Schon wieder ne Premiere am Cottaweg

Nachdem die Eröffnung des Trainingszentrums am Cottaweg vor ein paar Wochen zuschauertechnisch erfolgreich begangen wurde, war heute Auftakt fur die Profis auf ihrem neuen Übungsareal. Bisher hatte man noch in der Sportschule Abtnaundorf gekickt, wo man zwar noch bis Jahresende einen gültigen Vertrag besitzt, nun aber trotzdem schon mal das neue Zuhause benutzt. Natürlich mit der gängigen Begeisterung von wegen der hervorragenden Bedingungen und Co. Ich weiß ja nicht, wie die übergangsweise errichteten Container von innen aussehen, von außen wirkt das ganze Gelände doch noch arg unfertig. Aber die Trainingsplätze sind sicherlich absolut top.

Beim Gang über das Gelände von Hertha BSC am vergangenen Samstag jedenfalls , als man die Trainingsmöglichkeiten der Berliner quasi einmal durchqueren musste (zumindest, wenn man von der U-Bahn kam), um zum Amateurstadion zu gelangen, wo RB Leipzig später den Hertha-Nachwuchs besiegen wollte und sollte, hatte ich angesichts der beeindruckend-weitläufigen Dimensionen ein wenig das Gefühl, dass das neue Trainingsgelände der RasenBallsportler im Vergleich zu dem des Bundesligisten doch ziemlich popelig und baustellig aussieht (was natürlich für die Kürze der Zeit auch völlig normal und ok ist). Auf jeden Fall darf man sich durchaus fragen, inwieweit sich die derzeit 10 Nachwuchs-Teams und das Männer-Team auf den aktuell vier und später sechs Plätzen nicht in die Quere kommen.

Wohin die Reise entwicklungstechnisch gehen könnte, zeigt ein Artikel von Gernot Borriss, Investigativlokalpolitikjournalist bei der L-IZ in einem inhaltlich interessanten Bericht [broken Link] über verschiedene Vorgänge in den städtischen Entscheidungsgremien. Aus dem Sitzungsprotokoll des Arbeitskreises „Nutzungskonzept für den öffentlichen Raum im Umfeld des Sportforums“ zitiert Borriss folgendes:

Bzgl. der vorhandenen Nutzungen des Kleinmessegeländes wird in der Präsentation des VTA (Verkehrs- und Tiefbauamt – Anmerkung d. Red.) zugunsten der Schaffung dauerhafter Parkplätze (für Pkw oder Busse oder gemischte Nutzung) angeregt, über Verlagerungen nachzudenken.

Was übersetzt wohl bedeuten soll, dass die Idee, die Kleinmesse (also den direkten und platzraubenden Nachbarn von RB – Rummel, Zirkus und Co) an einen anderen Ort zu verlagern, keine schlechte wäre. Was ich auch behaupten würde, denn der gelegentlich im Gespräch befindliche Ort am Bayerischen Bahnhof böte mit seiner zukünftigen Direktanbindung via S-Bahn-Station einiges an Vereinfachung des Besucherzuflusses. Dumm an der Geschichte nur, dass die Stadtverwaltung im Zuge des Baus des Trainingszentrums immer wieder betonte, dass keinesfalls geplant sei, die Kleinmesse zu verlegen, weil man ja die Fläche erst hergerichtet habe.

Noch dümmer wird es betrachtet man folgendeAussage, die laut Borriss Teil des Entwurfs des neuen städtischen Flächennutzungsplanes sein soll:

Die Erich-Köhn-Straße soll als Umgehungsstraße für das Wohngebiet Lindenau ausgebaut werden und damit Verbindungsfunktionen übernehmen.

Die Erich-Köhn-Straße, das zu Erklärung, ist eine Straße, die sich direkt hinter dem Trainingsgelände von RB Leipzig befindet und zumindest in diesem Teilstück zwischen Kleinmesse und Straßenbahnhof Angerbrücke für den Autoverkehr gesperrt ist. Dieses Teilstück zu öffnen macht grundsätzlich durchaus Sinn, denn der Bau des Kauflands am Lindenauer Markt, noch viel mehr als das Trainingszentrum von RB Leipzig wird Verkehrsströme in die Gegend lenken, die es bisher noch gar nicht gibt, sodass jene die nicht gen Kaufland wollen, diesen Weg nutzen könnten, um auf schnellerem Wege zu dem Teil der Köhn-Straße zu kommen, der bereits derzeit vom Individualverkehr überwiegend genutzt wird, um Lindenau zu durchfahren.

Zusätzlich zum Ausbau der Köhn-Straße soll an dieser in direkter Nähe zum Trainingsgelände von RB Leipzig ein Parkplatz für 300 PKWs entstehen und der Kreuzungsbereich zur Ecke Lützner Straße ausgebaut werden. Was auch bedeutet, dass man zukünftig sinnigerweise in direkter Nähe zum Trainingsgelände einen Parplatz hätte, den man direkt von der Jahn-Allee und der Lützner Straße ansteuern könnte. Auch hier gilt aber, dass das dumme an der Sache ist, dass es bisher (insbesondere an die Adresse der Anlieger) hieß, dass man nicht vorhabe die Erich-Köhn-Straße auszubauen und als Umgehungsstraße einzurichten. Wenn ich mir selbst und einem früheren Artikel zum Baustart am Cottaweg glauben darf, dann war der Nichtausbau der Köhn-Straße auch Teil der Vereinbarung zwischen RB Leipzig und Umweltverbänden, mit der diese ihr Kriegsbeil begruben und den Weg für den ersten Bauabschnitt am Cottaweg freimachten.

Wie gesagt, aus meiner Sicht wären sowohl die Verlagerung der Kleinmesse, als auch der Ausbau (bzw. vielmehr Durchstich) der Erich-Köhn-Straße durchaus sinnvolle Maßnahmen* für die Gegend rund um das Trainingszentrum von RB Leipzig und in der Nähe zum zukünftigen Kaufland. Dass man nun aber Sachen in irgendwelche städtischen Entwürfe und Ideenskizzen aufnimmt, die noch vor sieben Monaten verneint wurden, verwundert dann doch. Scheint als suche man nach einem geräuschärmeren Weg sinniges durchzusetzen, was man vor kurzem noch nicht durchsetzen wollte. Ob man mit dieser Form des häppchenweisen Faktenschaffens durchkommt, muss man abwarten. Ein Lehrbeispiel für dialogorientiert, kommunikative Entscheidungsprozesse ist das ganze jedenfalls nicht. Damit passt es aber perfekt zum bisherigen, nichtkommunikativen Baugeschehen am Cottaweg..

*(Strenggenommen sollte es logisch ein entweder oder sein, denn beim möglichen Bau der Parkplätze an der Köhn-Straße bräuchte man die Kleinmesse nicht als Parkfläche, also gäbe es keinen Grund für den Umzug der Kleinmesse und bei einem möglichen Umzug der Kleinmesse bräuchte man den Parkplatz an der Köhn-Straße nicht und somit eigentlich auch nicht den Durchstich der Straße.)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert