Transfergerüchte: Hesl, Stocklasa, Hensel und Co

Bei allem was derzeit bei RB Leipzig an Baustellen zu verzeichnen ist, auch nach der Linke-Demission und der Freude über den Bau des Trainingszentrums am Cottaweg [broken Link], gehen die Personalplanungen für die neue Saison weiter. Und dementsprechend köchelt auch die Gerüchteküche. Nicht gerade über, aber sie köchelt mit immer neuen Namen. Nach der Pacult-Verpflichtung finden auch in Österreich kickende Fußballer verstärkt ihren Paltz darin. Und so wie ich die österreichischen Medien in den letzten Wochen kennengelernt habe, werden weitere Namen folgen. Mal ganz abgesehen vom Wahrheitsgehalt dürfte aus jedem Spieler, der nicht schnell genug einen Vertrag für die neue Saison vorweisen kann, eine Story gemacht werden.

Verstärkt wird das Rotieren in der Kaderplanung dadurch, dass durch Peter Pacult noch einmal Sachen überdacht werden dürften, die eigentlich schon klar schienen. Sprach Pacult bei seiner Vorstellung als RB-Coach noch davon, dass die Planungen des ehemaligen Sportdirektors Thomas Linke Bestand haben werden, wurde er gestern in der BILD mit den Worten zitiert, dass er sich in den kommenden Spielen als Zuschauer ein Bild von der Mannschaft machen und anschließend Gespräche führen werde. Was bedeutet, dass die bisherigen Planungen noch einmal neuen Wind bekommen und über den Haufen geworfen werden könnten und aktuelle Spieler wieder in die Verlosung rücken, die eigentlich schon als ausgemustert galten. Kann sein, dass das motivierend wirkt und die Leistungen von RB leipzig stärkt, kann aber auch sein, dass das Unruhe in eine eigentlich schon klare Situation bringt. Gerade, weil einige Gerüchte einigen derzeitigen (und wohl aussortierten) Stammkräften nicht unbedingt gefallen dürften. Man wird es sehen in den nächsten Spielen. Hier geht es aber erst einmal um Namen und Gerüchte.

Wolfgang Hesl (Quelle: BILD [broken Link] vom 05.05.2011): Hesl ist Torhüter und steht als solcher eigentlich beim Hamburger SV unter Vertrag. Da er dort hinter Rost und Dobry nur die Nummer 3 war, wurde er vor der Saison zum SV Josko Ried nach Österreich ausgeliehen, wo er in der dortigen höchsten Spielklasse auch aufgrund von Ausfällen der anderen Keeper Stammtorhüter wurde. Im Sommer soll er nach Hamburg zurückkehren, wo er eigentlich auch erwartet wird. Da er dort aber auch zukünftig nicht als Nummer 1 spielen darf, heißt es, dass er nach neuen Herausforderungen suche. Sein Vertrag in Hamburg läuft noch bis 2012, sodass eine Leihe derzeit nicht möglich wäre. RB Leipzig müssvte ihn aus dem Vetrag herauskaufen. Bekommen würden sie einen, der sich in Österreich erfolgreich durchgebissen hat, also einen der mindestens auf deutschem Zweitliganiveau halten kann. Ob er, der eigentlich in Hamburg, also in der Bundesliga, Nummer 1 werden wollte, sich RB Leipzig und die vierte Liga antun möchte, wage ich nicht zu beurteilen. Kolportiert wird medial, dass er bei einem Besuch von den Bedingungen in Leipzig begeistert gewesen sein soll. Wenn er das als langfristige Perspektive sieht und mit seinen 25 Jahren hat er noch ein langfristige Perspektive, dann wäre es sogar denkbar, dass ein Wechsel zu RB Leipzig nicht an ihm scheitern würde. Ganz unsinnig wäre ein solcher Transfer sicher nicht, steht doch Sven Neuhaus mit seinen 33 Jahren nicht gerade für die Zukunft. Zudem hat der aktuelle Stammkeeper bei RB Leipzig die laufende Saison alles in allem zwar solide, aber bei weitem nicht überragend gehalten. Neuhaus wird nachgesagt, dass er gerne in Leipzig bliebe, ob dies auch gilt, wenn man einen neuen, potenziellen Stammtorhüter verpflichtet, würde ich anzweifeln. Fazit: Wolfgang Hesl steht für den österreichischen Part der Transfergerüchte, der dadurch plausibel wird, dass Pacult ihn aus seiner Zeit bei Rapid Wien gut kennen dürfte. Hesl wäre sicherlich eine sinnige Verstärkung bei RB Leipzig, wenn man denn nicht mehr mit dem unwesentlich schwächer einzuschätzenden Sven Neuhaus plant. Was ich in Bezug auf seine Persönlichkeit schade finden würde. Und: RB Leipzig müsste bereit sein, Geld in sechsstelliger Höhe in die Hand zu nehmen. Ob das anderswo sinniger zu investieren ist, müsste der Verein selbst entscheiden.

Martin Stocklasa (Quelle: BILD [broken Link] vom 11.05.2011): Stocklasa ist ein demnächst 32jähriger Innenverteidiger, der wie Hesl derzeit beim SV Josko Ried spielt (bzw. aktuell verletzungsbedingt nicht spielt). Stocklasa ist in Ried absoluter Stammspieler und als solcher sicherlich von solider Qualität. Peter Pacult hatte den Liechtensteiner Nationalspieler bereits 2006 zu Dynamo Dresden geholt, wo er insgesamt 60 Regionalliga-Spiele bestritt. Zumindest Pacult dürfte also von den Qualitäten Stocklasas überzeugt sein. Horcht man in die Dresdner Fanforen hinein ist man zu Stocklasas Fähigkeiten durchaus geteilter Meinung. Überschwang sieht jedenfalls anders aus. In meiner Erinnerung an seine Zeit im Fußballosten assoziiere ich ohne tiefgründiges Wissen auch eher Solidität mit dem Namen Stocklasa. Das muss nicht schlecht sein, fraglich ist nur, ob man den 33jährigen Ex-Nationalspieler und -Bundesligaprofi Ingo Hertzsch, der die erste Verpflichtung bei RB Leipzig war und immer ein Stück für den Verein stand (und nun keinen Vertrag mehr erhält) tatsächlich gegen einen 31jährigen, soliden Liechtensteiner Nationalspieler eintauschen muss. Ein perspektivischer Wechsel sähe jedenfalls anders aus. Fazit: Stocklasas Wechsel scheint den Berichten nach bereits fix zu sein. Für sich genommen, sicher ein Spieler, der die nötige Qualität und Einstellung für die Regionalliga mitbringt, im Vergleich zu denen, die gehen müssen (Hertzsch, aber auch Kläsener) aber auch eine vergleichsweise schwer nachvollziehbare Wahl.

Marc Hensel (Quelle: BILD [broken Link] vom 10.05.2011): Es gibt diese Gerüchte, bei denen man sich sofort mit dem Finger an die Stirn tippt. Marc Hensel gehört dazu. Absoluter Stammspieler bei Erzgebirge Aue. Akutell von den Fans zum Spieler der Saison gewählt. So etwas wie das Herz der Mannschaft. Kolportiertes Interesse seitens des Hamburger SV. Falls Marc Hensel tatsächlich darüber nachdenken sollte, Aue zu verlassen, dann doch nie und nimmer, um mit seinen 25 Jahren (Stichwort bestes Fußballalter) in der vierten Liga zu versauern, sondern wenn dann höchstens um den nächsten sportlichen Schritt zu machen. Der (nimmt man das Gerücht HSV) mit genug Geld verbunden wäre, um das Argument, er könnte des Geldes wegen nach Leipzig gehen, locker zu entkräften. Fazit: Nein, nein und nochmals nein. Was nicht auf Hensels Qualitäten gemünzt ist, sondern ausschließlich darauf, dass es keinen mir ersichtlichen Grund für ihn gibt, nach Leipzig zu wechseln.

Andreas Dober (Quelle: oe24.at vom 12.05.2011): Ganz aktuell ist das neueste Gerücht aus der Österreich-Connection. Dabei handelt es sich um den 25jährigen Andreas Dober, der derzeit noch bei Rapid Wien unter Vertrag steht, dort aber keinen neuen Vertrag bekommt. Hintergrund des Gerüchts ist, dass Peter Pacult bis vor kurzem noch bei Rapid Wien war und Dober genauestens kennen dürfte. Dober ist eines dieser Gerüchte, bei denen man nicht weiß, ob sie nur deswegen aufkommen, weil man irgendwie Pacult und Spieler xy aufgrund gemeinsamer Vergangenheit und unklarer Zukunft verknüpfen kann. Einerseits. Andererseits ist Dober Rechtsverteidiger, eine Position auf der man bei RB Leipzig für die neue Saison unbedingt aktiv werden muss. Und einer, der wie Dober durch sämtliche Nationalmannschaften Österreichs gewandert ist, kann der schlechteste Spieler nicht sein. In der aktuellen Saison stehen für Dober allerdings überwiegend Kurzeinsätze zu Buche. Neun Spiele in der österreichischen Liga, sechsmal eingewechselt, dreimal ausgewechselt, nichts sonderlich berauschendes. Nach Pacults Abgang bei Rapid wurde Dober sogar zum Amateurteam srafversetzt. Aus sportlichen Gründen wie es heißt. In den Weiten des Netzes wird ihm zudem ein etwas schwieriger Charakter attestiert. Mit dem Peter Pacult dann vermutlich wird umgehen können, wenn er Dober aus dem menschlichen Effeff kennt. Schließlich haben sie über vier Jahre zusammen gearbeitet. Fazit: Wie realistisch das Gerücht um Dober ist, kann man schwer einschätzen. Fußballerisch würde es sicher passen, die Position Rechtsverteidiger ist bei RB vakant und charakterlich kennt Peter Pacult Andreas Dober genau. Faktisch spricht nicht viel gegen das Gerücht.

Tim Bauer (Quelle: Schwäbische Post [broken Link] vom 28.04.2011): Noch so ein Gerücht, das auf eine Position (in diesem Fall des Linksverteidigers) abzielt, die bei RB Leipzig vakant ist. Nach dem Abgang von Lars Müller de facto sogar doppelt. Ein Gerücht auch, über dessen Inhalt, den Spieler Tim Bauer nun wirklich nicht allzuviel bekannt ist. Mit seinen 26 Jahren spielt er derzeit beim VfR Aalen, mit dem er gerade den Drittligaabstieg abgewendet hat. Da sein Vertrag im Sommer ausläuft, steht er dem Markt umittelbar zur Verfügung. Als ehemaliger Juniorennationalspieler tingelte er in seiner Männerkarriere immer irgendwo zwischen Liga 3 und 5. Hofenheim, Sandhausen, Siegen, Aalen. Das klingt nicht nach großer Fußballwelt. Was ziemlich genau RB Leipzig entspricht, aber unter Umständen nicht so richtig viel Luft nach oben hat. Tim Bauer scheint zu den talentierten Spielern zu gehören, die im Männerbereich dann keinen Leistungssprung mehr machen und so immer ein wenig auf der Stelle treten. In Aalen in der letzten Saison aufgestiegen, war Bauer in der Hinserie Stammspieler, überwarf sich aber in der Rückrunde mit Trainer Hasenhüttl, sodass er nur noch zu sporadischen Einsätzen kam. Trotzdem gilt er in Aalen einigen vor Ort noch immer als leistungsfähiger, offensivstarker Linksverteidiger [broken Link] mit Hang zum Bruder Leichtfuß (na dann viel Spaß mit Peter Pacult), dem man nachtrauere. Fazit: Schwer Tim Bauer einzuschätzen. Ob er mit Peter Pacult klar kommt, sei auch dahingestellt. Fest steht, er hat einen linken Fuß, RB Leipzig braucht mindestens einen linken Fuß. Ob das zusammenwachsen sollte, müsste die Scoutingabteilung wissen.

Christian Müller (Quelle: Frankfurter Neueste Presse [broken Link] vom 05.05.2011): Für Christian Müller gilt etwas ähnliches wie für Tim Bauer, nämlich, dass man aus dem Stegreif nicht so richtig viel über ihn weiß. Christian Müller ist mit seinen 27 Jahren derzeit beim FSV Frankfurt tätig, hat dort aber ein Angebot zur Vertragsverlängerung ausgeschlagen. Er kann den Verein also ablösefrei verlassen. Als Rechtsverteidiger würde Müller auf dieselbe Position abzielen wie das obige Gerücht Andreas Dober. Christian Müller war die gesamte Zweiligaspielzeit beim FSV Frankfurt Stammspieler. Wenn Tomas Oral, ehemaliger Frankfurter Trainer noch bei RB Leipzig agieren würde, würde ich sagen, dass Müller (von Oral nach Frankfurt geholt) ein wahrscheinliches Gerücht ist. Da Oral allerdings keine Vertragsverlängerung angeboten bekam, weiß ich nicht, was einen Stammspieler beim FSV Frankfurt und zwar einen, der dort bei Mitspielern und Fans sehr geachtet wird, nach Leipzig ziehen sollte. Geld? Vielleicht ja auch das, in dem Fall. Sportlich macht der Wechsel zum jetzigen Zeitpunkt wenig Sinn, wenn man Müllers Karriere (Offenbach, Augsburg, FSV) betrachtet, nicht einmal falls Ärger im Verein (Trainer? Vereinsführung?) der Grund für die Trennung sein sollte. Fazit: Mit Christian Müller geht es mir, wie mit Hensel, wenn auch in deutlich abgeschwächter Form. Mir scheint das Gerücht keinen Sinn zu ergeben, da Müller sportlich keinen Neuanfang in unteren Spielklassen suchen müsste (kein Abstieg, kein persönlich schlechtes Jahr hinter sich).

Eine klitzekleine Anmerkung noch zu den Gerüchten insgesamt. Es sind auffallend viele Gerüchte mit österreichischem Hintergrund dabei. Was man an der Person Pacult, aber auch an der besonders gerüchtfreudigen, österreichischen Medienlandschaft festmachen könnte. Wie dem auch sei, gesetzt den Fall, man verpflichtete diverse in Österreich aktive Fußballer, dann gilt natürlich zuerst einmal das Leistungsprinzip bei der Beurteilung der Transfers. Auf der anderen Seite wäre es schon erstaunlich, wenn man österreichischen Mannschaften ihre nicht mehr gewollten Spieler abnimmt, während es in der strategischen Entwicklung von Red Bull Fußball ja eigentlich immer vorgesehen war, dass es zwischen Salzburg und Leipzig beidseitige Synergieeffekte geben sollte. Davon ist jedenfalls noch nichts bemerkbar und dass man darüber nachdenke, dem einen oder anderen (Nachwuchs-)Spieler den Wechsel von A (Leipzig) nach B (Salzburg) oder andersherum nahezulegen, ist auch nicht überliefert. Schräge Situation, wenn die Synergien zwischen den Vereinen ausblieben, aber der österreichische Spielermarkt trotzdem wichtiges Ziel von RB Leipzig werden würde.

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