Alle Macht der Jugend

Wenn man im Zusammenhang mit RasenBallsport von Baustellen redet, dann jammert man sicher – im Vergleich zu anderen Vereinen – auf hohem Niveau. Andererseits ist es der Anspruch von RasenBallsport Leipzig, in absehbarer Zeit die Nr.1 in Mittel- bzw. Ostdeutschland zu werden. Von daher sollte hier sowieso einiges anders als in anderen Vereinen funktionieren. Eine der Baustellen auf hohem Niveau ist die Nachwuchsarbeit der RasenBallsportler.

(Was gibt es schöneres als Profifußballer, die aus dem eigenen Verein kommen. Mir fallen da spontan die geschätzten Herren Möckel, Watzka, Garbuschewski ein. Alles Fußballspieler mit Drittligaformat, die selbst mit ihrer (nur passablen) Klasse keine Perspektive in Leipzig sahen und ihr Glück woanders (derzeit Erfurt, Magdeburg, Chemnitz) versuch(t)en. Schön wäre es, diese noch in Leipzig zu wissen, denn bei Spielern, die aus den eigenen Jugendmannschaften eines Vereins erwachsen, hat man selbst als außenstehender Beobachter immer das Gefühl, man hätte beim Heranwachsen zugesehen und sie selber entdeckt und jetzt, wo sie erwachsen sind, kann man stolz darauf sein, dass was vernünftiges aus ihnen geworden ist.)

In Bezug auf den Nachwuchs gilt bei RasenBallsport das Ziel, die Talente der Region (Mitteldeutschland?, Ostdeutschland?) zu bündeln und sie an ein erfolgreiches Männerteam heranzuführen. Dreier Sachen bedarf es wohl für diese Ziele:

  • Eine erfolgreiche Männermannschaft bzw. ein Vereinsimage mit Strahlkraft
  • Professionelle Strukturen in der Nachwuchsarbeit
  • Nachwuchsmannschaften, die in den höchstmöglichen Spielklassen spielen

1.) Wenn die erste Männermannschaft in der 5.Liga spielt, wäre es wohl übertrieben, von Strahlkraft zu sprechen. Selbst einem 17jährigen, der noch auf seinen Durchbruch wartet, geht wohl keiner ab, wenn er an einen Einsatz beim Spiel RB Leipzig gegen Borea Dresden denkt, noch dazu vielleicht bei Markranstädter Nieselregen oder auf dem Kunstrasen des LFC. Mindestens Liga 3 sollte es schon sein, damit die 1.Männermannschaft eines Vereins für die überregionale Sportberichterstattung (Sportschau!) und somit auch für Nachwuchssportler interessant wird, also auf einem Niveau spielt, auf dem positive, sportliche Schlagzeilen auch wahrgenommen werden. Die Sache mit dem Vereinsimage ist schlechter planbar als der sehr wahrscheinliche, baldige sportliche Aufstieg, auch wenn natürlich das Image ein Stück weit mit sportlichem Erfolg korreliert. Zu sehr ist man abhängig von Journalisten und – fast noch schlimmer – diesem neuen, unkontrollierbaren Medium Internet, wo Meinungen und Images sich zum Teil dem Einfluss der Marketingabteilungen entziehen (auch wenn es natürlich so etwas wie virales Marketing gibt). Es wird für die talentierte Fußballjugend u.U ein schwerer Weg zu einem Verein, der in Leipzig mit seiner Konkurrenzsituation auf Vereinsebene, aber auch darüber hinaus derzeit nicht übermäßig beliebt ist. Die Tatsache, dass Fußballfans aller relevanten Ostvereine den RasenBallsportlern distanziert gegenüberstehen, wird eventuell auch an den Nachwuchsspielern der entsprechenden Vereine nicht spurlos vorübergehen, sodass das eine oder andere Talent vielleicht lieber im Anti-RBL-Gebiet Jena bleibt, als seine Karriere mit Red-Bull-Flügeln voranzubringen.

2.) Am einfachsten ist es wohl professionelle Strukturen in der Nachwuchsarbeit einzuführen, schließlich handelt es sich hier um Arbeitsschritte, die ganz direkt planbar sind. Funktionierendes Scouting, engagierter Trainerstab, gute Trainingsbedingungen. In diesem Zusammenhang scheinen die RasenBallsportler schon gut aufgestellt, auch wenn ein zentrales, eigenes Jugendtrainingszentrum noch fehlt. Doch der Ausflug in die Sportschule Kaiserau zur Saisonvorbereitung der A- und B-Junioren zeigte, dass man auch beim Nachwuchs zentrale, professionelle Trainingsmöglichkeiten schätzt. Und auch in Leipzig wird man wohl in absehbarer Zukunft eine eigene, zentrale Ausbildungsstätte erschaffen.

3.) Dass die Juniorenmannschaften in den höchsten, deutschen Spielklassen spielen, entzieht sich wiederum der direkten Planbarkeit. Zwar kann man durch die Verpflichtung neuer Talente, durch gute Trainer und durch gute Trainingsbedingungen die Voraussetzungen für Erfolg schaffen, aber inwieweit er dann tatsächlich eintritt, ist gerade in der Nachwuchsarbeit schwer einzuschätzen. Zumal die Regionalliga bei A- und B-Junioren aufgrund dessen, dass aus dieser nur eine Mannschaft aufsteigen kann, nicht gerade durchlässig ist. Nichtsdestotrotz muss es natürlich das unmittelbar Ziel (also das Ziel für 2010/2011) sein, genau diesen ersten Platz zu erringen und in die Bundesliga aufzusteigen. Nicht zuletzt, weil dort mit dem HSV, Werder Bremen, Energie Cottbus, Hansa Rostock, Wolfsburg und Co. die Mannschaften warten, mit denen man sich messen muss, wenn man seine eigenen Jugendspieler entwickeln will und weil diese Mannschaften ansonsten auch weiterhin einen unschätzbaren Wettbewerbsvorteil im Kampf um die Talente haben.

Es scheint angesichts der genannten Punkte fast so als wäre die Nachwuchsarbeit eine Großbaustelle, andererseits könnte man behaupten, dass die Überlegungen dieses Artikels von der Wirklichkeit schon längst überholt wurden und in diesem Zusammenhang auf die Wechsel in der Winterpause [broken Link] verweisen. Junge Spieler, die trotz 5.Liga-Männermannschaft (7.Liga-U23-Mannschaft!), Leipziger Fußballanimositäten und zweitklassigen Nachwuchsteams zu den RasenBallern stoßen wollten, weil sie hier die besten Perspektiven sahen [broken Link]. Na dann, auf dass aus der Baustelle Nachwuchs bald ein hübsches kleines Häuschen oder gern auch ein hübsches großes Haus wird.

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