noch Fotos geschossen mit Ulrich Wolter. Die Nummer spare ich mir dann mal, die wird es heute noch in rauen Mengen in den diversen Onlinemedien geben. Der Geschäftsführer Wolter macht sich als Model am Modell übrigens sehr gut.

Der nächste Schritt ist in Bezug auf die Infrastruktur also in der Mache. Gut sieht es aus. Nicht unbedingt extrem imposant, aber ich bleibe bei dem, was ich seit Monaten sage, dass es am Cottaweg sehr hübsch sein wird, wenn es denn mal fertig ist. Wenn man tatsächlich dazu noch ein ‘Amateur’stadion nördlich der Red Bull Arena für die U23 in Kooperation mit den Leichtathleten hinkriegt, wäre das großartig.

Für das Cottbus-Spiel bleibt nur festzuhalten, dass man sehen muss, wie groß die Konzentration der RasenBallsportler sein wird und wie der Cottbuser Nachwuchs inmitten diverser englischer Wochen agieren kann. Judt fällt aus, das ist schade,  aber da es wohl der einzige Wechsel in der Formation bleiben wird, ist es auch nicht ganz so dramatisch.

In diesem Sinne viel Spaß mit dem Wochenende und vielleicht können ja die nach Cottbus Mitfahrenden – wenn Jena gegen Hertha stolpert – schon die Meisterschaft feiern..

11.32

Fandrich: Cottbus sei im Abstiegskampf hoch motiviert, zumal es gegen RB geht.

Zorniger: Cottbus mit heftigem Restprogramm. Die jungen Spieler werden sich zeigen wollen, weil ja auch niemand weiß, ob Cottbus absteigt und wo es nächstes Jahr für jeden einzelnen hingeht. Man müsse Respekt haben, um seine Leistung abrufen zu können.

“Denke, dass die Meisterschaft etwas positives ist und das sollten wir mitnehmen, weil es zeigt, dass wir ein Jahr lang etwas besser gemacht haben als alle anderen. Ist nicht viel Wert, aber es ist etwas positives.” (Auf die Frage, ob es wichtig ist, dass man in Cottbus schon die Meisterschaft klar machen könne.)

11.27

Zorniger zum Trainingszentrum: Sehe gut aus, aber  die Wahrscheinlichkeit ist bei einem Trainer am geringsten, dass er das dann auch fertig sieht..

“Die jungen Spieler können sich aber schon mal freuen.”

Umut Kocin und Paul Schinke seien Alternativen für links hinten. Andere Lösung sei auch denkbar, aber Franke ist nicht geplant, da man nicht so viel umstellen möchte.

11.26

So, jetzt wird es sportlich.

Alexander Zorniger zu Magdeburg: “Mannschaft war auf dem Niveau, wo wir sie in den nächsten Wochen erwarten. Kutschke war der Leuchtpunkt, aber alle haben  ihre Leistung geboten. Eine solche Leistung hat man bisher über 90 Minuten kaum gesehen.” “Hab ein positives Gefühl, aber das hab ich schon seit längerer Zeit.”

Clemens Fandrich zum Cottbus-Spiel: “Freue mich, da hin zu fahren. Sind gut vorbereitet. Freue mich auf ein Wiedersehen mit Spielern, die ich kenne.” “Haben eine höhere Qualität als Cottbus.”

Zorniger: “Juri Judt hat sich eine Zerrung geholt und wird ausfallen.” Man hofft, dass er bis zum Lok-Spiel wieder dabei ist. Domaschke, Koronkiewicz und weiterhin Sebastian sind verletzt. Kutschke hat seine Oberschenkelverletzung auskuriert.

11.20

Am ersten Platz auf dem Trainingsgelände, da wo jetzt die Container sind, wird eine Tribüne für 1.500 Zuschauer entstehen.

Zusätzliche Trainingsplätze sind aktuell nicht geplant am Cottaweg.

Im Gremium, das die Entwürfe begutachtet hat, saßen auch diverse Leute aus verschiedenen Ämtern der Stadt.

Der Gewinnerentwurf hat architektonisch und von der Funktionalität her gefallen und ist auch billiger als einer der möglichen Konkurrenzentwürfe.

Weil es in Abtnaundorf beim SFV noch eine große Halle gibt, die man im Winter nutzen wird, hat man am Cottaweg darauf verzichtet, noch mal eine riesige Halle hinzustellen, sondern wird nur eine große gebaut.

11.13

Viele Fotografen heute. Das heißt es gibt nachher auch viele Bilder vom Modell des Trainingszentrums in den diversen Medien der Wahl..

Geschäftsführer Ulrich Wolter zuerst mit ein paar Worten zum Bau am Cottaweg: “Eine wichtige Woche für uns, dass wir das Trainingszentrum nun so bauen können, wie wir es wollten.” Mit der Stadt zusammen wurde sich auf drei Entwürfe geeinigt. Anfang der Woche wurde ein Beschluss für einen Entwurf gefasst. Nun gab es grünes Licht für das Bauvorhaben. “Ganz wichtige Investition in die Infrastruktur. Bin stolz, das Modell heute zeigen zu können. Bauprojekt vereinigt alle sportlichen Bereich von RB Leipzig, von den Profis bis runter zu den Nachwuchsmannschaften. Herz des Vereins ist das Internat.” Gelände wird Internat, Kältekammer, Turnhalle, Medienräume, Kaffee, Tiefgarage etc. enthalten.

“Leuchtturm über die Region hinaus für junge Talente.” Talente müssen künftig vielleicht nicht mehr Richtung Westen abwandern. “Eine Infrastruktur, die kaum ein anderer Verein vorweisen kann.”

Geschäftsstelle soll allerdings in der Innenstadt bleiben. In zwei Wochen soll auch ein Fanshop in der Innenstadt dazukommen. Insgesamt soll so der Verein auch in der Stadt sein Gesicht haben. Sei für die organisatorischen Wege des Vereins auch einfacher.

Amateurstadion stehe noch auf der Agenda. Die Frage ist, wo das gebaut werden soll. Nordanlage sei – in Kooperation mit den Leichtathleten – eine Option (nördlich der Red Bull Arena).

Baubeginn am Cottaweg im Spätherbst. Genehmigungstechnisch ist alles durch. Jetzt geht es nur noch um die Bauplanung. Bis Saisonbeginn 2015 soll alles fertig sein. Kostenpunkt: circa 35 Millionen.

10.55

Drüben bei Twitter gibt es schon mal zwei Bild (Bild 1, Bild 2) vom Modell der zukünftigen Bauten am Cottaweg.

10.52

So, da sind wir schon. Heute also die Vorstellung der Baupläne für den Cottaweg. Und natürlich ein Blick auf das Spiel bei Energie Cottbus II morgen.

Ein Gedanke zu „Emotionales Zwischentief“

  1. RB sollte lieber die Punkte jetzt gegen Cottbus holen, als dann gegen Zwickau, Lok oder auswärts gegen Jena oder BAK. Also bitte unbedingt jetzt zuschlagen!

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