In Schönheit sterben?

Ach, liebe deutsche Fußballnationalmannschaft: Mal abgesehen davon, dass ich Miro und Poldi immer noch nicht so toll finde wie es ganz Fußballdeutschland nach dem 4:0 gegen Australien tut, muss ich ihnen trotzdem meinen Respekt aussprechen. Sie sind bisher das einzige Team, das bei dieser WM positiv überrascht hat; mit einer modernen, zielführenden Offensivtaktik, die man in dieser Form ansonsten nur bei der argentinischen Elf sehen durfte. Und sie sind tatsächlich das einzige Team bisher, bei dem man das Gefühl hat, dass es eine besondere fußballerische Idee hat, die über das passable Verschieben und Raum Zustellen hinausgeht. Was nicht etwa heißt, dass das Defensivspiel grundsätzlich eine unansehnliche Geschichte sein muss. Gerade Inter Mailand hat gezeigt, dass hervorragende Defensivorganisation und ein darauf aufbauendes Offensivkonzept zwei Seiten derselben hübschen Medaille sind. Und genau da sehe ich das Problem bei Ihnen, liebe deutsche Fußballnationalmannschaft: ihre Defensivorganisation, so hat sich sogar schon gegen Australien in Ansätzen gezeigt, hängt der Offensivorganisation um Längen hinterher. Das liegt nicht nur daran, dass die Herren Mertesacker, Friedrich und auch Badstuber auf ihren Positionen international im besten Fall zweitklassig sind, sondern auch an der noch mangelnden Abstimmung zwischen Torwart und Verteidigung, der noch ungetesteten Abstimmung zwischen Doppel-Sechs und Innenverteidigung und der Schlimmes erahnen lassenden Kombi Badstuber/ Podolski. Man darf schon jetzt gespannt sein, wie diese Baustellen aussehen werden, wenn die Herren Messi, Tevez und Milito/ Higuain sich ihnen in einem eventuellen Viertelfinale nähern. Da ahne ich nichts Gutes. Ein bisschen beschleicht mich ja das Gefühl, dass Sie, liebe deutsche Fußballnationalmannschaft eine holländische WM spielen, also in Schönheit sterben werden.

Ach, liebe englische Fußballnationalmannschaft: Da mache ich Sie nun zu meinem Top-Favoriten auf den WM-Titel und dann dieser Auftritt gegen die USA, der vor Konzeptlosigkeit nur so strotzte. Wie kann denn ein so gut organisiertes Team, wie das Ihre nach einer grandiosen WM-Quali dermaßen einbrechen? Aber ein was gutes hatte das Spiel gegen die USA: den dicken Torwart-Bock dürften Sie für dieses Turnier hinter sich haben. Naja, obwohl, schließlich sind Sie nicht umsonst die englische Fußballnationalmannschaft.

Ach, liebe französische Fußballnationalmannschaft: Ich habe mir wirklich Mühe gegeben mit Ihnen, nachdem mir die NZZ – wie hier schon mal erwähnt – Sie als fußballerischen Deckel auf mich Fußballkonsumententopf empfohlen hat. Noch eine Halbzeit planloses Gekicke und noch eine Halbzeit Yoann Gourcuff und ich werde meine Bemühungen, positive Emotionen für Sie zu entwickeln, endgültig einstellen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert